Stockende Energiewende: Keine neuen Windräder im Süden
Etliche Bundesländer verschleppen weiterhin die Energiewende. Darunter sind auch grün regierte. Betreiber beklagen den politischen Stillstand.
„Die aktuelle Genehmigungssituation läuft den Zielen der Bundesregierung entgegen“, sagte BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm. Es dürfe „keine achselzuckende Hinnahme der dramatischen Situation, insbesondere im industriestarken Südosten und Südwesten“, geben, betonte er. „Der Stillstand der Windenergie ist in diesen Bundesländern politisch verursacht, er lässt sich politisch auflösen.“
Nach Angaben des Verbandes wurden seit Anfang Januar bundesweit 51 neue Windkraftanlagen genehmigt. Mit 19 entstanden die meisten in Sachsen-Anhalt, 11 in Schleswig-Holstein, 8 in Nordrhein-Westfalen, 5 in Niedersachsen, 4 in Thüringen und 3 in Brandenburg.
Die aktuellen Zahlen spiegeln allerdings nicht alle Maßnahmen wider, die die Bundesregierung zum Ausbau der Windenergie ergriffen hat. Das Wind-an-Land-Gesetz, mit dem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Bau neuer Anlagen forcieren will, ist erst am 1. Februar in Kraft getreten. Damit werden Genehmigungsverfahren gestrafft und die Länder verpflichtet, mehr Flächen für die Windkraft auszuweisen.
Erleichterungen etwa bei Naturschutzprüfungen sind aber schon länger in Kraft. Der Nachholbedarf bei Windkraftanlagen ist im Süden weitaus größer als im Norden. Vor allem in Bayern war der Widerstand der Regierung gegen neue Anlagen lange groß, was sich in etwa in Vorschriften für einen extrem großen Abstand zwischen Windrädern und Wohngebäuden zeigt.
Stromnetz in der Nordsee
Die Bundesregierung will, dass bis zum Jahr 2030 80 Prozent des Stroms mit erneuerbaren Energien erzeugt werden, heute ist es etwa die Hälfte. Dazu setzt sie auch auf Windkraft in der See, die sogenannten Offshore-Anlagen. Am Montag haben das Bundeswirtschaftsministerium und Übertragungsnetzbetreiber Pläne für die Vernetzung von Windparks in der Nordsee veröffentlicht. Sie sollen künftig mit Leitungen untereinander verbunden werden, sodass ein internationales Stromnetz in der Nordsee entsteht.
Das soll die Versorgungssicherheit für Deutschland erhöhen, weil in Zeiten großer Nachfrage zusätzlicher Strom aus Nachbarländern importiert werden kann. Gleichzeitig kann bei einer geringen Nachfrage in der Bundesrepublik Energie exportiert und das heute in diesen Fällen häufig nötige Abschalten von Windkraftanlagen vermieden werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“
Bequem gemacht im Pseudoliberalismus