piwik no script img

Treffen der G7 in BrüsselBenimmregeln für Putin

Umfassende Wirtschaftssanktionen hat Russland vom Westen vorerst nicht zu erwarten. Aber die Länder der G7 formulieren konkrete Erwartungen.

5 aus 7: Aber alle sieben Staatschefs waren sich bei ihrer Haltung gegenüber Russland einig. Bild: reuters

BRÜSSEL taz | Im Konflikt mit Russland um die Ukraine hat der Westen seine Taktik geändert. Beim G-7-Gipfel in Brüssel, der das ursprünglich geplante G-8-Treffen in Sotschi ersetzte, machten die USA und die EU dem russischen Präsidenten Vladimir Putin konkrete Vorgaben, was er zu tun und zu lassen habe. Wenn sich Putin daran nicht halten sollte, drohen neue Sanktionen – allerdings nicht sofort.

Ursprünglich war geplant, schon jetzt die so genannte „Stufe 3“ - also umfassende Wirtschaftssanktionen gegen mehrere Schlüsselbranchen - zu verhängen. Doch da Putin bisher nicht zur befürchteten Invasion in der Ostukraine geblasen hat und auch nicht die Präsidentschaftswahlen verhindern konnte, gab es dafür keine Mehrheit. Die G-7 mussten sich also etwas Neues einfallen lassen.

Auf Druck von US-Präsident Barack Obama wurden nun Erwartungen formuliert und Benimmregeln aufgestellt. In ihrer gemeinsamen Erklärung forderten die G-7 Russland dazu auf, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl anzuerkennen, seine Streitkräfte „vollständig“ von der ukrainischen Grenze zurückzuziehen sowie den „Zustrom von Waffen und Aktivisten“ in die Ukraine zu stoppen. Zugleich hieß es, die G-7 seien „bereit, die gezielten Sanktionen zu verstärken und zusätzlich bedeutsame restriktive Maßnahmen zu verhängen, um den Preis, den Russland zu zahlen hat, in die Höhe zu treiben.“

Das werde man Putin am Rande der Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag der Alliierten-Landung in der Normandie deutlich sagen, kündigte Kanzlerin Angela Merkel an. Wie die „bedeutsamen Maßnahmen“ aussehen sollen, sagte Merkel nicht.

Nach Medienberichten arbeitet Obama aber bereits an Plänen für „smarte“ Finanzsanktionen gegen Moskau, die die EU nicht oder nur ein wenig treffen würden. Damit kommt er offenbar Bedenken aus der deutschen Wirtschaft entgegen, die um ihre guten Geschäfte im Osten fürchtet. Einen „Automatismus“ für neue Strafmaßnahmen gebe es aber nicht, betonte Merkel. Vor dem nächsten EU-Gipfel Ende Juni seien keine Entscheidungen zu erwarten.

Am Freitag will sich Merkel mit Putin treffen. Bereits am Donnerstagabend waren Gespräche zwischen dem russischen Staatschef und dem französischen Präsidenten Francois Hollande geplant. US-Präsident Obama und seine Berater reagierten auf diese Treffen verschnupft. Die Amerikaner haben auch Bedenken gegen einen geplanten Verkauf von französischen Mistral-Kriegsschiffen an Russland. Merkel stellte sich jedoch hinter Hollande. Export-Beschränkungen seien nicht Teil der Sanktionen. Außerdem gehe es nicht darum, Putin zu drohen. „Wir wollen Lösungen über Gespräche“, betonte sie.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • außerdem sollte 365 Tage im Jahr die Sonne scheinen, die Flüsse von der Mündung zur Quelle fließen, und die russischen Bodenschätze verschenkt- nein besser von westlichen Firmen mit hohem Profit (selbstverständlich) VERKAUFT werden sonst gibt es (Wirtschafts)Krieg - Ähh Sanktionen

  • Merkel will Putin deutlich sagen.... Soll sie. Aber mit aller Deutlichleit dem Obama sagen, was sie von den Völkerrechtsverletzungen der Amerikaner hält; zur Todesstrafe und NSA soll Obama mit aller Deutlichkeit zur Rede stellen. Dieses KRIECHEN vor Obomba nervt!!

  • Wahrscheinlich bin ich ein perverser Putin-Versteher, denn mir kommt der Umgang mit Russland seitens des Westens reichlich unverschämt vor:

    Man stelle sich vor, ähnliche "Benimmregeln" würden im gleichen Ton an die USA gerichtet (sonst würden Sanktionen in Kraft treten):

    - Guantanamo schließen und an Kuba zurückgeben

    - Unterstützung syrischer Rebellen stoppen

    - sofort zu Verhandlungen in der Ukraine aufrufen

    - Kosovos Zugehörigkeit zu Serbien anerkennen

    - illegale Abhöraktionen sofort einstellen

    • @XXX:

      Je mehr die "harmonisierten" deutschen Medien den russischen Präsidenten bashen, umso mehr lerne ich, Putins Charaktervolles Auftreten zu schätzen.

       

      .

    • @XXX:

      Ja! Die Politiker des Westens benehmen sich gegenüber Herrn Putin wie eine Clique im Kindergarten die den `Anderen´ aussperren... Unanständig ist das! Respekt für die Geduld Herrn Putins!

      • @vergessene Liebe:

        Stimme zu. Und Putin könnte vem Westen verlangen, die Unterstützung Kiews einzustellen, solange Militär gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt wird, und das NATO-Militär aus dem Baltikum und dem Schwarzen Meer abzuziehen.

  • "Export-Beschränkungen seien nicht Teil der Sanktionen."

     

    haha - Geschäft geht vor!

     

    Wenigstens da ist sie mal ehrlich ...

  • Hmm? Die G8 konnten auf gewisse weisen ernst genommen werden..

    Aber nun? Die G7? G7.. als ideologisch neoliberal ökonomische `Weltmachtsidee´?

    .. ist irgendwie wie ein Haifisch ohne Zähne... Russland fehlt, eine positive Beziehung zur

    Eurasischen Union fehlt.. G7 sollte auf Annäherung und Frieden setzen! Stattdessen wird der Kalte Krieg wiederaufgewärmt.. Macht G7 sich so überflüssig? Oder sekundarisiert sich im globalen Kontext durch praktizierte MachtArroganz?