Soziale Gerechtigkeit bei Klimaschutz: Wir fahren zusammen
Klimaschutz und gute Arbeitsbedingungen können zusammen durchgesetzt werden – wenn die Richtigen zur Kasse gebeten werden.
S eptember 2020, 4 Uhr morgens. Es ist noch dunkel, als wir als Fridays-for-Future-Aktivist*innen unsere Häuser verlassen und uns auf den Weg machen. Heute streiken bundesweit die Bus- und Bahnfahrer*innen. Für uns Klimaaktivist*innen steht außer Frage, dass wir sie und ihre Forderungen nach einem guten, flächendeckenden Tarifvertrag unterstützen.
Wir wollen zu den Betriebshöfen der lokalen Bus- und Straßenbahnunternehmen fahren und gemeinsam streiken für eine sozialökologische Verkehrswende. An den Betriebshöfen werden wir freudig begrüßt. Wir kennen die Kolleg*innen mittlerweile, wir haben uns monatelang vernetzt. Wir haben viel voneinander gelernt und verstanden: Gute Arbeitsbedingungen und Klimaschutz: das geht nur zusammen.
Für mich als Klimaaktivistin geht kein Weg daran vorbei, den Verkehrssektor in den kommenden Jahren massiv umzustrukturieren. Nicht nur, dass er einer der Sektoren mit den höchsten CO2-Emissionen ist. Er ist auch der Sektor, in dem der CO2-Ausstoß noch zugenommen hat. Wenn wir von einer Umstrukturierung des Verkehrssektors sprechen, heißt das insbesondere: weg vom Individualverkehr und massive Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr. Das erfordert besonders gute Arbeitsbedingungen für die Bus- und Bahnfahrer*innen, denn wenn wir in Zukunft niemanden mehr haben, der*die diesen Job machen möchte, sieht es für die Verkehrswende schlecht aus.
Die Erfahrungen im vergangenen Jahr haben deutlich gemacht: Die Erzählung von dem großen Widerspruch zwischen Klimaschutz und Arbeitsbedingungen ist eine Legende, die vor allem davon ablenkt, diejenigen zur Kasse zu zwingen, die die Klimakrise zu verantworten haben. Wir können und werden auch zukünftig unsere Kämpfe mit den Beschäftigten verbinden hin zu einer gemeinsamen, sozial gerechten Bewegung gegen die Klimakrise. Ja, es braucht sofortigen Klimaschutz, aber dieser darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. #wirfahrenzusammen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja