UN-Bericht zur globalen Klimapolitik: Auf dem Weg zu 3,1 Grad Erderhitzung
Nie wurden mehr Treibhausgase ausgestoßen als 2023, zeigt ein Bericht der Vereinten Nationen. Mehr Klimaschutz sei nötig – aber auch möglich.
„Keine heiße Luft mehr – bitte!“, lautet der Titel der Publikation. Die Botschaft an die Regierungen: ambitioniertere Klimaziele setzen und diese Ziele dann auch tatsächlich einhalten, sonst wird das nichts mit dem 1,5-Grad-Ziel. Im Pariser Weltklimaabkommen von 2015 haben die Staaten versprochen, die Erderhitzung möglichst bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten zu begrenzen, auf jeden Fall aber bei „deutlich unter“ 2 Grad.
„Rekordemissionen bedeuten Rekord-Ozeantemperaturen, die Monsterhurrikanes befeuern. Rekordhitze macht Wälder zu Zunder und Städte zu Saunen. Rekordregen sorgen für biblische Fluten“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres bei der Vorstellung des Berichts.
Der UN-Emissionslückenbericht wird jedes Jahr von hunderten Wissenschaftler*innen geschrieben. Sie fassen auf Grundlage der aktuellen Forschung zusammen, wie viele Treibhausgase im vergangenen Jahr ausgestoßen wurden, wie die Pariser Klimaziele eingehalten werden können. Die Diskrepanz zwischen dem politischen Handeln und dem Notwendigen bezeichnet das Unep als Emissionslücke.
Erhitzung um mehr als 3 Grad droht
Bei einem Weiter-so werde sich die Erde bis 2100 wahrscheinlich um 3,1 Grad erhitzen, stellt der Bericht fest. Das würde Teile der Erde wegen Meeresspiegelanstieg, Hitze oder Extremwetter unbewohnbar machen. Hielten sich alle Länder an ihre Klimaversprechen, wären es wahrscheinlich immer noch 2,6 bis 2,8 Grad. Die Emissionslücke hat sich seit vergangenem Jahr nicht verändert, weil kein Land seine Klimaversprechen, die sogenannten Nationally Determined Contributions (NDC), angepasst hat.
„Wir brauchen eine globale Anstrengung, wie wir sie nie zuvor gesehen haben“, sagte Unep-Chefin Inger Andersen. „Jedes Zehntelgrad Erderhitzung, das wir vermeiden, zählt. Wir retten damit Leben, schützen unsere Wirtschaft, verhindern Zerstörung und bewahren unsere Artenvielfalt.“
Dem Bericht zufolge würden 2030 im Vergleich mit 2019 die CO2-Emissionen um vier bis zehn Prozent sinken, wenn alle Staaten ihre Klimaversprechen einhalten würden. Um die Erderhitzung bei 2 Grad zu stoppen, wären aber wahrscheinlich 28 Prozent weniger Emissionen nötig, für die 1,5-Grad-Grenze 42 Prozent.
Die Verfasser*innen des Berichts stellen aber auch fest, dass die nötigen Technologien bereits existieren: Mehr Wind- und Solarenergie einzusetzen, könnte mehr als ein Viertel der nötigen Emissionsminderung erreichen. „Das ist großartig, denn Solaranlagen und Windräder sind billige, bewährte Technologien“, sagte Andersen. Aufzuhören, Wälder zu roden, kann ein weiteres Fünftel beitragen.
Andersen forderte die Regierungen deswegen auf, bei der nahenden UN-Klimakonferenz die Grundlage für strengere NDC und eine Umleitung der globalen Finanzströme zu schaffen, sodass sich die Entwicklungsländer an die Erderhitzung anpassen und ambitionierte Klimaziele erreichen können. Die Konferenz findet im November im aserbaidschanischen Baku statt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen