Staatliches Kapital für Energie: Viel Geld für Fossile
Öl, Gas und Kohle erhalten mehr internationales Kapital als die Erneuerbaren. Das meiste davon bleibt in den reicheren Ländern.
Das geht aus einem neuen Bericht der Nichtregierungsorganisationen Oil Change International und Friends of the Earth U.S. hervor, die darin die internationale Finanzierung für fossile Energien aller G20-Staaten untersucht haben.
Insgesamt belaufen sich die Finanzhilfen der G20-Staaten für Öl, Gas und Kohle im Ausland auf 55 Milliarden US-Dollar jährlich. Von 2016 bis 2018 waren es noch 35 Prozent mehr. Die internationale Finanzierung von Erneuerbaren stagniert über den untersuchten Zeitraum. Pro Jahr wurden 29 Milliarden US-Dollar investiert, also nur etwa halb so viel wie in die klimaschädlichen Fossilen.
Spitzenreiter bei der internationalen Finanzierung von fossilen Energien waren Japan, Kanada, Korea und China, während Frankreich, Brasilien und Deutschland am meisten Geld für Erneuerbare bereitgestellt haben.
Keine Klimagerechtigkeit
Der größte Teil dieser Gelder aus den G20-Staaten floss nicht etwa in ärmere Ländern, sondern in andere Staaten mit hohen Einkommen. Im Bereich der erneuerbaren Energien sind gar 75 Prozent der internationalen Finanzierungen innerhalb der G20-Staaten zirkuliert. Nur ein kleiner Teil fand den Weg in den globalen Süden.
Auf der UN-Klimakonferenz im vergangenen Jahr hatte Deutschland zusammen mit 38 weiteren Ländern das „Glasgow Public Finance Statement“ unterzeichnet. Darin verpflichten sich die Länder, ab Ende 2022 keine neuen internationalen fossilen Energieprojekte mehr mit öffentlichen Mitteln zu fördern. Mit Verweis auf die Energiekrise infolge von Russlands Angriff auf die Ukraine haben Länder wie Deutschland diese Zusage aber wieder verwässert.
Am Donnerstag findet in Berlin ein Gipfel zu Exportfinanzierung statt. Am kommenden Sonntag beginnt die nächste UN-Klimakonferenz. Klimaschutzorganisationen haben klare Forderungen an die Bundesregierung. „Jetzt Gasinfrastruktur im Ausland zu fördern, löst nicht die potenziellen Energiesicherheitsprobleme der kommenden zwei Winter in Deutschland“, sagt etwa Regine Richter von Urgewald. „Der Kanzler muss deshalb dem eindeutigen Ausschluss von Krediten und Bürgschaften für fossile Energien zustimmen.“
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