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Schwerer SUV-Unfall in BerlinVerdacht auf fahrlässige Tötung

Bei einem Zusammenstoß mit einem SUV sind in Berlin vier Menschen gestorben. Die Polizei ermittelt nun wegen fahrlässiger Tötung.

Mahnwache: Nach dem tödlichen SUV-Unfall werden auch politische Forderungen laut Foto: dpa

Berlin dpa | Nach dem schweren Autounfall in Berlin-Mitte ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Tötung. Das sagte eine Sprecherin der Polizei am Montag.

Ein schwerer Sportgeländewagen (SUV) war am Freitagabend von der Straße abgekommen und hatte vier Fußgänger an einer Ampel tödlich verletzt, darunter einen dreijährigen Jungen. Nach Anwohnerangaben hatte der Fahrer des SUV den stehenden Verkehr an der Ampel sehr schnell auf der Gegenfahrbahn überholt, das Auto war dabei auf den Gehweg geraten, hatte einen Ampelmast und mehrere Poller umgeknickt, einen Bauzaun durchbrochen und war erst auf einem Baugrundstück zum Stehen gekommen.

Nach Informationen vom Wochenende zog die Polizei unter anderem einen medizinischen Notfall beim Fahrer als Unfallursache in Betracht. Der 42-Jährige liegt demnach schwer verletzt im Krankenhaus. Vorsatz war zunächst ausgeschlossen worden.

Grüne fordern Obergrenze für SUV in Innenstädten

Der Unfall löste eine Diskussion über SUVs in Innenstädten aus. Während der Umweltverband BUND die Autokonzerne aufforderte, aufzuhören, besonders große Autos zu bauen, verlangen die Grünen, die Zahl von SUVs in besonders sensiblen Gebieten zu begrenzen: „Wir brauchen eine Obergrenze für große SUVs in den Innenstädten“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Oliver Krischer, dem Tagesspiegel. „Am besten wäre eine bundesrechtliche Regelung, die es Kommunen erlaubt, bestimmte Größenbegrenzungen zu erlassen.“

In diesem Jahr werden nach Branchenschätzungen erstmals über eine Million der geländegängigen Limousinen, sogenannten Sport Utility Vehicles (SUVs), in Deutschland neu zugelassen, der Marktanteil wird auf rund ein Drittel steigen. Krischer, Verkehrs- und Umweltexperte seiner Fraktion, betonte: „Die Autos brauchen immer breitere Parkplätze in Städten, wo der Raum immer knapper wird. Sie sind eine Gefahr gerade für Fußgänger und Radfahrer.“ Es brauche dringend eine Debatte, „wie groß die Autos denn noch werden sollen, die in unseren Innenstädten rumfahren, zum Beispiel die Q8-Modelle von Audi oder die X-7-Modelle von BMW“.

Der Lobbyverband Deutsche Umwelthilfe schlägt „rasch umsetzbare Maßnahmen“ vor, die die Nutzung von SUV unattraktiver machen sollen – etwa eine City-Maut, die die Einfahrt in Städte für große, schwere Wagen sehr teuer macht, oder ein Parkverbot beziehungsweise deutlich erhöhte SUV-Parkgebühren in Städten.

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19 Kommentare

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  • Statt über SUV sollt hier über den Kamikaze-Fahrstil mancher Raser mit PS-starken Autos diskutiert werden, hier die schnelle Abkürzung über die Gegenspur.

    Die BZ ist nicht mein Medium, spricht die nötigen Frage aber an, anders als die TAZ es tut:

    www.bz-berlin.de/b...sh-in-berlin-mitte



    Der Fahrer beschleunige auf weit über die erlaubten 50 km/h. „Dann weicht er gezielt aus und bremst fast zeitgleich, etwa eine Sekunde bevor es zu dem Zusammenstoß kommt“, so der Experte. Doch das habe bei der hohen Geschwindigkeit nichts mehr gebracht.

    Anwohnern zufolge fahren an der Invalidenstraße täglich etliche Pkw auf die Gegenspur, um dem ständigen Stau zu entgehen.

    www.bz-berlin.de/b...chem-porsche-crash

    Es könnte aber auch ganz anders gewesen sein: Ein Uber-Fahrer wartete auf der einspurigen Straße im Stau an der Ampel, als der Porsche-SUV an ihm vorbeiraste. „Der ist gefahren wie der Teufel, sehr aggressiv“, so der Augenzeuge laut „Berliner Kurier“. Und er sagt: Der Porsche-Fahrer habe ihn vor dem Crash bedrängt!

    www.bz-berlin.de/b...chem-porsche-crash



    Medienberichten zufolge könnte Michael M. vor dem Unfall einen epileptischen Anfall gehabt haben. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft am Montag allerdings nicht. Dieser Theorie widerspricht auch Experte Michael Weyde: „Bei einem epileptischen Anfall fährt man nicht auf die Gegenfahrbahn und fährt geradlinig an den wartenden Autos vorbei“, sagt der Unfall-Analytiker, der das kursierende Dashcam-Video des Crashs in der gesamten Länge gesehen hat.

  • Mit Porsche 911 - in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 - wäre das genauso passiert.

    Das Problem ist nicht der SUV sondern die Missachtung der Verkehrsregeln: Das illegale Fahren über die Gegenfahrbahn mit extremster Beschleunigung.

    Dass für eine solche Fahrweise "medizinische Probleme" oder gar der "SUV" verantwortlich seien, ist reine Spekulation und durch nichts belegt.

  • "Kommentieren anscheinend nur Fußgänger und Radfahrer". Selten so einen Unfug gelesen. Es darf ruhig zur Kenntnis genommen werden, dass die Zahl der SUVs dramatisch gestiegen ist. Ich sehe aber selten mehr als zwei Personen in diesen, häufig nur einen. Es soll Autofahrer geben - ich gehöre dazu - die lassen ihr Auto stehen, wenn sie es nicht unbedingt brauchen. Außerdem darf man ja wohl ein bisschen Unterscheidungsvermögen anmahnen: Ein LKW ist in gewissem Umfang für die Allgemeinheit unterwegs und unverzichtbar, das lässt sich für die wenigsten SUVs feststellen. Im Übrigen verlangt niemand autofreie Städte, sondern mehr Bewusstsein darüber, ob man überhaupt mit dem Auto fahren muss und ob nicht ein kleines reicht. Mit anderen Worten, je kleiner und umweltfreundlicher, desto eher darf man in die Stadt. Woanders gibt es ähnliche Regeln auch.

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    Gibt es Statistiken darüber, wieviele Menschen durch LKWs und Transporter und wieviele durch SUVs ums Leben gekommen sind? Wenn ich alleine an die von LKWs beim Abbiegen umgefahrenen Radfahrer denke, dürfte die Zahl der Toten deutlich höher sein als die der SUVs. Ich verstehe die Reaktion angesichts dieses sicherlich sehr tragischen Unfalls nicht. Bei keinem getöteten Radfahrer wurde der Ruf laut "LKWs raus aus den Städten".

    • @06313 (Profil gelöscht):

      Gestern erst passiert: Bei den LKW ist gar nicht mal das Rechtsabbiegen der tote Punkt. Nach vorne rechts im Winkel nach dem halben Abbiegevorgang- NULL Sicht und viel zu hoch. er hätte mich beinahe erwischt, weil der Fahrer wie gebannt auf die Kamera schaute, aus Angst er könnte nen Radfahrer erwischen. Da wird was auf uns zukommen..WEGEN der Abbiegeassistenten! Ich sehe das Problem viel mehr darin, daß HÖHE des Fahrgestells sich gut verkauft UND möglichst kleine Windschutzscheiben- "Panzerschlitz" DAS ist ein Verkaufsargument!!

  • Ich merke hier kommentieren anscheinend nur Fußgänger oder Radfahrer.

    Wo kommt bloß der hype her das Autos von heute das pure böse darstellen.

    Macht die Innenstädte mal ruhig komplett autofrei. Man kann eine großstadt wie Berlin nicht einfach ins mobile koma versetzten.



    Dafür ist der ÖNV gar nicht ausgelegt diese Massen an Menschen abzufangen.

    Nicht zu vergessen die Menschen die außerhalb von Berlin wohnen, diese sind einfach auf PKW's angewiessen.

    • 7G
      7363 (Profil gelöscht)
      @Tobias Bauer:

      > Dafür ist der ÖNV gar nicht ausgelegt diese Massen an Menschen abzufangen.

      Hier drüber kommentiert jedenfalls jemand der offensichtlich gerne mal was großspurig etwas behauptet ohne das wirklich genau zu wissen.

      Was sie da sagen ist völliger Quatsch. Der ÖPNV ist ja gerade dafür ausgelegt Massen "abzufangen" - und viel mehr noch sie zu befördern. Autos sind genau dafür eben NICHT gebaut - für die von ihnen erwähnten Massen - sondern für einzelne individuelle Transporte.

      Viel wichtiger ist aber diese Tatsache: Wenn ein Straße völlig verstopft von Autos ist - und sogar wenn wir freundlicherweise annehmen dass in diesen Autos alle Plätze belegt sind, was übrigens meistens weit entfernt davon nicht der Fall ist - dann passen alle diese Menschen in EINEN BUS. Ja richtig, einen einzigen Bus.

  • Auf NTV die Aufnahme des über die Gegenfahrbahn auf die Kreuzung zu rasenden Porsches, der Crash ist rausgeschnitten:



    www.n-tv.de/panora...ticle21258987.html

     

    Kommentar gekürzt. Bitte vermeiden Sie Spekulationen.

    Die Moderation

     

  • In Japan haben kleine Autos wesentliche Privilegien.

  • Ich plädiere zunächst für einen speziellen Führerschein. Schliesslich fahren diese "PKW" mit einer Sondererlaubnis, da sehr viele darunter über 2,8 Tonnen auf die Waage bringen.



    Auch gilt bezüglich der Abgaswerte die LKW" Regelung"- nämlich KEINE!!

  • Wenn Du angefahren wirst ist es Dir egal, was für eine Dreckschleuder der Fahrer fährt.



    Das Auto fahren muss so teuer gemacht werden, dass man sich jeden Meter überlegt, den man fährt.



    Und die Städte sollten sie komplett sperren.

    • @Michael Garibaldi:

      Wer sich nen SUV holt, insbesondere



      wie in diesem Fall einen Porsche, den wird mna mit Kosten wohl kaum abschrecken. Außerhalb von Städten sind außerdem viele auf Autos angewiesen. Innenstädte gehören für Autos gesperrt, ÖPNV kostenlos, alle happy.

    • @Michael Garibaldi:

      Nein. Unfallschutz für Fußgänger hat sehr viel mit der Größe der Fahrzeuge zu tun. Es macht einen Unterschied, ob mir die Beine oder die Wirbelsäule weggesäbelt wird.



      www.welt.de/wirtsc...aehrlich-sind.html

  • Die Teile werden einfach zu groß und zu bullig für die Stadt. Neulich habe ich gesehen wie ein Mann ca.1,65 oder 1,70 Meter Größe aus einem premium SUV ausgestiegen ist. Im ersten Moment dachte ich da steigt ein Kind aus und habe dann erst gemerkt das der Wagen so riesig war.

  • ...Kampfhunde auf Rädern...

  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    Innerorts Tempo 30 wäre eine sehr viel sinnvollere Maßnahme. Und vermutlich sogar eher durchsetzbar.

    Denn so scheiße SUVs sind, sie sind ja nicht die einzigen Raser. Andere rasen in Sportwagen oder gefährden Menschen selbst mit Car2Go-Minis, weil ja jede Sekunde Geld kostet!

  • Eine Obergrenze, was für eine Mentalakrobatik.



    Warum nicht einfach wie in Spanien, innerorts 30, überall.



    Ich hielte es auch für sehr sinnvoll eine erhöhte Betriebsgefahr ähnlich LKW's festzustellen und/oder vielleicht ein obligatorisches Fahrsicherheitstraining einzuführen. Die Dinger sind ganz einfach aus physikalischen Gründen wesentlich träger zu bewegen als Klein(st)wagen.



    Am Besten wären natürlich autofreie Innenstädte, das wird in Deutschland aber wahrscheinlich noch sehr lange ein Traum bleiben.

    • @Reyde Lanada:

      "Warum nicht einfach wie in Spanien, innerorts 30, überall."

      Danke für den Hinweis. Ich bin auch der Ansicht, dass überall wo Häuser an der Straße stehen und somit Menschen leben, Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben werden sollte. Mir war nur nicht bekannt, dass es in Spanien praktiziert wird. Grundsätzlich finde ich, unsere Politiker sollten sich viel mehr gute Ideen aus anderen Ländern abschauen.

      Teure und große Autos werden oft auch aus Distinktionsgründen gekauft, und die "Strahlkraft" des teuren und großen Autos bleibt dem Käufer ja erhalten, auch wenn er nur 30 fahren darf. (Diese Anmerkung nur, wegen der Arbeitsplätze von denen oft behauptet wird, dass sie wegfallen, wenn sich an der Autopolitik des Bundes etwas ändert.)

      • @*Sabine*:

        Habe die letzten 8 Monate in Spanien gelebt, meine Freundin hat ihren Führerschein da gemacht, die Informationen sind also aktuell.



        Schreibe das nur weil ich beim suchen auf Google oft darauf stieß, dass es 50 seien.

        Generell: Ortschaft 30, außerorts auf Landstraßen 90, Bundesstraßen 100.



        Oft wird das aber auf 70 begrenzt.



        Autobahn, egal ob Autovía oder Autopista 120.



        Die Spanier langen auch mit Bußgeldern wesentlich härter hin, man befindet sich ganz schnell im dreistelligen Bereich.



        Ich habe in diesen acht Monaten tatsächlich auch nicht einen Unfall gesehen.

        Anmerkung: statistisch hat Spanien mehr Unfalltote als Deutschland. Warum erschließt sich mir nicht, mag aber daran liegen, dass man mit PKW Führerschein und ohne Sonderprüfung Motorrad bis 250ccm fahren darf