TV-Duell im Wahlkampf Niedersachsen: Ein klares Unentschieden
In der NDR-Wahlkampfarena in Hildesheim treffen Stephan Weil (SPD) und Bernd Althusmann (CDU) aufeinander. Wer am Ende punktet, ist schwer zu sagen.
So richtig Zoff gibt es dabei nur an zwei Stellen: Mit seinem groß angekündigten, landeseigenen Rettungspaket für Betriebe und soziale Einrichtungen, die unter den hohen Energiepreisen leiden, scheint der SPD-Ministerpräsident den Herausforderer kalt erwischt zu haben. „Unseriöse Wahlkampfversprechen“, nennt Althusmann das, die mit dem Koalitionspartner auch nicht abgesprochen waren.
Weil wirft der CDU vor, sich gegen einen Nachtragshaushalt noch in dieser Legislaturperiode gesperrt zu haben, weil sie lieber mit dem Finger auf die Ampel in Berlin zeigt. Auch beim Preisdeckel für Gas und Strom vertreten beide unterschiedliche Modelle.
Beim Thema Bildung ist es andersherum: 5.000 neue Lehrer in den kommenden Jahren und eine 100prozentige Unterrichtsgarantie verspricht Althusmann. Was wiederum Weil unseriös findet, weil diese Lehrkräfte ja gar nicht vorhanden seien.
Streit um die AKWs
In den zu treffenden Maßnahmen sind sie sich mit ein paar Nuancen hingegen wieder einig: Mehr Studienplätze, mehr nicht-pädagogisches Personal, mehr Digitalisierung sollen es richten, eine Anpassung aller Lehrergehälter auf A13 soll die Abwanderung der kostbaren Kräfte in andere Bundesländer und an andere Schulformen verhindern.
Dissens gibt es sonst noch bei den Atomkraftwerken und der Landeswohnungsbaugesellschaft: Weil verteidigt die Entscheidung das AKW Emsland in Lingen abzuschalten, Niedersachsen beziehe ja kaum russisches Gas, sondern norwegisches und niederländisches, sei auch in den anderen Bereichen der Energieversorgung besser aufgestellt als beispielsweise Bayern. Althusmann widerspricht, man brauche alle drei Atomkraftwerke am Netz, weil immer noch zu viel Gas verstromt werde.
Weil will die Landeswohnungsbaugesellschaft revitalisieren, die die schwarz-gelbe Regierungskoalition 2005 verkauft hatte. Althusmann argumentiert, damit schaffe man nur wieder einen bürokratischen Wasserkopf, aber keine neuen Wohnungen.
Bei anderen Fragestellungen wie Fachkräftemangel, Stellenwert der Berufsausbildung, Pflege und Gesundheitswesen liegen die Kandidaten nicht so weit auseinander.
Beide geben sich staatstragend, argumentieren mit einer Mischung aus Zahlenhuberei („haben x Millionen in den Haushalt eingestellt“) und Wahlkampfanekdoten (Weil: „Ich habe kürzlich in einer Backstube mitgearbeitet“, Althusmann: „Ich war mit dem Straßenmagazin Asphalt unterwegs“, beide: „ich bin viel im Land/in Einrichtungen/in Schulen unterwegs“).
Nach 75 Minuten ist das Duell aus und das Publikum sieht müde aus. Nach der entscheidenden Wende bei der Wahlentscheidung fühlt sich das nicht an. Aber noch ist alles drin für beide Kandidaten. In den letzten Umfragen lag die SPD nur vier Prozentpunkte vor der CDU. Weil setzt weiter alles auf Rot-Grün, aber viel wird auch davon abhängen, ob die FDP die Fünf-Prozent-Hürde überspringt. Das Rennen bleibt spannender als das TV-Duell.
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