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StreamingdienstNetflix bald mit Warner vereint?

Der Streamingdienst Netflix kündigt an, den Film- und Medienkonzern Warner Bros. Discovery übernehmen zu wollen. Und beruhigt erst einmal seine Kunden.

Der Streamingdienst Netflix will den Konzern Warner Bros. Discovery übernehmen Foto: Netflix

Die Überraschung war groß, als am Freitag gemeldet wurde, dass der Streamingdienst Netflix den Film- und Medienkonzern Warner Bros. Discovery übernehmen „könnte“, wie es am Morgen noch hieß. Wenige Stunden später lautete die Nachricht dann: „Warner Bros. geht an Netflix“. Für die Übernahme zahlt Netflix knapp 83 Milliarden US-Dollar inklusive Schulden. Zuvor hatte es einen wochenlangen Bieterwettstreit gegeben, in dem sich auch die Produktionsfirma Paramount und der Telekomkonzern Comcast interessiert gezeigt hatten. Bis auf Weiteres gilt Netflix als Favorit.

Überraschend ist der Schritt unter anderem deshalb, weil Netflix sein Geschäft bisher ohne Übernahmen aufgebaut hat. Netflix-Co-Chef Ted Sarandos rechtfertigte das neue Vorgehen seines Unternehmens am Freitag mit den etwas blumigen Worten: „Aber das ist eine seltene Gelegenheit, die uns dabei helfen wird, die Welt zu unterhalten und Menschen mit großartigen Geschichten zusammenzubringen.“

Netflix übernimmt von Warner die Film- und Fernsehstudios, ebenso die Streaming-Sparte HBO Max. Der Sender CNN soll nicht dazugehören. Damit kommen zum Filmsortiment von Netflix unter anderem die „Harry Potter“-Filme und Produktionen mit DC-Superhelden wie „Superman“ und „Batman“.

Damit dürfte der Zusammenschluss von Netflix und Warner die Kräfteverhältnisse unter den Medienkonzernen deutlich verschieben. Neben dem Sortiment von Warner würde Netflix sich ja auch deren Filmstudios einverleiben. Was in Hollywood die Sorge weckt, Netflix könnte das Kinogeschäft künftiger Produktionen einschränken. Bisher zeigte Netflix jedenfalls kein großes Engagement, wenn es darum ging, eigene Produktionen ins Kino zu bringen, sondern ließ diese allenfalls für kurze Zeit in sehr wenigen Kinos laufen. Der Regisseur James Cameron nannte eine mögliche Übernahme von Warner durch Netflix denn auch „eine Katastrophe“.

Noch bleibt abzuwarten, wie die Aufsichtsbehörden in den USA und Europa auf den geplanten Zusammenschluss reagieren werden. Immerhin übernähme der führende Streamingdienst der Welt mit rund 300 Millionen Abonnenten einen Konkurrenten mit knapp 130 Millionen Kunden. So sprach die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren von der Fusion als einem „Antimonopol-Albtraum“. Sie erwartet, dass die Kosten für Verbraucher steigen und die Vielfalt des Angebots abnimmt.

Aus Sicht von Netflix ist hingegen alles bestens. Durch den Zusammenschluss könnten Kunden mehr Filme sehen. Auch werde mehr in den USA produziert, was Arbeitsplätze schaffe. Auf seiner Website beantwortet das Unternehmen zudem vorauseilend einige der möglichen Fragen, die sich Kunden jetzt stellen könnten. Etwa „sollten“ diese auf HBO Max- und andere Warner Bros.-Dienste weiter separat zugreifen. Und auf die Frage, wie es um die Produktion von neuen Filmen und Serien steht, heißt es: „Ja, Warner Bros. wird weiterhin separat geschäftstätig sein.“ Man muss wohl ergänzen: bis auf Weiteres.

Mit Material von Reuters

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