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Scholz drängt auf EinigungGroko hängt am Klima

Vor der entscheidenden Sitzung erhöht der SPD-Vizekanzler den Druck. Ohne „großen Wurf“ beim Klimaschutz verliere die Koalition ihre Berechtigung.

Gehen beim Klimaschutz noch in unterschiedliche Richtungen: Angela Merkel und Olaf Scholz Foto: dpa

Berlin taz | Drei Wochen vor der Sitzung des Klimakabinetts, bei dem zentrale Entscheidungen zur Klimapolitik der Bundesregierung fallen sollen, erhöht die SPD den Druck, zu einer Einigung zu kommen: Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz hat den Fortbestand der Großen Koalition faktisch daran geknüpft. „Wir brauchen einen großen Wurf in der Klimapolitik, wenn wir als Regierung weiter eine Berechtigung haben wollen, das Land zu führen“, sagte Scholz dem Spiegel.

Konkrete Forderungen, was eine solche Einigung beinhalten müsse, machte Scholz nicht, machte aber deutlich: „Am Ende müssen wir sagen können: Das reicht, damit wir die Klimaziele erreichen, die wir uns selbst gesetzt haben und auf die wir uns international verständigt haben.“ Scholz, der sich auch um das Amt des SPD-Vorsitzenden bewirbt, stellt sich damit hinter SPD-Umweltministerin Svenja Schulze und ihren Staatssekretär Jochen Flasbarth, die schon zuvor eine Einigung beim Klimaschutz zur zentralem Frage für die Fortsetzung der Koalition erklärt hatten.

Erreicht werden soll die Einigung am 20. September. Eine Verschiebung gilt als kaum möglich, weil Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Ergebnisse drei Tage später beim UN-Klimagipfel in New York präsentieren will. Dort mit leeren Händen zu erscheinen, wäre eine große Blamage für Merkel. Bei entscheidenden Fragen gibt es aber noch große Differenzen zwischen Union und SPD.

Um diese auszuräumen, war am Montagabend der Koalitionsgipfel mit den Spitzen von CDU, CSU und SPD im Kanzleramt zusammengekommen. Ergebnisse wurden im Anschluss an das mehrstündige Treffen nicht kommuniziert. Man habe „Stillschweigen vereinbart“, sagte Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus.

Noch viele offene Fragen

Während bei einzelnen Fragen wie der Senkung der Mehrwertsteuer auf Bahnfahrkarten oder eine Erhöhung der Flugticketabgabe eine Einigung absehbar ist, gibt es anderswo noch viele offene Fragen: So wird im Umweltministerium bezweifelt, dass die Vorschläge von CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer zur CO2-Reduzierung im Verkehrsbereich ausreichend sind. Ebenso wie CSU-Innenminister Horst Seehofer setzt er vor allem auf finanzielle Anreize für klimafreundliche Technolgien. Ein Konzept, wie diese finanziert werden sollen, gibt es aber nicht.

Offen ist auch noch die zentrale Frage, auf welche Weise der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 künftig verteuert werden soll. Die SPD plädiert für eine Steuer-Lösung, die fossile Brennstoffe wie Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas teurer machen würde. Die Einnnahmen würden über eine Senkung der Strompreise und durch jährliche Klimaschecks an die BürgerInnen zurückgegeben.

Die Union fordert dagegen, für die Bereiche Verkehr und Wohnen einen neuen, nationalen Emissionshandel einzuführen. Das wird nach dpa-Informationen auch in einem neuen Arbeitspapier der CDU-Spitze bekräftigt. In einem „Werkstattgespräch“ will die Partei ihre Vorstellungen an diesem Dienstag weiter ausarbeiten.

Vorteil des Emissionshandels ist, dass die Reduktion des CO2-Ausstoßes genau vorgegeben werden kann und er zu einem späteren Zeitpunkt in den bestehenden EU-Emissionshandel für Industrie und Kraftwerke integriert werden könnte. Allerdings würde die Einführung eines solches Systems nach Ansicht von ExpertInnen mindestens drei Jahre dauern. Ein möglicher Kompromiss wäre, die mittelfristige Einführung des neuen Emissionshandelssystems mit einer kurzfristigen, zeitlich befristeten CO2-Steuer zu kombinieren.

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7 Kommentare

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  • Vorschlag:



    LKW-Maut erhöhen



    Mehr Güterverkehr auf die Schiene



    Kerosin besteuern



    Dieselsubvention abschaffen



    Dienswagebsubvention abschaffen



    Bahn- und Nahverkehr verbilligen.



    So steuert man den CO2-Verbtauch!!!!

    • @Gerdi Franke:

      Liegt alles auf der Hand.

      Wir müssen was tun.

      Die Bahninfrastruktur ist nicht zeitgemäß. Hoffentlich findet nun ein konstruktives Dialog wenn mehr Bürger auf die Bahn angewiesen sind?

  • Warum alle so pessimistisch?

    Ja, der plötzliche Sinneswandel macht einen stutzig. Dennoch -- wenn den Worten Taten folgen, dann soll's einem recht sein (erinnern wir uns: es war eine CDU-Bundeskanzlerin, die den Atomausstieg in die wege leitete! -- sie hätte es bestimmt nicht getan ohne die jahrzehntelange Arbeit von vielen von uns).

    Aber genau so wie beim Atomausstieg muss viel Druck von der Strasse kommen, um diesen Leuten zu "helfen". Also jetzt nicht nachlassen. Und danke an Ende Gelände, Extinction Rebellion, Fridays for Future una allen anderen! Auf! Mitmachen! Dranbleiben!

    In der Ecke schmollen und "von Scholz kann ja nix gutes kommen" hilft da nicht.

    Und nicht vergessen: Klimapolitik *ist* Sozialpolitik. Die Folgen eines Klimawandels zahlen vor allem und zuerst die Schwächeren (oder so bilden sich das die Stärkeren ein: ich bin überzeugt, dass viele der reicheren Klimawandelleugner lediglich bei sich denken, dass sie sich mit ihrem vielen Geld in Sicherheit bringen können.)

  • Genau das habe ich mir auch gedacht. Die SPD versucht gerade nur noch politischen Trends hinterherzurennen anstatt sich programmatisch auf die eigenen Traditionen einer sozialdemokratischen Politik zu beruhen. Wirkt alles irgendwie unglaubwürdig, ungelenk und irgendwie schon fast perspektivlos.

  • Nach dem Höhenflug der Grünen durch die Fridays for Future Bewegung versuchen auf einmal alle etablierten Parteien einen auf Grünen Engel zu machen. Ich glaube das wird was die Glaubwürdigkeit angeht nach hinten losgehen. Genauso wie es auch keinen Sinn macht rechte Wähler der AfD zurückzugewinnen, indem man sich ihnen programmatisch annähert, nur mit ein bisschen weniger Populismuspfeffer. Besser die Groko endlich auslaufen lassen und mit dem Original in der Regierungsverantwortung eine glaubwürdige, echte, grüne Klimapolitik führen. Alles andere ist nur halb durch gegart. Man merkt ja wohin es mit den einstigen großen Volksparteien geht wenn das politische Profil immer mehr aufweicht.

  • Merkwürdig, dass Herr Scholz jetzt den großen Umweltengel spielt. In Hamburg hat er als Bürgermeister gar nichts, aber auch gar nichts für Umweltschutz und CO2 Reduktion getan, im Gegenteil. Aber das ist ja das große Problem der SPD in dem Bereich, viel reden und nichts tun.