Tony Blair: "Empfangt ihn mit faulen Eiern!"
Die arabische Presse hält nichts von Tony Blairs neuem Job als Nahost-Gesandter. Der Ex-Premier aber will "sofort anfangen".
KAIRO taz Der zurückgetretene britische Premierminister Tony Blair will unverzüglich seine Arbeit als Sondergesandter des Nahostquartetts aufnehmen. "Das ist eine fundamentale Frage - ich fange sofort an", sagte er gestern in einem Interview mit der englischen Zeitung The Northern Echo. Bereits im Juli werde er möglicherweise in die Region reisen.
Dort wurde er zunächst von offizieller Seite mit Vorschusslorbeeren bedacht. Der palästinensische Präsident und Fatah-Chef Mahmud Abbas hat bereits versichert, dass er mit Blair zusammenarbeiten werde, "um zu einer friedlichen Lösung auf Basis der Zweistaatenlösung zu kommen". Und auch aus dem Büro des israelischen Premiers Ehud Olmert hieß es: "Israel wird Blair jede benötigte Unterstützung gewähren, damit er seine Aufgabe erfüllen kann."
Die islamische Hamas erklärte die Ernennung Blairs dagegen als "inakzeptabel". Blair sei kein Mann des Friedens, da er den Krieg im Irak und in Afghanistan unterstützt habe, erklärte der Hamas-Sprecher Fawzi Barhum. "Blair wird die palästinensischen Interessen ignorieren und die israelische Besatzung unterstützen", fuhr Barhum fort.
Auch viele Kommentare in den arabischen Tageszeitungen geben sich skeptisch. "Wir haben Dutzende von Nahost-Sondergesandten erlebt, die allesamt gescheitert sind, um einen noch komplizierten Fall zu hinterlassen", schreibt die überregionale arabische Tageszeitung Al-Schark al-Awsat. Blair habe mit dem Amt als Premier auch seine Autorität verloren und verfüge über keinerlei Qualitäten, die ihn als Vermittler im Nahen Osten auszeichneten, "ganz besonders, da er dort für sein gescheitertes Irakprojekt bekannt ist". Im Übrigen habe er nur noch ein Jahr, bis die US-Wahlen alles zum Erliegen bringen.
Für eine andere überregionale arabische Tageszeitung, Al-Kuds al-Arabi, "bestätigt die Wahl Blairs, dass der Westen mit seiner falschen Politik in der Region fortfahren wird, die zu dem jetzigen Chaos geführt hat". Blairs Weigerung letztes Jahr politisch zu intervenieren und den Libanonkrieg durch eine UN-Resolution zu stoppen, habe seine Position als Vermittler ebenso unterminiert wie seine Unterstützung für die Politik der finanziellen Belagerung der Palästinenser, als Strafe dafür, dass sie Hamas gewählt hätten, glaubt die Zeitung, "Blair ist nach US-Präsident George Bush die von Muslimen und Arabern meist gehasste Person", fasst Al-Kuds al-Arabi seine Position zusammen und empfiehlt ihren Lesern für Blair bei seinem ersten Besuch in der Region: "Empfangt ihn mit verrotteten Tomaten und faulen Eiern."
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