Türkischer Amnesty-Chef: Anwalt der Menschenrechte
Taner Kilic ist der Türkei-Chef von Amnesty International. Jetzt wurde er festgenommen, weil er der Gülen-Bewegung angehören soll.

Taner Kilics Vergehen? Er hat einen Messenger-Dienst genutzt Foto: amnesty international
taz | Sie kamen wie immer am frühen Morgen. Der Vorsitzende von Amnesty International Türkei, Taner Kilic, wurde am Dienstag in seiner Wohnung in Izmir festgenommen. Seit 2014 ist der Anwalt Vorsitzender der türkischen Sektion von AI. Doch erklärte der Generalsekretär von AI, Salil Shetty, die Festnahme richte sich wahrscheinlich nicht gegen Amnesty; Taner Kilic sei wohl nicht wegen seiner Arbeit dafür festgenommen worden.
Tatsächlich wurde Kilic im Rahmen einer Großrazzia gegen angebliche Mitglieder der Gülen-Bewegung gemeinsam mit 22 weiteren Anwälten festgenommen. Als Indiz für seine angebliche Mitgliedschaft in der Gemeinde, die die türkische Regierung für den Putschversuch im Juli letzten Jahres verantwortlich macht, führt die Staatsanwaltschaft laut Hürryet an, dass Kilic die Messenger-App ByLooK benutzt hat, mit der sich die Gülen-Gemeinde während des Putschversuchs verständigt haben soll. Die Nutzer von ByLook sind für die türkische Regierung ausnahmslos als Putschisten verdächtig.
Der 1969 geborene Kilic kommt aus der muslimischen Menschenrechtsbewegung. Sein Spezialgebiet ist internationales Flüchtlings- und Migrationsrecht. Lange bevor er 2002 für AI aktiv wurde, war er in dem muslimischen Menschenrechtsverein Mazlumder aktiv. So geriet er Ende der 90er ins Visier der damals noch säkular-kemalistisch ausgerichteten Polizei. Er klagte vor dem Menschenrechtsgericht in Straßburg und wurde entschädigt. Ein Freund von ihm, Hakan Ataman, schrieb gestern im Internetportal Bianet, ironischerweise sei Kilic nun von seinen früheren muslimischen Freunden festgenommen worden.
Amnesty kritisierte die Festnahme von Kilic am Mittwoch scharf. Sie zeige abermals, wie willkürlich die Festnahmen seit dem Putschversuch von letztem Jahr geworden seien. „Taner Kilic ist jemand, der seit Langem die Freiheitsrechte verteidigt, die jetzt mit Füßen getreten werden“, sagte Salil Shetty. Er erwarte, dass Kilic und die anderen Anwälte unverzüglich freigelassen würden. Bis Mittwoch sah es nicht danach aus. Kilic wird jeder Kontakt nach außen verwehrt.
Leser*innenkommentare
Alfredo Vargas
So wie ich das sehe sind fast alle Leute in der Türkei die gegen Erdogan sind für diesen Despoten Gülenmitglieder oder Erdogan bezeichnet zumindest seine Gegner so. Aber der schlimmste Mann in der Türkei ist Erdogan
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In der neuzeitlichen Geschichte finden wir genügend Beispiele von autoritären Herrschern ( Diktatoren ) der Neuzeit die unter Dauer-Verfolgungswahn litten, diese Paranoia hatte dann fürchterliche Auswirkungen. Nun kann man hoffen das es sich hier um die Ausnahme handelt welche die Regel bestätigt
WortAbstrakt
Wieviel Menschen doch in diesen Spielzeugputsch "Versuch" involviert waren. Es ist ja wirklich phänomenal, dass der Kalif da lebend raus gekommen ist....
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@WortAbstrakt Da scheint es doch es waren so viele das diese sich gegenseitig auf die Füsse getreten sind und " vor lauter Bäumen den Wald nicht sahen"