Silvio-Meier-Demo gibt es nicht mehr: Ein Ende ohne Schrecken
In diesem Jahr fand sich keine Gruppe mehr, die die Organisation der Gedenkdemonstration übernehmen wollte. Ein Wochenkommentar.
Aus und vorbei: Die traditionsreiche antifaschistische Silvio-Meier-Demonstration gibt es nicht mehr, wie diese Woche bekannt wurde. 25 Jahre lang gedachten AntifaschistInnen mit dieser Demonstration des Berliner Hausbesetzers Silvio Meier, der am 21. November 1992 im U-Bahnhof Samariterstraße von Neonazis ermordet wurde. Die Teilnehmerzahl war bereits in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. In diesem Jahr fand sich schlicht keine Gruppe mehr, die die Organisation der Gedenkdemonstration übernehmen wollte.
Das ist schade, einerseits. Jahrelang war die Silvio-Meier-Demo ein wichtiges Ereignis vor allem für jüngere DemonstrantInnen, die dafür aus ganz Deutschland nach Berlin anreisten. Antifaschistisches Gedenken und Nachwuchsarbeit gingen hier Hand in Hand.
Menschen über die Szene hinaus zu mobilisieren war dabei nie das Ziel. Das merkte man der Demonstration auch an, ihre Berechtigung hatte sie lange dennoch. Zuletzt allerdings erstarrte sie zum selbstbezüglichen Ritual, auch die Bezugnahme auf aktuelle politische Entwicklungen und Ereignisse wollte nicht mehr recht gelingen.
Dass es die Demo in dieser Form nicht mehr gibt, ist deswegen kein großer Verlust. Zumal es eine Fehlinterpretation wäre, vom Ende der Silvio-Meier-Demonstration auf einen grundsätzlichen Niedergang antifaschistischer Bewegung in Berlin zu schließen. Im Gegenteil: Nach einigen Jahren eher mauer Mobilisierungen zogen Proteste gegen rechts in diesem Jahr wieder mehr Menschen an.
Um den Nachwuchs muss man sich nicht sorgen
Und auch um den Nachwuchs muss man sich keine allzu großen Sorgen machen: Obwohl es in Berlin kaum Gruppen gibt, die sich die Nachwuchsarbeit auf ihre Fahne geschrieben haben, sind es auffällig viele sehr junge Leute, die in den letzten Monaten gegen die Bärgida-Kundgebungen, den Rudolf-Heß-Marsch oder die bundesweite AfD-Demonstration protestierten.
Die Voraussetzungen für ein Wiedererstarken antifaschistischer Bewegung sind also gegeben. Jetzt müssen sie nur noch genutzt werden. Gedenken und lebendige Traditionen können dabei hilfreich sein, erstarrte Rituale eher nicht. Dass mit dem Ende der Silvio-Meier-Demonstration nun Platz für Neues ist, ist deswegen auch eine gute Nachricht.
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