Tarifverhandlungen bei Volkswagen: VW macht weiterhin Gewinn
Die zweite Runde der Tarifverhandlungen bei VW beginnt. Der Konzern hält am Kürzungskurs fest – trotz Dividenden in Milliardenhöhe.
Der Volkswagenkonzern hat im dritten Quartal 2024 einen Gewinn von 1,58 Milliarden Euro gemacht, fast 64 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das gab der Konzern mit seinen Quartalszahlen am Mittwoch bekannt – an dem Tag, an dem die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen dem Konzern und der IG Metall für 120.000 Beschäftigte an sechs Standorten begonnen hat.
Die Verhandlungen finden in einer angespannten Lage statt. Das VW-Management will laut Betriebsrat die Löhne um zehn Prozent kürzen, in Deutschland mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Stellen streichen. Betriebsrat und IG Metall haben Widerstand dagegen angekündigt. Er erwarte von dem Unternehmen, dass „die Bereitschaft erklärt wird, mit uns über ein tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte in Verhandlungen zu gehen“, sagte IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger am Mittwoch vor den Gesprächen.
Das VW-Management geht davon aus, in diesem Jahr 9 Millionen Fahrzeuge an Kund:innen auszuliefern, nach 9,24 Millionen im Vorjahr. Vor allem auf dem chinesischen Markt hat der Autobauer mit einem heftigen Absatzrückgang zu kämpfen. Dort rächt sich besonders, dass VW bei günstigen E-Autos den Anschluss verpasst hat.
Das Management hält am Kürzungskurs fest. „Die Marke Volkswagen baut hervorragende Autos, verdient aber nicht ausreichend, um aus eigener Kraft in die Zukunft zu investieren“, sagte Finanzchef Arno Antlitz am Mittwoch. Dem Gewinn stünden fast 5 Milliarden Euro an Investitionskosten gegenüber, die vor allem für den Umstieg auf Elektroautos nötig seien.
Dividenden in Milliardenhöhe
Erst im vergangenen Mai hatte die Hauptversammlung von VW eine Dividendenausschüttung an die Aktionär:innen für 2023 in Höhe von 4,5 Milliarden Euro in Gang gesetzt. Für die Jahre 2021 bis 2023 hat der VW-Konzern insgesamt mehr als 22 Milliarden Euro an Dividenden gezahlt. Dabei waren die Probleme mit dem verschleppten Umstieg auf Elektromobilität durchaus bekannt.
Zu den Anteilseignern gehört das Land Niedersachsen. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) forderte wie die IG Metall ein Konzept des Vorstands zur Überwindung der aktuellen Probleme und zur Sicherung der Auslastung. Die Werke in Deutschland müssten erhalten bleiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau