Soldaten für Russlands Krieg: Nordkorea bringt den Ukraine-Krieg nach Asien
Südkorea rückt näher an die Nato heran, nachdem Nordkorea Russland mit Soldaten hilft. Nato-Chef Mark Rutte nennt Nordkoreas Verhalten eine „Eskalation“.
Zuvor hatte Südkoreas Außenministerium den russischen Botschafter in Seoul einbestellt und die russische Seite dringlichst dazu aufgefordert, sämtliche nordkoreanische Soldaten aus dem Land abzuziehen. Interessant ist, dass die russische Botschaft in einer ersten Stellungnahme die Anschuldigungen keineswegs bestritt, sondern lediglich darauf verwies, dass die militärische Kooperation mit Nordkorea im Rahmen des Völkerrechts erfolge.
Südkoreas Nachrichtendienst hatte am Freitag behauptet, dass Nordkorea in einer ersten Phase rund 1.500 Soldaten nach Russland entsandt habe. Dort sollen die Truppen auf einen Einsatz gegen die Ukraine vorbereitet werden. Insgesamt soll Machthaber Kim Jong Un bis zu 12.000 Mann zur Unterstützung für Putins Angriffskrieg bereitstellen.
Rutte spricht von einer beispiellosen Eskalation. Doch hat die Achse Pjöngjang-Moskau nicht nur potenziell gravierende Folgen für das Schlachtfeld in der Ukraine, sondern sie dient auch in Ostasien als Katalysator für eine Blockbildung, die an die Zeiten des Kalten Krieges erinnert: Südkorea und Japan suchen den bilateralen Schulterschluss und rücken näher an die Nato – China intensiviert seine Beziehungen zu Russland und Nordkorea.
Gegenüber Nordkorea zeigt die Volksrepublik China nach außen nicht einmal den Hauch einer Kritik. Als Außenamtssprecher Lin Jian am Montag nach der Militärkooperation zwischen Moskau und Pjöngjang gefragt wird, speist dieser den Reporter mit einer Standardfloskel ab: „China hat in der Ukraine-Krise eine konsequente und klare Haltung eingenommen und hofft, dass alle Parteien den Abbau der Spannungen fördern und auf eine politische Lösung hinarbeiten werden.“
Ukraine: Erste Nordkoreaner in Russland desertieren schon
Laut ukrainischen Berichten stößt der nordkoreanische Einsatz in Russland bereits auf erste Probleme. Achtzehn nordkoreanische Soldaten seien im russischen Gebiet Brjansk, unmittelbar nördlich der Gegenden, wo ukrainische Truppen russisches Gebiet besetzt halten, fahnenflüchtig geworden, schreibt das Nachrichtenportal nv.ua. Doch sie seien von den Russen festgenommen worden. Nun könnten sie im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist derweil zu einem unangekündigten Besuch in Kyjiw eingetroffen und hat weitere US-Militärhilfe für die Ukraine angekündigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“