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Streitgespräch mit Sexualpädagogin„Sexualität hat einen Zweck“

Der neue Bildungsplan in Ba-Wü sieht ein offenes Sprechen über Sexuelles vor. Karla Etschenberg warnte deshalb vor einer „Sexualisierung“ der Jugendlichen.

Die Frage, ob Oralverkehr zur Liebe gehört, wird schon an 12-Jährige gestellt, bemängelt Karla Etschenberg Bild: dpa
Jan Feddersen
Interview von Jan Feddersen

taz: Frau Etschenberg, in einem Interview mit der rechten Zeitung „Junge Freiheit“ warnten Sie vor übermäßiger „Sexualisierung“ von Jugendlichen. Anlass waren Diskussionen über neue Impulse des Bildungsplans in Baden-Württemberg. Wird nicht vielmehr mit offenem Sprechen über Sexuelles Schülern und Schülerinnen etwas von der üblichen Beklommenheit zum Thema genommen?

Karla Etschenberg: Meine Kritik entzündet sich an bestimmten Vorschlägen zur methodischen Umsetzung. Und meine Auffassung als Sexualpädagogin ist es, dass sachliches Sprechen über Sexualität die wichtigste Methode der Sexualerziehung von der Grundschule an ist – das hat mit Sexualisierung im Regelfall nichts zu tun.

Und das Problem liegt wo?

Das Sprechen nimmt Beklommenheit, kann sie aber auch auslösen, wenn Kinder überfordert sind oder ihre Schamgrenzen überschritten werden – oder ihnen die Art, wie eine Person mit ihnen spricht, peinlich ist.

Sie sprechen von Kindern – die lockernden Impulse richten sich aber an Jugendliche.

Nicht ausschließlich. Sexualisierend wirkt das Sprechen, wenn Kinder und 14- bis 15-Jährige öffentlich angehalten werden, sich an eigenes sexuelles Handeln zu erinnern oder sich irgendein sexuelles Handeln konkret auszumalen, und wenn dann Neugier geweckt wird für etwas, was noch außerhalb ihrer Lebenswelt liegt – etwa Einzelheiten aus der Erwachsenensexualität.

Nun, um Kinder geht es nicht, aber: Welche Details meinen Sie, mit denen Jugendliche Bekanntschaft machen könnten?

Sexuelle Vorlieben oder Praktiken, zu denen man zum Beispiel Dildos oder Peitschen braucht, Bordellbesuche und so weiter.

Horst Galuschka/imago
Im Interview: Karla Etschenberg

geboren 1941, ist Pädagogin und emeritierte Professorin für Didaktik der Biologie mit Schwerpunkt Sexualerziehung. Sie ist Mitglied im Fachbeirat der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.

Aber das geht aus keinem pädagogischen Impuls hervor: Es sind freiwillige Informationen – bei Kindern steht dies in keinem Bildungsplan.

Natürlich nicht. Aber es werden von Sexualpädagogen zum Ziel der Akzeptanz sexueller Vielfalt spezielle Methoden vorgeschlagen, die sich nicht nur an Jugendliche richten. Die Frage, ob Oralverkehr zur Liebe gehört, wird in dieser Handreichung schon an 12-Jährige gestellt. Und Analverkehr steht in einer Liste mit anderen möglichen Formen des „ersten Mals“ für 13-Jährige zur Diskussion.

Ist es nicht sinnvoll, über Sexuelles anders als pornografisch, wie es etwa auf Schulhöfen getan wird, zu sprechen?

Selbstverständlich, das muss so sein, aber dann wirklich über Sexualität als Sachthema und nicht methodenbedingt über die eigene Sexualität. Sexualisierend kann es auch wirken, wenn Kinder durch Körperkontakt in der Gruppe in Schmusestimmung gebracht werden und sie dann über ihre Gefühle sprechen sollen. Pizzabacken auf dem Rücken, das Formen von Statuen, Kondome am Körper verstecken und suchen lassen sind meines Erachtens solche Methoden.

Frau Etschenberg, Sie beklagen gar, dass die Sexualpädagogik, die auch die Linien für den Bildungsplan in Baden-Württemberg entwickelt hat, interpretatorisch bei einem Kartell liegt.

Von Kartell habe ich nirgendwo gesprochen. Doch man kann von einer sexualpädagogischen Schule sprechen, die in Deutschland vorherrschend ist.

Und das stört Sie inwiefern?

Dass diese sexualpädagogische Schule konzeptionell davon ausgeht, dass kindliches sexuelles Handeln und Erleben vom Säuglingsalter an im Interesse des Kindes gezielt gefördert werden soll, damit es Kindern gut geht.

Das wird heftig bestritten.

Das kann man nachlesen. Und das ist meines Erachtens wissenschaftlich …

Ihrem wissenschaftlichen Verständnis nach …

… nicht begründbar. Aber es ist eine Vereinbarung, die sich in Veröffentlichungen von Autoren, die dieser Schule nahestehen, niederschlägt.

Sie kritisieren, dass bestimmte Ansätze der Sexualaufklärung nicht zum Zuge kommen. Ihre? Oder welche sind das?

Es sind Konzepte und Materialien für den Biologieunterricht, in dem das Thema Sexualität ja oft ansteht. Man müsste sie weiterentwickeln, damit das Thema nicht biologistisch verkürzt bleibt. Eine solche Förderung geschieht nicht, weil sich dafür keine Institution zuständig erklärt.

Sollte es im Sexualkundeunterricht nicht um Wesentlich mehr als um Biologisches gehen?

Selbstverständlich. Aber wissenschaftlich korrekt ist der Ansatz, dass menschliche Sexualität eine biologische Basis und einen Zweck hat, nämlich die Ermöglichung der Fortpflanzung. Diese Deutung ist – wie bei Pflanzen und Tieren – unabhängig von Kultur und sozialwissenschaftlichen Interpretationen.

Zweck? Ist Sexualität nicht lediglich auch der Fortpflanzung dienlich? Ist der Mensch nicht anders als Tiere und Pflanzen?

Ja, aber seine biologischen Wurzeln kann er nicht leugnen. Viele körperliche Phänomene und sexuelle Verhaltensweisen kann man Kindern von dieser Basis aus verständlich machen. Auch die Lust am Sex – sowohl die Vorfreude als auch die Belohnung durch einen Orgasmus motivieren, das zu tun, was der Fortpflanzung dienen kann.

Bitte? Der Fortpflanzung dienen kann? Welcher Jugendliche denkt bei Sexuellem an Fortpflanzung?

Da braucht er auch nicht dran zu denken. Dass die Lust am Sex meist ohne Bewusstsein um den Zusammenhang zur möglichen Fortpflanzung gesucht wird, ist logisch. Warum sollte er das nicht? Und die Lust ist ja auch unabhängig vom Geschlecht.

Sie sprechen über Sexualität und kommen gleich zur Fortpflanzung. Ist das nicht an den Informationswünschen von Jugendlichen vorbeigedacht – und pädagogisch ziemlich heterosexuell instruierend?

Jedenfalls kann man um diesen Kern herum Kindern und Jugendlichen erklären, was Sexualität ursprünglich bedeutet, und dann die Augen öffnen dafür, wie variationsreich der Mensch mit der Energiequelle Sexualität umgeht. Zum Beispiel in den Medien, in der Kunst oder in den Religionen – und wie jeder für sich damit umgehen kann und darf. Den Bezug zur eigenen Sexualität braucht ein Kind dabei nicht öffentlich herzustellen.

Sind Sie gegen ein freimütiges Sprechen über Sexualitäten, die nicht dem Mann-Frau-Schema entsprechen? Wird es nicht Zeit, gerade in Schulen über Sexuelles schlechthin zu reden?

Dem stimme ich zu, wenn damit gemeint ist, bei Kindern und Jugendlichen über die reine Sexualkunde hinaus für die Akzeptanz sexueller Vielfalt und Ablehnung jedweder Diskriminierung zu werben.

Sie monieren auch, die – wie Sie es nennen – „Genderideologie“ unterlaufe die biologische Zweigeschlechtlichkeit.

Es gibt neuerdings die ernstgemeinte These, das biologische Geschlecht sei kulturell gemacht. Aber der Fortbestand der Menschheit ist auf zweigeschlechtliche Fortpflanzung angewiesen. Dazu brauchen wir Individuen, die anlagebedingt – wenn auch nicht in jedem Einzelfall – Samenzellen oder Eizellen produzieren. Wir nennen diese Individuen – wie im Tierreich – männlich oder weiblich. Die Embryonalentwicklung verläuft oft nicht eindeutig. Deshalb gibt es das Phänomen der Intersexualität in vielen Abstufungen – genetisch, anatomisch, hormonell. Das ist aber kein wissenschaftlich haltbarer Grund, die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen infrage zu stellen.

Aber was beanstanden Sie?

Dass auf der Basis des biologischen Geschlechts Menschen Verhaltensweisen unterstellt oder als Rollen zugewiesen werden mit dem Ziel, sie auch sozial männlich oder weiblich werden zu lassen.

Auf diese Differenz wird in der Gendertheorie verwiesen.

Ja, die ermutigende Botschaft, die schon lange in der Sexualerziehung gültig ist, lautet: Jeder Mensch kann – unabhängig von seiner Möglichkeit, Ei- oder Samenzellen zu produzieren – eine Rolle einschließlich seiner sexuellen Orientierung frei ausleben. Individuelle Grenzen gibt es vielleicht noch durch Relikte aus unserem stammesgeschichtlich verankerten Verhaltensrepertoire. Humanethologie und Verhaltensgenetik müssen da noch weiterforschen.

Was mithin ist daran falsch, in der Schule Jugendliche über das, was die Welt außerhalb des Frau-Mann-Schemas kennt, ins Bild zu setzen?

Daran ist gar nichts falsch. Das ist Aufklärung im besten Sinne des Wortes: Bewusstmachen einer sexuellen Realität, die traditionell nicht angemessen beachtet oder sogar diskriminiert und tabuisiert wurde und noch wird. Die Trennung von Sex und Gender hilft, die heutige Realität perspektivreicher abzubilden. Es gibt keinen vernünftigen Grund mehr, aus dem biologischen Geschlecht irgendeine geschlechtsbezogene Verpflichtung fürs Leben herzuleiten. Aber: Schwangerschaft, Geburt und Stillen sind weiterhin spezifisch für das biologisch weibliche und das Zeugen spezifisch für das biologisch männliche Geschlecht, das kann man nicht wegdiskutieren.

Weshalb haben Sie Ihre Bedenken zu sexualpädagogischen Bildungsplänen wie in Baden-Württemberg nicht schon im Beirat der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld angemeldet?

Den Bildungsplan kannte ich vor der öffentlichen Debatte nicht. Ich hätte auch keine Veranlassung gehabt, ihn im Beirat zur Sprache zu bringen. Ich stoße mich ja nur an dem viermaligen Einschub zum Stichwort „Akzeptanz sexueller Vielfalt“. Vielleicht hätte es ohne diese Betonung die Aufregungen gar nicht gegeben.

Es gibt Stimmen in den Gremien der Bundesstiftung, die sich nicht mehr vorstellen möchten, dass Sie im Beirat sitzen. Manche sagen, Ihre Haltung widerspreche der Stiftungssatzung.

Seit vielen Jahren setze ich mich öffentlich für eine Sichtweise von Sexualität in der Schule ein, die einem Tunnelblick auf heterosexuelle Normalität entgegenwirkt. Ich bedaure, dass es zu den aktuellen Irritationen gekommen ist. Aber aus der Tatsache, dass ich auch konservative Adressaten im Sinne der Akzeptanz sexueller Vielfalt anspreche, kann man mir eigentlich aus Sicht der Stiftungssatzung keinen Vorwurf machen.

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60 Kommentare

 / 
  • Korrektur:

    (s!)exueller

  • Für die AntiFreudianischen Doofies unter Euch:

     

    "Einschub"

     

    "Stich"

     

    Ak(t)tzeptanz"exueller Vielfalt"

  • Sexualität als Instrument der Herrschaft ist hier anscheinend gar nicht mehr bekannt.

     

    wow.

     

    Wir fangen irgendwo Anfang Mitte der Siebziger (des letzten Jahrhunderts, klar) wieder von vorne an.

     

    Grübel.

     

    Und ich bin noch Männie.

     

    Oder ist die ganze Abteilung hier selbstironisch?-? Das wäre ja mal was Neues.

     

    Grüße

     

    PS: Nö, ich mäch mich nich wichtich.

     

    Frau Etschenburg sagte:

     

    "Ich stoße mich ja nur an dem viermaligen Einschub zum Stichwort „Akzeptanz sexueller Vielfalt“.

     

    Ich sage:

     

    Wir nicht.

     

    Womit ja vieleicht eigentlich alles gesagt ist. oder?

  • Ich finde diese ganze Fortpflanzung so vollkommen sinnlos,

    fast so wie Jan Feddersens Schlager.

     

    "sex dient der fortpflanzung-genau;und deshalb fand ich den sexualkunde-unterricht damals an der schule so langweilig.es ging um bienen die zur blume fliegen und menschen die den sexualakt vollziehen und raus kommt neun monate später ein kind.das wars im großen und ganzen."

    Genau! lasst uns endlich mal unsachlich werden.

  • NDA:

     

    *kiecher* Jepp. Aber:

     

    Vorsicht: Ihr wißt möglicherweise nicht, mit wem Ihr Euch anlegt! Psychotherapie.de ist schon nicht mehr am Netz (und da habe ich einige der Zahlen her). Der Rest kommt von SpektrumVerlag/Gehirn&Geist resp. eigene Erfahrung

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    sex dient der fortpflanzung-genau;und deshalb fand ich den sexualkunde-unterricht damals an der schule so langweilig.es ging um bienen die zur blume fliegen und menschen die den sexualakt vollziehen und raus kommt neun monate später ein kind.das wars im großen und ganzen.

     

    bei uns wurden damals schon in der 5ten klasse pornohefte untereinander ausgetauscht.heute kuckt sich die jugend den kram im internet an.glaubt wirklich noch jemand ernsthaft das ein thema wie oralverkehr einen 12 jährigen schockiert?

     

    was soll diese skandalisierung von solchen sexuellen spielarten eigentlich?oralverkehr nimmt einen nicht geringen teil der heutigen sexualpraktiken ein,analverkehr wird auch von nicht wenigen praktiziert.

     

    wie weltfremd kann man sein?...

    • @6474 (Profil gelöscht):

      fürs einfache poppen sind aber auch schon weitergehende biologische kenntnisse erforderlich. insbesondere auch bei frauen, auch wenn gerade kein book auf fortpflanzung besteht. den spasmützen unter den männern kann es natürlich völlig wurst sein. hauptsache die pornoheftchen aus der schulzeit sind immer noch griffbereit ;-)

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @Arcy Shtoink:

        und?habe ich irgendwo angedeutet das ein biologisches grundwissen keine rolle mehr spielt?

        und was heißt eigentlich "spaßmützen"?die annahme das frauen keinen spaß am sex haben, ist sowas von 19tes jahrhundert.

        es spricht nichts dagegen biologisches wissen zu vermitteln UND gleichzeitig einen realistischen blick auf das sexuallleben zu werfen.immerhin hat der durschnittliche mensch des 21ten jahrhunderts im leben um ein vielfaches öfter sex aus gründen des lustgewinns,als zur fortpflanzung.

         

        in der regel kauft man sich im leben auch nur einmal ein haus,schließt aber täglich die tür auf und zu,dreht die heizung an,kocht auf dem herd und bedient die kaffemaschine.

        wie mit dem hauskauf verhält es sich mit kindern in deutschland.die bekommt man in der regel auch nur 1 bis 2 mal im leben,onaniert aber in der jugend fast täglich,hat später mehrmals die woche sex(das sagen zumindest die statistiken)

        deshalb wird der hauskauf oder das kinderkriegen nicht unwichtig,aber es ist schon zunächst mal gut wenn man weiß wie man sich in so einem haus verhält,oder?

         

        oder um es anders zu sagen;ich habe mich damals als jugendlicher ziemlich pervers,alleine und seltsam gefühlt als ich die onanie für mich entdeckt habe.niemand hat mir nämlich in der schule,zuhause oder in meinem umfeld vermittelt das dies für 12 jährige normal ist.

        aber über spermien und chromosomen und schwangerschaft wusste ich schon jahre vor meinem ersten mal ziemlich gut bescheid.

        erkennen sie die gesellschaftliche schieflage?

  • Das kann man ja alles so und so sehen. Aber die Diskussion, die Frau Etschenberg hier führt, bleibt auf dem Biene-Blüten-Niveau und ist zumindest von daher komplett realitätsfremd.

     

    Jährlich werden auf unseren Universitätscampi von einschlägig bekannten Verbindungsleuten Tausende junger Frauen ausmanövriert und in geschlechtliche Beziehungen genötigt mittels Konditionierungsstrategien. Hier versagt die Sexualerziehung junger Mächen an den Schulen völlig, die dann total hilflos ausgeliefert sind.

     

    Dunkelziffer eingerechnet ca 1500 nahezu ausnahmslos weibliche) Opfer, die entsprechend in psychotherapeutischen Beratungszimmern (bzw. unter Ausnutzung der totalen Abschottung der PsychoMafiaSzene herausmanövriert im "RL") mit den gleichen Mitteln in körperliche Beziehungen gezwungen werden, sind (bzg. auf die hier skizzierte Mindestzahl: zu zwei Dritteln) weitere stumme Zeugen (450 Fälle jährlich sind als konstante Größe aktenkundig, der Rest wird von Kritischen Wissenschaftlern als Minimum angesetzt), die auf Jahre vor Ekel aus dem K*..zen nicht mehr rauskommen (bei 6100 insgs. vertraglich abgesicherten Kasssensitzen sog. "Psychotherapie" der niedergelassenen Diplompsychologie).

     

    Skandalös:

     

    Der erste und zugleich letzte Lehrstuhl in Deutschland (Göthe Uni Frankfurt/Main), der sich überhaupt seinerzeit mit derartigen Fragen kritisch beschäftigte, wurde nach Emeritierung des Gründungsprofessors gleich wieder dicht gemacht.

     

    Sex ist Macht und Macht ist Geld.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Hier eine Auffassung von Herrn Manfred Bruns, wie er die Äußerungen von Frau Etschenberg und die homophobe und transphobe Kampagne in FAZ und Focus beurteilt:

     

    http://www.queer.de/docs/manfred-bruns-dgss.pdf

    http://www.queer.de/detail.php?article_id=22820

    http://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Bruns

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Die Kampagne führen diverse Organisationen, die dem rechtsfundamentalen christlichen Spektrum zuzuordnen sind http://zukunft-familie.org/. Ein Milieu das 2010 und später im Zuge des Missbrauchsskandals der katholischen Kirche Täterpriester und ihre Unterstützer verteidigt hat. Auch die evangelischen unter diesen Christenfundis bekleckern sich was den Umgang mit dem Thema "sexuelle Ausbeutung von Kindern in Einrichtungen unter ihrer Verantwortung" betrifft nicht mit Ruhm. Ein Beispiel: http://heimopfer-korntal.de/

       

      Während Herr Bruns u. A. zumindestens schon einmal begonnen haben zu beschreiben und zu erläutern, welchen Einfluss Pädo"phile" ihrer Einschätzung nach auf die schwullesbische Szene hatten http://www.lsvd.de/homosexualitaet/rueckblicke/svdundpaedophile.html

       

      Die FAZ gehört zu den Medien, die regelmäßig, kontinuierlich und meistens sehr sachlich und gut recherchiert zum Missbrauchsthema berichtet.

      Es ist schade, dass das in Bezug auf die "Vielfaltdebatte" nicht gelungen ist.

       

      Um Kinder ging es dabei von Anfang an nicht. Nur um Einfluss und Aufmerksamkeit.

       

      Es ist schon bezeichnend, dass Gruppen, die sich "Werte" bzw. "Freiheit" und "Menschenrechte" auf die Fahnen geschrieben haben, die offenbar nur für Erwachsene vorsehen. Und damit meine ich sowohl die rechten Christenfundis, als auch linke Pseudoprogressive.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @Angelika Oetken:

        "Es ist schade, dass das in Bezug auf die "Vielfaltdebatte" nicht gelungen ist."

         

        Dieser Satz ist eine ziemliche Verharmlosung! Wenn auf Demos Pädophilie und Homosexualität gleichgesetzt werden auf Schildern, Flugblättern und Verlautbarungen ist das eindeutig Volksverhetzung.

        • @2097 (Profil gelöscht):

          Meine Anmerkung bezog sich auf die Berichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

          Nicht auf Demos von Organisationen, die dem rechtsfundamentalchristlichen Milieu zuzuordnen sind.

          Da es diesen Zusammenschlüssen gar nicht um Kinderschutz und Kindeswohl geht, ist es sowieso nur eine Frage der Zeit bis sie zerfallen oder sich einen anderen Fokus suchen. Seehofer hat mit seiner "Man-spricht-auch-zuhause-Deutsch"-Realsatire wohl den Weg gewiesen.

          Auch wer da so alles hinter diesen Kampagnen steckt, wird nach und nach rauskommen.

           

          Was die Gleichsetzung von Pädo"philie" und Homosexualität angeht, würde ich es begrüßen, wenn die Lesben- und Schwulenverbände bzw. ihre prominenten VertreterInnen hier noch viel intensiver Klartext reden.

           

          Denn dieser Kurz-Schluss (schwul = pädo) ist sehr weit verbreitet.

           

          Ausgeblendet wird dabei völlig, dass es einen Unterschied zwischen Pädo- und Ephebo"philie" gibt und das von Letzterem im Grunde auch eine ganze Reihe Heteromänner und -frauen befallen sind. Wenn man ihn nämlich auch auf Mädchen in der Pubertät als Objekte und erwachsene Frauen als Subjekte des Begehrens ausweiten würde, wären viele erwachsene Heteromänner und -frauen ephebo"phil". Ist doch interessant, dass wir diesen Umstand in unserer Kultur relativ selbstverständlich hinnehmen. Ein männlicher Pubertist, der von einer erwachsenen Frau und ein pubertierendes Mädchen, was von einem erwachsenen Mann sexuell ausgebeutet werden, leiden ähnlich wie bei einer gleichgeschlechtlichen Konstellation.

          Es ist doch bezeichnend, dass unsere Kultur da derartige Unterschiede macht.

  • Danke dass die TAZ hier vernünftige Leute zu Wort kommen lässt, die nicht dem Mainstream hinterherlaufen!

    • @Frank12:

      Was verstehen Sie unter "Mainstream"?

  • Das Kernproblem ist doch die "Verwissenschaftlichung" einfacher menschlicher Emotionen; nicht nur zum Thema Sex.

    Ganz klar verherrlicht Frau Etschenberg nicht nur diese Verwissenschaftlichung, sie betet sie geradzu an. Also: Worüber irgendwer einen wissentschaftlich verbrämten Quatsch schreiben kann, das ist dann OK?

     

    Was wirklich wichtig für die natürliche Entwicklung unserer Kinder zum "Erwachsenen" scheint für diese Frau Etschenberg nicht erwähnenswert zu sein.

     

    Die Bekanntschaft mit dem eigenen Körper und mit den in der Pubertät sich ändernden Wahrnehmungen des ICH des DU helfend, erklärend und schützend zu begleiten darf und muss unsere Pflicht sein.

     

    Wissenschaft kann dabei weder Leitschnur noch Alibi zur Verbreitung der ganz speziellen EIGENEN Präferenzen sein.

  • „Sexualität hat einen Zweck“??

    Ich lach mich weg.

     

    Wer so einen Blödsinn äußert, hält die Evolution vermutlich für die Weiterentwicklung eines Schöpfergottes.

    • @lichtgestalt:

      Fortpflanzung, Spaß, Kribbeln ... was ist an diesen Zwecken religiöses. Zufallspoppen ist es ja nun auch nicht.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Festzuhalten ist, dass aufgrund des Interviews von Frau Etschenberg in der "Jungen Freiheit“, die wichtige Nachfrage, ob Kinder überhaupt zur Homo- oder Transsexualität "umerzogen" werden können, leider nicht gestellt wurde.

    Mich hätte die wissenschaftliche Begründung und ausführliche Darlegung der Wissenschaftlerin enorm interessiert. Insbesondere auf welche Quellen hierzu verwiesen worden wäre.

  • Wenn ich mit denen, die mir eine Fünf in Bio geben können, über meine Sexualität sprechen soll, dann fühle ich mich befummelt. Da wird ausgerechnet im repressiven System Schule ein Vertrauensverhältnis unterstellt, das jeweils zufällig entsteht und daher eben nicht institutionell benutzt werden kann. Gerade wenn es um den eigenen Körper und die eigene Sexualität geht, glaube ich, dass ein besonderes Augenmerk auf Sachlichkeit gelegt werden sollte, sozusagen als Puffer für den Fall, dass die Gefühle der Kinder und Jugendlichen zu doll angetriggert werden. Und auf Diskussionen lassen sich Kinder und Jugendliche in der Regel sehr gern ein. Sie müssen den Grad der Intimität bestimmen. Ihnen zu sagen, sie könnten ja Signale der Überforderung geben, drängt sie in die Defensive, und gerade junge Leute brauchen oft sehr lange, bis sie sich trauen, sich zu entziehen. (Das ist eine ziemlich hinterhältige pädagogische Strategie, die gern angewendet wird, gut gemeint ist, bei einem nicht vorhandenen tiefen Vertrauensverhältnis aber eine fiese Botschaft enthält: Ich bringe dich als Mächtiger in eine unangenehme Situation und gebe dir sogar Hilfe, wenn du es scheiße findest. Nur musst du dann bekennen, dass du überfordert bist. Damit habe ich die Macht, kann deine Grenzen überschreiten und bin der Gute.)

    • @Karl Kraus:

      Ihr Unbehagen teile ich und unterschreibe jeden Ihrer Sätze gerne!

  • 1G
    10130 (Profil gelöscht)

    Erstaunlich, Frau Etschenberg hat ihre Aussagen aus der „Jungen Freiheit“ nicht wiederholt, anscheinend wollte sie nicht erneut ihre diffamierende Inkompetenz offenbaren:

     

    "Auf die Frage der "Jungen Freiheit", ob es sich also um Homosexuelle handelt, "die dort Eigeninteressen lancieren", antwortete die Professorin: "Wenn Homosexuelle in der Schule homosexuell veranlagten Jugendlichen den Umgang mit ihrer Sexualität erleichtern wollen, ist das anerkennenswert. Wenn dabei aber für homosexuelles Handeln geworben wird, ist das inakzeptabel. Was wirklich geschieht, müsste geklärt werden."

     

    Etschenberg ist Fachbeirätin der Magnus-Hirschfeld-Stiftung

     

    "Werbung für homosexuelle Handlungen"? Die Aussage ist erschreckend für eine Wissenschaftlerin. Aber viel schlimmer: Die Arbeit von SchLAu ist durchaus "geklärt" – und Etschenberg könnte und müsste es besser wissen. Denn sie sitzt unter anderem im 23-köpfigen Fachbeirat der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, als Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung e.V. (DGSS)."

     

    Quelle: http://www.queer.de/detail.php?article_id=22702

    &

    http://www.queer.de/detail.php?article_id=22785

    • @10130 (Profil gelöscht):

      zu SchlAu findet sich hier etwas.

       

      http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/experten-warnen-vor-zu-frueher-aufklaerung-von-kindern-13203307-p3.html

       

      "Im Vorwort bezieht Tuider sich ausdrücklich auf Sielert und Kentler. In einer Übung sollen zehn Jahre alte Schüler aufgefordert werden, ihre „Lieblingsstellung/Lieblingssexualpraktik“ mitzuteilen, während sie sich zu dynamischer Musik schwungvoll durch den Raum bewegen.

       

      Das Buch richtet sich an Pädagogen und Jugendarbeiter, die Auflage liegt bei 3000 Exemplaren. Es wird von SchLAu empfohlen - und vom Pro-Familia-Landesverband Niedersachsen."

      • @Arcy Shtoink:

        Ich habe das Buch "Sexualpädagogik der Vielfalt" vorliegen und es schon vor Monaten durchgearbeitet. Es gibt aus meiner Sicht einige Kritikpunkte. Aber Vieles, was als angeblicher Inhalt in Artikeln und Foren kolportiert wird, ist so in diesem Werk nicht enthalten. Es enthält grenzwertige und gerade für Kinder und Jugendliche mit Missbrauchserfahrungen auch potentiell schädliche Vorschläge. Missbrauchsbetroffene gibt es in jeder durchschnittlichen Oberschulklasse zwei bis drei. Hinzu kommen SchülerInnen, die eigene Traumatisierungen bisher nicht aufarbeiten konnten und aufgrund schlechter Vorbilder im sozialen Umfeld selbst zu sexuellen Übergriffen neigen. Die einen sollten nicht kompromittiert werden, die anderen nicht ermutigt, Grenzen zu überschreiten. Einige Übungsvarianten berühren äußerst intime Dinge, die meiner Meinung nach nicht in den Schulunterricht gehören. Aber im vertraulichen Gespräch mit einer Fachkraft von den Kindern und Jugendlichen besprochen sollten. Ich bin unbedingt dafür, dass jede Schule eine gut geschulte Vertrauensperson stellt, an die SchülerInnen, die irgendwelche Fragen oder Sorgen in Bezug auf Sexualität haben sich wenden können. Aber vor der gesamten Klasse über Intimitäten parlieren: das geht gar nicht.

        Die Anleitung "In einer Übung sollen zehn Jahre alte Schüler aufgefordert werden, ihre „Lieblingsstellung/Lieblingssexualpraktik“ mitzuteilen, während sie sich zu dynamischer Musik schwungvoll durch den Raum bewegen" habe ich in dem Buch nicht gefunden.

          • @Arcy Shtoink:

            Der Link führt auf die erste Auflage von 2008. In der zweiten, 2012 aufgelegten gibt es diese "Übung" nicht mehr. Aber ähnliche, die ich auch älteren SchülerInnen nicht anbieten würde. Das Problem an "Sexualpädagogik der Vielfalt" ist, dass es es einen sehr reflektierten Pädagogen erfordert. Wie viele LehrerInnen machen Supervision? Wer hat sich mit dem Thema "sexueller Missbrauch" befasst? Wie hoch ist die Rate an sexualpädagogisch arbeitenden Lehrkräften, die etwaige eigene Primärtraumatisierungen aufgearbeitet haben? Wie viele sind wohl selbst pädosexuell? Wie verhindert man, dass sie solchen Unterricht anbieten, um Kinder gefügig zu machen?

            So lange diese Fragen nicht geklärt sind, sollte die Sexualpädagogik sich auf die Wissensvermittlung beschränken. Empathisch, aber sachlich. Persönliches und Intimes hat in den schulischen Zwangskollektiven eh nichts verloren. Oder wer würde vor seinen KollegInnen eine Tanzübung zur "Lieblingsstellung" machen?

            • @Angelika Oetken:

              "Wer hat sich mit dem Thema "sexueller Missbrauch" befasst? Wie hoch ist die Rate an sexualpädagogisch arbeitenden Lehrkräften, die etwaige eigene Primärtraumatisierungen aufgearbeitet haben?"

               

              Das Problem ist hier, dass als Kinder missbrauchte Frauen das selbst teils so verdrängt haben, durch die Traumatisierung in der Kindheit, dass sie es selbst oft erst recht spät, oft erst im Erwachsenenalter erkennen, es hoch kommt usw., was die Frauen dann meist erst in eine tiefe Krise stürzt. Vorher handeln sie teils nach einem Programm, dass sie selbst nicht erkennen oder beeinflussen können. Das Thema ist zudem ja noch ein echtes Tabuthema über das man nicht öffentlich spricht.

              • @fornax [alias flex/alias flux]:

                Ja, die allgemeine Verdrängung spielt eine große Rolle. Noch schwerer haben es ja als Kind missbrauchte Männer. Die ihren Opferstatus so gar nicht in ihr Selbstbild integrieren können. Die Rate an männlichen Missbrauchsopfern ist viel höher als allgemein angenommen.

                Menschen reagieren unterschiedlich auf sexuelle Traumatisierungen. Manche verdrängen erfolgreich, andere somatisieren, viele setzen sich irgendwann im Leben damit auseinander. Aber einige werden eben leider auch selbst zu TäterInenn oder identifizieren sich mit Tätern.

            • @Angelika Oetken:

              bzw.. "Lieblingsstellung / Lieblingsssexualpraktik" wie es dort in dem Modul im Buch für die Altersstufe ab 10 Jahre heißt.

              • 2G
                2097 (Profil gelöscht)
                @Arcy Shtoink:

                „Die Frage, ob Oralverkehr zur Liebe gehört, wird in dieser Handreichung schon an 12-Jährige gestellt. Und Analverkehr steht in einer Liste mit anderen möglichen Formen des „ersten Mals“ für 13-Jährige zur Diskussion.“

                „Sexualisierend kann es auch wirken, wenn Kinder durch Körperkontakt in der Gruppe in Schmusestimmung gebracht werden und sie dann über ihre Gefühle sprechen sollen. Pizzabacken auf dem Rücken, das Formen von Statuen, Kondome am Körper verstecken und suchen lassen sind meines Erachtens solche Methoden.“

                 

                So etwas wird weder in Bildungsplänen empfohlen noch von den staatlich geförderten Aufklärungsprojekten wie SchLau praktiziert. Frau Etschenberg redet hier von Handreichungen, ohne deutlich zu machen, dass es sich nicht um staatlich gebilligte oder geförderte Handreichungen handelt, sondern offenbar um private Vorschläge von Sozialpädagogen!

                Quelle: http://www.queer.de/docs/manfred-bruns-dgss.pdf

                o etwas wird weder in Bildungsplänen empfohlen noch von den staatlich geförderten Aufklärungsprojekten wie SchLau praktiziert.

                • @2097 (Profil gelöscht):

                  wurde im Interview auch nicht behauptet. Es ging dort um "Aber es werden von Sexualpädagogen zum Ziel der Akzeptanz sexueller Vielfalt spezielle Methoden vorgeschlagen ..."

                  • 2G
                    2097 (Profil gelöscht)
                    @Arcy Shtoink:

                    "...die Sexualpädagogik, die auch die Linien für den Bildungsplan in Baden-Württemberg entwickelt ..."

                     

                    Keine Verbindung???

      • 1G
        10130 (Profil gelöscht)
        @Arcy Shtoink:

        Nochmal:

        "Werden die Jugendlichen in euren Workshops zu stark mit Sexualität konfrontiert?

        Nein. SchLAu macht keine Sexualaufklärung, sondern Antidiskriminierungsarbeit. Das bedeutet, dass wir mit den Jugendlichen über Lebensentwürfe und Familienmodelle, über Coming-out und Diskriminierung sprechen. Wenn Sexualität zum Thema gemacht wird, dann durch die Jugendlichen selbst. Jede Methode wird an die Zusammensetzung der Klasse und an das Alter der Jugendlichen angepasst. Alle Teilnehmenden besuchen mindestens die 7. Klasse."

        Quelle: http://www.queer.de/detail.php?article_id=22785

        Und Ihr FAZ Artikel ist bereits als reine Diskriminierung entlarvt worden:

        http://www.queer.de/detail.php?article_id=22543

        &

        http://www.queer.de/detail.php?article_id=22783

  • Die taz nennt Streitgespräch, was sich beim Lesen als äußerst ruppig geführtes Interview entpuppt.

    Das "Gespräch" ist extrem einseitig, Feddersen erläutert seine Position nicht, sondern gibt sie häppchenweise quasi von übergeordneter Warte preis, unterbricht seine Gesprächspartnerin ständig, sodass sie kaum einen Gedankengang zu Ende formulieren kann.

    Und: es ist der Mann, der wie selbstverständlich als Kotzbrocken versucht, die Position der Frau lächerlich zu machen.

     

    Muss die taz neuerdings auf diese Weise Leser binden?

    Frau Etschenberg formuliert eine eminent wichtige Position: Kinder und Jugendliche müssen auch im Sexualkundeunterricht das Recht behalten, unterrichtet zu werden, ohne Bekenntnisse über sich selbst abgeben zu müssen.

    Immerhin, es besteht Schulpflicht. Und es geht darum, wie die Zwangsveranstaltung Sexualkundeunterricht gestaltet wird.

    Wohin die schulische Verpflichtung zu "selbstbestimmter Sexualgestaltung" führen kann, hat die Odenwaldschule vorgeführt.

    • @Wunderlich:

      Stichwort "Odenwaldschule": offenbar haben da die Ansichten einiger Protagonisten mit kriminell-kranken Absichten innerhalb der Sexualpädagogik ein Refugium gefunden http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=hi&dig=2013%2F09%2F14%2Fa0045

      Offiziell hat sich z. B. Frau Tuider von Helmut Kentlers Pädopropaganda distanziert. Dass aber seine ganze Pädagogik davon durchdrungen sein könnte, wie bei Gerold Becker und Konsorten auch, wird von den entsprechenden Fachgesellschaften leider nicht öffentlich diskutiert. Und somit auch nicht aktiv aufgearbeitet. Deshalb übernehmen das die Medien. Was sicherlich derzeit die beste Lösung ist.

  • Was mich am Sexualkundeunterricht stört, ist nicht was angesprochen wird, sondern vom wem. Hier wird dem Kind die Möglichkeit genommen, einen wichtigen Teil des Lebens selbst zu entdecken- die eigene Sexualität. Ich denke, es gibt ein natürliches Abgrenzungsbedürfnis des Kindes von der Erwachsenenwelt als Akt der Persönlichkeitsentwicklung und Autonomisierung.

    Diese Art der Aufklärung ist penetrant und in diesem Kontext eine Umkehr der Bildungsrichtung vom fragenden Kind zum befragten Ewachsenen. Die Geschwindigkeit, Zeitpunkt und Intensität der Aufklärung sollte jedes Kind selbst bestimmen können. Ein Lehrplan, der ungeachtet der Reife des Kindes die Aufklärung so ins Detail forciert, ist im Prinzip zu tiefst konservativ, Gleichmacherei und das Gegenteil von dem, was er vorgibt zu sein.

    Hey teacher leave them kids alone !

    • @lions: Die Moderation: Kommentar entfernt.
    • @lions:

      Jipp! Das ist ja schon fast als Anweisung für guten Aufklärungsunterricht geeignet!

      Ich glaube übrigens, dass ausgerechnet die Didaktiker in den Autoren verantwortlich dafür sind, dass man das zum Teil so (zu) persönlich aufzieht: Lebensweltbezug, Emotionalisierung, Erleben und Selbstentdecken usw. mögen in nicht-intimen Lernbereichen sehr effektiv sein, aber nicht bei einem Gebiet, in dem die "Sache" die gesamte eigene Persönlichkeit, Sorgen, Nöte, Verunsicherungen und Begierden betrifft. In vertraulichen, selbstgewählten und nur moderierten Kleingruppen geht das schon eher. Lediglich die klare Forderung von Toleranz und Respekt sowie die entsprechenden Diskussionen erfordern Führung durch jemand Reiferen, aber das war ja immer schon so, wenn es um die rein moralische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen geht. Hier ist aber Sexualität auch nur ein Teilgebiet.

      • @Karl Kraus:

        Durch solch eine Didaktik, bei der einem alles vorgekaut wird, förder man vor allen Dingen nicht das Selbstvertrauen.

         

        In meiner Schulzeit mussten wir glücklicherweise noch keine Kondome über Modelle ziehen.

        Und wenn ich die Modelle da sehe, dann hätten die mich mit 11 oder 12 Jahren wirklich nicht besonders in meinem Selbstvertrauen gestärkt.

    • @lions:

      Im Sexualkundeunterricht wird genausowenig "einen wichtigen Teil des Lebens selbst entdeckt" wie im Geographieunterricht ferne Länder bereist oder im Religions-/Ethikuntetricht "Glauben/Weltanschaungen" missioniert werden. Es sollte auch nicht dort stattfinden.

    • @lions:

      Völlig korrekt.

       

      Das Ganze ist nicht nur ein Problem der Didaktik, die imo im Frontalunterricht gar nix bringen würde, sondern unseres Schulsystems als solches.

      Insofern ist dieser Bildungsplan aus Baden-Württemberg reichlich verlogen und inkonsequent, wenn er nicht die grundsätzliche Frage der Selbstbestimmung der Schüler nicht nur in der Sexualität stellt.

  • Mein Gott, hat die Frau sich jemals mit echten Kindern und jugendlichen beschäftigt?Ich wusste mit 15 GANZ Genau , was Oralverkehr ist, und die Jungs haben auch schon eifrig in der Pornosammlung der älteren Brüder gekramt.

    Mit Anlauf an der Realität vorbei.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @pippilotta_viktualia:

      Also wenn ich dran zurückdenke, wie wild in meiner Jugend allseits durcheinandergevögelt wurde - da frage ich mich auch, ob diese "Sexualtherapeutin" nicht schlicht und ergreifend keine Ahnung von der Lebensrealität experimentierfreudiger Jugendlicher hat. Was mangels Freundin nicht ausprobiert werden konnte, hat man sich dann eben bei der Selbstbefriedigung vorgestellt - und das in einem Zeitalter vor der Internetpornographie!

      • @970 (Profil gelöscht):

        Ja, solche Jugendlichen gab und gibt es. Aber auch viele, die erst später sexuell aktiv werden oder die, die sich früh einen festen Partner suchen. Oder welche, die aus verschiedenen Gründen keinen Sex mit Anderen wollen. Oder vollkommen abstinent leben. Darauf geht "Sexualpädagogik der Vielfalt" durchaus ein.

    • @pippilotta_viktualia:

      Eben, sie können es auch allein.

      • @lions:

        Naja, ein bisschen Anleitung zu Verhütung und Freiwilligkeit, sowie der Anstoss, auch mal über andere Sexuelle präferenzen nachzudenken,kann ja wohl nicht schaden?

        Oder woher kommen die ganzen kleinen homophoben Jungs, die sich wahrscheinlich noch NIE mit ihrer eigenen Sexualität frei beschäftigen konnten?

        • @pippilotta_viktualia:

          Da ich selber in dem Bereich der Jugendarbeit aktiv war, fehlen habe ich mich auch mal für das Thema interessiert, aber leider keine neueren Belege für eine Homophobie bei Jugendlichen in der BRD gefunden. Haben Sie da Daten aus den letzten Jahren zu. Meine liegen meistens relativ weit zurück oder behandeln nicht spezifisch Jugendliche.

           

          Aus meiner eigenen Erfahrung, die allerdings meistens mit ziemlich gewalttätigen Jugendlichen besteht, kann ich das auch nicht verifizieren, aber das ist subjektiv.

          • @Age Krüger:

            naja.Ich bin vielleicht auch jemand,der auf sowas achtet und hier aus seiner eigenen Erfahrung spricht(ebenso wie Sie).

             

            Mir fällt jedenfalls auf,dass im Umfeld meiner beiden Brüder(19 und 21) und auch in meinem (weiteren) Umkreis viele homophobe Thesen geäussert werden.Hier einige Beispiele:

             

            "Schwule geben dir IMMER SO die Hand(mit streicheln), weil die wollen einen immer anfassen."

             

            "Woah,voll schwul ey!"

             

            "Ich hab einfach keinen Bock,dass mich so ein Schwuler anmacht.Die wollen einen immer bespringen"

             

            Könnte ich jetzt noch weiter ausführen.

             

            Vor dem Hintergrund der vielzitierten amerikanischen Studie, in der homophoben Männern in einem Großteil der Fälle eine Erektion bei Schwulenpornos nachgewiesen wurde UND der Tatsache dass Selbstmord unter homosexuellen jugendlichen weit verbreitet ist,tut sich da doch eine gewisse Systematik auf.

             

            Ich bin der Meinung,wenn man schon 12-Jährigen(da hatte ich Sexualkunde auf meinem katholischen(!) Gymnasium,inklusive Kondom über Holzpimmel ziehen) vermitteln würde, dass Homosexualität keine Wahl und definitiv nicht moralisch verwerfliches ist,Müsste man bald solche Sprüche nicht mehr ertragen und könnte homosexuellen Jugendlichen eine ebenso schöne und wertvolle Kindheit/Jugend ermöglichen wie Hetero-Kindern.

            • @pippilotta_viktualia:

              Okay, Äußerung 2 ist nix anderes als ein normaler Slang. Ich kenne auch ausreichend Schwule, die, wenn sie sich ärgern über was, sagen "Was 'ne schwule Scheiße!" oder so. Das ist eher weniger ein Problem der Sexualität, sondern meistens bedeutet es nichts anderes wie "Gefällt mir nicht." "Nicht mein Ding!" oder manchmal mittlerweile auch andersrum, dass es sogar anerkennend im Sinne von "Toll!" oder früher auch als "Geil!" bezeichnet wurde.

              Der Begriff ist sehr vielseitig anwendbar. Das scheint mir eher ein Problem derjenigen zu sein, die sich mit Jugendsprache wenig beschäftigt haben. Da wäre Aufklärung sinnvoll im Deutschunterricht. Nur meistens sind die Personen, die das falsch verstehen schon aus der Schule entlassen und haben wenig Lust, sich mit linguistischen Feinheiten zu beschäftigen.

               

              Äußerung 1+3 würde ich mal in die Gruppe einsortieren, die jemand macht, der selber homoerotische Phantasien hat. Wird bei 3. ziemlich deutlich, derjenige, der das sagt, muss sich ja da schon eine Vorstellung von gemacht haben und bei 1. wird dieses Streicheln ja wohl auch bei der Äußerung dargestellt, also steht da auch der Wunsch nach Körperkontakt hinter.

              Ich finde es aber albern, da dann die Schule für verantwortlich zu machen. Ich glaube kaum, dass irgendjemand mit latent homophilen Neigungen das im Schulunterricht sagt und würde mir als Lehrer völlig bekloppt vorkommen, Schüler, die sowas sagen, derartig bloßzustellen.

              Da ist dann z.B. eine persönliche Ansprache mal sinnvoll. Und da liegt eher das Problem, wenn Sie das nicht machen. Dann hat bei Ihnen der Sexualkundeunterricht insofern versagt als dass sie nicht unbefangen mit den Jugendlichen darüber reden können, ob die vielleicht schwul sind, wenn die sowas sagen und sie diese Ausdrucksweise stört.

              Unser Schulsystem bringt den Menschen insgesamt, nicht nur auf dem Bereich der Sexualität, viel zu wenig Selbstvertrauen bei.

  • Da haben sich die beiden Richtigen zu einem Interview zusammengefunden.

     

    Anstatt das Feddersen mal fragt, was "Sexualisierung" von Jugendlichen und Kindern sein soll, labern die beiden weiter wie Blagen aus verklemmten Elternhäusern, die ein böses Tabuthema entdeckt haben, über das man nicht sprechen sollte.

     

    Ich habe diese Begrifflichkeit der "sexualisierten Kinder/Jugendlichen" erst seit einiger Zeit in der Jugendarbeit wahrgenommen und man kann davon ausgehen, dass da irgendwelche verklemmten Pädagogen (oder sonstige Gesellschaftsmitglieder, s.o.) was erfunden haben, wo sie Kinder und Jugendliche mit als verhaltensauffällig stigmatisieren können, die eben nicht brav die Schnauze halten, wenn es um Sachen wie Sex geht. IdR kann das tatsächlich zu auffälligem Verhalten führen, wenn es von der Umwelt entsprechend überbewertet wird und nicht normal damit umgegangen wird.

     

    Für die beiden Interviewpartner scheint aber das Thema "Sexualisierung" an sich okay und keinerlei Debatte mehr zu bedürfen.

    • @Age Krüger:

      Sexualisierung im Sexualkundunterricht = Missionierung im Religion-/Ethiksunterricht ?

      • @Arcy Shtoink:

        Im Religionsunterricht findet ganz klar eine Missionierung statt.Sowohl auf kirchlichen als auch auf staatlichen Schulen.(Habe beide Schulformen besuchen "dürfen").

         

        Die Tatsache,dass der Lattenjupp in vielen Klassenzimmern hängt, dürfte auch als Missionierungsversuch gedeutet werden.

         

        Da man aber niemanden zur Sexualität missionieren kann,eine Libido haben nämlich ca. 99,9% aller Menschen, ist der Vorwurf der "Missionierung" hier natürlich völlig fehl am Platz.

        • @pippilotta_viktualia:

          Sicherlich ist Sexualität ein Teil der menschlichen Existenz. Die Frage ist aber, welchen Stellenwert man ihr gibt und wie man sie auslebt. Und das muss immer wieder neu verhandelt werden. Vor allem wenn es darum geht, welche Sicht auf Sexualität wir Kindern und Jugendlichen vermitteln.

        • @pippilotta_viktualia:

          Wann haben Sie das letzte mal bei der Arbeit Kondome am Körper versteckt und ihre Kollegen danach suchen lassen?

          • 2G
            2097 (Profil gelöscht)
            @Arcy Shtoink:

            "Pizzabacken auf dem Rücken, das Formen von Statuen, Kondome am Körper verstecken und suchen lassen sind meines Erachtens solche Methoden." Mich würde interessieren, in welchem Bildungsplan das vorkommt, habe dies in keinem gefunden!

  • Teil II:

     

    Vielleicht weil die AutorInnen, darunter Prof. Elisabeth Tuider, sich u. A. auf die Thesen von Prof. Hartmut Kentler stützen. Einer einflussreichen Koryphäe unter den so genannten "Pädolobbyisten".

    http://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4dophilenbewegung

    http://www.zeit.de/2013/42/paedophiler-antifaschismus-kindesmissbrauch

    http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Kentler

     

    Das Kernelement der Pädo"philie", die der Psychoanalyse als schwerste Form des Narzissmus gilt, ist die kognitive Verzerrung. Die dazu führt, dass der Pädosexuelle sein krankes Begehren auf seine Zielobjekte, nämlich Kinder oder Jugendliche projiziert. Und alles daran setzt, diese gefügig zu machen.

     

    Kentler und Co. hatten im Grunde Kontakte in alle sexualwissenschaftlichen Fachgesellschaften.

     

    Ich hoffe, dass diese sich nun endlich einmal gründlich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen und sie kritisch aufarbeiten. So dass Debatten, wie sie derzeit vorherrschen, überflüssig werden und die frei gewordene Energie lieber in klientenzentrierte Aufklärung und Prävention gesteckt wird. Dann würde es endlich einmal um die Interessen von Kindern gehen.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

    • @Angelika Oetken:

      Gelungene Argumentation: "Vielleicht weil die AutorInnen... sich u. A. auf die Thesen von Prof. Hartmut Kentler stützen. Einer einflussreichen Koryphäe unter den so genannten "Pädolobbyisten". "

       

      Mal schauen, wie's geht:

      1. "Vielleicht": Kann ich nicht näher belegen, wird schon irgendwas mit Missbrauch zu tun haben, irgendwas bleibt hängen

      2. "sich u. A. auf die Thesen von ... stützen": Kann ich zwar nicht belegen, aber die kennen sich irgendwie und vielleicht hat man sich mal zitiert, irgendwas bleibt schon hängen

      3. "Einer einflussreichen Koryphäe unter den so genannten "Pädolobbyisten". ": Hat mehrere Wikipedia-Einträge, typisch für Pädo-Koryphäen.

       

      So hat man den Zusammenhang hergestellt, am Ende steht ein indirekter Missbrauchsvorwurf. Unbelegt und daher unwiderlegbar.

      • @Spin:

        Herrn Kentlers Aktivitäten sind gut dokumentiert. Siehe die von mir eingestellten Links. Weitere Akteure: http://www.vachss.de/mission/berichterstattung/ahs.htm

         

        Grundsätzlich sollte man sich immer klar machen, dass auch und gerade so genannte Experten weder vor Pädo"philie" noch vor einem Stockholm-Syndrom geschützt sind. Als Form einer unzureichenden Bewältigung eigener Traumatisierungen oder Mitbetroffenheit.

  • Ursprung der Debatte war das Fachbuch "Sexualpädagogik der Vielfalt". Über Inhalt und Darbietungsweise der entsprechenden Lehrinhalte kann man diskutieren. Viele schätze ich als gut ein, etliche als grenzwertig, einige können sogar negative Folgen für Kinder und Jugendliche haben.

     

    In dem Buch wird im Grunde das gesamte Spektrum der Phänomene menschlicher Sexualität vorgestellt. Manches außerordentlich ausführlich. Immer da wo es um geschlechtliche Identitäten oder sexuelle Verhaltensweisen geht, die vom Mainstream abweichen.

     

    Mit einer Ausnahme: der sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen werden ganze sechs von 234 Seiten gewidmet. Unter der Überschrift: "Sexualisierte Gewalt/Missbrauch" wird als Einstieg eine "Nein"-Übung präsentiert. Mit dem Ziel "Die Teilnehmenden sollen eine verbale Abwehrstrategie einüben, indem sie laut das Wort "Nein!" sagen. Ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstbehauptung sollen dadurch gestärkt werden".

     

    Wer sich ehrlich mit der Missbrauchsthematik auseinandersetzt sollte wissen, dass "Nein"-Sagen so ziemlich das letzte ist, was Kindern und Jugendlichen hilft, sich vor sexuellen Übergriffen zu schützen.

     

    Die Vorstellung, Kinder würden missbraucht, weil sie nicht "stark" und selbstbewusst gewesen seien um "Nein" zu sagen, erinnert auf unangenehme Weise an eine ähnliche Debatte um das "Nein" im Zuge der Vergewaltigung von Frauen und Mädchen.

     

    Warum taucht so etwas ausgerechnet in dem Buch bekennender GenderaktivistInnen auf?