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Tempo und Masken gegen CoronaMythos dritte Impfung

Kommentar von Kathrin Zinkant

Die Diskussion um eine dritte Biontech-Impfung führt in die Irre. Wichtiger ist, möglichst viele Menschen möglichst schnell zweifach zu immunisieren.

Lieber schneller als häufiger impfen – auch mit Biontech, wie hier Foto: Sven Hoppe/dpa

D erzeit wird diskutiert, ob eine dritte Dosis nötig ist. Der Impfstoff von Biontech verliere laut israelischen Studien an Wirkung. Eine dritte Immunisierung mit dem Biontech-Impfstoff sei daher auch nach zwei Dosen mit dem hochwirksamen Vakzin angezeigt, um gegen die gefürchtete Deltavariante gewappnet zu sein. Biontech selbst stützt den Vorstoß aus Israel. Die Firma hat mitgeteilt, man sei überzeugt davon, dass eine dreifache Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Nutzen sein würde – um die Menschen noch besser vor Delta und kommenden Varianten zu schützen.

Ist das wirklich einleuchtend? Erst einmal: Die Mitteilung des israelischen Gesundheitsministeriums vom 5. Juli ist keine Studie, die zugrunde liegenden Daten stammen aus dem Juni und sind bevölkerungsbasiert, wurden bislang aber nicht veröffentlicht. Der Impfstoff wiederum ist nach wie vor nach zwei Dosen wirksam – er schützt zu mehr als 90 Prozent vor einer schweren Covid-Erkrankung, Krankenhauseinweisung und Tod.

Das ist, was er tun kann und tun soll. Von einem sicheren Schutz vor Ansteckungen waren auch Experten nicht ausgegangen. Impfungen gegen Atemwegserkrankungen leisten das fast nie.

Dass die israelische Regierung dennoch meint, man habe von Januar bis April einen fast absoluten Schutz vor Infektionen gesehen, muss man deshalb im Kontext der bekannten Maßnahmen betrachten, die tatsächlich vor Ansteckungen schützen – Masken, Hygiene und Kontaktbeschränkungen. In den ersten Monaten dieses Jahres waren sie auch in Israel noch strikt einzuhalten. Im Juni war das nicht mehr der Fall. Kurzum: Die Debatte um die dritte Dosis ist überflüssig und führt in die Irre.

Anstatt nun auch in Deutschland über dritte Dosen zu sprechen und die ohnehin schon reichliche Verwirrung um die Impfungen weiter zu eskalieren, gilt deshalb: Impfen, bis mindestens 80 Prozent der Bevölkerung zweifach immunisiert sind. Und die anderen, einfachen Maßnahmen weiter einhalten.

Das ist nicht nur für die Menschen im eigenen Land wichtig. Weil Geimpfte sich anstecken und das Virus weitergeben können, tragen sie es auf Reisen auch in Länder, die fast noch überhaupt nicht durch Impfungen geschützt sind. Davon gibt es noch viel zu viele.

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10 Kommentare

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  • > Der Impfstoff wiederum ist nach wie vor nach zwei Dosen wirksam – er schützt zu mehr als 90 Prozent vor einer schweren Covid-Erkrankung, Krankenhauseinweisung und Tod.

    Es geht da um ältere Menschen, die einerseits unter Umständen nicht so langfristige oder starke Immunität aufbauen, und andererseits viel stärker durch die Infektion gefährdet sind.

    Eine flächendeckende dritte Impfung wäre bei dem Impfstoffmangel in vielen anderen und insbesondere ärmeren Ländern doch gar nicht zu verantworten.

  • > Es handelt sich um einen "Kommentar" der beinhalten zumeist eben auch eine eigene Meinung. Ob sie die teilen oder nicht, ist zweitrangig.

    Aber das ist ein großer Teil des Problems. Sachlich fundierte Information über Fakten, das was man weiß und auch was man nicht weiß, wird durch faktenlose Meinungen ersetzt. Das ist ein Trend, der nicht nur die taz alleine befallen hat, sondern ein großes Problem ist. Meinungen sind gut und schön aber eine Demokratie braucht gut informierte Bürger, und dazu benötigt es in erster Linie Wissen um Fakten, nicht Verbreitung von Meinungen.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Es müssen so viele Menschen wie möglich geimpft werden.



    Wer sich weigert, sollte bestimmte Dinge nicht mehr tun dürfen, z.B. reisen, Restaurantbesuche, etc.



    Wenn das immer noch nicht hilft, dann die Krankenkassenbeiträge für diese Verweigerer deutlich erhöhen.

    In einer Gemeinschaft gibt es bestimmte fundamentale Regeln. Wer sich nicht daran hält ist ein "outlaw". Das war schon immer so und ist auch richtig. Damit meine ich nicht Menschen, die sich politisch äußern.



    Es geht um die Gesundheit aller, nicht mehr und nicht weniger.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      warum sollten dann geimpfte da sie zumindest nicht mehr schwer erkranken, aber noch virenübertrager sind - wenn auch mit einer vermuteten geringen virenmenge, in unserer Welt herumreisen und das virus verbreiten? Vor allem in Länder in welchen nicht einmal annähernd 10 % der Menschen geimpft sind. Ist das nicht unverantwortlich? Vielleicht aus Ihrer Sichtweise nicht, da Sie ja schon geimpft sind, dank unserem guten Gesundheitswesen.

  • ***Mythos dritte Impfung***



    Da lehnt sich aber jemand weit aus dem Fenster.



    Die dritte Impfung wird eventuell nicht in allen Altersgruppen nötig werden, aber auch das ist noch nicht bewiesen.



    Laut Impfdashboard stehen für diese Woche etwa 16,1 Millionen Impfdosen zur Verfügung, das viel zu langsame Impftempo wird bis zum Herbst zum Problem werden.



    Zu viele Ungeimpfte plus Delta Variante, doch eine dritte Impfung könnte für ältere Menschen Ü80 schon im Herbst Notwendig werden, man wird sehen.

  • Die dritte Dosis verwirrt jeden der bis drei zählen kann ebensowenig wie die zweite. Über den medizinischen Sinn und Zweck ist wissenschaftsbasiert zu entscheiden. Eine andere Frage ist die global gerechte Verteilung, solang es noch zuwenig Impfstoff gibt. Beide Fragen werden im Kommentar in verwirrender Weise vermischt...

  • 3G
    38441 (Profil gelöscht)

    Frau Zinkant,

    was qualifiziert Sie dazu, zu entscheiden worüber Deutschland redet?



    Ich habe erst eine Impfung, und warte auf meine Zweite.



    Trotzdem mache ich mir Gedanken über die Wirksamkeit des Impfschutzes, und die Möglichkeiten diesen aufrecht zu erhalten oder zu erhöhen.



    Selbstverständlich dürfen Sie Ihre Meinung vertreten, aber das geht sicherlich auch weniger überheblich und ohne anderen eine Denkweise zu diktieren bzw. den Mund zu verbieten.



    Die Faktenlage auf der Ihr Bericht fußt, ist derart schwach dass es sich verbietet solche Forderungen zu stellen.

    "er schützt zu mehr als 90 Prozent vor einer schweren Covid-Erkrankung, Krankenhauseinweisung und Tod."

    Und woher glauben Sie nun zu wissen dass diese Aussage auch noch für die Delta-Variante gilt?

    Erst- und Zweitimpfungen sollten selbstverständlich Vorrang haben, wenn aber genügen Impfstoff vorhanden ist, spricht nichts dagegen, diesen als Drittimpfung zu verwenden, bevor er entsorgt werden muss.

    Das wäre dann meine Meinung, und jetzt können Sie mir sicher erklären warum ich diese nicht in einem Gespräch äußern sollte, oder?

    • @38441 (Profil gelöscht):

      Es handelt sich um einen "Kommentar" der beinhalten zumeist eben auch eine eigene Meinung. Ob sie die teilen oder nicht, ist zweitrangig.

      Das die dritte Impfung hier besprochen wird ist korrekt. Es bedarf klarer Reporte und Zahlen warum eine dritte Impfung überhaupt notwendig sein sollte. Warum eine dritte Impfung bei Delta mehr "Einfluss" haben sollte als die dritte. Diese Berichte und Zahlen liegen m.E. nicht vollständig vor.

      Ob es sich bei der Zulassung der dritten Impfung welche in USA angestrebt wird und über kurz oder lang auch die EU dann betreffen würde, um noch immer dieselbe Variante handelt wie bei der Erstzulassung ist bisher nicht bekannt.



      Angeblich wurde schon Vorverträge mit der EU z.B. getätigt über Generation 2 Impfstoffe die auch Delta noch besser in Schacht halten soll.

      Aber bisher gibt es dazu so wenig Info egal ob von der Politik oder von dem Unternehmen selbst, das ich die dritte Impfung als fraglich erachte. Die nächste Frage als jemand der aus der Medizin kommt ist: werden hierfür jetzt "Titertests" im Vorfeld betrieben oder wird wieder nur ohne Sinn und Verstand geimpft. Egal ob die Menschen schon Antikörper haben oder nicht.

      Das ganze Prozedere finde ich im übrigen sehr merkwürdig. Von Beginn an, als man noch nur 5 Dosis aus einer Spritze bekam, nun mehr 7 im Raum stehen. Oder das zu beginn die 2.Impfung auf über 8-10 Wochen verspätet verschoben wurde. Und man jetzt darüber debattiert in weniger als 4 Wochen die 2.mpfung vorzunehmen.

      Ich bin selbst tätig im Rahmen von Regulatory Affairs/Zulassung, was hier für Sachen betrieben werden, läßt mir die Haare zu Berge stehen.

      Von den finanziellen Aspekten noch ganz zu schweigen.

      also lassen Sie doch auch dem Kommentar ihre Meinung, schreiben Sie selbst was Sie meinen als "Kommentar" und schwupps ergibt sich vielleicht eine Diskussion.

      • 3G
        38441 (Profil gelöscht)
        @Daniel Drogan:

        Sie haben es wirklich geschafft gänzlich an meinem Kommentar vorbeizuargumentieren.

        Meinungen äußern, bitte.



        Ohne belegbare Fakten Forderungen stellen, nein, erst recht nicht wenn gefordert wird eine notwendige Diskussion zu tabuisieren.

        • @38441 (Profil gelöscht):

          Wenn Sie das nicht erkennen dann ist das doch ihr Problem. Ihr Ausgangspost beginnt damit das Sie darüber echauffieren das hier Meinung in die Berichterstattung kommen, GENAU das ist aber der Hintergrund bei einem Kommentar. Und damit hat sich der Rest eigentlich auch schon erledigt, weil Sie nicht begriffen haben, das dies keine Nachricht sondern ein Kommentar ist. Bitte informieren Sie sich darüber, wo der Unterschied ist.