Schiffsunglück vor Lampedusa: Über 100 Flüchtlinge ertrunken
Ein Flüchtlingsboot ist am Donnerstag im Mittelmeer gekentert. Weit über einhundert Menschen kamen ums Leben. In Rom herrscht allgemeines Entsetzen.
ROM taz | Eine der womöglich größten Flüchtlingstragödien der letzten Jahre ereignete sich in der Nacht zum Donnerstag vor der Insel Lampedusa. Dort kenterte ein Kutter mit etwa 500 Menschen, ersten Aussagen zufolge nach einem Brand an Bord. Weit über 100 der Passagiere konnten nur noch tot geborgen werden, während etwa 150 gerettet wurden. Noch immer werden rund 200 weitere vermisst. Zugleich aber berichteten die Rettungskräfte von zahlreichen Leichen, die noch im Wasser trieben.
Nach ersten Aussagen der Retter handelte es sich um ein nur etwa 15 Meter langes Boot, das die Flüchtlinge aus Eritrea und Somalia transportierte, unter ihnen etwa 30 Kinder und zahlreiche Frauen. Unter den bisher geborgenen Toten waren auch eine schwangere Frau und zwei Kinder. Als mögliche Ursache des Untergangs wurde ein Kurzschluss, der einen Brand auslöste, genannt. Gerettete Flüchtlinge sprachen jedoch laut italienischen Medien davon, dass an Bord Feuer entfacht worden sei, um auf das in Seenot befindliche Schiff aufmerksam zu machen.
Erste Helfer am Unglücksort waren zwei italienische Fischkutter, die in der Zone operierten und ihrerseits auch die italienische Küstenwache alarmierten. Mindestens zwei andere Fisch-Trawler wiederum haben nach Aussagen von Geretteten einfach ihre Fahrt fortgesetzt, obwohl sie sich in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle befanden.
„Es ist ein Horror, eine enorme Tragödie“, sagte die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusy Nicolini, auf der Mole der Insel im Angesicht der dort zunächst notdürftig aufgebahrten Leichen, „sie hören nicht auf, immer neue Tote heranzubringen“. Italiens Innenminister Angelino Alfano ebenso wie die Präsidentin des Abgeordnetenhauses Laura Boldrini – sie war bis Ende 2012 Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Italien – kündigten an, dass sie sich noch am Donnerstag an den Unglücksort begeben wollten.
Mit Peitschenhieben ins Wasser getrieben
Italien erlebt damit die zweite Flüchtlingstragödie binnen weniger Tage. Erst am Montag waren vor Siziliens Südküste 13 Menschen in unmittelbarer Nähe des rettenden Strandes ertrunken. Die Schleuser hatten, nachdem ihr Boot auf Grund gelaufen war, die Passagiere mit Peitschenhieben ins Wasser getrieben, obwohl viele von ihnen nicht schwimmen konnten.
Im Jahr 2013 erlebte Italien gegenüber den Vorjahren einen neuen Anstieg der Flüchtlinge, die übers Mittelmeer nach Lampedusa, aber auch direkt nach Sizilien kamen. Noch in der Unglücksnacht auf Donnerstag traf ein weiteres Schiff mit 463 Menschen in Lampedusa ein.
Bisher werden etwa 23.000 Menschen gezählt, die für die lebensgefährliche Überfahrt auf Seelenverkäufern Unsummen zahlen müssen. Gut 3.000 der Flüchtlinge kamen aus Syrien, doch weiterhin kommen die meisten aus Eritrea und Somalia. Im Unterschied zu den Zeiten der Berlusconi-Regierung blasen Ministerpräsident Letta und seine Minister den Zustrom nicht zum „nationalen Notstand“ auf.
„Es ist eine Schande“
Stattdessen herrscht jetzt in Rom allgemeines Entsetzen. Einige Politiker fordern, dass Italien Staatstrauer für die Toten anordnet. Zu den schärfsten Reaktionen gehört die von Papst Franziskus, der in einer Rede erklärte, „das Wort Schande kommt in den Sinn: Es ist eine Schande!“
Nur die fremdenfeindliche Lega Nord versucht aus der Tragödie Kapital zu schlagen. Einer ihre Sprecher erklärte ungerührt, Parlamentspräsidentin Laura Boldrini und die aus dem Kongo stammende Integrationsministerin Cecile Kyenge hätten die Opfer „auf dem Gewissen“, weil sie mit ihrem Eintreten für eine offene Aufnahmepolitik die Flüchtlinge geradezu anstachelten.
Leser*innenkommentare
Atmender
Gast
Jeder, der den Flüchtlingen nicht helfen will, ist schuld an deren Schicksal.
Irmi Teil 1
Gast
Es ist wohl schon so, das es Leute gibt in div. Ländern die ein gutes Geschäft damit machen, Menschen die nach Europa wollen finanziell auszupressen. Die Reise zum Schiff ist für die Menschen der Horror. Selbst schon beim ersten Abschnitt der Flucht sterben unendlich viele Leute, lang bevor sie auf ein Schiff kommen.
Kein Mensch verläßt seine Heimat ohne triftige Gründe, noch weniger will ein Mensch dafür Hunger leiden, wie Berichte auch zeigen, werden die Flüchtlinge auf solchen Schiffen geschlagen. Wer unterwegs stirbt wird einfach über Bord geworfen.
Schuld also sind die Schlepper, schuld sind die Regierungen der Länder aus denen sie fliehen, weil die ihr Land ausplündern lassen um sich die eigenen Taschen vollzustopfen, schuld sind Kriege um die Erdschätze dieser Länder. Schuld an der Zahl der Toten auf der Flucht ist auch die europ. Abschottungspolitik siehe Bericht Amnesty International http://www.amnesty.de/journal/2013/august/insel-der-schutzlosen
Flipper
Gast
Und wo ist Teil 2?
Ich will wissen, wer noch alles Schuld hat (nicht: "ist")
vic
Der Skandal ist nicht, dass Menschen versuchen Europa zu erreichen. Der Skandal ist, das sie gezwungen sind ihr Lebensumfeld zu verlassen und dabei ihr Leben zu riskieren.
Dr. rer. nat. Harald Wenk
die flüchtlinge zu schiff vor der küste italiens sind ein schon längerwährendes problem und dort weiss natürlich jeder, ds es sich mit der arrabelluon 2moduliert2 und das sda über leichren gegangen wird mit gleivch ganzen bündeln von bündeln von intersssen, absoichten, nutzuniessern und geschädigten. abstrakt bring ein "gegeineinder" von exostentiellen interssn bei so einrm "state of the art", technisch, professionell, persönlich ebren ungheure hervor. da dre zweite welztkerigf da schon genug "bewiesen" Ist, handelt es sich mal wieder um reine konkrete wiederlregung der "ORDUNG DER GESELLSCHAFTLICHEN DINGE", IM PASSENDEN ROMANISCHEN LATAIN: DER RES PUBLICA.
rudi
Gast
Ja und?, die HARTZ4 Gesellschaft
soll jetzt mal nicht rumheucheln.
Der Tod anderer Menschen
ist der Mehrheitsgesellschaft scheißegal, ob in Afrika oder hier in Deutschland spielt keine Rolle.
Betroffenheitsheuchler!
Die Würde des Menschen ist überall auf dieser Welt unauffindbar und es wird
täglich schlimmer.
Es zählt nur noch eins,
die Gier einiger weniger zu Befriedigen.
Und die Medien lügen leider mit,
das ist die Wahrheit.
Anouk
Gast
Schrecklich! Ich fühle eine unsagbare Traurigkeit über die Vertreibung und Kriegszustände in Afrika! Genauso schlimm sind die Lügen die verbreitet werden. Da wird den Flüchtlingen ein besseres Leben in Europa versprochen. Sie bezahlen viel Geld dafür, bei dessen Flucht sie sogar den Tod auf sich nehmen. Und wir können in Europa keine Flüchtlinge mehr aufnehmen! Es gibt kaum mehr bezahlbaren Wohnraum und Unterkünfte. In manchen Stadtteilen in Deutschland wohnen mittlerweile 60-80 % Migranten mit völlig verschiedenen Konfessionen und Sprachen. Die Flüchtlinge beharren vehement auf ihr Recht, bleiben zu können. Kein Krieg mehr! Es muss Frieden geben, Frieden und Nahrung für alle Menschen auf der Welt!
Ruhender
Gast
@Anouk Europa hat noch viel Spielraum für Flüchtlinge. Uns alle belastet das höchstens mal mit ein paar Euro. Die Flüchtlinge aber kämpfen ums Überleben. Da sollte man schon den Blick für die Verhältnismäßigkeiten wahren.
mustafa b.
Gast
Kein Mensch ist illegal!
Nach dem 2ten Weltkrieg hat Deutschland viele Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Dann muss man eben so lange wieder Zwangswirtschaft machen bis genug Wohnungen gebaut. Warum sind eigentlich afrikanische boat-people weniger wert als vietnamesische?
Steffi
Gast
@mustafa b. Man muss "Zwangswirtschaft" machen, verstehe ich Sie richtig? Haben Sie einen Begriff von Demokratie? Es scheint mir nicht so zu sein.
irmi
Gast
Es ist ein Drama, wie viele Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen, um in Freiheit und in ein besseres Leben ohne Angst, Verfolgung oder Elend leben zu können.
Doch es gibt einen Unterschied, die einen die übers Meer kommen werden zurückgetrieben und ertrinken, während andere aufgenommen werden ohne Probleme Asyl, Kleidung, finanz. Hilfe bekommen.
Was ist der Grund für dieses Handeln an Flüchtlingen ??
Rosa
@irmi Wird das nicht langsam langqweilig, immer die gleichen Fragen zu stellen?
irmi
Gast
Rosa auf Ihre Kommentare an mich steige ich nicht ein, das ist langweilig.
Gleiches gilt auch für Laberei hoch 10
Rosa
Der Grund dürfte eher darin liegen, daß es ihnen an schlüssigen Argumenten mangelt.
Wenn Sie sich erinnern, habe ich ihnen bereits wiederholt Fragen dazu gestellt.
Da war bei Ihnen immer Funkstille. Zu einem kontroversen Dialog waren Sie nie in der Lage.
Sondern immer ganz schnell beleidigt.
Das einzige was ihnen einfällt ist ihre gebetsmühlenhaft vorgetragene angebliche Ungerechtigkeit, die Flüchtlinge aus Afrika gegenüber anderen hätten, denen mit Vorzugsbehandlung geholfen würde.
von Irmi, ach Rosa
Gast
@Rosa kann ich Ihnen sagen, weil ich das was Sie so von sich geben nicht beantworten möchte, nicht mangels Argumenten, sondern weil ich auf Ihr Niveau nicht einsteigen will, weil ich sehe wo es sich lohnt zu diskutieren oder nicht. Mit Ihnen will und muss ich nicht diskutieren. Sie sollten halt selbst lernen Meinungen anderer zu akzeptieren. Meine Meinung beruht darauf, das ich mehrmals in Afrika war und Informationen von Einheimischen habe, somit auch deren Ansichten und Situation kenne. Ich plappere nicht nur ich weis.
Rosa
Ach Irmi,
ihr „Niveau“ besteht doch in der ständigen Wiederholung, ihre afrikanischen Flüchtlinge seien gegenüber anderen Flüchtlingen benachteiligt.
Wenn Sie das als „Niveau“ verstehen....:
Zeigt es nicht eher ihre geistige Armut und Unflexibilität, sich kontrovers mit dem Thema zu beschäftigen?
„Meine Meinung beruht darauf, das ich mehrmals in Afrika war und Informationen von Einheimischen habe“:
Afrika ist groß. Ist es nicht anmaßend sich nach ein paar Afrika-Besuchen zu gebärden als könne man für DIE Afrikaner sprechen?
Unabhängig von der Kolonialgeschichte waren und sind die Afrikaner sich auch untereinander nicht grün, bekämpfen sich gegenseitig.
Außerdem vergessen sie deren Eigenverantwortung und entmündigen sie mit ihrer Kulturimperialistischen Haltung.
„Westliche Besucher werden in Afrika generell oft ambivalent beäugt. Sie sind einerseits eine Goldgrube, andererseits Quelle von Neid und Ressentiment.“:
http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/hexenjagd-in-hell-ville-1.18161972
Zweifellos geht’s vielen Afrikanern wirtschaftlich schlechter als Deutschen.
Aber dies trifft auch auf viele Inder, Chinesen, Mexikaner, Aborigines, usw. auch zu.
Wäre es da nicht ungerecht nur Afrikanern zu helfen?
In klassischen Einwanderungsländern gibt es keine Einreise von jungen Männern ohne Ausbildung ins Sozialsystem.
Können Sie sich vorstellen, daß die sich dabei was gedacht haben?
Solche wichtigen Fragen müssen demokratisch, d.h. durch Volksabstimmungen entschieden werden.
Ihre Verweigerungshaltung gegenüber diesen demokratischen Prozessen zeigt nun wirklich ihr „Niveau“.
Laberei hoch 10
Gast
Hören sie doch mit ihrem "Freiheitsgedöns" auf. In England verheiraten indische Zuwanderer ihre Töchter immer noch nach Tradition.
Es geht um Kohle und bessere Lebensverhältnisse, aber nicht um diesen Wischiwaschi-Begriff "Freiheit".
Die Freiheit in Deutschland endet, wenn man einen ordinären Begriff, wie "entartet" verwendet.
"Entartet" = Rechts = Rechts-populistisch = rechtsextrem = Nazi = Gaskammerbau.
Ruhender
Gast
@Laberei hoch 10 Also, weil Inder in England nach indischer Tradition heiraten, sollen Afrikaner im Mittelmeer ersaufen. Können Sie uns bitte den Zusammenhang ein wenig herausarbeiten?
gast
Gast
Auf die Antwort von Laberei hoch 10 zu Ihrer Frage bin ich auch neugierig. Es gibt halt Leute die schießen, ohne über die Folgen nachzudenken.
Andere können eine andere Meinung nicht akzeptieren und müssen darum provozieren.
Da passt der Spruch "lasst die Kindlein lallen".
Joss
Gast
Es gibt Menschen letzter Klasse, sechs Meter hohe Zäune und Konzentrationslager. Und es gibt die dazu passenden Gesellschaften, in denen man nicht "ohne Angst verschieden sein" kann. Europa 2013, auch eine Wertegemeinschaft.