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Seenotrettung – Kladde von Anett Selle„KZ-ähnliche“ Lager in Libyen

Die #Yachtfleet ist zu ihrer Demo auf dem Mittelmeer aufgebrochen. Ihre Forderung: Menschen nicht länger zurück nach Libyen bringen zu lassen.

#Yachtfleet – Protest privater Segelboote für Seenotrettung Foto: Anett Selle

Mittelmeer taz | Zwei weiße Boote segeln durch den Nebel. Etwa hundert Meter Sichtweite rundum. Das System zeigt an, dass irgendwo von links ein Schiff kommt. Das Brummen des Motors tönt wie gedämpft aus den Schwaden. Ein großes Schiff.

„Sollen wir einen Bogen fahren, zur Sicherheit?“, fragt Julia Blawert. Die freie Künstlerin steht am Steuer, der Skipper Thomas Nuding schaut auf den Monitor: Auf blauem Hintergrund bewegen sich Schiffe als bunte Pfeile. Der Abstand bis zu Zusammenstößen bei aktuellem Kurs wird in Seemeilen angezeigt.

„Fährste ein bisschen weiter rechts, dann passt das.“ Nuding nimmt einen Zipfel seines T-Shirts und trocknet seine Brille. „Ich sollte die mal wieder putzen, der Dreck zieht Feuchtigkeit an.“ Das Mittelmeer platscht und schwappt und schafft es kaum, sich zu dem aufzubäumen, was man Welle nennt.

Es ist Montagmorgen, 17. Juni, kurz nach acht. Zweiter Demotag der „#Yachtfleet“ auf dem Mittelmeer: ein Protest privater Segelboote für Seenotrettung. Seit mehr als 24 Stunden sind sie auf See. Geplant ist, nach acht Tagen wieder an Land zu gehen.

Dieselpest, Seekranke, kaputte Masten

Beim Demostart am Vortag war Sonne, blauer Himmel und ein bis zwei Meter hohe Wellen. Die Crews gaben Blumen ins Wasser und schwiegen im Gedenken für mindestens 18.000 Tote, die seit 2014 bei der Flucht im Mittelmeer ertrunken sind. Für jedes Kind, jede Frau, jeden Mann und alle anderen.

Um bis zu diesem Punkt zu kommen, hatten die Crews diverse Hürden zu überwinden: Dieselpest, einen kaputten Beibootmotor, Ausfall des alten, vierten Bootes wegen Schäden an der Masthalterung. Am ersten Demotag mussten sie bis Mitternacht die Tagesstrecke zurück nach Lampedusa fahren, weil ein seekrankes Schweizer Fernsehteam wieder an Land wollte, nach einem Tag auf See. Dann fiel das dritte Boot aus.

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Die übrigen zwei Boote und ihre Crews aus insgesamt knapp 20 Leuten sind seitdem durchgefahren, im Schichtsystem. Jetzt segeln die „Sebastian K.“ und die „Matteo S.“ im Nebel gen Süden durch die maltesische Such- und Rettungszone (SAR), beladen mit Rettungswesten- und -inseln. Auf der „Matteo S.“ sagt Skipper Thomas Nuding: „Wir wären auch mit einem Boot weitergefahren.“

46,3 Millionen Euro für die „Küstenwache“

Der Skipper der „Sebastian K.“ ist Österreicher. „Wir ziehen das zusammen durch.“ Im Rahmen ihrer Demo fordern die Crews auch, dass die EU und Italien aufhören, die sogenannte libysche Küstenwache zu finanzieren.

Mit 46,3 Millionen Euro der EU und Unterstützung durch Italien fängt die Organisation aus Mitgliedern verschiedener Milizen fliehende Menschen auf dem Meer ab und bringt sie zurück nach Libyen. Etwas, das für sämtliche europäischen Schiffe als verboten gilt seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Jahr 2012. Für Libyer gilt euroäisches Recht nicht. Sie bringen die Leute zurück in die Lager.

Wie viele Lager es in Libyen gibt, weiß niemand. Deutsche Diplomaten sprechen von „KZ-ähnlichen Zuständen“. Was in staatlichen und nichtstaatlichen Lagern passiert, ist in UN-Berichten dokumentiert: UN-Mitarbeiter*innen haben mit Überlebenden gesprochen.

Aus dem Bericht vom April 2018

Mann aus östlichem Libyen: „An Metallketten wurde ich an die Decke gehängt und geschlagen, bis ich das Bewusstsein verlor. Jede Nacht hörte ich die Schreie der anderen, die gefoltert wurden.“

Mann aus östlichem Libyen: „Ich wurde in eine Zelle gesteckt, blutverschmierte Wände und menschliches Haar am Boden. Wir waren etwa 27 Menschen, gefangen in einer 3x3-Meter-Zelle. Wir bekamen eine große Flasche (Wasser) zu trinken und mussten dieselbe Flasche zum Urinieren benutzen. Manche wurden mit Wasserrohren geschlagen. Da war ein kleiner Junge, etwa 14 Jahre alt, der weinte und wollte zu seiner Mutter. […] Ich sah, wie er geschlagen wurde, direkt vor mir.“

Im Bericht fordert die UN-Menschenrechtskommission Libyen auf, Kinder nicht mehr in Isolationshaft zu stecken.

Menschen in einem Boot auf Wasser
Seenotrettung – Kladde von Anett Selle

#Yachtfleet ist ein Protest von Mission Lifeline auf dem Mittelmeer. Vom 6. bis etwa 23. Juni kommen zivile Seenotretter*innen auf privaten Yachten zusammen, trainieren und retten Menschen in Seenot. Auch an Bord ist taz-Reporterin Anett Selle und streamt live auf Periscope. Hier notiert sie dreimal pro Woche, was um sie herum passiert. Bisher erschienen diese Teile:

Aus dem Bericht vom Dezember 2018:

Beginn des Berichts: „Migranten und Geflüchtete erleiden unvorstellbaren Horror während ihrer Reise durch und ihres Aufenthalts in Libyen. Ab dem Moment, in dem sie libyschen Boden betreten, befinden sie sich in der Gefahr rechtloser Tötung, Folter und anderer Misshandlung, willkürlicher Gefangenschaft und rechtloser Freiheitsberaubung, Vergewaltigung und anderer Formen sexueller oder geschlechtsbasierter Gewalt, Sklaverei und Zwangsarbeit, Ausnutzung und Ausbeutung durch sowohl staatliche wie nichtstaatliche Akteure.“

26-Jährige aus Darfur: „Wir waren 700–800 Menschen in einer großen Halle … Sie schossen denen in die Beine, die nicht zahlen konnten und ließen sie dann verbluten … Mein Sohn, da war er fünf Jahre alt, wurde mit einer großen Metallstange auf den Kopf geschlagen, um uns dazu zu bringen, schneller zu zahlen … Ich habe viele Menschen sterben sehen an diesem Ort, durch Schläge und Hunger. Da war ein Junge aus Somalia, er war Haut und Knochen. Er konnte nicht mal mehr stehen und sie schlugen ihn trotzdem. Er starb … bis jetzt, wenn ich meine Augen schließe, werde ich verfolgt von seinem Gesicht.“

Junge Mutter aus Liberia: „Wenn du krank wirst, stirbst du. Sie haben uns geschlagen, auf uns geschossen, auf uns getreten, wenn wir schliefen. Ich war schwanger und mein Bauch war sichtbar, aber das spielte für sie keine Rolle.“

Dreifache Mutter von der Elfenbeinküste auf Krücken: „Ich wurde an eine Verbrecherbande verkauft […] Sie gossen Benzin auf mein Bein und zündeten es an. Ich kann noch nicht wieder laufen. Sie schlugen alle und vergewaltigten die Frauen. Mein Zweijähriges wurde mit einer Zigarette verbrannt.“

Mann aus Kamerun: „Ich ging auf die Knie (wegen Bitte um ein Krankenhaus), wurde aber nur geschlagen, und mir wurde gesagt, ich solle den Mund halten. Bei meiner Frau setzten die Wehen ein […] es gab kein heißes Wasser, nichts. Wir mussten die (Nabel-)Schnur mit einem dreckigen Messer durchschneiden. Sie blutete weiter sehr stark … Sie starb in meinen Armen.“

Schwerpunkt Flucht

Auch nach der EU-Wahl ist unklar, wie sich Europas Asylpolitik entwickelt. Auf dem Mittelmeer spielen sich derweil täglich neue Dramen ab. Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni berichtet die taz ab dem 3. bis zum 24. Juni schwerpunktmäßig in Berichten, Reportagen, Interviews und Livestreams zu den globalen Flüchtlingszahlen, Protesten und Rettungen auf dem Mittelmeer, der Lage an den EU-Außengrenzen sowie zu den Asyl-Plänen von Innenminister Horst Seehofer. Die gesamte Berichterstattung finden Sie auf taz.de/flucht

18-Jährige von der Elfenbeinküste, eingeschlossen in einem Truck: „Die Polizei kam um 21 Uhr, öffnete die Türen aber erst, als wir am Tarik-al-Sikka-Lager waren (Stunden später). Sie hatten Angst, wir könnten fliehen. Wir trommelten und trommelten gegen die Tür. Menschen übergaben sich und erstickten.“

Frau aus Nigeria: „Verkauft zu werden und gezwungen, Sex mit arabischen oder afrikanischen Männern zu haben, entweder um die Reise zu bezahlen oder um Geld zu erpressen, ist etwas, das Frauen und Mädchen oft passiert, ab dem ersten Tag in der Wüste, bis du Libyen verlässt.“

Frau aus Eritrea: „Wir waren 200 Menschen in einem Raum. Wir konnten nicht atmen oder uns bewegen oder die Beine strecken. Jede Nacht wurde ich von etwa sechs Männern vergewaltigt: manche Libyer, manche Afrikaner. So verbrachte ich fünf Monate. Meine Mutter musste ihr Haus verkaufen und alles andere und Geld borgen, um die 5000 US-Dollar zu bezahlen, die sie verlangten … Jetzt bin ich schwanger.“

19-Jährige aus Nigeria (über ihre Zeit in der Zwangsprostitution): „Erst habe ich mich geweigert zu arbeiten. Aber wenn Mädchen sich weigerten zu arbeiten, wurden sie getötet oder vergewaltigt […]„

Mann aus Kamerun: „Sie schlagen uns jeden Tag. Sie benutzen Elektrostöcke, nur weil wir um Essen bitten oder (medizinische) Behandlung oder um Information, was mit uns passieren wird […] Wir sind nicht lebendig hier. Vor 10 Tagen ist jemand gestorben und mehr werden folgen, wenn wir hier bleiben.“

Frau aus Somalia: „Die Männer suchen sich die jungen, schönen Mädchen aus … Viele sind gekommen in der Hoffnung auf ein besseres Leben, stattdessen sahen sie Leid, und viele verloren ihre Jungfräulichkeit (durch Vergewaltigung).“

Mann aus Tunesien: „Mit gezogener Waffe wurden wir in den Hof getrieben, und in die Füße geschossen. Wir wurden zurück in die Zellen gebracht und dort gelassen, um zu bluten.“

Recherchefonds Ausland e.V.

Dieser und viele weitere Artikel wurden durch finanzielle Unterstützung des Auslandsrecherchefonds ermöglicht.

30-Jährige von der Elfenbeinküste: „Sie kamen mit ihren Waffen rein und suchten sich die Frauen aus, die sie vergewaltigen wollten, und führten sie raus. Es spielte keine Rolle, ob die Frauen schwanger waren oder stillten … Ich sah mit eigenen Augen drei Frauen sterben. Dann mussten unsere Männer die Körper tragen und in die Wüste werfen … Sie zwangen die Frauen, sich nackt auszuziehen, sahen sie an und suchten manche für Vergewaltigung aus. […] Ein Mann, der sich weigerte, auf sie zu hören, wurde direkt vor uns erschossen.“

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20 Kommentare

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  • Alle solchen Berichte, die mir bekannt sind (z.B. die von der britischen Journalistin Sally Hayden), stammen aus von Schmugglern betriebenen Lagern. Es geht in der Regel nicht um Dentention Centers der "Regierung" in Tripolis. Es ist wohl so, dass die Kontrolle der Regierung über die Detention Center unzureichend ist und es Hinweise gibt, dass es vereinzelt zu Zusammenarbeit mit Milizen gekommen ist, die Schmugglern nahestehen. So gibt es Berichte, dass aus dem Khums Detention Center einzelne Migranten verschwanden und wieder in den Händen von Schmugglern auftauchten, welche dann die Migranten bestialisch folterten, um Geld von den Verwandten zu erpressen. Diese Vorfälle fanden aber nicht in den Detention Centers selber statt. Die Täter waren stets die Schmuggler, die ihr Geld damit verdienen Migranten nach Europa zu schleusen. Bei der Berichterstattung wird meiner Meinung nach auf eine präzise Benennung von Akteuren verzichtet. Stattdessen wird schwammig von "inoffiziellen" Lagern gesprochen. Dies ist problematisch, da es eine echte Bewertung der Situation durch den Leser verhindert. Es entsteht der Eindruck als gäbe es keinen Unterschied zwischen Schmugglern und Küstenwache und es wird eine wirkliche kritische Betrachtung der Schmuggler, die die Menschen erst nach Libyen locken in den Hintergrund gerückt. Um das Migrationsproblem in Libyen zu lösen ist aber ein ganzheitliche Betrachtung von Nöten. Eine reine Schwarz-Weiß-Einteilung der Form NGOs=gut, Libysche Küstenwache=schlecht und die Rolle der Schmuggler wird ausgeblendet, bring uns nicht weiter.

    • @Fritz Walter:

      Ups.. es sieht in ihrem kommentar `fast so aus´, als ob die geldgierigen Menschenschmuggler in die `sicheren´(?) detentioncenter eindringen um finanziell potente Migranten auszusuchen.. und sie dann durch Tortur usw zu zwingen.. Geld für eine evtl tödliche (durch Ertrinken) Seereise in die EU aufzubringen? In ihrer Logik wollten, die aus Seenot geretteten.., eigentlich lieber in Libyen bleiben?



      Da spricht doch die objektive Berichterstattung von Frau Selle dagegen!



      Es ist mehr "anzunehmen" das in Libyen die Migranten ( zum Grossteil Klima, Armuts und politische Flüchtlinge, die selbst in Libyen als Fremde gelten) im inhumanen Chaos von Macht, Geldgier und Tortur gestrandet.. einen verzweifelten Weg des Überlebens in Würde suchen! ..und so , mit dem Risiko des Ertrinkens.. in ein Boot steigen ?



      Und die evtl wenigen, die von NGO Schiffen aus Seenot, vor dem Ertrinken gerettet werden..?



      Checken sie mal bitte im AIS: vessel SEAWATCH3! Dann sehen sie das das Schiff immer noch in ca 30-40km Abstand zum Hafen von Lampedusa im Zigzag langsam sich bewegt! Weil der Kapitän und crew und etwa 40 Überlebende Migranten auf ein Signal der EU für einen "sicheren Hafen" warten! Eine Odysee ohne Ende bisher! Eine Schande für das humane Image der EU!



      Wäre es eine Idee, selber mal nach Libyen zu fahren um die Situation vor Ort zu erkunden? ..bevor Kommentare zu formulieren die tendentiell die Rolle der NGO Lebensretter diskreditiert?

    • @Fritz Walter:

      "Es ist wohl so, dass die Kontrolle der Regierung über die Detention Center unzureichend ist..."

      Die "Regierung" kontrolliert nicht mal die Hauptstadt.

  • Eine klare , dramatische Berichterstattung Frau Selle !



    Nun habe ich soeben, Dienstag den 18.6. um ca 22.45 im AIS nachgeguckt, wo die M/S "SEAWATCH3" sich befindet:



    Das Schiff ist im Zigzag Kurs, etwa 40 Seemeilen (50km) mit etwa 4,3 Knoten (8kmh) südlich von Lampedusa !



    Es sind doch noch etwa 40 Gerettete plus etwa 20 crew an Bord? Was sind die Pläne/Optionen? Wird deren Odysee unbegrenzt weitergehen, weil sich kein Land bereiterklärt , die aus Seenot geretteten aufzunehmen? Wie ist der Kontakt der "YACHTFLEET" zur "SEAWATCH3" ?



    --------------



    Es stimmt traurig und wütend, das "SEAWATCH" Schiffe, als Symbol humaner Lebensrettung im Namen der U.N.O. eine solch harte Ignoranz von Seiten Italiens, der EU erfahren.



    Passen sie gut auf sich auf!

  • Ein eindringlicher Bericht aus einer der Randzonen des "Friedensprojektes EU", der sehr drastisch das Ergebnis westlicher Interventionspolitik aufzeigt. Danke.

  • Liebe Taz-Redaktion,

    dieser Artikel enthält leider ungenaue bzw. falsch zugeordnete Information.

    Die hier geschilderten Ereignisse aus dem UN-Report 2018 beschreiben fast ausschließlich Folter durch Schmugglergruppen und Milizen, die durch das Schleusen von Migranten Ihr Geld verdienen. Die Berichte stammen nicht aus den sogenannten Detention Centers, in welche die Migranten nach einem aufgreifen durch die Libysche Küstenwache gebracht werden. Zu finden sind die Aussagen nämlich in dem Bericht unter Punkt "5.1 Land journeys from hell – abuses by smugglers and traffickers ".

    In den hier weidergegebenen Zitaten wurden jedoch sämtliche Bezuge auf die Schmuggler entfernt. Das sieht man beispielsweise an in diesem original Zitat aus dem Bericht:

    "My wife was getting more and more



    sick. I begged the pushers (smugglers) to let me take her to the hospital or to bring a doctor; I



    even got on my knees, but I was just hit and told to shut up… My wife went into labour and was



    helped by another Cameroonian lady. There was no hot water, nothing. We had to cut the



    (umbilical) cord with a dirty knife. My wife continued bleeding profusely... She died in my arms”

    Ich finde es aus journalistischer Sicht mehr als fragwürdig, dass hier beim Leser ein falscher Eindruck von den Tätern erzeugt wird. Die geschilderten Menschenrechtsverletzungen wurden offensichtlich von eben jenen Schmugglern begangen, die den Migranten für viel Geld versprochen haben sie in Schlauchbooten nach Europa zu überführen. Auch in den Detention Centers die von "Regierung" in Tripolis geführt werden kommt es laut Berichten der UN zu Menschenrechtsverletzungen. Die hier genannten haben jedoch keinen Bezug zu den Detention Centers. Ich würde sie deshalb bitten, dies in dem Artikel deutlich zu machen, bzw. die Schilderungen zu streichen. So macht sich verdächtigt bewusst falsche Informationen zu verbreiten.

    Vielen Dank für Ihr Verständnis

    • @Fritz Walter:

      hmm? Es gibt ja die verschiedensten Stories... wie auch, das Leute in den Detentioncenters unter Druck gesetzt wurden um Geld für eine Flucht übers Meer zu finden! ..und einige, die kein Geld hatten oder es nicht übers internet oder western union etc besorgen konnten starben als Torturopfer! Es passt m.E. nicht, der Frau Selle zu unterstellen, falsch zu informieren! Es herrscht, m.E. ein sehr inhumanes barbarisches Chaos in Libyen! Das mit grausamste erscheint mir, das Flüchtlinge, die für eine evtl tödliche Flucht per Boot bezahlen, wie "Waren" behandelt werden.

  • Das Beste wäre wohl, wenn die Geflüchteten gar nicht mehr nach Libyen einreisen könnten, sondern in sicheren UN-Lagern südlich davon untergebracht würden.

    Wer aus dem Mittelmeer gefischt wird, schafft nämlich in den KZ-Lagern nur Platz für das nächste Opfer. Das Leid wird dadurch nicht weniger. Im Gegenteil: Es machen sich nur immer mehr Menschen hoffnungsvoll auf den Weg nach Libyen und landen in der Hölle.

    Die Zahl der toten Geflüchteten schon in der Sahara soll die der im Mittelmeer übrigens weit übersteigen. Darüber wird aber selten berichtet.

    Um das Leid der heimatlosen Menschen zu beenden, könnte die EU geschlossen Kontakt mit General Haftar aufnehmen, der den grössten Teil des Landes kontrolliert:



    libya.liveuamap.com/



    Der könnte mit EU-Unterstützung die Grenze dicht machen, um die Geflüchteten vor den Sklaventreibern und Vergewaltigern im Norden des Landes zu schützen.

  • Der UN Bericht spricht für sich - vielen Dank für die Veröffentlichung der Betroffenen Zitate! Dieser Bericht ist den EU Regierungen natürlich bekannt. Da wird die Menschenverachtung besonders deutlich mit der die EU-Regierungen insgesamt systematisch sichere Fluchtwege mit Fähre oder Flugzeug auch für Kriegsflüchtlinge geschlossen haben (Strafzahlung für Flug- und Fährunternehmen wer Menschen ohne Visum mitnimmt das Menschen aus Subsahara für keinen EU Staat erhalten und Asyl erst innerhalb der EU beantragen können), die Seenotrettung verhinderten und kriminalisierten und die libysche Küstenwache aufrüsteten damit diese Geflüchtete nach Libyen zurück bringt. Das war von Anfang an eine eiskalte Strategie unter Umgehung des Verbots (Gerichtsbeschluss von 2012) Flüchtlinge mit EU Schiffen nach Libyen zurück zu bringen da diese dort Flächendeckend gefoltert werden, dafür zu sorgen dass die Flüchtlinge entweder auf dem Meer ertrinken oder von libyschen Schiffen aufgegriffen und zurück gebracht werden. Hauptsache sie kommen nicht "zu uns". In Libyen üben Milizen de facto die Macht aus im nach revolutionären Land und übernahmen auch die meisten "staatlichen" Sicherheitsdienste. Nachweislich ist auch die "Küstenwache" in das mafiös organisierte System der Flüchtlingsausbeutung direkt involviert. UN und Amnesty Berichte belegen, dass "staatliche" Gefängnisse insgesamt in Libyen zu Privatunternehmen wurden in denen die Milizen die in der Region das Sagen haben willkürlich Menschen verhaften und mit Folter zu Lösegeldzahlungen erpressen. Flächendeckend. (www.ohchr.org/Docu...ryUnlawful_EN.pdf), insbesondere sind Flüchtlingsgefängnisse betroffen deren Insassen keine Lobby im In- oder Ausland haben. (www.amnesty.org/do...612017ENGLISH.PDF).

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Das sind kaum aushaltbare Berichte und Schilderungen. Und dennoch müssten sie jeden Tag auf Seite 1 jeder Zeitung stehen.

    Und alle die meinen die Flüchtlinge hätten kein Recht ihre Länder zu verlassen, um ihr Glück wo auch immer zu suchen, sollten sie lesen. Jeden Tag.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Es geht den Geflüchteten nicht darum, "ihr Glück zu suchen". Sie sind auf der Flucht vor politischer Verfolgung, Terror und Gewalt.

      Wer sich als Geflüchteter ausgibt, nicht weil er verfolgt wird, sondern nur weil er sein Glück anderswo sucht, sollte sofort zurück in sein Heimatland gebracht werden. Wegen solcher Leute vegetieren richtige Geflüchte in libyschen Konzentrationslagern vor sich hin.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      "Das sind kaum aushaltbare Berichte und Schilderungen."

      Stimmt. Und das alles geschieht mit Duldung und Unterstützung unser heuchlerischen Regierung...

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Und das alles geschieht mit Duldung und Unterstützung unser heuchlerischen Regierung..."

        Und vieler Menschen in diesem Land!

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Regierung betreibt Realpolitik: Lieber KZs in Libyen als in D.



        Erinnern Sie sich daran was geschah, als Merkel ein Mal Stellung bezog? Fürs ´Wir schaffen das´ wurde sie von denen erledigt, die nichts schaffen, sondern nur zerstören wollen.



        BILD und WELT sind die, die Hauptverantwortung tragen, ihre heucherische ´Wir sind ja gegen die AfD, aber´ Zivilisationserrosion trägt mörderische Früchte, das Mittelmeer ist unser ´Antifaschistische Schutzwall´im Sinne, dass jede Verhinderte Überfahrt die hiesigen poteziellen ´33er daran hindert schon jetzt ihr Ist-kein-Hakenkreuz-aber-Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen.

        • @Euromeyer:

          "Fürs ´Wir schaffen das´ wurde sie von denen erledigt, die nichts schaffen, sondern nur zerstören wollen."

          Das größte Problem war, dass sie eigentlich "Ihr schafft das schon" meinte. Länder, Kommunen und Bürger wurden mit der Bewältigung von Schwierigkeiten weitgehend allein gelassen. DAS hat den Rechten Auftrieb gegeben.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Euromeyer:

          "BILD und WELT sind die, die Hauptverantwortung tragen"

          Menschen sind keine leeren Hülle, die mit Meinungen gefüllt werden können. Es sind die Menschen selbst, die Verantwortung tragen.

          Es sind Menschen, die Wohnheime angezündet und Menschen gejagt haben. Es sind Menschen, die immer noch durch die Stdäte ziehen und gegen andere Menschen hetzen. Jede*r mag ihre*seine Gründe haben, die entbinden aber nicht von Verantwortung für das eigene Handeln.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Völlig richtig. Aber man sollte die Wirkung von Propaganda, vor allem auf die schlichteren Gemüter, nicht unterschätzen...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Und das alles geschieht mit Duldung und Unterstützung unser heuchlerischen Regierung..."

        Was soll die heuchlerische Regierung denn machen? Die Bundeswehr schicken um Ordnung zu schaffen wie in Afghanistan? Alle afrikanischen Flüchtlinge aus Libyen aufnehmen? Nur die aufnehmen, die von deutschen NGOs aus Seenot gerettet werden? Fluchtursachen beseitigen?

        Sie überschätzen die Fähigkeiten der B-Regierung.

        • @A. Müllermilch:

          "Was soll die heuchlerische Regierung denn machen?"

          Z.B. aufhören, die Verbrecher zu finanzieren, die die Lager unterhalten. Die Idee mit den Lagern in Libyen stammt aus der EU und D macht mit.

          Und dann könnte man natürlich anfangen Fluchtursachen zu beseitigen. Wie wäre es mit einem Ende des Bauernlegens in Afrika? Die EU mischt dabei munter mit.

          Und ja. Notfalls muss man diejenigen, die kommen, aufnehmen. Lager und/oder ertränken sind keine Möglichkeiten.