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Twitter fact-checkt TrumpPräsident mit Warnhinweis

Twitter hat erstmals Tweets von Donald Trump mit einem Warnhinweis versehen. Es geht um Falschinformation in dessen Äußerungen zur anstehenden Wahl.

Präsident Trump hat möglicherweise eine Falschbehauptung aufgestellt, sagt Twitter. [shocked!] Foto: Evan Vucci/ap

San Francisco/Berlin reuters/taz | Twitter hat am Dienstag zum ersten Mal einen Tweet des US-Präsidenten Donald Trump mit einem Warnhinweis vor möglichen falschen Fakten versehen. Damit wendet Twitter seine neue Politik zum Fact-Checking erstmals bei seinem berühmtesten Nutzer an.

Trump, der mehr als 80 Millionen Follower auf dem US-Kurznachrichtendienst hat, hatte zu Beginn des Tages zu den anstehenden Wahlen getwittert und unter anderem geschrieben, dass eine Briefwahl „im Wesentlichen betrügerisch“ sei und zu einer „manipulierten Wahl“ führen würde.

Twitter markierte die Aussage mit einem blauen Ausrufezeichen, das den Leser auffordert, „Fakten über die Abstimmung per Brief zu erhalten“ und mit einem Klick auf eine Seite mit weiteren Informationen führt. Dort heißt es beispielweise in einer Überschrift: „Trump macht unbegründete Behauptung, dass Briefwahlstimmen zu Wahlbetrug führen“.

Es folgt ein Abschnitt „Was Sie wissen müssen“, der drei konkrete Behauptungen aus den Trump-Tweets behandelt. Die Warnungen vor möglichen Fake News ist laut Twitter eine Erweiterung der neuen Richtlinie zur Vermeidung irreführender Informationen. Sie wurde Anfang des Monats eingeführt, um Fehlinformationen über das Coronavirus zu bekämpfen. Wie zuvor Facebook hatte auch Twitter angekündigt, Tweets mit Coronabezug und zweifelhaften Inhalten mit Hinweisen zu markieren.

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Twitter vermeidet in der Regel das Löschen von Inhalten, um keine Zensurvorwürfe zu riskieren. Trump-Tweets zu löschen war für Twitter bisher außerdem doppelt tabu, da die Aussagen des US-Präsidenten, egal wie falsch oder schockierend, aus Sicht des Kurznachrichtendienstes Nachrichtenwert haben und von öffentlichem Interesse sind.

Twitter setzte seine Warnungen vor falschen Fakten daher auch bislang nur sparsam gegen politische Persönlichkeiten ein, aber es wurden bereits Tweets der Präsidenten Brasiliens und Venezuelas gelöscht, die gegen die Corona-Regeln des Nachrichtendienstes verstoßen hatten.

Trump warf dem Unternehmen – wiederum per Tweet – vor, sich in die Präsidentschaftswahlen 2020 einmischen zu wollen: „Twitter unterdrückt die freie Meinungsäußerung und ich, als Präsident, werde es nicht zulassen, dass das passiert!“

Trump postete den gleichen Text über das Briefwahlsystem auch auf seiner offiziellen Facebook-Seite, wo der Beitrag 170.000 Reaktionen erhielt und 17.000 Mal geteilt wurde. Nach Facebook-Richtlinien müssen Inhalte entfernt werden, die Methoden der Stimmabgabe oder Wählerregistrierung falsch darstellen – aber in diesem Fall ließ das Unternehmen den Post unberührt. „Wir glauben, dass die Menschen in der Lage sein sollten, eine Debatte über den Wahlprozess zu führen, weshalb wir unsere Richtlinien so auslegen, dass sie sich auf falsche Darstellungen konzentrieren, die die Abstimmung stören würden“, sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur Reuters.

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6 Kommentare

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  • Tragischerweise muss man aber in diesem Fall zugeben, dass da ja durchaus was dran ist: Wenn ein autoritäres Familienoberhaupt (oder gar Firmenchef) sich entschließt, für seine "Untergebenen" die Briefwahl zu organisieren, dann sind dem Wahlbetrug tatsächlich Tür und Tor geöffnet.



    Insofern sollten wir schon drauf achten, dass die Briefwahlquote möglichst gering bleibt.

    • @Helmut van der Buchholz:

      Was in den USA ja Gang und Gäbe ist...zuhauf Bosse, die beim Ausfüllen mit der Knarre hinter ihren Schützlingen stehen und sie zwingen, Trump zu wählen? So muss es wohl gelaufen sein beim letzten Mal.

      Schätze eher, Trump kann auf die persönliche Wahl (im letzten Moment?) mehr Einfluss ausüben und fürchtet nun die überlegte Vorauswahl per Brief, die m.W. eher aus der gebildeten Schicht kommt.

      • @Mitch Miller:

        Es geht ganz einfach um Aritmethik. Trump muss einige Staaten gewinnen, in denen die Briefwahl in der Vergangenheit eine pro-demokratische Rolle gespielt hat. Kann er sie torpedieren, kostet das seinen Herausforderer Stimmen.

  • Twitter fact-checkt Trump. Ist das nun ein deutscher oder ein englischer Satz? Oder nichts von beiden?

  • Sturm im Twitterglas.

  • Das Beste ist, in vielen anderen Kommentatorenspalten (schneller als die TAZ) zu lesen, wie er verteidigt wird, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung gekappt wäre und wie neue, alte, Verschwörungstheorien aufgemacht werden.

    Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist nicht gekappt. Er kann sagen, was er möchte, es wird nur auch mal "beantwortet".

    Es wäre sowieso mal ein interessantes Experiment, wenn sich ein substanzieller politischer Gegner auf das Niveau herablassen würde und aucheine Dauerbombardement mit persönlichen Diffamerungen kund tun würde. Immer mit dem Zusatz Failing President or Lying President. Aber es ist gut, das sich nicht jeder immer in die Tiefen begibt (wobei auch nicht jede/r auf den Höhen bleibt, ist schon klar).