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Solidarische LandwirtschaftBauernland in Genossenhand

Kleine Bauernhöfe leiden unter hohen Pachtpreisen für Land. Jetzt fordern die Grünen, alternativen Betriebsmodellen zu helfen.

Landwirtschaftliches Idyll in der Nähe von Erfurt Foto: dpa

Berlin taz Führende Agrarpolitiker der Grünen wollen, dass die Bundesregierung alternative Ansätze für die Trägerschaft landwirtschaftlicher Flächen fördert. Ein „Bundesprogramm Zugang zu Land – Chancen für neue Betriebe ermöglichen“ solle „neue Finanzierungs- und Betriebsmodelle wie Genossenschaftsansätze oder Ansätze der solidarischen Landwirtschaft“ bekannter machen, heißt es in einem Posi­tionspapier, das der taz vorliegt.

Das Programm müsse auch dabei helfen, Hofgründer und Bauern zu informieren, die ihre Betriebe abgeben wollen. Zudem sei es nötig, Institutionen, Verbände und andere private Akteure zu vernetzen.

Damit reagieren die Abgeordneten Friedrich Ostendorff (Bundestag), Norwich Rüße (nordrhein-westfälischer Landtag) und Maria Heubuch (EU-Parlament) auf die hohen Preise von Agrarland. Getrieben auch durch branchenfremde Anleger, haben sich seit 2007 die Verkaufswerte von landwirtschaftlich genutzten Flächen mehr als verdoppelt.

„Diese Entwicklung bedroht in vielen Regionen die Wirtschaftlichkeit und Existenz kleinerer und mittlerer bäuerlicher Betriebe“, schreiben die Grünen. „Übrig bleibt eine ausgeräumte Agrarlandschaft in teilweise menschenleeren ländlichen Räumen.“ Die taz hatte Mitte November berichtet, dass der weltgrößte Rückversicherungskonzern Münchner Rück eine Firma mit 2.300 Hektar Acker erwarb, nachdem diese das gesetzliche Vorkaufsrecht für ortsansässige Landwirte ausgehebelt hatte.

Hohe Ackerpreise bedrohen kleine bäuerliche Betriebe

„Die überhöhten Land- und Pachtpreise und der hohe Kapitaleinsatz bei Betriebsgründungen stellen hohe Barrieren für ExistenzgründerInnen dar“, kritisieren die Parlamentarier. „Dabei bräuchte die Landwirtschaft dringend Nachwuchs: Das Durchschnittsalter der Landwirte liegt weit höher als das anderer Berufsgruppen.“

In der „Solidarischen Landwirtschaft“ verpflichten sich die Kunden, regelmäßig einen finanziellen Beitrag für den Hof zu leisten, und bekommen dafür Lebensmittel. Der Bauer muss das Risiko einer verhagelten Ernte nicht mehr allein tragen und er entkommt dem Preisdruck, den große Supermarktketten auf Produzenten ausüben. Manche Bürgergenossenschaften erwerben auf Wunsch von Landwirten Flächen und verpachten ihnen diese dauerhaft.

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9 Kommentare

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  • Grüne Programme dienen fast immer den größeren Betrieben. Wird Zeit das über radikale Staffelungen von unten her gesehen nachgedacht wird. Je mehr Einheiten GV( Größvieheinheiten) und LN ( Landwirtschaftliche Nutzfläche) um so weniger Förderung. Marktdurchdringung war aber bisher wichtiger als die Förderung kleinbäuerlicher bodenständiger Verhältnisse. Alles unter 50 ha ist ja heute schon fast unrentabel auch bei bio.

    Anstatt eine Biogasanlage z.B. mit 500 kw wären besser 10 anlagen mit 50 kw auf Höfen angebracht.

    Solawi sind eine Bereicherung,aber Einzelkämpfermodelle ,die einen hohen Organisationgrad voraussetzen und daher auch für die Masse der Kleinbauern nicht geeignet sind. Genossenschaftliche Modelle wären da wohl besser geeignet.

    • @Jandebuur:

      Eine Biogasanlge mit 50 kW hat Stromgestehungskosten von an die 30 ct/kWh. Um das zu rechtfertigen, muss man schon hauptsächlich Güllevergärung fördern, wie das ja aktuell auch gemacht wird. Nur brauchen sie für 50 kW eben Richtung 200 Kühe plus Nachzucht, was dann nicht mehr so ganz kleinbäuerlich ausschaut.

      Mit Genossenschaften meinen Sie sowas wie die Betriebsgemeinschaften, die vor 25 Jahren schwer in Mode waren? Ebenfalls ein schwieriges Thema, einen Bremser hat man meistens dabei und wenn 20 Jahre falsch oder zu wenig investiert wird, sieht's in der Landwirtschaft schwierig aus. So wie in jeder anderen Branche auch.

      • @explicit:

        Die dezentalen Minigasanlagen, kleiner als 50 kw , sind leider nie in praxistaugliche Erprobung und Weiterentwicklung gekommen. Strom ist auch nicht der einzige sinnvolle Effekt dieser Technologie.Gülle muß auch nicht die Gärgrundlage sein.

        Bisher ging es bei Biogas weniger um ökologischen Sinn,als um eine Bedienung von politischer Klientel

        Mit Genossenschaften meine ich keine Betriebs -oder Hofgemeinschaften ,sondern dezentrale modifizierte raiffeisenähnliche Einrichtungen.

  • Progressive Grundsteuer für Kapitalgesellschaften.

    • @glocalix:

      Sie sollten ihr Weltbid zu Thema Kapital erweitern; nachfolgend nur eines von vielen Beispielen; hier im Ökolandbau:

      http://www.regionalwert-ag.de/

  • "Getrieben auch durch branchenfremde Anleger, haben sich seit 2007 die Verkaufswerte von landwirtschaftlich genutzten Flächen mehr als verdoppelt."

    Schön, wie hier wieder mal ein namenloses Großkapital (Münchner Rück) für irgendeine Message (branchenfremd(?), macht die da Rückversicherungsanpflanzung?), benannt wird.

    Nein, es waren unsere Grünen, die (wieder mal) nicht genau nachgedacht haben und die Biogasproduktion via EEG in 2000 auf den Weg gebracht hatte und komplett den UNterbau vergessen hatte wie denn wohl mit welchem Kapital welche Anlage (klein-)betrieblich genutzt werden kann.

    Natürlich gar nicht... und sich nun über gestiegen Pachtpreise wundern und "Vermaisung" der Landschaft... und am besten noch das Stichwort kein Wettbewerb Nahrung vs. Energie ...

    Aber die Münchner Rück AG: Klar, ganz schlimm!

    • @Tom Farmer:

      Nicht zu vergessen die Pachten von Windkraftanlagen. Auf norddeutschen Höfen sind sechsstellige Einnahmen aus der Verpachtung nichts allzu ungewöhnliches. Das Geld muss irgendwo hin und der durchschnittliche Bauer macht sich wenig aus Sportwagen.

  • Wieder mal son - Wasch mir den Pelz -

    Aber mach mich bloß nich nass!

    Mo---Strich vulgo Mittelscharfer Senf* ala tazis!

    Eine Krähe der anderen … - wa!

    "…Getrieben auch durch branchenfremde Anleger, haben sich seit 2007 die Verkaufswerte von landwirtschaftlich genutzten Flächen mehr als verdoppelt."

    Jau. Korrekt.

    Aber - Warum ihr dreisten Schwatz-greenhornSchisser

    Benamt ihr denn nicht Roß&Reiter?!!

     

    Sitz ich bei meinen Cousins -

    Der Altvorderen Buurens - am Tisch!

    Vollhufer = ca 50 ha am Stau!

    "Bi lütten - 'n beeten to lütt wa?!

    Wat geit aff mit - Pacht?!"

    "Büst dammelig=verrückt -

    Dor kaamt wi - doch nich an!

    Kaant wi doch nich betolen!"

    "???" - "Dat kassieren liggers -

    Die GrünVerstromer ab!

    Jeden qm - Jeden Priis!"

    Tjä Natalje - un nu kömmst du!

    Ende Gelände - Ihr BuxeVoll!

     

    (* Genau - "Mittelscharfer Senf -

    Braucht auch keine Sau!"

    Danke Harry R.;))

    • @Lowandorder:

      & nochens mal ein dabei - wa!

       

      Solches genau ist's -

      Weswegen ich euch -

      Grünlinge so tief verachte!

      Dank familie&angewärmten Zucker postanal nich ganz blöd unterm

      Haaransatz - aber Herz&damit Hirn?

      Nix! - Ah Nä. Im Zweifel - genau!

      Denn Kopp doch liggers -

      Nur tonn Hoorsniiden!

      Verludertgrünasozial - Ja. Wat'n Farv!

      Da knurrt selbst - Euer Blindenhund!