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Studie zu Eneuerbaren-BrancheEnergiewende schafft Jobs

Die Wirtschaft schwächelt. Doch während in der Industrie Stellen abgebaut werden, entstehen in der Erneuerbaren-Branche neue Arbeitsplätze.

Industriekletterer im Windpark Foto: Paul Langrock

Berlin taz | Die Energiewende schafft Jobs, und zwar auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft im Auftrag Bertelsmann Stiftung. Während in der Industrie Stellen abgebaut werden, entstehen in der Erneuerbaren-Branche neue Arbeitsplätze.

Erneuerbare Energien wie die Windkraft oder Photovoltaik werden in Deutschland stark ausgebaut. Der scheidende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat in den vergangenen drei Jahren mit zahlreichen Maßnahmen für eine beschleunigte Installation neuer Anlagen gesorgt, etwa indem Genehmigungsverfahren gestrafft und bürokratische Hürden beseitigt wurden. Bis 2030 soll 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen. Auch die fossile Wärmegewinnung soll durch erneuerbare Energien ersetzt werden.

Für die Studie zum Job-Potenzial der Branche haben die For­sche­r:in­nen Online-Stellenanzeigen ausgewertet. Die Zahl der Stellenausschreibungen im Bereich erneuerbarer Energien und Energieinfrastruktur ist danach zwischen 2019 und 2024 von 173.000 auf 372.500 gestiegen. Der Anteil an den rund zehn Millionen jährlichen Jobangeboten hat sich damit auf 3,8 Prozent mehr als verdoppelt. „Jede 25. Stelle in Deutschland wird für die Energiewende nachgefragt“, sagte Jana Fingerhut von der Bertelsmann-Stiftung bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag.

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums waren 2023 im Bereich der erneuerbaren Energien rund 406.000 Personen tätig. Hinzu kommen die Beschäftigten in der Energieinfrastruktur, etwa bei den Netzbetreibern. Die Angaben aus der Studie beziehen sich auf alle Bereiche.

Neue Jobs auch in Krisenzeiten

Fünf der zehn für die Energiewende wichtigen Professionen sind laut Bundesagentur für Arbeit sogenannte Engpassberufe, für die es nicht genug Be­wer­be­r:in­nen gibt. Einen Fachkräftemangel gibt es bei Bauelektriker:innen, Fachkräfte für Sanitär, Heizung und Klima, Spe­zia­lis­t:in­nen für regenerative Energietechnik, Fachkräfte für elektrische Betriebstechnik und Dachdecker:innen.

Das Eintrüben der Konjunktur wirkt sich auf die Arbeitskräfte-Nachfrage in der Branche nicht so stark aus wie in der Gesamtwirtschaft, so Fingerhut. „Während in der Industrie in großem Umfang Stellen abgebaut werden, entstehen im Bereich der Energiewende nach wie vor zusätzliche Jobs“, sagte sie. So sank die Zahl der Stellenanzeigen im Jahr 2024 insgesamt um 16 Prozent, im Bereich der Erneuerbaren aber nur um 8 Prozent.

„Die Erneuerbaren-Branche ist selbst in Krisenzeiten ein starker Jobmotor und eine tragende Säule des Wirtschafts- und Industriestandorts Deutschland“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) Wolfram Axthelm. Die neue Bundesregierung habe die Chance, die Lorbeeren für diesen Ausbau zu ernten. „Wichtig ist, dass keine neue Zieldebatte geführt wird“, sagte er. Für die Unternehmen sei Planungssicherheit wichtig.

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16 Kommentare

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  • Ich befürchte, das Jobs, in denen Dinge erzeugt werden, die man sich in die Garage stellen oder mit denen man forciert durch den Verkehr gleiten kann, in D immer noch als die absolut wichtigsten angesehen werden.

  • Der Artikel gibt die Problematik ja schon preis: Es werden Facharbeiter gesucht, vorrangig aus dem Handwerksbereich. Also genau der Bereich, der keinen Nachwuchs findet, weil manuelle Arbeit für viele Jugendliche und Erwachsene unattraktiv ist.



    Die Entwicklung und hochautomatisierte Fertigung findet ja eh schon in Asien statt.



    Wenn man sich eine "deutsche" Solar-Fertigung anschaut, so sieht man: Die Komponenten werden aus China geliefert und die Kuka-Roboter, die die Fertigung vornehmen, sind mittlerweile auch nach China verkauft worden. Selbst diese Schlüsseltechnologie konnte das Wirtschaftsministerium nicht hier halten.

  • "Die Zahl der Stellenausschreibungen " ist das eine, Stellen sind das andere, sollte man wissen.



    "WIESBADEN – Im Jahr 2020 haben in Deutschland rund 311 000 Beschäftigte (gemessen in Vollzeitäquivalenten) in sogenannten „Green Jobs“ gearbeitet, also Güter und Leistungen zum Schutz der Umwelt produziert. "



    Das ist eine Meldung aus dem Jahre 2022, weil der Erfassungsungzeitraum abgeschlossen sein muss.

    Was aber wirklich entscheident ist, das ist Installation und Service, die Herstellung und Entwicklung der Anlagen, liegt bei PA und WKA in China. Wir sind auf dem gleichen Stand wie Afrika.

    Gut bezahlt und sicher ist eine Versorgungskette, die von Entwicklung, über die Herstellung bis zur Installation reicht.

    Die haben wir nicht mehr und der "Robert" hat seine Beitrag geleistet. Danke!

  • Diese Betrachtung einer Einzelbranche ist doch vollkommen ungeeignet und bedürfte einer weitergehenden Einordnung.

    Wenn im gleichen Zeitraum in klassischen Industrieen mehr Jobs weggefallen sind (davon gehe ich aus), dann ist die Aussage "schafft Jobs" im besten Fall irreführend. Im Übrigen bräuchte es einen Abgleich des Lohnniveaus mit Branchen, die negativ vomän der Energiewende betroffen sind.

    • @DiMa:

      Es geht hier nicht um eine gesamtwirtschaftliche Bewertung sondern konkret um eine Branche, die noch gute Jobs schafft. Diese läuft nämlich mal wieder Gefahr, abgeschafft zu werden, wenn irgend ein Hansel in der Politik Windräder hässlich findet.



      Das hatten wir schon mal. Einige hunderttausend Jobs in der Solarbranche waren auch plötzlich wieder weg.

      • @Jörg Schubert:

        Nur ist selbst diese Branche volkswirtschaftlich von eher untergeordneten Bedeutung (auch wenn das Wirtschaftsministerium dies eher anders sehen will).

        • @DiMa:

          Genau so ist es - Auto gegen zukunftsorientierte Vernunft!

  • Eine Binsenweisheit. Keine Aussage über den Verlust von Arbeitsplätzen und den Sinn und die Notwendigkeit von Einzelmaßnahmen im Zusammenhang mit der in Deutschland betriebenen Energiewende.



    Wenn man z.B. Back-up-Kraftwerke bauen und unterhalten muss, schafft man auch Arbeitsplätze.

    • @Hans Hermann Kindervater:

      Richtig! Wenn man bauen muss, schafft man Arbeitsplätze. Wenn man altes Gerät länger laufen lässt, eher nicht.

      • @Jörg Schubert:

        Altes Gerät länger laufen lassen kann genauso gut Arbetsplätze schaffen, wenn man dafür eine Infrastruktur schafft, die das komplikationslos ermöglicht, aufgearbeitetes und an neue Erfordernisse angepasstes Altequipment würde noch mehr Arbeitsplätze schaffen, man müsste es nur wollen...



        (Ich bin nicht naiv, ich weiss, das das ein Kampf gegen Windmühlen ist...in meinem Privatbereich gibt es nur ein gekauftes Neugerät, das ist mein mittlerweile 4 Jahre altes Smartphone und das Fahrrad alles andere ist " refurbed" auch das Auto....)

      • @Jörg Schubert:

        Im weitesten Sinne könnte man vielleicht eventuell unter Umständen Reparaturen und Wartung auch als Arbeit betrachten - ich mein ja nur...

        • @Erfahrungssammler:

          Auch durch eventuelle Einsätze von Katastrophenschutz Mitarbeitern - und behandelne Ärzte, Krankenpfleger kämen in Genuss von Beschäftigung.



          Also unter Umständen ein volles, nachhaltiges Erfolgsprogramm.😉

  • Im letzten Jahr wurden die Erneuerbaren Energien mit 23 Miliarden € Steuergeldern subventioniert. Natürlich schafft man so Arbeitsplätze, So kann man in jedem Bereich Arbeitplätze schaffen.

    Und das "Gute" daran, das Geld erscheint nicht auf der Stromrechnung.

    Für dieses Jahr sollen es 17 Miliarden aus Steuergeldern werden

    www.tagesschau.de/...oerderung-100.html

    www.tagesschau.de/...anzierung-100.html

  • Das interessiert weder AfD noch CDU. Zu ideologisch vernagelt. Ich kenne einige junge Migranten die gelernt und ungelernt in dem Bereich gut bezahlte Jobs bekommen haben. Die suchen Arbeitskräfte.

    • @Andreas J:

      Ist das jetzt der neue Trend, die AfD und CDU gleichzusetzen? Ich bin mit diversen CDU Politikern in Bundes- und Landesausschüssen und auch international im Fachkräftebereich bspw. bei Projekten mit dem Goethe-Institut oder der GIZ zugange und da ist mir nicht aufgefallen, dass hier eine ideologische Sperre wäre.



      Die Hürden liegen eher in der formalen Ausbildung sowie der Anerkennung bereits erworbener Kompetenzen. In der Solarbranche wurde erst jetzt nach zehn Jahren Diskussion die Abgrenzungsrichtlinie verabschiedet usw.

      • @Heike 1975:

        Bei Migration und Erneuerbaren schon.