Sicherheitstour von Nancy Faeser: Cybersicherheit: auf Glück gebaut
Innenministerin Nancy Faeser ist auf Sicherheitstour. Sie will Behörden und Verbraucher:innen künftig besser vor Cyberangriffen schützen.
In den vergangenen Monaten wurde immer wieder von Angriffen auf Verwaltungsstrukturen und auf die Informationsarchitektur von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Bereichen berichtet. So ist Deutschland etwa mittelbar von dem Angriff Russlands auf einen ukrainischen Satelliten betroffen, über den auch ein hiesiger Windpark gesteuert werde. „Bislang hatten wir aus meiner Sicht auch viel Glück, dass wir nicht unmittelbar Angriffsziel eines anderen Landes geworden sind“, erklärte Faeser.
Da die Gefahr aus dem Netz größer wird, will Faeser die Sicherheitsbehörden besser gegen solche Angriffe wappnen. „Gerade in Krisenzeiten muss der Staat bestmöglich aufgestellt sein“, sagte die SPD-Politikerin. Beim BSI soll eine Zentralstelle eingerichtet werden, um die Kooperation zwischen Bund und Ländern zu verbessern.
Deutschland hinkt hinterher
Der Besuch Faesers beim BSI fand rund vier Wochen nach der Vorstellung der Cyber-Sicherheitsagenda ihres Ministeriums statt. Ein Ziel des Vorhabens ist es, eine „effiziente und klare Aufgabenverteilung in der Cybersicherheitsarchitektur zu schaffen“. Soll das BSI die Funktion einer Zentralstelle übernehmen, muss dies im Grundgesetz verankert werden. Es sind aber nicht nur Sicherheitsbehörden, die sich mit Cyberangriffen auseinandersetzen müssen, sondern auch etliche kleinere und mittlere Unternehmen sowie Verbraucher:innen. Beim BSI soll es den Angaben nach eine neue Kooperationsplattform geben, auf der Informationen und Dienste zusammengeführt und angeboten werden.
Konstantin von Notz, Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums, hatte im Spiegel kritisiert, dass Investitionen zur Verbesserung der Cyberabwehr in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurden. Der Grünen-Politiker betonte, dass die „Einschläge auch bei Cyberangriffen immer näherkommen“. Eine sichere IT gehöre für eine moderne Industrienation dazu, wie eine gut aufgestellte Polizei oder ein funktionierender Katastrophenschutz. „Deutschland ist hier alles andere als up to date“, so von Notz.
Um die Abwehr von Angriffen aus dem Netz kümmert sich auch das Nationale Cyberabwehrzentrum. Informationen von verschiedensten Sicherheitsbehörden werden dort zusammengeführt. Dazu gehören das Bundesamt für Verfassungsschutz, der Bundesnachrichtendienst, das Bundeskriminalamt oder das Kommando Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr. (mit dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene