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Sozialdemokratin über den Heimatbegriff„Kein unschuldiges Wort“

Im Bundestag befasst sich Karen Taylor mit Menschenrechten. Ein Gespräch über Kolonialismus, geschützte Räume und die Macht von Quoten.

„Heimat bezeichnet bloß die Rückbesinnung auf ein Deutschland, das es so nie gegeben hat“, sagt Karen Taylor Foto: Karsten Thielker
Fatma Aydemir
Interview von Fatma Aydemir

taz: Frau Taylor, Sie nehmen an diesem Wochenende an der Konferenz „Heimatphantasien“ in Hamburg teil. Wie stehen Sie zu dem Begriff „Heimat“?

Karen Taylor: Ich finde es in Ordnung, wenn das Wort im Privaten gebraucht wird. Wenn Leute zum Beispiel sagen: „Ich fahre am Wochenende in die Heimat“, weil sie nicht aus Berlin stammen. Aber im politischen Kontext ist er problematisch. Ich habe mich sehr geärgert, als ich im Bundestag mitbekommen habe, dass das Innenministerium umbenannt wird in Ministerium des Innern für Bau und Heimat.

Weshalb?

Weil so getan wird, als wäre Heimat ein unschuldiges, unbeflecktes Wort. Und das ist es nicht. Im Idealfall hätte man im Vorfeld erst mal diskutieren können, was der Begriff überhaupt soll. Aber das ist nicht passiert. Erst nachdem die Umbenennung bekannt wurde, hat Horst Seehofer gesagt, unter Heimat verstehe er schöne Landschaften und Vielfalt. Aber wenn wir uns Seehofers Politik im Bezug auf Geflüchtete anschauen, kann von Vielfalt ja nicht die Rede sein.

Geht es bei dem Heimatbegriff also vorrangig um Ausgrenzung?

Ja, das kann man so sagen. Denn Heimat bezeichnet bloß die Rückbesinnung auf ein Deutschland, das es so nie gegeben hat. Es ist ja keine Tatsache, dass Deutschland immer weiß gewesen ist, dass es keine Migration und nur eine Religion gegeben hat. Nur weil es jetzt eine größere Veränderung in der Demografie gibt, entsteht die Sehnsucht nach einem Staat, in dem alle gleich aussehen. Diese Sehnsucht zeigt aber, dass gerade Menschen integriert werden müssten, die in der Integrationsdebatte normalerweise immer auf die anderen Leute zeigen.

Im Interview:  Karen Taylor

Die Frau: Karen Taylor ist Mitarbeiterin des SPD-Abgeordneten Karamba Diaby im Bundestag. Bei Each One Teach One e.V., einem communitybasierten Empowerment-Projekt für Schwarze Menschen in Deutschland, ist sie zuständig für die politische Kommunikation. Außerdem ist Taylor Teil des Koordinationsteams, das sich für die Umsetzung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Abstammung in Deutschland einsetzt.

Die Konferenz: „Heimatphantasien“ findet vom 18. bis 19. 8. auf Kampnagel in Hamburg statt. Auf dem Podium werden neben Karen Taylor unter anderem Diedrich Diederichsen, Naika Foroutan und Mark Terkessidis diskutieren.

Kann es ein alternatives Konzept geben, das Zugehörigkeit für möglichst viele Menschen schafft?

Normalerweise verdrehe ich immer die Augen, wenn sich jemand bei allem auf das Grundgesetz beruft. Aber hier finde ich es tatsächlich sehr passend. Im Grundgesetz steht schwarz auf weiß, dass Deutschland vielfältig ist und jeder Mensch dieselben Grundrechte hat. Diese Werte sollten eine Gesellschaft zusammenhalten.

Und wenn das nicht reicht?

Dann muss die Politik handeln und ehrlich genug sein, den Bürger*innen zu vermitteln, dass Deutschland nicht für immer so bleiben kann, wie es ist. Alles andere wäre eine Lüge.

Sie engagieren sich für postkoloniale Erinnerungskultur in Deutschland. Inwiefern hängt die deutsche Kolonialgeschichte mit dem Heimatbegriff zusammen?

Das eine ist von dem anderen nicht zu trennen. Die Idee von Heimat diente unter anderem dazu, den vermeintlich „edlen“ Deutschen vom „barbarischen, tierähnlichen“ Afrikaner in den deutschen Kolonien abzugrenzen. Dieses Denken, diese Selbstüberhöhung führte zum ersten Völkermord an den Herero und Nama in „Deutsch-Südwestafrika“, dem heutigen Namibia.

Ist auch das fehlende Wissen um deutschen Kolonialismus innerhalb der Bevölkerung Grund dafür, dass der Heimatbegriff einfach so stehen gelassen wird?

Es geht um die Sehnsucht nach einem Staat, in dem alle gleich aussehen

Oh ja. Seit über 300 Jahren leben Schwarze Menschen in Deutschland und sind etwa ins Berliner Stadtbild eingeschrieben. Und dennoch behaupten Leute, Deutschland habe nie Kolonien gehabt und habe niemanden versklavt. Es gibt Heimatmuseen in Deutschland, in denen afrikanische Raubkunst ausgestellt wird, vor allem aus Kamerun und Togo. Diese gehören paradoxerweise zur deutschen Kultur und können dementsprechend nicht zurückgegeben werden. Aber den Menschen wiederum, die aus diesen Regionen kommen, wird kein Zutritt zu diesem Land gewährt. Und wenn sie schon lange hier leben, gehören sie eben dennoch nicht zur Heimat.

Neben Ihrer Arbeit als Referentin der SPD im Bundestag sind Sie auch politische Referentin des Vereins Each One Teach One e. V., eines Community-Projekts in Berlin-Wedding von Schwarzen Menschen für Schwarze Menschen. Wie ist dieser Verein entstanden?

Unser Verein ist durch das Engagement Schwarzer, vor allem literaturbegeisterter Frauen entstanden, die uns ihr Archiv an afrodiasporischer Literatur vermacht haben. Neben unserer Bibliothek mit knapp 7.000 Werken gibt es zwar auch Formate, die sich generell an den Kiez richten, aber vor allem machen wir Projekte, die ausschließlich für Schwarze Menschen sind. Dazu zählen etwa Nachhilfe, Jugendsupport und eine Beratungsstelle für Erfahrungen mit Anti-Schwarzen-Rassismus. Wir haben den Bedarf gesehen, weil es zwar einige Angebote für Menschen mit sogenanntem „Migrationshintergrund“ gibt, aber kaum etwas, das sich explizit an Schwarze Menschen richtet.

Gerät der Verein auch in Kritik für diese explizite Ansprache Schwarzer Menschen?

Ja, leider werden wir regelmäßig dafür angegriffen, mit Hassnachrichten und vielen Anrufen. Es gab einen größeren Backlash, als wir ein eigenes Screening des Films „Black Panther“ als Schwarzes Event für die Community angekündigt haben. Viele Leute meinten daraufhin: „Wie könnt ihr mir verbieten, dorthin zu kommen, nur weil ich nicht Schwarz bin? Das ist rassistisch!“

Wie gehen Sie mit diesen Vorwürfen um?

Mit Gesprächen. Zum Beispiel erklären wir, dass es sich bei „Schwarz“ um eine Selbstbezeichnung handelt. Wir würden also niemals an der Tür stehen und sagen: „Du kommst nicht rein, du bist nicht Schwarz genug!“ Darum geht es nicht. Wir wollen nicht Menschen ausgrenzen, sondern einen geschützten Raum für Schwarze Menschen schaffen, den es bisher so nicht gegeben hat. Bei Frauengruppentreffen wird auch akzeptiert, dass Männer da nichts zu suchen haben. Und zwar nicht, weil diese Frauen Männerhasser sind, sondern weil sie einen geschützten Raum brauchen, wo sie ihre Erfahrungen mit Gewalt und Diskriminierung verarbeiten und gemeinsame Visionen für die Zukunft entwickeln können. Und genauso etwas braucht die Schwarze Community eben auch.

Wie haben Sie eigentlich die #MeTwo-Aktion in den sozialen Medien wahrgenommen, wo viele Menschen ihre Rassismuserfahrungen in Deutschland öffentlich machten?

An sich fand ich es sehr gut, dass diese Diskussion so medienwirksam geführt wurde. So ging der Rassismusdiskurs endlich über die üblichen Kreise hinaus und erreichte den Mainstream. Mich hat nur ein bisschen gestört, dass es zu sehr abgekupfert war von der #MeToo-Debatte und somit dem Thema Sexismus Raum geklaut hat. Vielleicht hätte es einen anderen, unabhängigen Hashtag geben müssen.

Aber wäre es nicht ideal, einfach beide Diskurse zusammenzubringen, also intersektional zu betrachten?

Auf jeden Fall. Ich selber kann mich als Schwarze Frau auch gar nicht für das eine oder andere entscheiden. Aber ich fürchte, wir sind in Deutschland noch nicht so weit. Ich sehe häufig die Gefahr, dass das Ganze miteinander vermengt wird, und nicht mehr klar ist: Hier geht es auch um Rassismus. Ich verkenne überhaupt nicht, dass Frauen immer noch einen weiten Weg vor sich haben, was Gleichberechtigung angeht. Aber gegen Sexismus ist bislang viel mehr getan worden als gegen Rassismus.

Meinen Sie auf gesetzlicher Ebene?

Ja. Gerade in Berlin haben wir ein Landesgleichstellungsgesetz, wo es klare Zielmarken gibt für die Gleichberechtigung von Frauen im öffentlichen Dienst. Aber unser Partizipations- und Integrationsgesetz spricht dann eher davon, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich „bemühen“ müssen, um ein gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Wenn man das in Bezug auf Frauen so formulieren würde, wäre der Aufschrei groß – und zu Recht!

Wären Sie prinzipiell für eine Quote?

Bei diesem Thema spreche ich mit zwei unterschiedlichen Hüten. Als Aktivistin würde ich sagen: Wir brauchen sofort überall eine Quote! Weil es da nicht um Bevorzugung geht, sondern um das Ausgleichen von Nachteilen. Aber als Mensch, die in einer Partei ist, weiß ich: Es geht um Mehrheiten. Und selbst bei der Frauenquote schreien alle auf. Für eine Quote für Menschen of Color und Schwarze Menschen wird so schnell keine Mehrheit zusammenkommen. Leider.

Aber Sie glauben, die Idee wäre praktisch umsetzbar?

Ja, auf jeden Fall. Ich denke, eine Grundvoraussetzung wäre es, eine Zählung vorzunehmen, die zeigen müsste, wie es denn zur Zeit um Minderheiten in Deutschland steht. Gerade im Bezug auf Schwarze Menschen können wir gar nicht genau sagen, wie viele es aktuell sind, wegen der unterschiedlichen Hintergründe. Und dann müsste eine realistische Quote angesetzt werden, um Fakten zu schaffen. Gerade gab es eine Befragung der NGO Citizens For Europe in den Führungsetagen im öffentlichen Dienst in Berlin. Da kam heraus, dass 97 Prozent der Personen dort weiß sind. Auf die Frage, ob fehlende Diversität ein Problem ist, antworteten sie mehrheitlich mit Ja. Auf die Frage wiederum, ob sie sich selbst als Teil des Problems sehen, antworteten die meisten mit Nein – obwohl sie ja letztendlich die Personen sind, die bei Neueinstellungen mitentscheiden. Eine vorgeschriebene Quote könnte also Veränderungen in der Personalstruktur herbeiführen.

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50 Kommentare

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  • Ach du meine Güte.



    Es heißt doch, alle Menschen seien gleich (wertig?)



    Dann muß man Sie auch nicht bestimmten Gruppen zuordnen, weil ja die Gruppenmitglieder aller Gruppen gleich sind.



    Wenn man es trotzdem tut, und z.B. Menschen verschiedenen Gruppen zuweist, z.B. je nach Hautfarbe, dann nennt man das neuerdings "racial profiling". Wer das so tut, der ist, so wurde ich auch durch die TAZ belehrt, ein ganz übler Mensch, ein Rassist.



    Und das alles, obwohl es wiederum verschiedene menschliche Rassen nicht gibt.



    Kann es sein, dass Karen Taylor eine Rassistin ist ?

  • "Die Idee von Heimat diente unter anderem dazu, den vermeintlich „edlen“ Deutschen vom „barbarischen, tierähnlichen“ Afrikaner in den deutschen Kolonien abzugrenzen."

    Das ist doch totaler Quatsch: Heimat kommt von "Heim", also dem Zuhause. Das haben Afrikaner ebenso, wie Deutsche, erstere legen sogar Wert darauf, daß ihre Verstorbenen an diesen Ort zurücktransportiert werden.

    Wo ist der Bezug zu "tierähnlich" etc.?

  • Wie der britische Journalist Tom Slater sagte, entspringt Nationalbewusstsein heute dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und nicht dem Bedürfnis nach Diskriminierung. Das unterscheidet die nationale Identität von anderen, postmodernen Identitäten, die auf ethnischen Ursprung, Geschlecht, sexuelle Präferenzen usw. rekrutieren. Vielen geht es in erster Linie um Anerkennung, was o. k. ist, damit verbunden allerdings auch um Sonderbehandlung, was problematisch ist.

    Wenn sich Immigranten gleichzeitig weiter ihren Wurzeln verbunden fühlen, ist das nicht notwendig ein Problem. Ein Italiener, der seit 40 Jahren in Stuttgart lebt und sagt, im Herzen sei er Italiener geblieben, ist er deshalb kein italienischer Nationalist.

  • Geht es nicht eine Nummer kleiner ??? Im Jahr 1945 wurde auf der Jalta-Konferenz eine Verkleinerung des Deutschen Territoriums festgelegt - auch um D. in seinen künftigen Möglichkeiten zu beschneiden und auf diese Weise eine Garantie für die Zukunft zu schaffen. Unabhängig vom Charakter der Deutschen. Doch seit Jahrzehnten höre und lese ich nun ständig etwas von "gefährlicher Sprache". Kommt doch endlich einmal herunter von diesen peinlichen Versuchen einer Belehrung.

  • Kein Begriff ist unbelastet. Genauso gibt es kein Fleckchen Boden, auf welchem nicht irgendwelche Verbrechen in der Vergangenheit begangen wurden. Wir bauen auf unserer Tradition auf, die vieles enthält, was schon immer als Verbrechen gesehen wurde und auch manches, was wir erst jetzt zu bewerten.



    Heimat hat viele Bedeutungen. Es gibt Heimat als Menschenrecht, dass Menschen nicht vertrieben werden dürfen. Ein Recht, welches wir insbesondere indigenden Völkern zusprechen - welches im Sinne der Unteilbarkeit von Menschenrechten aber natürlich für alle Menschen gilt.



    Daneben ist Heimat ein persönlicher Begriff. Jeder Mensch hat eine andere sehr persönliche Heimat. Dann gibt es Heimat als kulturelle Abgrenzung oder Überhöhung bis Heimat als politischen Kampfbegriff.



    Nun kann man weder das Menschenrecht Heimat noch die persönliche Heimat einem Menschen absprechen nur weil Heimat auch politischer Kampfbegriff war. Es ist so als ob man Religion heute verbieten wolle, weil sie Quelle vieler Verbrechen in der Vergangenheit war und leider weiterhin ist.

    • @Velofisch:

      @velofisch



      Zum Begriff indigen.



      Ich gehöre an meinem Wohnort zur indigenen Bevölkerung, und ich bin dort, Straße rauf, Straße runter, einer der letzten Ureinwohner an dieser Stelle, habe aber trotzdem meine Heimat verloren.



      In meiner Heimat konnte man früher mit seinen Nachbarn Gespräche führen über Gott und die Welt und alles Andere.



      Das ist heute nicht mehr möglich.



      Erstens müsste ich "einfache Sprache" erlernen, weil mich sonst niemand meiner Nachbarn verstehen würde, und die meisten verstünden mich auch in "einfacher Sprache" nicht.



      Weil ich außerdem die bei meinen neuen Nachbarn herumstehenden Fettnäpfe nicht kenne, muss ich jedes Wort auf die Goldwaage legen, damit es nicht zu heftig spritzt, wenn es in einen solchen fällt.



      So verlor ich meine Heimat, weil ich mein Haus nicht rechtzeitig an einen Heimatvertriebenen verkauft habe, wie es die meisten anderen meiner früheren Nachbarn taten.

  • Nicht Quote, sondern Qualifikation. Unabhängig von der Herkunft, vom Geschlecht und Hautfarbe, sollte das Kriterium für die Besetzung von Posten sein.

    Beide Geschlechter müssen sich für die Qualifizierung der in der kapitalistischen Gesellschaft Benachteiligten einsetzen.

    Letztlich muss man doch die Ausbeutung und Entfremdung, die kapitalistische Gesellschaftsordnung überwinden und aufheben. Kurz: Wir müssen den Kapitalismus beseitigen.

    Aber mit der bürgerlichen rechts-sozialdemokratischen SPD, da gibt es seit mehr als Hundert Jahren nichts anderes, ist das nicht möglich.

    Frauen die es ernsthaft meinen, mit der Gleichstellung der Geschlechter, müssten sich schon nach einer anderen Partei umsehen, als mit der SPD nur demagogische Scheingefechte zu führen.

    MfG.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Viktor Klemperer merkt in Lingua Tertii Imperii Folgendes an:

    "Das „Dritte Reich“ hat die wenigsten Worte seiner Sprache selbstschöpferisch geprägt, vielleicht,



    wahrscheinlich sogar, überhaupt keines. Die nazistische Sprache weist in vielem auf das Ausland zurück,



    übernimmt das meiste andere von vorhitlerischen Deutschen. Aber sie ändert Wortwerte und



    Worthäufigkeiten, sie macht zum Allgemeingut, was früher einem Einzelnen oder einer winzigen Gruppe



    gehörte, sie beschlagnahmt für die Partei, was früher Allgemeingut war, und in alledem durchtränkt sie



    Worte und Wortgruppen und Satzformen mit ihrem Gift, macht sie die Sprache ihrem fürchterlichen



    System dienstbar, gewinnt sie an der Sprache ihr stärkstes, ihr öffentlichstes und geheimstes



    Werbemittel."

    So wie die Nazis Begriffe besetzt haben, können sie in einer demokratischen Kultur neu besetzt oder auf ihre Bedeutung aus der Vornazizeit zurückgeführt werden - oder von Ewiggestrigen oder Neo-Gestrigen im nazistischen Sinn missbraucht werden.

    Ferner verkennt man m.E. bei der Diskussion, dass diese Wörter in einem braunen Gesamtzusammenhang standen, der ihren "Gehalt" unterstützte und protegierte. Dies ist heute nicht (mehr) der Fall, die Denunziation einzelner Wörter, weil sie von den Nazis verwendet wurde, also sinnlos.

    Klemperer zu diesem brauen Gesamtzusammenhang:

    "Das „Dritte Reich“ spricht mit einer schrecklichen Einheitlichkeit aus all seinen Lebensäußerungen und



    Hinterlassenschaften: aus der maßlosen Prahlerei seiner Prunkbauten und aus ihren Trümmern, aus dem



    Typ der Soldaten, der SA- und SS-Männer, die es als Idealgestalten auf immer andern und immer gleichen



    Plakaten fixierte, aus seinen Autobahnen und Massengräbern. Das alles ist Sprache des "Dritten Reichs"...".

  • Nicht Quote, sondern Qualifikation. Unabhängig von der Herkunft, vom Geschlecht und Hautfarbe, sollte das Kriterium für die Besetzung von Posten sein.

    Beide Geschlechter müssen sich für die Qualifizierung der in der kapitalistischen Gesellschaft Benachteiligten einsetzen.

    Letztlich muss man doch die Ausbeutung und Entfremdung, die kapitalistische Gesellschaftsordnung überwinden und aufheben. Kurz: Wir müssen den Kapitalismus beseitigen.

    Aber mit der bürgerlichen rechts-sozialdemokratischen SPD, da gibt es seit mehr als Hundert Jahren nichts anderes, ist das nicht möglich.

    Frauen die es ernsthaft meinen, mit der Gleichstellung der Geschlechter, müssten sich schon nach einer anderen Partei umsehen, als mit der SPD nur demagogische Scheingefechte zu führen.

    MfG.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    So eine Diskussion ist nur in Europa und den USA möglich - in Deutschland natürlich ganz besonders.

    Niemand in Afrika käme jemals auf die Idee, dass es etwas "schuldiges" an sich hat, seine Heimat als Heimat zu bezeichnen.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Inflation. In Deutschland schwindet der Marktwert der Rassismuskeule schneller als die Lira in der Türkei.

  • Was Heimat ist bemerkt man erst wenn man sie nicht mehr hat. Frau Taylor ist das beste Beispiel dafür.

  • Heimat ist nicht Nation. Da wird so einiges durcheinandergebracht.

    Heimat existiert in ca. 80 Millionen-facher Ausführung in der BRD. Es ist ein eine räumlich definierte Individualbeziehung einzelner Menschen, kein Gruppengedöns. Es ist auch kein durch Grenzen einhegbares Konstrukt sondern von der Natur der Sache her grenzübergreifend.

    Rechte kapern den Begriff um Nation zu spielen. Der Individualismus des Heimatbegriffs ist ihnen fremd. Sie wollen Einheitsbreiheimaten mit denen Sie dann Menschen in Gruppen aufteilen können um ihren kulturellen Rassismus zu fröhnen.

    Wenn Heimat als Nation/Staat debatiert wird haben die Rechten schon gewonnen.

    • @Rudolf Fissner:

      Heimat ist etwas anderes als Nation. Heimat wird nie etwas mit boesartiger Gruppengedönsverbloedung zu tun haben. Kein Nationalist kann das ändern.

    • @Rudolf Fissner:

      Auch die Umbennung des Innenministerium in Ministerium des Innern für Bau und Heimat ist eine nationale rechte Inanspruchnahme des individuellen Heimatbegriffs. Mit Übernahme von Denkmustern der neuen Rechten kann man keine Themen gewinnen.

  • Dass die Leute aus Berlin ins Umland und damit dann in die Heimat fahren sagt doch genug, Heimat ist viel kleiner als Deutschland, es hat mit Deutschland wenig bis nichts zu tun.







    Es ist darum auch eher gegen den Nationalismus gerichtet, eine 'Ausgrenzung' richtet sich nicht gegen Nichtdeutsche, sondern wenn überhaupt gegen das Nachbardorf, die andere Flussseite, Oberdorf vs. Unterdorf, den anderen Stadtteil.

    Die Migranten verlassen ihre Heimat und suchen hier eine neue, auch da hat keiner ein Problem, das Wort zu benutzen.

    Und da es in Deutschland bis ins 19. Jahrhundert die Leibeigenschaft gab, ist es ja wohl auch kaum überraschend, dass es auch schwarze Menschen gab, die in diesem System gefangen waren.



    Ein Menschenleben war damals generell wenig wert.

  • "Heimat ist da wo man sich nicht erklären muss"



    Leider weiß ich nicht mehr von wem das Zitat stammt, aber ich finde das trifft es perfekt.



    Bin ich in der Heimat, dann kenne ich die Landschaft, die Leute, das Essen... und die Leute kennen mich.

    Deswegen kann Heimat auch nie da sein, wo das Leben täglich neu ausgehandelt werden muss.

    Das Interview habe ich nur überflogen. Es ist ja doch immer wieder das selbe Lied mit der Identitätspolitik und es schmerzt mich einfach beim Lesen.



    Es hat mir mal wieder vor Augen geführt warum meine alte Partei, die SPD, für mich unwählbar geworden ist. Es ist ähnlich wie mit der taz. Die Leute hören noch hin, wegen dem guten Namen, aber vom identitätspolitischen Inhalt werden sie abgestoßen.

  • Jedes Wort kann man als Schuldig verurteilen , wenn man denn unbedingt will. Es ist eine politische Einstellung welche ein Wort wie zB Heimat in den Schmutz. Heimat, Deutsch, weißer Mann, Immigrant etc etc alles Worte die so oder so missbraucht werden. Ein wenig mehr Gelassenheit statt solcher Artikel würde unserer Gesellschaft gut tun.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Auf den Heimatbegriff habe ich lange gepfiffen, weil er für mich abstrakt war.

    Erst in letzter Zeit, da ich sehe, welche Veränderungen angestrebt werden, verstehe ich, was Heimat ist.

    Und seit dem begreife ich auch, warum sie erhaltenswert ist.

    Das linksgrünliberale Spektrum hat erreicht, woran alle Rechten sich die Zähne ausgebissen hätten.

  • Zum Thema Quote: in Deutschland leben ca. 800 000 (stand 2008) schwarze Mitbürger in unserem Land. Auch wenn sich die Zahl in den letzten Jahr sicherlich erhöht hat, erlauben mir meine beschränkten mathematischen Kenntnisse zu sagen, dass dies nicht 3 % der Bevölkerung sind. Also ist die Forderung nach eine Quote eher zum Nachteil der schwarzen Bevölkerung darstellen würde, weil diese sonst überrepräsentiert wären. Warum kann nicht die Person den Job bekommen, die am besten dafür qualifiziert und geeignet sind ? Egal welches Geschlecht, Hautfarbe ect. ?

    • @der_kleine_ Print:

      Sorry, aber woher haben Sie diese Zahlen? Meines Wissens dürfen solche Merkmale nicht gezählt werden, zumindest nicht bei der gewöhnlichen Anmeldung in der Kommune etc.

      Leiten Sie die Zahl "Schwarzer" in D vielleicht von der Staatsbürgerschaft ab?

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @der_kleine_ Print:

      Quoten sind ein Lieblingsspielzeug linksgrünliberaler Einfachdenker.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Eben warum kompliziert wenns auch einfach geht und sogar funktioniert.

        • 9G
          90191 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Es funktioniert? Scherzkeks.

          Wenn Quotenpolitik konsequent sein soll, dann müssen alle gesellschaftlichen Gruppierungen in allen gesellschaftlichen Institutionen vertreten sein, also z.B:

          > Obdachlosenquote im Bankenmanagement



          > Drogenabhängigenquote im Parlament



          > Akademikerquote bei der Müllabfuhr



          > Ungläubigenquote im Zentralrat der Muslime



          > Frauenquote auf dem Bau



          > Veganerquote im Metzgerhandwerk



          > Kommunistenquote im EZB-Aufsichtsrat



          > Hells Angels-Quote bei den Bandidos



          > uswusf...

  • Jaja. De facto schaut‘s in den Städten dann so aus: Man grüßt sich freundlich auf dem Elternabend vom Kinderladen oder im Büro, aber ansonsten bleiben alle stillschweigend unter „sich“, dann gibt’s keinen Ärger, niemand ist beleidigt, keine Fettnäpfchen, keiner wird verklagt, alle haben’n liberales Feeling und Die Zeit am Wochenende.



    Auf dem Dorf kann man sich nicht so elegant-apart aus dem Weg gehen. Andererseits oder eben grade drum käm unsere schwarze Getränkehändlerin niemals auf die Idee, ihr fränkisches Dorf als Heimat zu bezeichnen sei irgendwie schlimm: „Als wasner sunst?“

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Heide Gehr:

      Kann ich aus der Städterperspektive nicht bestätigen. Wir hatten diverse Schwarze Mütter oder Väter im Kindergarten. Die waren bis auf einen Vater bestens in die Kreise der Eltern integriert. Letzterer hat sich aber von sich aus abgesetzt. Für ihn war das Kinderthema ein Frauenthema. Als seine Frau mal krank war, mussten wir seine Kinder zum Kindergarten bringen. Das wäre unter seiner Würde gewesen.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Das haben Sie dann gemacht aus Verbundenheit zur Frau, dessen Kindern zu liebe, oder aus welchem Grund? Denn eigentlich sollte so ein Verhalten ja nicht unterstützt werden.

  • Schon Unfug.

    • @Gerhard Krause:

      Das bringt es so ziemlich genau auf den Punkt.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Frankreich hat den kolonisierten Völkern auch beigebracht, dass ihre Vorfahren die Gallier waren. Gleiches Programm für alle, das ist republikanische Gleichheit oder republikanischer Einheitsbrei.

  • Und wie war denn Deutschland vor, sagen wir, genau neunzig Jahren? Wieviele Moslems und AfrikanerInnen beherbergte damals das offene , freie und sozialdemokratische Deutschland '1928?

    • @Valery Pokrowski:

      Was hat "Deutschland" mit dem Heimatbegriff zu tun. Berlin z.B. ist bereits 1928 die Heimat vieler Migranten, insbesondere aus Europa gewesen.

    • @Valery Pokrowski:

      Sie wissen schon, dass "Moslem"- und "Afrikaner"-Sein sich nicht ausschließen?!

  • All diese Gerede um den Begriff Heimat scheint nichts weiter als ein verbales Deuten von Parteiausrichtungen geworden zu sein!

    Heimat sollte nicht mehr und nicht weniger sein als eine Bezeichnung für den Raum zu sein, an dem sich Jedermann/Frau Glücklich und Geborgen fühlen darf!

    Dies gilt natürlich auch uneingeschränkt für Alle, die sich in diesem Land wohlfühlen, unabhängig ihrer ursprünglichen Herkunft!

    Die Herkunft einer Person spielt eine viel zu große Rolle in der Öffentlichkeit, wie auch in der Politik!



    Wer immer sich hier in diesem Land aufhält und an die geltenden Gesetze und Gepflogenheiten hält, hat das Recht sich hier Heimisch zu fühlen und das darf diesen Menschen auch keinesfalls abgesprochen werden!

    Die AFD hat sich genau so daran zu orientieren wie Seehofer und alle anderen, die der Meinung sind dies nicht anerkennen zu müssen!

    Es wird Zeit, dass die deutsche Öffentlichkeit zu den Neubürgern ein solidarisches Verhalten an den Tag legt und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht, damit sie eben ein Heimatgefühl in Deutschland entwickeln können!

    Es wird in diesem Artikel von Frau Taylor mehrfach auf die Geschichte der deutschen Kolonialzeit verwiesen u nd welche Dinge von den Deutschen verbrochen wurden, zu Recht übrigens, den ein Genozid ist eine der schlimmsten Dinge, die eine nation zu verantworten hat!

    Viel wichtiger wäre es darauf hinzuweisen, dass alle Europäer direkt von Afrikanern abstammen und zu Beginn ihrer Zivilisierung Schwarz waren, denn erst durch den Wechsel in ein kältere Gefilde dieser Erde sorgte die Evolution für die Änderung der Hautfarbe hin zu Weiß!

    Also, liebe Leute, alle hier lebenden und hier als Deutsche geborenen Menschen, ob ihr es glaubt oder nicht, ihr seit alle zigfache Urenkel schwarzer Einwanderer in dieses Land, auch die AFD Leute und die Bayernpolitiker, die sich bekanntlich am lautesten über eingewanderte Menschen aufregen



    Aber vielleicht gehören diese eher zu den Neandertalern, anstatt auszusterben!!!

    • @urbuerger:

      "Viel wichtiger wäre es darauf hinzuweisen, dass alle Europäer direkt von Afrikanern abstammen und zu Beginn ihrer Zivilisierung Schwarz waren, denn erst durch den Wechsel in ein kältere Gefilde dieser Erde sorgte die Evolution für die Änderung der Hautfarbe hin zu Weiß!"

      Das ist nur eine THEORIE so wie der Urknall. WIR WISSSEN ES NICHT.



      Und neuere Erkenntnisse von Anthropologie-Forschern kommen zu dem Ergebnis das die Wiege der Menschheit in EUROPA liegt.

      Quelle: Der SPIEGEL



      www.spiegel.de/wis...opa-a-1148788.html

  • Daheim statt Hekmat. Quote für jede identität mit Nachteilen bitte. 10% für alle Linkshänder, oh ja.



    Leute, der Irrwitz wird langsam übermäßig.

    • @J_CGN:

      Einige "Ost-Deutsche" fordern ja z.B. auch Quoten... Weiß auch nicht, wie sie sich das vorstellen.

  • "Und wenn das nicht reicht?

    Dann muss die Politik handeln und ehrlich genug sein, den Bürger*innen zu vermitteln, dass Deutschland nicht für immer so bleiben kann, wie es ist. "

    Frau T., warum genau kann D nicht so bleiben wie es bis vor 5 Jahren war?



    Es gibt kein Naturgesetz für einen Multikulti-Staat, das gibt es nicht. Und überall, weltweit, gibt es Angst bei Menschen vor Überfremdung.



    Wer so etwas wie sie es tun einfach negiert, der muss sich nicht wundern wenn 'seine' Partei demnächst auch unter 10% fällt.

    • @Horst Leverkusen:

      Es gibt aber auch erst recht kein "Naturgesetz", dass ein Gebiet "weiß" und "heimatlich" bleiben darf.

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    "Diese Sehnsucht zeigt aber, dass gerade Menschen integriert werden müssten, die in der Integrationsdebatte normalerweise immer auf die anderen Leute zeigen."

    Und diese Zumutung, dass Leute die schon länger an einem Fleck leben, sich an die Zuwandernden anpassen sollen, macht die, die schon länger da sind ziemlich fuchtig.



    Kam soweit ich weiß auch in den deutschen Kolonien nicht so gut an, dass da am deuteschen Wesen die Welt wohl genesen sollte.

    "Im Grundgesetz steht schwarz auf weiß, dass Deutschland vielfältig ist "



    Welche Ausgabe ist das denn?



    "und jeder Mensch dieselben Grundrechte hat."



    Die kenne ich.

  • Ich lebe seit über 20 Jahren in Hessen. Und ja. Der Taunus ist idyllisch. Aber meine Heimat ist die Aisch, die Zenn, die Rezat. Das lasse ich mir auch nicht nehmen, nur weil ein paar Spinner den Heimatbegriff politisch missbrauchen.

  • Ich spüre in mir, tief in mir, Abnutzungserscheinungen.



    Dieses dasschonwiedermalandersausgedrückteigentlichimmerdasgleichenochmalvonvornohneBezugeinfachumBetroffenheitalsEgozentrikzuverkleiden.

    Im Ernst, mitten im Artikel habe ich aufgehört zu lesen. Bleierndes Desinteresse. Tausendmal berührt und nix passiert (R. Kunze)



    Und schreibe Kommentar. Was machen mit mir. Immer der gleiche Eiersenf. I`m feeling no, i am writing like Lowandorder

    • @lulu schlawiner:

      Klaus Lage

  • Wenn die Spd endlich nur noch von PoC gewählt wird, hat sie ihr Ziel erreicht.

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @Frank Erlangen:

      ... das ist das Ziel! Denn dann gibt's ne "SPD-Quote" und man kann sich dieses Wahlkampfgetöse sparen ;-)

  • „Aber im politischen Kontext ist er problematisch“

    Natürlch ist de Begriff problematisch. Rechte sind aktuell dabei Begriffe zu kapern. „Heimat“ ist ein zentraler Begriff den die Rechten okkupieren wollen wir und die Linke kenn keinen Begriff mehr für einen positiven Bezug zu den nächsten 5 Kilometern.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Ja nun, wenn die Linken den Rechten den Begriff überlassen, brauchen sie ihn gar nicht erst zu okkupieren.

  • Liebe ist auch kein unschuldiges Wort. Es richt sowas von verdorben nach Missbrauch und Vergewaltigung. Man sollte es deshalb nicht den Rechten überlassen.

    • @Rudolf Fissner:

      Bringen Sie bitte keinen auf die Idee, jetzt noch ein Liebesministerium einzurichten...

      • @Ewald der Etrusker:

        In "1984" von Orwell scheints eins zu geben. Es sorgt nicht etwa für den liebevollen Umgang der Menschen untereinander, sondern „lehrt“ den Abtrünnigen und Andersdenkenden mittels grausamster Foltermethoden den „Großen Bruder“ zu lieben.