Sexuelle Gewalt in Indien: Erschütterung in Kaschmir
Die Vergewaltigung und Ermordung einer Achtjährigen sorgt für Religionskonflikte in Indien. Mit dabei: die nationalistisch-hinduistische Partei BJP.
![Polizisten und Demonstrantinnen Polizisten und Demonstrantinnen](https://taz.de/picture/2666482/14/imago81997355h.jpeg)
Am 10. Januar war Asifa Bano, Tochter einer Familie muslimischer Nomaden, bei der Pflege ihrer Ponys verschleppt worden. Sie wurde in einem Hindutempel festgehalten und dort von mindestens drei Männern zunächst betäubt, dann mehrere Tage lang mehrfach vergewaltigt, mit Steinen malträtiert, verbrannt und schließlich ermordet. Ihre Leiche warfen die Täter in den Wald, wo sie am 17. Januar gefunden wurde.
Inzwischen sind die mutmaßlichen Täter ermittelt und per DNA-Analyse überführt worden. Acht Personen wurden verhaftet, darunter zwei Polizisten, die versucht haben sollen, Beweise zu vernichten und die Täter zu decken.
Die Gruppenvergewaltigung und der mit sexualisierter Gewalt verbundene Mord scheinen nach ersten Aussagen der mutmaßlichen Täter ursprünglich nicht geplant gewesen zu sein – wohl aber die Entführung des Mädchens, um die Nomaden, die mit ihren Herden jedes Jahr im Winter im Bezirk Kathua Station machen, aus der Gegend zu vergraulen. In den letzten Jahren hatten sich einige im Bezirk niedergelassen, was die Hindus fürchten ließ, die Bevölkerungsmehrheit zu verlieren.
Seit Jahren sind die Spannungen zwischen den Volksgruppen gestiegen – und nach der Amtsübernahme der nationalistisch-hinduistischen Partei BJP auf nationaler Ebene auch weiter angeheizt worden. Anfang der Woche protestierten nun die hinduistischen Anwälte der Angeklagten, indem sie versuchten, per Blockade des Gerichtsgebäudes das Einreichen der Klageschrift zu verhindern.
Sie fordern, das Verfahren solle an die Bundesjustiz abgegeben werden – die steht unter Kontrolle der BJP. Auch zwei Minister der BJP nahmen an Demonstrationen für die Freilassung der Angeklagten teil. Die Demonstranten sehen die Festnahme der Angeklagten als antihinduistische Aktion. Manche drohten, sich öffentlich zu verbrennen, wenn die Männer nicht freigelassen würden.
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