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Sofortprogramm der CDUUnkonkrete Versprechen und kein echter Plan

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Deutschlands kriselnde Wirtschaft braucht mehr als das CDU-Sofortprogramm. Dieses geht sowohl ökonomisch als auch ökologisch in die falsche Richtung.

Ohne Aufträge sieht die Baubranche schwarz Foto: Jan Woitas/dpa

D ie deutsche Wirtschaft befindet sich in einem anhaltenden Tief, und die CDU ist auf dem Sprung in die nächste Bundesregierung. Das ist kein gutes Zusammentreffen. Mit ihrem am Montag verabschiedeten „Sofortprogramm für Wohlstand und Sicherheit“ für die Zeit unmittelbar nach der Bundestagswahl zeigen die Christ­de­mo­kra­t:in­nen eins: Sie haben keine Antwort auf die Frage, wie die derzeitige Wirtschaftskrise schnell abgewendet werden kann.

Die Union dokumentiert mit ihrem wirren Katalog unzusammenhängender Maßnahmen, dass sie wirtschaftspolitisch nichts zu bieten hat. Gewinnt sie die Bundestagswahl, kann sich Deutschland auf ein drittes Rezessionsjahr in Folge einstellen – und angesichts der Kapriolen des neuen US-Präsidenten Donald Trump drohen jetzt viel härtere Ausschläge nach unten.

Denn das Sofortprogramm enthält keinen einzigen Punkt, der zu einer schnellen Ankurbelung der Konjunktur führen könnte. Keine Rede von öffentlichen Investitionen, von der raschen Stärkung der Binnennachfrage oder von schnellen Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur, die zum Beispiel der darbenden Baubranche auf die Beine helfen könnten. Unkonkrete Versprechen, Bürokratie abzubauen, Überstundenzuschläge steuerfrei zu stellen oder Anreize für arbeitende Rent­ne­r:in­nen sind kein Ersatz für einen echten Plan.

Projekte der Ampel zurückzudrehen, wie es beim Heizungsgesetz geschehen soll, auch nicht. Allen Ernstes die Bonpflicht abschaffen zu wollen, begünstigt höchstens Wachstum in der Schattenwirtschaft. Die Konjunktur wird dadurch ebenso wenig anspringen wie durch die Rückkehr zum billigen Agrardiesel oder das Abschaffen des 8-Stunden-Arbeitstags. Die geplante Arbeitszeitflexibilisierung ist familienfeindlich und als Krisenstopper für Unternehmen sinnlos.

Von Weitsicht weit entfernt

Käme die versprochene Mehrwertsteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie, würde das nicht schaden. Aber auch nicht viel bringen. Die zügige Senkung der Stromkosten würde Unternehmen zwar entlasten. Das hat die CDU allerdings nicht exklusiv, das wollen alle. Und es hilft nur der energieintensiven Industrie, doch der nicht genug. Die Probleme der Branchen, die etwa unter sinkender Nachfrage, neuen Zöllen oder hohen Rohstoffpreisen leiden, werden so nicht gelöst.

Gleichzeitig sollen die Vorgaben des Energieeffizienzgesetzes für Unternehmen gelockert werden. Stromsparen soll sich also nicht mehr lohnen. Das ist das Gegenteil von weitsichtig und klimafreundlich. Die CDU will „Deutschland wieder nach vorne“ bringen. Ökonomisch und ökologisch geht sie in die andere Richtung.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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14 Kommentare

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  • Danke für diese klaren Argumente gegen eine Wahl der CDU.



    Selbst in der kommune kursieren ja weiterhin Behauptungen, " es müsse ein Umsteuern geben".



    Falsch!



    Wir müssen den Weg weiter gehen und Qualität vor billigen Lösungen setzen.



    Das GEG sorgt langfristig für Investitionen in Gebäude, was gut für BewohnerInnen, Arbeitsplätze und Klima ist.



    Eine durch Merz geplante Abschaffung bedeutete das Gegenteil.



    Die Steuergeschenke von 100Mrd. sind nicht gegefinaziert. Ein Haushaltsloch von 25 Mrd stopft man nicht mit einem zusätzlichen 100 Mrd. Loch.



    Soviel zu Merz Finanzkompetenz.



    Die Steuerentlastungen auf Investitionen, wie SPD und Grüne sie vorschlagen, sind hingegen sinnvoll, da Sie Arbeitsplätze und Wirtschaft im Blick haben. Darüber hinaus kommt durch die Mehrwertsteuer wieder Geld in den Bundeshaushalt zurück.



    Pauschale Steuersenkungen der CDU setzen hingegen keinerlei Anreize.



    Danke für den Artikel, es wäre schön, wenn zu dieser Beschreibung der Unfähigkeit der CDU weitere folgten!

  • Tja, wer Konservative wählt, bekommt halt keinen Fortschritt. Im besten Fall droht Stillstand. Wie sich der anfühlt, haben wir zwei lange Kanzlerschaften lang schon erfahren.

    • @Aurego:

      Außer bei Schröder, wo die Entwicklung in die falsche, sprich neoliberale, Richtung gedrückt wurde, waren alle Regierungen konservativ reaktionär. Hatten wir überhaupt mal eine linke, progressive Regierung in den letzten 50 Jahren? Mir fällt außer DIE LINKE auch keine linke Partei im Bundestag ein.

      • @Okti:

        Halten wir also fest: wir sind von einem zerstörten Land zu einem der reichsten Länder der Welt geworden, ohne dass Linke an der Regierung waren. Daraus ergibt sich nur eine sinnvolle Schlussfolgerung....

        • @Bommel:

          Stimmt. Glück muss man halt haben. Läge Deutschland in Afrika wäre es wohl heute immer noch ein failed state nach so einer vernichtenden Niederlage.

  • Die Union dokumentiert mit 'ihrem wirren Katalog unzusammenhängender Maßnahmen', dass sie wirtschaftspolitisch nichts zu bieten hat.

    Der wirre Online-Journalismus ohne Plan. Da verweist ein Artikel auf sich selbst und LeserIn bleibt mit zwei Fragen zurück: Was will die Union? Worüber schreibt die taz ?

    • @Stoersender:

      Die Maßnahmen werden doch im Kommentar aufgezählt.

  • Ich wähle die CDU und empfehle dies auch allen anderen

    • @Andere Meinung:

      Ich empfehle hierüber noch einmal gründlich nachzudenken.

  • Das was uns "Reich" gemacht hat war der Export. Binnennachfrage oder öffentliche Investitionen helfen da gar nicht. Insofern ist das Programm durchaus sinnvoll.



    "Stromsparen soll sich nicht mehr lohnen" - das lohnt sich immer. Aber es ist ein Unterschied ob ich versuche etwas einzusparen um marktfähig zu bleiben oder um meine Rendite zu verbessern (welche im besten Fall zu mehr Investitionen führen).



    Es soll einfach wieder in der Hand der Unternehmen liegen ob sie in a) ein paar klimafreundliche Maßnahmen investieren will (in Deutschland!) oder b) lieber komplett im klimafeindlichen Ausland investiert

    • @hkj2314:

      "Das was uns "Reich" gemacht hat war der Export. Binnennachfrage oder öffentliche Investitionen helfen da gar nicht." - Nur dass dieses Wirtschaftsmodell nicht mehr funktioniert und im Übrigen auch andere arm gemacht hat. Der deutsche Export beruhte auf einer in die Arbeiterschaft disziplinierend hineinwirkenden Drohung namens "größter Niedriglohnsektor Europas", billiger Energie (die es auch ohne Co2-Bepreisung und Ukrainekrieg nicht mehr geben wird) sowie auf Bildung und Infrastruktur (was beides von der Union vernachlässigt wurde und möglicherweise bald wieder wird). Das "Programm" ist Stückwerk (eine Liste willkürlich zusammengesammelter Maßnahmen, die nichts kosten und nichts bringen, aber von denen man hofft, dass sie sich gut medial verkaufen). Wirtschaftspolitisch hilft angesichts der globalen Herausforderungen und der immer mehr soziale Unwuchten hervorrufenden real existierenden Globalisierung nur eins: fair besteuern und sinnvoll ausgeben. Da kommt die Binnennachfrage her, die gezielt sein muss und nicht aus ein paar Hunderten pro Jahr mehr im Portemonnaie bestehen darf, die nur für Technikkrimskrams und wirtschaftlich toten Spaßkonsum ausgegeben werden.

    • @hkj2314:

      und was uns jetzt Probleme macht, ist die energieintensive Exportproduktion. Energie wurde teurer und auf die Exporte droht es Zölle zu geben. Läuft halt nicht mehr. Der Dienstleistungssektor wurde lang genug sträflich vernachlässigt.

    • @hkj2314:

      Dann sollen Unternehmen nicht nach Staatshilfen schreien, wenn’s mal nicht so läuft und bitte gleich alle bisherigen Zuschüsse zurückgeben.

      • @TOM1976:

        Machen die Unternehmen ja auch nicht, aber wenn durch staatliche Maßnahmen ein Unternehmen in Schieflage gerät, dann schreien sie. (Zurecht)



        Und vor allem die Grünen haben da in letzter Zeit echt ein paar Hammer rausgeholt, welche die Konkurrenzfähigkeit erheblich behindern, weil man einen Klimaschutz betreiben wollte, der NIRGENDWO in der Form geteilt wird.