Treffen der G20-Außenminister in Indien: Nicht polarisieren lassen
Schwellenländer sollten den G20-Gipfel nutzen, um ihre dringendsten Fragen zu erörtern. Trotz Ukraine-Krieg.
B eim diesjährigen Treffen der G20-Außenminister:innen in Delhi dominierte ein Thema: der russische Angriffskrieg. Fronten hatten sich gebildet und nahmen überhand. Dabei hatte sich das Vorsitzland Indien als Motto für seine Präsidentschaft „Eine Erde, eine Familie, eine Zukunft“ ausgesucht. Auf den Treffen soll über Lösungsansätze für die drängendsten Probleme der Welt beraten werden. Doch mit dem brutalen russischen Angriffskrieg in der Ukraine könnte ein weiteres zentrales Thema zu kurz kommen: der Klimawandel. Dabei müsste gerade der eher vereinen als spalten.
Die Erderhitzung trifft den Globalen Süden besonders hart, was die aktuelle G20-Präsidentschaft unter Indiens Premierminister Narendra Modi angehen will. Immerhin haben die Gastgeber nach dem Treffen eine Zusammenfassung veröffentlicht, der – mit Ausnahme von China und Russland – alle zugestimmt haben.
Natürlich wurde auch die Klimakrise in der Zusammenfassung erwähnt. Aber der Krieg verschlingt große finanzielle Ressourcen, die sonst gegen die Folgen der Erderhitzung eingesetzt werden könnten. Auch Annalena Baerbock betonte, die Klimakrise sei die größte Sicherheitsgefahr für die meisten Länder, die zu mehr Vertreibung, mehr Flucht, mehr Opfern führe als regionale Konflikte und Krisen. Dennoch sei der russische Angriffskrieg auf vielen Ebenen sehr präsent.
Doch wie jeder weiß, ist der Globale Süden verwundbarer. Er braucht mehr Klimaschutz, um die Ernten zu sichern, sowie Strom für Kühlketten bei der Lebensmittellagerung. Indiens Ansatz, dem Globalen Süden eine Stimme zu geben, ist richtig, denn die westlichen Länder drehen sich nur zu gerne um sich selbst. Deshalb wurde auch über den Kampf gegen Armut und Schulden gesprochen.
Es wäre schade, wenn der G20-Gipfel nicht als Chance für Schwellen- und Entwicklungsländer genutzt würde, deren dringendste Fragen zu erörtern. Bis zum Ende der Präsidentschaft ist noch Zeit. Doch das Abschlusstreffen darf nicht wieder durch die Gräben zwischen dem russisch-chinesischen Verbund und den westlichen Ländern gespalten werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!