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Tatort aus BremenUnd dann auch noch Klassismus

Die Geschichte ist überladen, die Dialoge überdramatisch, die Kommissarin gebeutelt vom Kindheitstrauma. Und wer Unterhemd trägt, ist verdächtig.

Feinripp, Flecken und ein ausgestopftes Tier. Na wer da wohl verdächtigt wird… Foto: Claudia Konerding/Radio Bremen

Als Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und BKA-Ermittlerin Linda Selb (Luise Wolfram) vor der Leiche im roten Hochzeitskleid stehen, sind sie sich uneinig, ob man überhaupt ermitteln sollte. Susanne Kramer (Ilona Thor) starb an einem Kopfschuss, an den Wänden stehen kryptische Nachrichten („Der Teufel spricht durch die Wände“). Ist das nun ein Mordfall oder ein Suizid?

Von Anfang an wirkt der neue Bremer „Tatort“ überladen: Da sind einfach zu viele Verdächtige, wirre Wendungen und seltsame Seitenstränge. Ständig flackern düsterere Rückblenden über den Bildschirm, penetrant untermalt von bedrohlicher Musik.

Denn parallel zum ohnehin verwirrenden Hauptplot arbeitet sich Kommissarin Liv an einem Kindheitstrauma ab. Das soll als Erklärung für jede noch so absurde Handlung der Kommissarin herhalten: Liv reibt mal ihren Kopf am Kleid der Leiche. Mal geht sie nach Feierabend alleine zum Tatort, legt sich ins Totenbett und wispert dramatisch: „Was willst du mir sagen?“ Den Nachbar der Verstorbenen Gernot Schaballa (Aljoscha Stadelmann) schreit die Ermittlerin grundlos an („Du dummes Arschloch!“), besucht ihn „mehr so privat“ in seiner Wohnung und rammt ihm ohne Vorwarnung eine Gabel in die Hand.

Dabei ist Schaballa ein Verdächtiger ohne Motiv. Er lebt in einer engen, vollgestellten Wohnung, trägt ein fleckiges Feinripp-Unterhemd, unter dem ein Stück Bauch raushängt. Diese klassistische Darstellung genügt offenbar, dass der Nachbar als verdächtig gilt, ohne dass Indizien oder gar Beweise gegen ihn vorlägen.

Ein sexistisches Klischee-Bingo

Gleichermaßen wird bei der Freundin von Kramers Ex-Mann, Jacqueline Deppe (Milena Kaltenbach), kein sexistisches und klassistisches Klischee ausgelassen. Regisseurin Anne Zohra Berrached ist es nicht zu cringe, K-Pop-Fangirl Jaqueline in unauthentischer Jugendsprache mit den Beamtinnen sprechen zu lassen.

Die Dialoge sind auch an anderen Stellen so gestellt und künstlich, dass sie unfreiwillig komisch wirken. Da antwortet Ermittlerin Linda Selb auf die Frage, warum sie im Fall ermitteln will, mit unheilvoller Stimme: „Weil der Gegner der Teufel ist, und der ist nie satt, wenn es um den Tod geht.“ Geht’s nicht auch eine Nummer kleiner?

Immerhin: Einen Krimi mit so vielen Twists, Nebenhandlungen und trashigen Schreckmomenten dermaßen langweilig zu gestalten, auch das ist irgendwie eine Leistung.

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15 Kommentare

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  • Ich gucke normal keinen Tatort. Nun gestern hab ich s getan. Es war der Schmarrn des Jahrhunderts ....

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Dieser Tatort war audiovisuell herausfordernd, keine Frage. Aber nachdem ich ne Nacht drüber geschlafen habe - ein paar Sachen haben mir doch ganz gut gefallen. Zum Beispiel fand ich den Handlungsstrang über das Kindheitstrauma der Kommissarin wirklich ganz elegant und interessant erzählt. Und genau da ist es auch eben nicht so, dass der der dem Klischee nach ein Kinderschänder sein sollte auch einer ist. Da scheint mir der "Klassismus"-Vorwurf der im Artikel erhoben wird doch eher unbegründet. Also das ganze hatte sicher Schwächen, aber einen Verriss geben die m.E. nicht her. Sicher werden viele an "Sherlock" gedacht haben und ich hatte wie @Philippe Ressing tatsächlich auch Pat und Patachon vor augen, aber nun - das große eigenständige Original gelingt halt nur selten. Kunst lebt auch von Zitaten. Allemal besser als der 125. Tatort-Stadel aus Münster, wenn Ihr mich fragt.

  • 1. endlich weiß ich, warum die Polizei in Bremen nicht in der Lage war, die Hate Speech Anzeigen des ZDF-Teams Magazin-Royal anzunehmen: Die Beamten wuselten alle am RB-Tatort-Set herum, samt Hunden.



    2.Ein Sound-Dröhnen der zu einer Jahrmarkts-Wagner-Aufführung passt.



    3. Zwei Darstellerinnen, die darstellerisch versuchen Cumberbatch und Freeman (Sherlock) nachzueifern, es reicht aber nur zu Pat-In und Patachon-In.



    4. Und wieder mal - wie der letzte RBB-Tatort - wird ein mangelhafter Plot durch Schnitt und Kamera auf Koks versucht optisch das zu geben, was er inhaltlich nicht hergibt.



    5. Hoffnung: Radio Bremen produziert nur zweimal jährlich einen Tatort - Uff, den ersten ham wer hinter uns.

  • Wenn schon zu Beginn ein dilettantisches Ermittlerinnenduo den Tatort kontaminiert, ist klar, das wird nichts.

  • Ich war NICHT begeistert!



    Zu viele Wirrungen.



    Stattdessen sollte man vielleicht einem klaren Erzählstrang folgen und erst zum Schluss die überraschende Wende zeigen.



    Für mich das Geheimnis wirklich guter Kurzgeschichten.



    Gut, Tatort ist eine Krimiserie, in der sich der ein oder die andere mal versucht.

  • Den Schauspieler finde ich gut.



    Aljoscha Stadelmann



    www.crew-united.co...delmann_58918.html



    Dialekte(einer reicht)



    -berlinerisch-



    Mit dem kann man auch mal in Gittis Bierbar(Brückenstraße 13) gehen.



    berlin-ick-liebe-dir.de/gittis-bierbar/

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Ringelnatz1:

      Den Tatort musste ich mir anschauen. Wg. Aljoscha Stadelmann - und Luise Wolfram. 😉



      Alles total verrückt. Ich war entzückt.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Sie meinen die Dame, die beim Verhör im Schneidersitz auf dem Tisch sitzt?



        Völlig absurd!

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @cuba libre:

          Das war kein Schneidersitz. Das war ein Yoga-Witz.

  • Die Kritik klingt so schlecht, dass der Spiegel bestimmt 9 von 10 Punkten vergibt.