Spitzengehälter beim RBB: Doch Bonuszahlungen
Recherchen belegen, dass die RBB-Spitze deutlich mehr Gelder bekommt als bislang bekannt. Eine Beratungsfirma soll ein Bonussystem entwickelt haben.
Der BI berichtet von internen Dokumenten, die belegen, dass in der Vergangenheit Intendantin und Direktoren Prämienzahlungen bekommen haben, wenn ihre Leistung zuvor vereinbarte Ziele übertroffen habe. Schlesinger soll so schon vor ihrer Gehaltserhöhung deutlich mehr als 300.000 Euro pro Jahr verdient haben dank Aufwandspauschale, Familienzuschlag und Zielprämie. Laut dem Rechercheteam des RBB soll eine Beratungsfirma eine fünfstellige Summe bekommen haben, um solch ein Bonussystem zu entwickeln.
Aus den Recherchen geht der Vorwurf hervor, dass die RBB-Spitze die wahre Höhe der Gehälter der Chef-Etage verschweigt. Darauf ist der Sender bislang nicht eingegangen und verweist auf die laufenden Untersuchungen der Generalstaatsanwaltschaft. Bei der Befragung durch den brandenburgischen Landtag am Dienstag sagte der geschäftsführende Intendant Hagen Brandstäter, dass es kein Bonussystem gebe, und sprach von variablen Vergütungen.
Der DJV Berlin forderte am Mittwoch, das Bonussystem umgehend zu stoppen. Der Vorsitzende Steffen Grimberg, der für die taz eine regelmäßige Kolumne schreibt, sagte: „Die durchsichtige Wortklauberei des Top-Managements, es gäbe gar keine Bonus-Zahlungen, sondern lediglich ‚leistungsabhängige Gehaltsanteile‘, ist für den rbb in der aktuellen Situation Gift und gegenüber allen festen und freien Mitarbeitenden schlichtweg unverschämt.“
Seit Juni hatte der BI Stück für Stück Vorwürfe gegen Schlesinger und den Verwaltungsrat Wolf-Dieter Wolf veröffentlicht. Es geht dabei um Vetternwirtschaft, dubiose Beraterverträge, Spesenausgaben und Gehaltserhöhungen. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt. Am Montagabend hatte der Rundfunkrat Schlesinger als Intendantin abberufen, der RBB-Verwaltungsrat arbeitet aktuell an der Vertragsauflösung. Doch selbst wenn dieser abgewickelt ist, wird der Fall Schlesinger den Sender noch lange beschäftigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers