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Schlagloch weißer FeminismusKopftuch inklusive

Kommentar von Charlotte Wiedemann

Säkularen weißen Mittelschichtsfrauen steht ein Besitzanspruch auf Emanzipation nicht zu. Es fehlt eine Vision von Emanzipation, die verbindet.

Audrey Hepburn mit Kopftuch. Um manche Kopftücher wird mehr Gewese gemacht als um andere Bild: imago/AGD

I st zum Kopftuch alles gesagt? Nicht ganz. Es ist Zeit, den Blick auf die weißen Flecken dieser Debatte zu lenken. Weiß sind die Leerstellen im wörtlichen Sinn, verraten sie doch eine eurozentrische Blässe vor allem jener Argumente, die feministisch daherkommen.

Es fehlt uns ganz offensichtlich ein zukunftstaugliches Bild der befreiten Frau – es fehlt eine Vision von Emanzipation, die in der Einwanderungsgesellschaft über die Grenzen von Religion, Hautfarbe und Lebensstil hinweg verbindend sein könnte. Wir sind fern davon, uns auf eine Vorstellung von Selbstbestimmung einigen zu können, die auf unterschiedliche Weise praktiziert werden kann, ohne dass wir den Respekt der jeweils anderen verlieren.

Heute stehen sich gleichsam zwei kleine Frauenbewegungen feindselig gegenüber. Junge Musliminnen wollen mit Kopftuch ihren beruflichen Ehrgeiz verwirklichen. Ältere Feministinnen (meiner Generation) sehen in ihnen die Speerspitze des Rückschritts, Symbole der Unterwerfung unter patriarchalische Muster.

Bereits zu Beginn der Kopftuch-Debatte vor zwölf Jahren habe ich dafür plädiert, die Frage der Selbstbestimmung in den Mittelpunkt zu rücken – und dies scheint mir weiterhin die einzig sinnvolle feministische Position.

In der alten Bundesrepublik war es die Debatte über die Freigabe von Abtreibung, die den Begriff Selbstbestimmung erstmals populär machte. Der Streit währte nahezu zwei Jahrzehnte, an seinem Ende war Selbstbestimmung, soweit sie den § 218 betraf, zwar nicht Gesetz, aber in der Gesellschaft doch weithin gebilligt. Akzeptiert war damit die Grundlage des modernen Frauenbildes: Dass eine Frau ein für sich selbst verantwortliches Wesen ist – weder ein wildes Tier, das vor sich selbst in Schutz zu nehmen ist, noch ein Werkzeug des Mannes ohne eigene Stimme.

Selbstbestimmung ist nicht begründungspflichtig

Der Kopftuchstreit ist die zweite Marathon-Debatte, die ausschließlich weibliches Verhalten betrifft. Nun aber ist gerade für Feministinnen Selbstbestimmung nur als Nein zum Kopftuch denkbar, nicht als ein Wert, den die Kopftuchträgerin genauso für sich in Anspruch nehmen kann. Und genau das versperrt den Blick in die Zukunft.

Charlotte Wiedemann

ist freie Autorin und wurde mit ihren Reisereportagen aus muslimischen Ländern bekannt. Ende 2014 erschien ihr neuestes Buch bei Pantheon: „Mali oder das Ringen um Würde. Meine Reisen in einem verwundeten Land“

Denn es wird über den Charakter dieses Tuchs niemals ein anderes Einverständnis geben können als dieses: Wer es tragen möchte, soll es tragen dürfen – wo auch immer. Alles andere wird umstritten bleiben, auch innermuslimisch. Das Tuch als „Pflicht“ zu sehen, wird durch religiöse Texte nicht ausreichend gedeckt – trotzdem sind Millionen Frauen weltweit dieser Ansicht. Religion ist eben keine Frage von Logik. Die Verschleierung ist vielmehr Ausdruck einer weiblich-muslimischen Globalisierung. So wird es noch mindestens ein Jahrzehnt bleiben und dann – wer weiß?

Unterdessen ist es völlig korrekt, wenn Musliminnen wie Fereshta Ludin die Gründe ihrer Entscheidung nicht mehr öffentlich diskutieren wollen. Selbstbestimmung ist nicht begründungspflichtig.

Weltweit haben Frauen gezeigt, wie viel Emanzipation mit Kopftuch möglich ist: Verschleierte Musliminnen wurden Regierungschefin, Zentralbankdirektorin, Universitätspräsidentin, Chefärztin. Und weltweit ist ebenso ersichtlich, wie viel Emanzipation misslingen kann ganz ohne Kopftuch. Gerade Deutschland ist dafür ein Beispiel: gläserne Decken, blockierte Aufstiegschancen, ungleicher Lohn, Quoten-Debatten.

Kopftuch nur als Aufstiegsmodell suspekt

Uns, den säkularen weißen Mittelschichtsfrauen, steht ein Besitzanspruch auf Emanzipation deshalb nicht zu. Auch nicht die Arroganz, Frauen mit einem muslimisch geprägten Lebensstil „Unterwerfung“ nachzusagen. Es soll Feministinnen geben, die 18 Ehejahre lang akzeptiert haben, dass Männer genetisch unfähig sind, Kindersocken im Kleiderschrank zu finden. Muslimische Frauen gehen, ebenso wie andere, Wege und Irrwege, und manchmal ist beides erst im Nachhinein auseinanderzuhalten.

Suspekt ist das Kopftuch ja nur als Aufstiegsmodell. Nie hat jemand so viel Gewese um die kaukasischen, griechischen, schwäbischen Großmütter mit Tuch gemacht oder um die erste Generation der migrantischen Fabrikarbeiterinnen. Die wirklich Unterdrückte war weniger anstößig als die Verschleierte auf der Karriereleiter. Warum ist es so schwer, sich auf ein simples Prinzip zu verständigen: Jede junge Frau sollte auf ihrem Weg in Beruf und Karriere unterstützt werden?

Heute tragen selbstbewusste junge Frauen High Heels von einer Art, die wir früher als Zeichen sexistischer Versklavung betrachtet hätten. Ihnen wird keine „Unterwerfung“ vorgeworfen. Aktivistinnen lassen bei Protestaktionen ihren Tanga sehen, wenn sie nicht gleich barbusig auf einen Altar springen. Das kann man fortschrittlich finden, muss es aber nicht. Das Recht auf Nacktheit ist in den westlichen Gesellschaften unbestritten; die Zeit, da Entblößung einen progressiv-utopischen Gehalt hatte – Freikörperkultur, Aktzeichnen – ist lange vorbei.

Die Kritik an der kapitalistischen Verwertung des weiblichen Körpers ist heute leise geworden. Instinktiv schließen sich nichtmuslimische Frauen gegen die Kopftuchträgerin lieber mit dem Kapitalismus zusammen als ein Stück Religion zu akzeptieren. Warum stört uns eine Werbung, die die Frau zur Ware degradiert, so viel weniger als die Verhüllung, zu der sich eine Frau selbst entschließt?

Differenz und Gemeinsamkeiten müssen in der Einwanderungsgesellschaft neu bewertet werden. Ist häusliche Gewalt in muslimischen und in nichtmuslimischen Familien substanziell verschieden? Und warum opfern sich hier wie dort fast ausschließlich Frauen für die Pflege der Alten auf? Vor allem aber: Gehen uns die Kümmernisse der „Anderen“ etwas an oder sind sie nur Wasser auf unsere Mühlen der Abgrenzung?

Wer ohnehin gegen Moscheen ist, wird sich nicht mit Frauen solidarisieren mögen, die dort für akzeptable Frauenbereiche eintreten. Und solange Musliminnen bei anderen Frauen nur Missbilligung spüren, werden sie, um der Islamophobie keine neue Nahrung zu liefern, ihre Benachteiligung lieber kaschieren.

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13 Kommentare

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  • Vielen Dank fuer den Artikel von Charlotte Wiedemann zur

    "Kopftuchdebatte" - die von ihr endlich vom Kopf auf die Fuesse

    gestellt wurde!!! Eine saubere Analyse und ein Sortieren der

    Argumente, wie es sich in meinem Kopf schon laenger anbahnte. Danke

    fuer die Unterstuetzung dabei! Seit ich in Westafrika lebe, nehme ich z.B. frauenfeindliche Werbung in Europa noch sehr viel schaerfer wahr. Nach einigen Jahren in "neutraler"

    Umgebung loesen die ganzen oeffentlich Nackten auf den Plakaten

    tiefes Unbehagen aus. Aber da haben sich ja Leute "frei"

    entschieden, diesmal, sich fuer Geld auszuziehen ... Ich finde, in

    einer neuen Emanzipationsdebatte sollte die Freiheit auf die freie

    Entscheidung im Mittelpunkt stehen!!! Verbunden mit der alten

    Ueberzeugung:

    Die Freiheit hat ihre Grenze an der Freiheit des jeweils anderen,

    eroeffnet das globalsozial ganz neue Perspektiven!

    Beste Gruesse

    aus Ouagadougou, Burkina Faso

  • Mir werden immer noch zu sehr die „nicht Kopftuchtragenden“, die darunter auch zu leiden haben durch Familienangehörige z.B., sowie die „unterdrückten Frauen, die sich dem System einfach nur unterordnen“ viel zu sehr unterschlagen, ausgeblendet. Na ja, die gibt es wahrscheinlich gar nicht oder gab es auch nie???? Und wenn doch, sollten sie hier an erster Stelle stehen, denn um die muss die Gesellschaft sich wirklich kümmern, wo alle muslimischen Frauen eingeschlossen sind. Die Rechte der Schwächten müssen gestärkt werden. Ich empfinde es so, dass es hier nur das eine Ziel geben soll, unausweichlich. Ich habe gar kein Problem mit kopftuchtragenden Frauen in der allgemeinen Öffentlichkeit, aber auf Schulen sollte es, zur Stärkung der Rechte vor allem der Kinder auch, ausgeschlossen sein, ebenso das Kreuz usw. . Der Grund ist die Schulpflicht aller Kinder was eine Freiwilligkeit ausschließt.

     

    Um das Defizit der unsichtbaren Frauen hier ein wenig auszugleichen, folgender Artikel:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/sibel-kekilli-gegen-gewalt-im-namen-der-ehre-13470898.html

  • Die sehr seltsame Idee, es könnte so etwas wie einen "Besitzanspruch auf Emanzipation" geben, haben säkulare weiße Mittelschichtsfrauen genau den Männern abgekauft, schätze ich, die sie selbst, ihre Mütter, Großmütter und Uhrgroßmütter jahrhundertelang als persönliches Eigentum betrachtet und zum eigenen Vorteil ausgenutzt haben. Denen, die das bis heute tun und auch nicht aufhören werden damit, nur weil moderne Frauen neuerdings gewisse Ansprüche anmelden.

     

    Die Idee des Besitzanspruchs an sich scheint so alt, so weit verbreitet und so tief verwurzelt zu sein in den Kulturen dieser Welt, dass kaum jemand sich auch nur die Frage stellt, ob sie überhaupt vereinbar ist mit der der Emanzipation. Wer weiß ist, gebildet und wohlhabend, glaubt offenbar noch immer, damit wären gewisse Rechte verbunden, die anderen Menschen nicht zustehen. Das Recht auf Besitz nicht nur von Gegenständen und Lebewesen beispielsweise, sondern auch von Wahrheiten aller Art. Was weißen, gebildeten und wohlhabenden Männern recht ist, scheinen manche Frauen zu glauben, sei ihnen neuerdings nur billig. Apropos - so billig kann Emanzipation kommen, wenn sie nicht all zu ernst genommen wird.

    • @mowgli:

      woher der besitzgedanke kommt?

      vermutlich aus der sog. wiege der demokratie, also aus dem hellenistischen denken.

      sehr viel älter ist die alt-orientalische leihmutterschaft. also der gedanke, dass die begründung von loyalität=zugehörigkeit auf vertrag beruht.

      die eigentlich spannende frage ist jedoch, wie aus vertraglich zugesicherten rechten (unter als gleichen begriffenen) ein eigentumsverhältnis werden konnte.

      der frage nöchten sich unsere männers und ihre frouwen nicht gern stellen.

      es tät ihnen das gefühl der suprematie vermasseln.

  • Wer glaubt, alle Kopftuchträgerinnen hätten sich aus freier Selbstbestimmung dafür entschieden, Kopftücher zu tragen, leidet unter Realitätsverlust.

    • @yohak yohak:

      dann lassen Sie sich das ding mit dem tuch - und anderen 'befremdlichen' bräuchen - mal von einer jüdin erklären. von einer mit moderatem tichel.

      https://mandolinaforpresident.wordpress.com/2015/05/01/ein-schiff-erreicht-neukolln/

       

      danach könnten Sie vielleicht den gedanken weiterdenken, dass religion privatsache ist. auch für frauen. und dass frauen - wie männers auch - ihr privates immer bei sich bei haben. manche eben als hijab.

       

      zur realität gehört übrigens auch, dass es außer dem verschriftlichten patri-andro-kram nicht-verschriftlichte frauen-begründungen für schleier/tuch gibt. dies ist allerdings ein noch weitgehend unerforschtes gebiet. leider.

       

      dem feminismus von dem weißen mann seiner frau stünde es gut an, dies endlich zur kenntnis zu nehmen - und für sich selbst fruchtbar zu machen. evangelische/katholische feministische theologie hat schließlich den säkularen feminismus stellenweise entscheidend beflügelt. warum sollte das mit muslimischer und jüdischer feministischer theologie anders sein?

      • @christine rölke-sommer:

        Dann müsste klar sein, dass Privates an manchen Orten unter bestimmten Bedingungen unangebracht ist. Sex zum Beispiel ist sehr privat. Und religiöse Symbole sind manchmal durchaus von Einschränkungen betroffen. Zum Beispiel, wenn man als Lehrer*in arbeitet. Ich bin sehr dafür Religion im öffentlichen Raum weiter einzuschränken bzw aus der Politik heraus zu halten.

  • Schwierig, zumindest wenn man es im Kontex betrachtet.

    So war vor ein paar Jahrzehnten das Kopftuch auch hier normal, wie die Schürze, oder der Kittel. Frauen, welche durch Chemo ihre Haare verloren nutzen es auch heute. Soweit kein Problem, problematisch wird es im öffentlichen Dienst, wo eigentlich keinerlei religiöses Symbol sein sollte, weder Kreuz, Nonnengewand, noch ein Kopftuch welches dieses zum Ausdruck bringen soll.

    Wobei auch der Unterschied der "Verhüllung" berücksichtigt werden muss, es gibt schließlich drei verschiedene Formen und zwei davon kann man nicht mehr Kopftuch nennen.

    Halte dies auch für SchülerInnen für geboten (gilt eigentlich auch für Markenklamotten von "Edelmarken"), denn all dies führt zu Ausgrenzungen.

    Wobei mir auch Schüleruniformen eigentlich suspekt sind, es scheint jedoch, dass es zu mehr Objektivität und besserem Miteinander beiträgt.

  • Die Sache um den Kopftuch hat nur einige großen Hacken!

    Im Koran ist Kopftuch nicht vorgesehen. Wird nirgends erwähnt.

     

    Nicht in der Form, wie sie von verschiedensten religiösen Sekten getragen und als politisches Instrument benutzt wird.

     

    In Koran steht nur:

    "Die Frauen sollen Ihre Schamstellen bedecken"!

    Und zwar nur um den gierigen Blicken fremder Männer auf die Schamstellen zu entgehen.

    Innerhalb der Verwandschaft mit verwandten Männer gibt es kein Kopftuchzwang!

     

    Fragen:

     

    1.) Seit wann sitzen die Schamstellen einer Frau auf dem Kopf?

     

    2.) Wenn ein Kopftuch von vielen Sekten als eine Art religiöses Ab- und Ausgrenzungssymbol vorsätzlich genutzt und benutzt wird, wo bleibt die Emanzipation der Frau in der jeweiligen Religion?!

     

    3.) Warum tragen die muslimischen Männer kein Kopftücher, wenn es von der jeweiligen Religion (Sekte) so gewollt und vorgeschrieben ist. Deren Schamstellen sitzen zwar auch wo anders (und nicht auf dem Kopf!), aber dafür sind sie eher für Dritte (auch Frauen) sichtbar, wenn sie richtig stehen.

     

    4.) Warum werden Frauen die keine Kopftücher tragen wollen und/oder können, von den Kopftuchträgerinnen bewusst ausgegrenzt, vermeiden, beleidigt und teilweise angemacht?

     

    5.) Emanzipation fängt dort an, wo beide Geschlechter sich so bekleiden/entkleiden können, wie sie es wollen, wann sie es wollen und womit sie es wollen.

    Einseitige Bevorzugung oder Benachteiligung eines Geschlechtsteils mit nur einem Kleidungsstück führt niemals zu einer voll kommenden Emanzipation!

    Das ist dann nur eine Diskriminierung eines Geschlechtsteils!

  • Es geht darum dass nicht nur akzeptiert wird, wie weit jede Frau emanzipiert sein will sondern auch noch dass gerade diese Selbstbestimmung ein Kern der Emanzipation ist.

    Damit ist die "Nur-Hausfrau", die Frau, die die Vielehe sucht oder die Frau die sich entscheidet sich zu prostituieren eben nicht nur zu tolerieren sondern eben genau Ausdruck der Emanzipation das zu tun, was Frau für richtig hält.

    Das ist manchmal schwer auszuhalten. Doch wer jemanden befreien will, in dem sie/er diesen vorschreibt, wie diese Befreiung aussehen muss, befreit nicht wirklich. Damit einher geht natürlich das Problem, dass dies ein gutes Alibi ist um die Frauen scheinbar freiwillig und "selbsterwählt" den Zwängen zu überlassen - seien es religiöse, patriarchalische oder kapitalistische Zwänge.

  • Es geht Fereshta Ludin nicht um die Frage, ob sie ein Kopftuch tragen darf (das ist ihr gutes Recht), sondern ob sie mit einem Kopftuch als Zeichen ihrer offensiven Religiosität einer bestimmten Glaubensrichtung Beamte bzw. Angestellte im öffentlichen Dienst werden darf. Als Lehrerin.

     

    Da der Staat religiöse und weltanschaulich neutral sein muss, verbietet sich derlei in einem säkularen Staat. So wie Kruzifixe im Unterrichtsraum. Eigentlich.

     

    Das gilt auch für andere Beamtenstellen: Wer möchte als Angeklagter wegen zB. "Gotteslästerung" nach § 166 einer bekopftuchten Staatsanwältin oder Richterin gegenübertreten müssen? Was, wenn ein Salafistenrichter mit Bart und Gewandung über den Zeichner einer strittigen Karikatur urteilt?

    • @Frank Heinze:

      Der §166 soll den "öffentlichen Frieden" sichern, wenn auch mit ein paar Merkwürdigkeiten. Wirklich nötig ist er nicht, aber für Juristen eine bequeme Lösung.

       

      Aber bei Frau L. gehts wirklich um das Neutralitätsgebot.