piwik no script img

„Schlitzaugen“-Rede empört PekingChina ist erbost wegen Günther-Gate

Die rassistischen Äußerungen von EU-Kommissar Oettinger rufen in China und Deutschland immer mehr Kritik auf den Plan.

Kein Mann der leisen Töne: Günther Oettinger Foto: dpa

Peking taz | Wegen des Streits über Chinas Übernahme von europäischen Unternehmen ist das deutsch-chinesische Verhältnis ohnehin schon angekratzt. Nun zeigt sich China auch verärgert über die Äußerungen des deutschen EU-Kommissars Günther Oettinger (CDU).

Die Bemerkungen offenbarten ein „verblüffendes Überlegenheitsgefühl“ bei so manchen westlichen Politikern, kritisierte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, auf Anfrage von Journalisten. „Wir hoffen, dass sie lernen, sich selbst und andere objektiv zu betrachten, andere zu respektieren und als Gleichberechtigte zu behandeln“, sagte Hua.

Oettinger hatte vergangene Woche bei einer Veranstaltung in Hamburg Chinesen wortwörtlich als „Schlitzohren und Schlitzaugen“ bezeichnet und darauf anspielen wollen, die Konkurrenz aus Fernost als Bedrohung ernstzunehmen. Zudem sagte er, Chinesen sähen aus, als hätten sie „alle Haare von links nach rechts mit schwarzer Schuhcreme gekämmt“.

Bei seinem Vortrag vor Unternehmern widersprach ihm auch keiner. Erst als ein Anwesender eine Aufnahme der Rede ins Internet stellte, war die Aufregung groß. Auch über Frauen und die Homo-Ehe äußerte er sich verächtlich. „Die Äußerungen von Herrn Oettinger sind homophob und rassistisch, und sie entsprechen nicht dem, was ein EU-Kommissar leisten muss“, sagte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD).

Normalerweise hält sich die chinesische Führung zurück und äußert sich auch nicht weiter, wenn Chinesen oder China als Ganzes auf diesem Niveau im Ausland beleidigt werden. Nicht einmal beim US-Präsidentschaftswahlkampf, bei dem der republikanische Kandidat Donald Trump China schon mehrfach beleidigt hat.

Die Bemerkungen offenbarten ein verblüffendes Überlegenheitsgefühl

Das ist nun bei Oettinger, der derzeit EU-Kommissar für digitale Wirtschaft ist und zum Jahreswechsel die Leitung des EU-Haushaltsressorts übernehmen will, anders. Er behauptet, seine Wortwahl sei „nicht anstößig oder respektlos gemeint gewesen“. Den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit weist er zurück.

Das wird in China anders gesehen. Die Bezeichnung „Schlitzauge“ hatten schon Anfang des 19. Jahrhunderts die europäischen Kolonialherren verwendet, die zu der Zeit über Teile Chinas herrschten. Schon damals verwendeten sie diese Bezeichnung vor allem, wenn sie Menschen ostasiatischer Herkunft abwerten und diskriminieren wollten.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Wilhelm II läßt grüßen

     

    “Bewährt die alte preußische Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freudigen Ertragen von Leiden, mögen Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt an Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel […] Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen! Sorgt dafür, daß das Christentum in jenem Lande seinen Eingang finde!«

     

    (aus der Rede Kaiser Wilhelms II. am 27. Juli 1900 in Bremerhaven bei der Verabschiedung des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps zur Niederschlagung des antiwestlichen Boxeraufstandes in China.)

    • @Reinhardt Gutsche:

      Eher Heinrich Lübke: "Liebe Neger..."

  • Ein politisches Amt in der EU mit einer großen Außenwirkung kann man nicht begleiten, wenn man das chinesische Volk derart rassistisch beleidigt - warum die EU noch über die Ernennung von Herrn Öttinger zum Haushaltskommissar entscheiden will, verstehe ich nicht. Diese hochdotierten Jobs wollen die Bürger doch nicht für eine so schlechte Arbeit bezahlen - oder?

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Oettinger wollte eigentlich immer schon Kabarettist werden. Er hatte ja durch sein Handycap, daß er weder brauchbar deutsch oder auch z.B. englisch spricht beste Chancen und immer leicht die Ausrede, daß alles anders gemeint gewesen sei oder falsch verstanden wurde. Und er war immer beliebt bei den Fans skurriler Texte. Die Inhalte wurden ja sowieso nicht verstanden.

    Pech für ihn, daß jetzt ausgerechnet dem Digitalkommissar eine digitale Aufnahme dazwischenkam, wo erstmals der Inhalt seiner Aussagen entziffert werden konnte. Man geht inzwischen davon aus, daß er jedenfalls kein guter Kabarettist war.

    • @4932 (Profil gelöscht):

      ;)) - also "einen hatten wir" -;) ja -

       

      Mit Elvis-Tolle & weißem Staubmantel - der ja -

      Der wollte als Schauspieler die Bretter der Welt erobern -

      Hatte aber leider auch auch ein vernichtendes Handikap -

      Er - Lispelte -Gottserbärmlichkatolsch - Aber vom Feinsten!

       

      Sicher - die digitale Welt - hat er nicht mehr erleben müssen - nur den Twist - & Das war ihm (s.o.) schwer genug - oh ha!

      "Wie die Regieanweisung umsetzen? - ???? Faust!! ~>

      `Mephisto macht eine unanständige Bewegung?"

      kurz - Sie ahnen es - Jöhten - Ne Faust voll - Gezischelt! -

      Nicht zu verstehen - Aber die Akustik - Unvergessen!

      Mit Elvis-Locke!

  • "China ist erbost wegen Günther-Gate

    Die rassistischen Äußerungen von EU-Kommissar Oettinger rufen in China und Deutschland immer mehr Kritik auf den Plan." Ja wie?

     

    "Ich sage nur Kina Kina Kina!"

    Tönte schon sein Landsmann - Kiesi -

    Ehe Häuptling Silberlocke eine

    Ohrfeige naziwg ereilte!

    Dazu wird's bei Oetti eher nicht kommem! Nö! Ha noi!

     

    Denn - vergeßt China - ja in echt getz &

    Wer sich im Gefechtsfeld "friendly fire"

    Auskennt - also KLAUSK & andere -

    Ja der - der weiß - Achtung - Opjepaaßt Heckenschützen! Genau - Guerilla!

    Genau - "Seine Parteigenossin hat ihm ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen! "

    Au Backe. Achdumeinescheiße - Oetti!! Frauman riecht schonn zunehmend ~> "Ein Duft von Blumen" von Saunders!

    (für unsern Dengelschwaben -

    A Scent of Flowers - also kauf Kondels.

    Bittegerndannichfür!;)

  • 'Günther-Gate' - kein schlechter Witz.

  • Solange gewisse Parteien 'Europa' so verwenden wie die Russen Sibirien (alles, was nervt und unnütz ist da hin abschieben) ist kaum Besseres zu erwarten von den Kommissaren.

    Dass China darob nicht lächelt (oder laut lacht) hingegen ist ungewöhnlich: Ein Kasper, der dummes Zeug redet und als Politiker verkleidet geht, das sollte doch eigendlich ein Erfolgsrezept sein, oder?

    Jedenfalls, wenn man es 'in der Wirtschaft' anbringt: Ihr könnt mit dieser Witzfigur verhandeln oder eben mit uns ...