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Sex on the BeachEin „Yippie“ nach dem Orgasmus

Wer zu lauten Sex hat, kriegt Ärger mit den Nachbarn. Muss nicht sein. Die Freude über das Glück am Ende des Akts kann man auch in einen Drink legen.

Störende Sexgeräusche können sogar zur Wohnungskündigung führen Foto: Imago

W enn es nicht so platt wäre, wie es nun mal ist, würde ich meiner Nachbarin gern mal einen Sex on the Beach mixen – so als eindeutigen Wink mit dem Zaunpfahl. Sex on the Beach, dieser Cocktail aus Wodka, Pfirsichlikör, Fruchtsaft und Grenadine, bekam seinen Namen nämlich nicht von ungefähr. Erfunden haben soll ihn ein junger Barkeeper in Florida, wo es im Sommer offenbar ziemlich wild zugeht. Der Mix aus süßem Pfirsichlikör und dem süßen Versprechen von Sex on the Beach ist offenbar so nachhaltig vielversprechend, dass sich der Drink seit Jahrzehnten großer Beliebtheit erfreut. Meine Erfahrung indes besagt, dass die Liebe zu Sex on the Beach mit dem Alter nachlässt.

Meiner Nachbarin würde ich das Mixgetränk aber in jedem Fall empfehlen, egal wie alt sie ist. Denn sie treibt eine, ich muss das jetzt so brachial sagen, explosive Liebeslust. Wenn sie diese auch mal an einem anderen Ort als in ihrem Schlafzimmer ausleben würde, meinetwegen on the Beach, hätte nicht nur ich etwas davon, sondern sie ganz sicher auch einen ganz eigenen Kick.

Aber bevor ich diese Geschichte hier vollständig ausbreite, veröffentliche ich den kleinen Brief, den ich meiner Nachbarin eines Tages geschrieben hatte, ja, schreiben musste:

Liebe Nachbarin,

es ist ja schön, dass du ganz offensichtlich ausführlichen Sex hast. Ich freue mich für dich, wirklich, und manchmal höre ich sogar mit Vergnügen zu. Obwohl das nicht mein Bestreben ist. Aber in einem Altbau wie unserem sind die Wände nun mal dünn und die Geräusche nehmen ihren Weg über Stockwerke und Hauseingänge hinweg.

So erfährt man von Nach­ba­r:in­nen einiges, auch von dir: Welchen Rhythmus du hast, wie du klingst, wenn du dich dem Höhepunkt näherst, dein Entspannungsjauchzen … Ich könnte weiter fortfahren, aber ich bin ja fair. Aber was wirklich, wirklich nicht geht, dass du immer so schreist. Deine Schreie sind mittlerweile so laut, dass ich sie in jedem! Zimmer meiner Wohnung höre. Meine Wohnung ist nicht verwinkelt, so dass Zimmer um die Ecke gehen, nein, sie ist sehr langgestreckt, sprich, zumindest am anderen Ende der Wohnung sollte Ruhe sein. Das ist aber leider nicht so.

Und gestern, am Samstag, wusste ich nicht mehr wohin mit mir. Seit dem frühen Nachmittag ertrug ich deine Schreie, spazierte zwischendurch durch Regen und Sturm – und hoffte auf ein Ende nach meiner Rückkehr. Doch ich hatte mich getäuscht, dein Spaß währte bis heute, Sonntagmittag.

Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Musst du zwischendurch nicht mal schlafen? Etwas essen? Trinken? Treibst du deine/n Liebespartner/in zur vollkommenen Erschöpfung?

Ich habe eine große Bitte: Könntest du künftig ein bisschen leiser machen? Das wäre ein kleiner Schritt für dich, aber eine große Erleichterung für mich (und ich schätze auch für andere im Haus).

Vielen Dank, die Nachbarin

Sie werden jetzt sicher sagen: Wie gemein, kein feiner Zug von Ihnen. Stimmt, gebe ich zu. Aber haben Sie schon einmal Ähnliches erdulden müssen? Jahrelang?

Andere Mie­te­r:in­nen rufen in solchen Fällen schon mal die Gerichte an. Das Amtsgericht München beispielsweise musste mal einen ähnlichen Fall verhandeln, bei dem ein Nachbar „während der Ruhezeiten“, wie es in der Pressemitteilung heißt, zu lauten Sex hatte. Hinzu kam das unaufhörliche Quietschen seines Bettes. Der Mieter war mehrfach aufgefordert worden, seine Sexpraktiken zu ändern. Hatte er aber nicht – zack, Prozess.

Störende Sexgeräusche können sogar zur Wohnungskündigung führen. So zumindest entschied das Amtsgericht Warendorf in Nordrhein-Westfalen in einem Fall. Der Mieter hatte nach dem Sex immer laut „Yippie“ gerufen. Vielleicht hätte er einfach einen Sex on the Beach trinken sollen.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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7 Kommentare

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  • Da lassen es offensichtlich zwei, oder was weiß ich wie viele, ordentlich krachen.

    Es ist immer besser dort zu sein, wo das passiert als auf der anderen Seite der Wand.

  • Oh, ich schätze, diese Probleme kennen viele. Sofern man selbst allein ist.und das Brunften nicht rund um die Uhr geht, sind Kopfhörer wohl doch eine Lösung. Den Leuten einen (hochwertigen, vom Sattler vernähten!) Bondage-Knebel zu schenken ist hingegen kein so guter Ansatz, selbst wenn man einen ähnlich freundlichen Brief dazu schreibt. Übergriffig sein das, meinten diese Brüllaffen...

  • Eine Lösung kann es sein, die lauten Nachbarn während des Geschreis ebenso laut zu parodieren.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Klarer Fall von Ohrgasmus.

  • Sex on the beach birgt das Problem der öffentlichen "Erregung",

    Der Lauscher hört seine eigene Schand. Ruhestörender Lärm wird in Dezibel gemessen - vlt. mal messen und das ganze wissenschaftlich angehen.

    Btw. Gute Musik - Kopfhöhrer auf - entspannen und einen sex on the Beach trinken :-)

  • Ich kann den Frust so gut nachvollziehen. Bitte mehr zu diesem Thema, vielleicht schaffen wir ein Bewusstsein und im besten Fall weniger Ignoranz. Manche Menschen/ Nachbarn leben, als sei niemand in ihrem Radius mit eigenen Bedürfnissen, nach Ruhe!

  • Yippieh ist gut. Der Schwabe sagt "jetzetle" , wens denn soweit ist...