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Spielerin über Fußball auf 5.700 Metern„Nach der Partie auf den Gipfel“

Die frühere Nationalspielerin Petra Landers spricht über ein Spiel auf dem Kilimandscharo. Und darüber, wie es Frauenrechte und Frauenfußball nach vorne bringt.

Petra Landers anf dem Gipfel des Kilimandscharo Foto: dpa
Jens Uthoff
Interview von Jens Uthoff

taz: Frau Landers, wie ist es, in 5.729 Metern Höhe Fußball zu spielen?

Petra Landers: Wahnsinnig anstrengend! Nach einem einzigen Spurt hat man das Gefühl, man bekommt keine Luft mehr. Das liegt an der dünnen Höhenluft, die bringt eben ihre Probleme mit sich. Das Gute ist: Danach kann man doch weiterlaufen.

Sie sind mit einer Frauenfußballgruppe den Kilimandscharo in Tansania hochgestiegen, um dort oben ein Spiel auszutragen. Warum?

Diese tolle, geniale Idee hatte die Engländerin Laura Youngson. Sie ist Mitgründerin der Initiative „Equal Playing Field“, die sich für Geschlechtergerechtigkeit im Sport einsetzt. Es ging uns darum, ein starkes Zeichen für die Gleichbehandlung von Frauen und Mädchen im Sport zu setzen. Für dieses Thema wollten wir Aufmerksamkeit schaffen. Und wir wollten einen Weltrekord aufstellen – das haben wir geschafft.

Wie viele Frauen haben mitgemacht?

Wir waren eine Gruppe von 32 Spielerinnen aus 21 verschiedenen Ländern. Ich war die einzige deutsche Spielerin. Wir kannten uns vorher nur aus einer WhatsApp-Gruppe, haben uns dann in Tansania getroffen und dort kennengelernt. Der Aufstieg dauerte insgesamt sieben Tage: Am 18. Juni begann der Aufstieg auf den Berg, und am 24. Juni hat das Spiel stattgefunden.

Wie schafft man es, dort einen ebenen Platz zu errichten?

Wir hatten 320 sogenannte Porter, die immer unsere Sachen transportiert und unsere Zelte auf den Etappen aufgebaut haben. Die haben auch die Torstangen hochgebracht. Dann haben sie da ein Spielfeld vermessen und aufgebaut. Das hat einen halben Tag gedauert. Das Feld musste den Fifa-Kriterien genügen, damit der Rekord anerkannt wird.

Wie war denn der Untergrund?

Da oben war Sandboden, aber mit Steinen und Felsbrocken, die erst entfernt werden mussten, damit sich niemand verletzt. Es war staubig und windig und ganz schön kalt – zwischen minus fünf und minus acht Grad.

Waren das die brutalsten 90 Minuten Ihres Lebens?

Ich selbst habe nur 35 Minuten gespielt. Das hat aber auch völlig gereicht. Es kam mir vor, als hätte ich Blei in den Beinen. Man kam gar nicht richtig von der Stelle, weil der Untergrund so tief war. Spielerinnen haben nachher erzählt, dass man gegen Ende der Partie gar nicht mehr angespielt werden wollte. Bloß nicht noch mehr laufen! Am Tag des Spiels hatten wir schon fünfeinhalb Stunden Wanderung hinter uns – und nach der Partie ging es noch weiter: Wir haben etwas zu essen bekommen, eine Pause gemacht und sind dann rauf zum Gipfel, noch einmal etwa anderthalb Stunden Aufstieg.

Im Interview: 

Die Spielerin: EM-Titel 1989, heute Trainerin in Bochum.

Das Spiel: Glacier FC vs. Volcano FC: 0:0 – Höhenweltrekord.

Kurz gesagt: Das war also eine ziemliche Wahnsinnsaktion. Was versprechen Sie sich davon diesem Spektakel?

Wir wollen zeigen, dass Frauen genauso Dinge schaffen, die sie sich vornehmen. Diese Aktion soll andere Frauen und Mädchen dazu inspirieren, sich Ziele zu setzen und etwas aus ihrem Leben zu machen. Nach dem Motto: Lass dir nicht alles gefallen, wehr dich und guck, dass du dir was aufbauen kannst. Zuerst hat uns ja keiner für voll genommen. Als wir es dann aber wirklich gemacht haben, haben die Medien weltweit berichtet.

Warum eignet sich Fußball für Empowerment?

Mannschaftssportarten eignen sich generell dafür. Man kann die Einzelne aus gewissen Situationen herausziehen, die Spielerin kann im Team neue Stärken und neue Seiten an sich entdecken. Sie lernen Führungsrollen zu übernehmen – und wenn jemand ein Problem hat, gibt es immer jemanden, mit dem man reden kann.

Was sind die größten Baustellen im deutschen Frauenfußball?

Was in Deutschland fehlt, ist … Theo Zwanziger. Der hat sich für den Frauenfußball eingesetzt. Im Leistungsbereich gibt es zwar professionelle Förderung, aber der Unterbau fehlt. Bei uns im Bochumer Raum zum Beispiel sind zuletzt vier Frauenteams abgemeldet worden. Es mangelt an der Unterstützung seitens der Vereine und Verbände.

Sie waren 1982 Mitglied der ersten Frauenfußball-Nationalmannschaft. Welche Entwicklung sehen Sie denn in Ihrem Sport?

Frauenfußball ist akzeptierter heute. Es wird professioneller gespielt. Zu unserer Zeit haben wir acht Stunden gearbeitet, und danach sind wir zum Training gefahren. Heute trainieren die Mädchen zweimal am Tag. Es ist athletischer geworden, die Technik und Taktik ist ausgereifter, es ist viel schöner anzusehen, weil die Spielerinnen viel mehr trainieren. Viele schauen sich internationale Turniere im Fernsehen an. Und wenn ein Länderspiel stattfindet, ist auch die Besucherzahl nicht so schlecht.

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