Stehen ist im Alter gesund: Sitzen ist der neue Zucker
Von wegen Höflichkeit: Wenn Sie das nächste Mal einem alten Menschen im Bus einen Platz anbieten wollen – lassen Sie es lieber bleiben.
Einfach mal stehen lassen. In Bus und Bahn gehört es zur guten Erziehung, seinen Platz zu räumen, wenn ein sichtlich älterer Mensch keinen findet. Aber das sollten die Jungen überdenken – denn womöglich schadet das mehr, als es hilft. Das sagt zumindest Muir Gray, klinischer Berater von Public Health England, in einem Interview mit The Sun. „Wir müssen die Aktivität fördern, wenn wir altern – und den Leuten nicht sagen, dass sie die Füße hochlegen sollen.“ So solle man seinen alternden Eltern anstatt eines Treppenlifts doch lieber ein zweites Geländer an die Treppe nageln.
Die vorherrschende Einstellung, dass die Bewegung für junge Menschen ist, während ältere Menschen ermutigt werden sollten, sich zu entspannen, „muss herausgefordert werden“.
Demnach seien viele Krankheiten, die mit Fortschreiten des Lebens auftreten, nicht ausschließlich auf das Alter, sondern vor allem auf Inaktivität zurückzuführen.
Schlimm, schlimm, schlimm
Zucker ist das neue Rauchen und Sitzen ist der neue Zucker – das gilt nicht nur für junge Menschen. Ältere Menschen sollten ermutigt werden, aktiv und damit unabhängig zu leben. Das könne auch den Bedarf an sozialer Versorgung verringern, argumentieren Gesundheitsexperten im British Medical Journal.
Wenn also an der nächsten Station wieder der Kampf um die Plätze ausbricht, einfach mal sitzen bleiben: „Stehen ist eine großartige Übung für ältere Menschen.“ Fitness ist kein Privileg der Jugend. Im Gegenteil: Es ist eine Verantwortung im Alter. Nach dem Aufstehen zwanzig Kniebeugen und die zehn Minuten zum Einkaufsladen zu Fuß.
Fitnessstudios, Wandergruppen, Gartenarbeit, Kochclubs und Freiwilligenarbeit haben gezeigt, dass sie die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen aller Altersgruppen langfristig verbessern können.
Junge Leute oder Junggebliebene dürfen sich also freuen. Die ganze gute Kinderstube kann über Bord geworfen werden. In Zukunft darf man in Bus und Bahn ohne schlechtes Gewissen sitzenbleiben.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung