Spurensuche nach Feuer in Dresden: Wo es auch ohne Brandgutachter geht
Die Polizei sieht trotz aufgebrochenem Fenster beim Feuer in einem linken Wohnprojekt keine Hinweise auf Vorsatz. Das Projekt unterstützt Geflüchtete.
Die Bewohner bemerkten das Feuer in der Nacht zum 24. Dezember wegen der starken Rauchentwicklung. Sie riefen die Feuerwehr, konnten den Brand aber selbst löschen. Noch in der Nacht schloss die Feuerwehr eine Selbstentzündung der Kohle nahezu aus, ebenso eine fahrlässige Entzündung durch eine Zigarette.
Die Bewohner bräuchten „sich doch nicht wundern, wenn sie so eine Werbung machen“, soll laut einer Bewohnerin ein Polizist gesagt haben. Eine Anspielung auf ein Transparent mit der Aufschrift „Refugees welcome“ an der Hausfassade.
Die Beamten machten Fotos vom Kohlenhaufen und dem aufgebrochenen Fenster. „Und das war es denn auch schon“, sagt Anna, eine Bewohnerin, die ihren richtigen Namen nicht nennen will. Das Wohnprojekt wurde schon früher angegriffen. Im August 2010 wurde ein Molotowcocktail in das Haus geworfen. Der damals verhaftete Neonazi wurde wegen zehnfachen versuchten Mordes zu einer Jugendstrafe von sieben Jahren und zehn Monaten verurteilt. Damals hatte die Polizei umfassend Spuren gesichert.
Dieses Mal sei kein Brandgutachter vor Ort gewesen und das aufgebrochene Fenster nicht auf Spuren untersucht worden, sagt eine Bewohnerin. Die Polizei sieht keine Hinweise auf eine vorsätzliche Brandlegung. Der politische Kontext des Hauses werde ausgeblendet, sagt Anna. Das Projekt unterstützt aktiv Geflüchtete.
Zweifel an der Sorgfalt und Objektivität der Polizei hat auch Juliane Nagel, Landtagsabgeordnete der Linken. „Die Indizien sprechen offenbar deutlich für einen durch externe Personen gelegten Brand“, sagt sie. Nagel hat dazu im Landtag eine Anfrage gestellt.
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