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Satire im WahlkampfDie PARTEI macht Politik nicht besser

Politik ist bieder, die Medien sind es auch – nur Satire kann die Verhältnisse noch kritisieren, so eine gängige These. Doch sie stimmt leider nicht.

Shahak Shapira (Die PARTEI) hat AfD-Facebook-Gruppen gekapert. Haha! Foto: dpa

Berlin taz | Wer rettet uns vor der Langeweile? – fragen sich die Menschen landaus landein, nachdem Mutti Merkel und Gottkanzler(kandidat) Schulz vorigen Sonntag im TV-Duell 16 Millionen politikinteressierte Zuschauer mit ideenloser Gleichförmigkeit langweilten.

Ist es denn wirklich so eintönig? Immerhin gibt es eine Alternative. Die Rettung des politischen Diskurses, so lautet seit vielen Jahren eine häufig vorgetragene These, würde allenfalls der Satire gelingen. Wo Politik immer verrückter, Medien immer zahmer und der Diskurs immer langweiliger würde, da sei die Satire der letzte verbliebene politische Gegenpol. Erst vor kurzem diskutierte ein Kollege ebendiese These auf taz.de.

Angeführt wird dann gern der satirische Wahlkampf der PARTEI, der Satirepartei des Titanic-Magazins und die kritische Aufarbeitung der Regierungspolitik Donald Trumps durch US-amerikanische Late-Night-Talker wie John Oliver oder Trevor Noah. Das ist eine Lesart des Öffentlichen, die freilich hervorragend ins populäre Klima der allgemeinen Politikverdrossenheit passt.

Doch der Reihe nach: Wie steht es eigentlich um die deutsche Satire? Die erwähnte PARTEI hat Sonntag Dutzende Facebook-Gruppen der AfD gekapert und dort internen Foren mäßig witzige Namen wie „I love Antifa“ und „Hummusliebe“ gegeben. Wow, was für ein Coup: Damit haben Shahak Shapira & Co. es den bösen Rechtspopulisten tüchtig gezeigt und satirisch entlarvt, dass – Überraschung! – in den entsprechenden Gruppen Hetze betrieben wird.

Gefangen im eigenen Gefälligkeitskosmos

Darüber hinaus hat die PARTEI allerdings humoristisch wenig zu bieten. Während sich Kançlerkandidat Serdar Somuncu bierernst gibt und im Interview mit der taz ironiefrei die Arbeit des Parteivorsitzenden Martin Sonneborn im Europäischen Parlament lobt, muss man hinter Sonneborn mit der Lupe nach anderen PARTEI-Mitgliedern suchen, die einem mehr als ein Schmunzeln entlocken. Gags, allerdings auch abgedroschene. Insofern ist die Satirepartei genauso dröge wie die etablierten Parteien und Medien.

Ähnlich den gescholtenen Parteien und Medien hat sich die deutsche Satire in ihren eigenen Gefälligkeitskosmos zurückgezogen. Spartensendungen wie „Die Anstalt“ (ZDF) oder der Kabarettist Volker Pispers richten sich an ein Publikum, das nicht erst davon überzeugt werden muss, dass der Irakkrieg schlecht war und ein Tempolimit auf Autobahnen gut wäre.

Die zur Schau getragene Liebe zu Kabarettisten wie Dieter Hildebrand einst galt und gilt unter großstädtischen Intellektuellen als Identifikationsmerkmal – in eigener Sache. Außerhalb des eigenen Selbstversicherungsmilieus erreichen die vermeintlichen Volksaufklärer niemanden.

Und das eigene Publikum in seiner Selbstgefälligkeit angreifen – das käme dem deutschen Kabarett kaum in den Sinn. Nie werden die Überzeugungen des Publikums hinterfragt. Das wäre dann ja wirkliche Kunst. Auch Jan Böhmermann ist ein Unterhaltungskünstler, dessen gefälliger und wenig zielgerichteter Fernsehklamauk wenig intellektuelles Reflektionspotenzial bietet.

Unterhaltung ohne Anliegen

Satiriker ersetzen klassischen Journalismus und Wissenschaft nicht. Sie profitieren von diesen Disziplinen. Der „Anstalt“-Beitrag zur Elitenvernetzung bekannter Print-Journalisten geht etwa nicht auf eine eigene Recherche zurück, sondern auf die Dissertation des Journalisten und Medienwissenschaftlers Uwe Krüger. Auch die vielgelobten Late-Night-Aufklärer in den USA recherchieren ihre Inhalte nur teilweise selbst.

In der Sendung „Last Week Tonight“ widmet sich Moderator John Oliver in bis zu zwanzigminütigen Segmenten wöchentlich großen Missständen in der US-amerikanischen Gesellschaft, greift Themen auf, etwa zu Kredithaien oder zu Masseninhaftierung von kleinen Drogenverkäufern. Dabei bedient er sich fast durchweg journalistischer Beiträge, die lokale Zeitungen und Rundfunkanstalten recherchiert haben. Er ersetzt also keinen kritischen Journalismus, sondern ist dessen Nutznießer.

Im Übrigen verspricht Donald Trump – genau wie bei den herkömmlichen Medien – Clicks und Quote, weshalb jeder Satiriker, der den US-Präsidenten durch den Dreck zieht, auf ein großes Publikum hoffen kann. US-amerikanische Satiriker sprengen die Trumpsche Mediendialektik also keineswegs. Ohne jedes Anliegen lacht man sich in die politische Tragödie und kommt hinter den Kulissen auch gut mit dem politischen Gegner aus. So ist der linke Late-Night-Talker Bill Maher seit Jahren privat mit der extrem rechten Kommentatorin Ann Coulter befreundet. Politische Berichterstattung ist also in erster Linie Entertainment.

Die Überhöhung politischer Satire gegenüber Medien und Politik zeigt auch eine ungesunde Einstellung gegenüber demokratischen Institutionen. Denn wer nur noch Satirikern Glaubwürdigkeit zuspricht, ist gedanklich auch nicht mehr weit weg von #lügenpresse. Dann lieber Langeweile.

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44 Kommentare

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  • „Und das eigene Publikum in seiner Selbstgefälligkeit angreifen – das käme dem deutschen Kabarett kaum in den Sinn. Nie werden die Überzeugungen des Publikums hinterfragt.“ –

    Die Gesamttendenz ist leider so, deswegen tue ich mir Kabarett kaum noch an. Aber es gibt Ausnahmen. Bei Egersdörfer habe ich mal erlebt, wie er das bräsige „Anstalt“-Publikum bis zur Pogromstimmung aufhetzte, um dann plötzlich den Stecker zu ziehen und den Leuten den Spiegel vor ihre verzerrten Visagen zu halten.

    Aber so wird man im deutschen Humorbetrieb natürlich keine große Nummer.

  • an Sabbelkopp und andere:

     

    1. wenn mensch protestwählen will, kann Die PARTEI gewählt werden, es gibt nicht mehr die Ausrede, es gäbe ja nix anderes als die AFD.

     

    2. viel wichtiger:

    Veränderungen finden gerade am wenigsten durch Parteien statt, sondern durch Kampagnen und soziale Bewegungen, die in einem Thema oder themenverbindend arbeiten und Aktionsformen erproben.

    Die Parteien und die Parlamentarier sind nur eine Reaktion darauf.

    So war es auch sozialgeschichtlich.

    Also:

    - gegen TTIP: 200.000 zu einer Demo.

    - gegen Hartz I-IV 500.000 Menschen 2005 zu drei Demos.

    - Die Pay-No-Poll-Tax-Demo führte 1990 den Rücktritt Margaret Thatchers herbei.

    - lokal und regional kommt gegen Fracking oder gegen Nazibünde in Tostedt oder anderen Orten Niedersachsens überhaupt nur durch Basisinitiativen etwas in Gang.

     

    Parteien wegdenken. Viel Arbeit.

    Selber machen. Genau das findet auch in Rojava statt: ein feministischer Aufbruch.

    Den Anfang machen.

  • John Oliver hat übrigens eine ganze Sendung den Zeitungen gewidmet und dabei klar gesagt, dass es seine Sendung ohne die Zeitungen nicht geben könnte.

     

    Die PARTEI macht vor allem die Wahlwerbung besser.

  • Das Monopol auf politische Satire hat natürlich die "Wahrheit".

    • @Frank Stippel:

      Daher weht der Wind ;-)

  • "Die PARTEI macht Politik nicht besser"

     

    Aber auch nicht schlechter; Das ist doch das Programm. Wir sind hier sinnlos, nur machen wir es deutlicher kenntlich. Darum geht´s. Hier bedarf es keiner sehr feinsinnigen Ironie, sondern es reicht ein plumpes "Hey Michel, guten morgen". Anderseits ist doch der Hinweis auf die Worthülsen und Versprechungen der etablierten Parteien durch deren Überspitzung bis zum Gehtnichtmehr sehr durchdacht. Die Blamage der Spitzenpolitiker ist längst überfällig und die Politikverdrossenheit ist tendenziell wachsend. Diese verzweifelte Aufforderung zur Authentizität ist nötig und langfristig die einzige Chance, der Entwicklung zur Entpolitisierung der Bevölkerung entgegenzuwirken. DIE Partei wird meine Wahl sein, weil eben als Protestpartei noch am annehmbarsten. Und Protest gegen das Polittheater ist nötig.

  • Politisch hat man in D zwei Möglichkeiten:

     

    Politisch aktiv werden oder resignieren.

     

    Politisch aktiv werden ist mitlerweile quasi sinnfrei, denn hier hat man zwei Möglichkeiten:

     

    Sich einer etablierten Partei anschließen und untertänigst mitlaufen (sinnfrei, wenn man was verändern will) oder man gründet eine neue Partei.

     

    Die Neugründung einer Partei ist mitlerweile quasi sinnfrei, denn um potentielle Wähler zu erreichen, braucht man zwingend die mediale Aufmerksamkeit.

    Diese richtet sich aber ausschließlich nur auf die etablierten Parteien oder die, die den totalen Müll von sich geben.

     

    Und, obwohl man bereits am Ende der Sackgasse ist, gibts zum Thema "wollt ihr den totalen Müll?" nochmal zwei Möglichkeiten:

     

    gefährliche Demagogik oder Klamauk

     

    Zweiterer ist und bleibt sinnfrei, denn konstruktiv und produktiv ist dies sicher nicht.

     

    Deswegen kommts dann zu sowas, wie einen Trump.

    Wobei man sich fragen sollte, ob Sonneborn und Somuncu nicht vielleicht die bessere Alternative wären, da ja sonst alle Alternativen systematisch bereits im Keim erstickt werden.

    • @Sabbelkopp:

      Beim Aktivwerden gibt es außerhalb der Parteilandschaft (evtl. sogar außerhalb des etablierten Politikbetriebes) allemal noch Möglichkeiten, die vor der Resignation ein Weilchen wenigstens retten können.......

    • @Sabbelkopp:

      Man könnte auch erstmal die Parteiprogramme von etablierten Parteien lesen und schauen, ob man sich in einem davon wiederfindet.

       

      Ich finde mich z.B. im Programm der Grünen größtenteils wieder.

       

      Wem das zu viel Arbeit ist, der kann den Wahl-O-Maten für die Kurzfassung nutzen.

      http://wahl-o-mat.de/

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Sabbelkopp:

      "Sich einer etablierten Partei anschließen und untertänigst mitlaufen (sinnfrei, wenn man was verändern will) oder man gründet eine neue Partei."

       

      Ich frage mich immer, woher diese Einstellung kommt. Wenn Sie wirklich was zu sagen haben, können Sie vielleicht andere Menschen überzeugen. Auch in den sog. etablierten Parteien. Haben Sie es schon mal probiert?

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Es könnte ja sogar sein, dass es sehr sinnvoll ist, dass man erst einmal in einer Partei viele Leute davon überzeugen muss, dass man etwas Sinnvolles zu sagen hat... Das ist eine Art von Schaumbremse, die gerade in der Politik dringend notwendig ist, denn irre Ideen in einem Durchmarsch durchzudrücken, kann mindestens genauso wahrscheinlich in einer Katastrophe münden wie einem Paradies.

         

        Das ist letztlich auch einer der Features einer repräsentativen Demokratie: Änderungen dauern sehr lange, aber bis sie durch sind, haben sich die verrücktesten Spitzen lange abgeschliffen. Manche finden das verkehrt, aber gerade denen sollte man nicht trauen.

    • @Sabbelkopp:

      Politik ist nicht sinnfrei.

      Das wäre zu einfach!

       

      Schön wär's ja...

  • Die Politik der Regierenden satirisch zu begleiten, ist seit jeher das Geschäft der Kabarettisten. Deren Erfolg ist neuerdings sogar an einem hierzu erfundenen LACHomat abzulesen . DIE PARTEI würde allerdings, wie ich finde, nur eine mittlere Bewertung erhalten; verbunden mit dem Rat: „Kampf dem Mittelmaß!“.

     

    Was aber wäre , wenn …

    … DIE PARTEI entgegen allen Vorhersagen die Wahl gewinnt (Schließlich hat sie sich doch zur Bundestagswahl vorschriftsmäßig registrieren lassen)? Dann könnte sie sich nicht mehr an „den Anderen“ abarbeiten, sondern müsste selbst etwas auf die Beine stellen. Ich fürchte, dann wird der LACHomat ständig zwischen Null („Gar nicht lustig“) und 100 („Bitte nicht noch mehr!“) pendeln!

    • @Pfanni:

      Bleiben Sie realistisch und sollte es passieren, dann Rückzug!

    • @Pfanni:

      "Was aber wäre, wenn DIE PARTEI entgegen allen Vorhersagen die Wahl gewinnt…"

       

      Vielleicht das, was mit Besti flokkurinn ("Beste Partei") 2010 in Island geschah: die gewann zwar nur die Kommunalwahl in Reykjavik und stellte anschließend mit ihrem Parteigründer dort den OB - Reykjavik steht aber immerhin für mehr als ein Drittel der isländischen Bevölkerung und wurde zuvor seit den 40er Jahren immer konservativ regiert.

       

      Das Beste an der besten Partei war wohl, dass ihr Gründer wusste, wann er wieder aufhören sollte.

       

      Dazu ein ausführlicher Artikel aus dem "Tagesanzeiger", in dem es heißt:

       

      "Offensichtlich machte die Beste Partei ihren Job. In den Umfragen letzten Oktober erreichte sie ihr Rekordhoch von 38 Prozent. Kurz darauf kündigte Jon Gnarr an, aufzuhören. Und die Beste Partei aufzulösen. Er begründete das mit: «Ich bin Komiker, nicht Politiker.» Und: «Ich war vier Jahre Taxifahrer, ein wirklich guter Taxifahrer sogar, aber ich habe auch damit aufgehört.»

       

      «Meine Frage war immer: Wie ficken wir das System?», kommentierte Einar Örn. «Und die Antwort war: Wir zeigen, dass Nicht-Politiker den Job auch machen können. Aber aufzuhören, mit dem sicheren Wahlsieg vor Augen: Das ist wirklich das System gefickt!»" https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Mehr-Punk-weniger-Hoelle-/story/25977893

      • @Marzipan:

        @Marzipan

        „Einar Örn. «Und die Antwort war: Wir zeigen, dass Nicht-Politiker den Job auch machen können“

         

        Wann tat Einar Örn diesen Sprecher? Ist es länger als 1 Jahr her, gebe ich ihm mildernde Umstände. Aber wer erleben muss, welchen „Job“ der Polit-Amateur D. Trump leistet, der den Staat wie seine Immobilien-Firma leitet und der imstande wäre, wegen Nordkorea einen Krieg vom Zaune zu brechen, dem bleibt das Lachen im Halse stecken!

         

        Auch ein gewisser Silvio Berlusconi (kennt den noch jemand?), ebenfalls kein Politiker, sondern Medien-Mogul, wurde gewählt, weil er das „System“, was von den meisten Italienern als korrupt und unfähig empfunden wird, „tüchtig durchschütteln“ wollte. Das tat er zwar – zum eigenen Vorteil – aber am Ende stand Italien schlechter da, als zuvor!

        • @Pfanni:

          "Wann tat Einar Örn diesen Sprecher? Ist es länger als 1 Jahr her, gebe ich ihm mildernde Umstände. Aber wer erleben muss, welchen „Job“ der Polit-Amateur D. Trump leistet ..."

           

          Der Artikel ist aus dem Mai 2014, das fragliche Statement wurde wohl zeitnah geäußert.

           

          Zu sagen, "dass Nicht-Politiker den Job auch machen können", bedeutet ja keineswegs, dass jeder Nicht-Politiker oder kein Politiker das könnte - logisch, oder?

           

          Dass es mit Besti flokkurinn am Ende so vergleichsweise vorteilhaft für Reykjavik gelaufen ist, mag übrigens durchaus auch daran gelegen haben, dass die Beste Partei in einer Koalition mit den Sozialdemokraten, der nach Stimmen zweitbesten Profi-Partei, regierte, die über Erfahrung in der praktischen politischen Arbeit verfügte.

           

          Ob jemand Polit-Profi ist, würde ich aber nicht nur an der zweifellos hilfreichen Kenntnis des Politikbetriebs festmachen, sondern vor allem daran, ob man Politik als Unternehmer in eigener Sache betreibt – so wie man jeden Beruf als Unternehmer in eigener Sache ausübt.

           

          Trump und Berlusconi tun/taten das zweifellos, deshalb mochte Berlusconi auch gar nicht mehr damit aufhören (was Trump tun wird, falls er darüber noch selbst entscheiden kann, bleibt abzuwarten).

           

          Jon Gnarr scheint dagegen fast absichtslos in das Amt des OB geraten zu sein, und so hat er es nach Ablauf seiner Amtszeit auch wieder verlassen. Zwischendurch hat man sich halt bemüht - nach den Möglichkeiten, und offenbar recht erfolgreich.

           

          Ein reiner Amateur, wie es scheint, der nichts mit professionellen Glücksrittern in der Politik zu tun hat, ob sie nun Trump oder Berlusconi, Schröder oder Fischer heißen; um nicht zu sagen: ein reiner Tor (hoffe ich, um mir meine isländische Märchen- und Sagenwelt zu erhalten).

        • @Pfanni:

          Die Frage ist doch nicht die, wann sich einer Politiker so nennt oder genannt wird, sondern ob es ein guter oder schlechter Politiker ist. Politiker ist noch kein geprüfter Berufsstand, lediglich ein Zustand oder Zumutung.

          Trump und Berlusconi sind bzw waren Politiker, eben nur schlechte.

      • @Marzipan:

        Genau so! Das ist die Strategie von DIE PARTEI, mehr nicht. Jeder der sich an ihr versucht zu verbeißen, beißt bloß in den Ärmel. Ich musste über den Artikel lachen, in dem der Autor verzweifelt einen unmittelbar konstruktiven Ansatz zu suchen scheint.

  • 8G
    82430 (Profil gelöscht)

    Keine Panik, ich kann Euch beruhigen. Weder der Artikel da oben noch unser Geschreibe hier unten wird "die Richtigen" erreichen, geschweigedenn etwas verändern. Das hier ist eine Blase. Eine Schreibblase, keine Sprechblase. Aber frag doch mal in der echten Welt Deinen Nachbarn, warum er einen SUV fährt, obwohl doch jeder weiß … eben. Auf einmal stehst Du mitten im Leben. Und Dein Nachbar auch. Und da gehören wir doch alle hin, oder nicht? Sprechen, hören, denken, handeln.

    Viel Spaß dabei.

  • Gerade Volker Pispers weiß ganz genau, dass sein Programm folgenlos bleiben wird. Er meint, dass man sich die Kritik am eigenen Lebenswandel im Kabarett genauso folgenlos um die Ohren schlagen lässt, wie in der Kirche. So beginnt das Programm "Bis neulich..." standardgemäß.

     

    In der Hinsicht am besten finde ich aber Hagen Rether. Der hat in einem seiner jüngsten "Liebe" Programme dem Publikum klar gemacht, dass die Kritik am Lebenswandel der Menschen viel wichtiger ist, als die der Politiker. Und gerade mit dem Thema Fleischfresser bzw. Veganismus hat er einige seiner Zuschauer vergrault.

     

    Und der Anstalt vorzuwerfen, diese wäre "Unterhaltung ohne Anliegen", finde ich schon ziemlich daneben. Teilweise werden dort Sachzusammenhänge sehr verständlich, informativ und lustig zusammengestellt. Schauen Sie sich mal den Beitrag von Uthoff und Wagner zum EU Wahlrecht an. Das Anliegen ist u.a., Menschen auf lustige weise zu informieren. Und das schaffen sie aus meiner Sicht auch.

     

    Übrigens kann man auch Recherche betreiben, indem man eine Dissertation liest!

  • Satire gegen Deutschland... *sing* läuft... :D

     

    (als kleine Stütze, falls ein Mensch die Anspielung nicht versteht... : https://www.youtube.com/watch?v=Fz2Y6xZJFKs)

    • @Neinjetztnicht:

      Und ach ja: love it, or hate it... die PARTEI hat schon teils meinen Humor, wählen geh ich trotzdem nicht.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Neinjetztnicht:

        "..., wählen geh ich trotzdem nicht."

         

        Mach' halt Briefwahl, dann musst du nur zum Briefkasten gehen.

        • @571 (Profil gelöscht):

          Ok, ich steck den Wahlschein in meinen Briefkasten...

      • 8G
        82430 (Profil gelöscht)
        @Neinjetztnicht:

        "Wählen ist wie Zähneputzen: Wenn du's nicht machst, wird's braun."

        (Hagen Rether)

        Geh bitte. Doch. Mach's. Ehrlich.

        • @82430 (Profil gelöscht):

          Und damit ein System legitimieren welches ich in seiner jetzigen Form von Grund auf ablehne? Ich will keine Partei wählen, weil ich nicht regiert werden will. Ich brauche keine Menschen die über mein Leben bestimmen, das mache ich, soweit es geht, selber.

          Gehen Sie mal brav wählen, ändern werden Sie damit nichts, auch nicht die AfD, nicht die Köpfe der Menschen... Aber vielleicht wollen Sie ja auch nichts ändern, das sei Ihnen voll und ganz überlassen, Sie sind ja auch ein freier Mensch.

          • @Neinjetztnicht:

            Wer nicht wählt, lässt andere darüber bestimmen, wer ihn regiert. Aber Ok, manche finden das ja toll, also wählen Sie halt nicht.

            • @Mustardman:

              Sie verstehen nicht: bis auf meinen nötigen Kontakt zur Arbeitswelt mach ich was ich will. Ich wähle mein Schicksal selbst... und ja, in diesem System, aber so weit ab wie es nur irgendwo geht.

          • @Neinjetztnicht:

            Das System ist bereits existent. Und es wartet nicht auf Deine spezielle "Legitimation". Wie auch sonst niemand darauf wartet.

             

            Das System wird nicht illegitim, allein dadurch, dass Du es ablehnst.

             

            Die Welt ändert sich. Aber nicht durch die, die zuhause bleiben, anstatt an Entscheidungen teilzunehmen.

             

            Wer schweigt, stimmt zu. Ob er das will, oder nicht. Und ob er persönlich das legitimiert oder nicht, interessiert niemanden auch nur einen feuchten Furz.

            • @cursed with a brain:

              Schön, aber nur die reine Existenz eines Sytems bedeutet ja nicht, dass mensch sich damit abfinden muss. Es gibt bessere Alternativen und die lassen sich leider nicht wählen...

               

              Außerdem: "Wer schweigt, stimmt zu.", es gibt verschiedene Arten zu schweigen. Meine bedeutet keine Zustimmung und ganz sicher nicht zu Hause bleiben. Und im besten Falle interessiert es sogar ein paar Menschen, entgegen Deiner Meinung.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @Neinjetztnicht:

            Wer wählt, kann verlieren. Wer nicht wählt, hat schon verloren...

            • @74450 (Profil gelöscht):

              Ohje, na dann bin ich in den Augen von manchen Menschen halt ein Verlierer... alles eine Frage der Perspektive...

  • Ich habe in der taz selten einen so schlechten Text gelesen und weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

     

    Angefangen beim an eine politische Partei herangetragenen Vorwurf, sie würde Satire mit den Mitteln einer politischen Partei betreiben und endend mit dem Vorwurf, ein Mann wie Bill Maher, der irgendwie links ist, solle gefälligst für eine politische Hygiene in seinem Umfeld sorgen, die verhindert, dass er in den Kontakt mit Andersdenkenden kommt, finde ich nicht einen einzigen kohärenten Satz. Allein die so überraschende, ja geradezu schockierende Einsicht, dass deutsche Kabarattisten vor allem zu den eigenen Jüngern beten, lässt sich halbwegs als Erkenntnis werten - auch wenn ich diese auch schon dutzendfach von deutschen Kabarettisten gehört habe...dass die genannten US-Satiriker ebenfalls regelmäßig vom (Lokal-)Journalismus schwärmen, in den angesprochenen Beiträgen hierfür werben und schon selbst Geld eingesammelt haben, wird hier sicher aus gutem Grund geschwiegen: Gegen Strohmänner kämpft es sich leichter.

     

    Ich weiß nicht, welchem Redakteur dieser Text durchgerutscht ist, es ist jedenfalls kein Höhepunkt seiner (oder gar ihrer?) Karriere.

     

    Wer ernsthaft meint, jemand distqualifiziere sich dadurch, dass er persönliche Beziehungen zu Andersdenkenden unterhält, oder vielleicht auch nur diese Maßstäbe an sich selber anlegt, disqualifiziert sich seinerseits jedenfalls für jede weitere Diskussion. Sowas erwarte ich in geschlossenen AfD-Gruppen, aber nicht bei der taz.

     

    PS: Da mir schon seit der ersten Zeile die Worte "jämmerlich" und "erbärmlich" im Kopf herumschwirren und sie wie bei einem nervösen Tick unbedingt an die Öffentlichkeit wollen, ich sie aber nicht explizit in meinen Kommentar schreiben wollte, gibt's diese hiermit als kostenlose Zugabe - dazu, dass mich der Text dazu gebracht hat, mich hier zu registrieren...

  • Da er ja genannt wurde, hören Sie sich einfach mal Volker Pispers auf YouTube als Franzose FranCoupe an. Natürlich gibt es eine Reflektion, auch unter diesem Publikum. Und es gibt natürlich viele Menschen die sich für Politik nicht indem Maße interessieren wie Andere. Aber wenn sich mehr Menschen mal genau anhören würden, was in diesem Land passiert, wäre der Wahlkampf wesentlich interessanter!

  • Oh, das ließt sich hier ja wie die Abrechnung von jemanden dessen Weltbild durch die genannten Künstler und Formate angegriffen wurde.

    Was ist die Quintessenz dieses Beitrages? Soll ich mir jetzt Kabarret ansehen in dem meine Überzeugung dass der Irakkrieg schlecht war falsch ist? Oder das der Einfluss neoliberaler und transatlantischer Netzwerke sich inzwischen auf die Führungsriege der ursprünglich kapitalismuskritischen und pazifistischen Grünen vlt. etwas ganz super tolles ist.

    Es mag ja sein, dass die „Anstalt“-Beiträge zu diesen Vernetzungen (es gab da mindestens zwei) auf Medienwissenschaftler zurückgeht. Leider war dies sowohl in den öffentlichen rechtlichen als auch den privaten Medien offenbar kein relevantes Thema. Sonst hätte ich ja einen Beitrag dazu in der taz oder im Spiegel gelesen - oder einen in der ARD oder dem ZDF gesehen. Oder gar in der WELT bzw. auf N24. Aber da kam nix. Da war nix. Niente. Nada.

     

    Übrigens, ganz nebenbei: Mein bisheriger persönlicher Favorit unter den "die Partei" Wahlplakaten: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber sie stirbt."

     

    Bei mir wurde die Hoffnung darauf, dass eine bessere Welt möglich ist mit den unsäglichen Wendehälsen, Opportunisten, Reaktionären und Duckmäusern der sPD und Grünen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Und auch ist mein Vertrauen in die Presse sowie den "demokratischen Institutionen" erschüttert. Wie war das nochmal mit den Massenvernichtungswaffen im Irak? Oder den wertvollen Beiträgen von neoliberalen Agitprop Einrichtungen wie den "INSM"?

     

    Die etablierten Medien erwecken in der Art ihrer Berichterstattung teilweise auch den Eindruck unfreiwilliger Satire, wenn sie unreflektiert Dinge wie "Achse des Bösen" wiedergeben. Oder permanent Anarchie mit Anomie gleichsetzen. Oder Nordkorea als "kommunistisches Land" betiteln. Die VR-China erhält dieses äußerst diskutable Prädikat merkwürdigerweise nur in kritischen Beiträgen. Von unserem "kommunistischen Partner" ist in positiven Beiträgen nie die Rede.

  • Wer rettet uns vor der Langeweile? Dieser Artikel meiner Meinung nach nicht. Er klingt nach einem Autor der beleidigt klingt, dass Leute die Satire Anderer interessanter finden, als die eigenen Artikel. Beispiel:

    "Die erwähnte PARTEI hat Sonntag Dutzende Facebook-Gruppen der AfD gekapert und dort internen Foren mäßig witzige Namen wie „I love Antifa“ und „Hummusliebe“ gegeben. [...] Insofern ist die Satirepartei genauso dröge wie die etablierten Parteien und Medien."

    Ich fand es witzig Heimatliebe in Hummusliebe umzubenennen.

    Anschließend werden Behauptung aufgestellt, ohne irgendwelche Grundlagen für diese zu nennen. Beispiel:

    "Spartensendungen wie „Die Anstalt“ (ZDF) oder der Kabarettist Volker Pispers richten sich an ein Publikum, das nicht erst davon überzeugt werden muss, dass der Irakkrieg schlecht war und ein Tempolimit auf Autobahnen gut wäre."

    Ist das tatsächlich so?

    "Satiriker ersetzen klassischen Journalismus und Wissenschaft nicht."

    Haben Sie überhaupt diesen Anspruch?

    Der Hammer kommt zum Schluss:

    "Die Überhöhung politischer Satire gegenüber Medien und Politik zeigt auch eine ungesunde Einstellung gegenüber demokratischen Institutionen."

    Welche "ungesunde Einstellung" wird denn hier gezeigt? Und wie würde eine "gesunde" aussehen, Herr Wimalasena?

    • @Tayyip Yilmaz:

      Vielleicht meint er einen ungesunden Volkskörper?

  • Danke für diese Perspektive: fühle mich etwas weniger allein mit dieser Ansicht.

     

    Sicher: man kann aus Enttäuschung im Räderwerk sozialpolitischen Engagements nicht das Standing für große Ergebnisse zu haben verbittern und in den Totalprotest emigrieren.

     

    macht aber auch nicht zufrieden.

     

    Also da weiter machen, wo man (ich) kann.

     

    Immer mit der Wahrnehmung für die Grenze, sich imSpeigel noch ins gesciht sehen zu könnenn...

  • Ich hegte ja prinzipiell durchaus Sympathien für den Gaga-Satire-Irssin von DIE PARTEI, finde aber inzwischen auch, dass sich deren Masche an sich selbst totgelaufen hat. Sie erscheint im Gesamtkontext genauso sinnlos geworden, wie die inhaltsleere Politik derer, die DIE PARTEI mit ihrem Spott bedenkt. Leider trägt der nicht mehr, weil er selbst zu inhaltsleer im Sinne von richtungslos geblieben ist. Es fehlt oft eine erkennbare Haltung. Nur wenn Herr Sonneborn gezielt Aktivisten entlarvt ("Der Irre vom Bosporus") oder Mark Benecke symbolisch Glitzersternchen ans Volk verteilt, hat das noch halbwegs Sinn als Satire. Ansonsten mangelt es an wirklich an gutem Humor. Schlauer wäre, sich wenigstens an den Widersprüchen im Kapitalismus und der Politik abzuarbeiten. Das passiert aber zu selten. Schade. Abgesehen davon - was hilft es Menschen, die jetzt in Altersarmut leben müssen, wenn man eine Partei ohne Ambitionen zu realen Veränderungen wählt? Kein Realpolitiker von CDUSPDFDPGRÜNENAFD usw. würde durch Satire zur Vernunft kommen, oder? Gibt's bekannte Fälle? Wüßte ich gern mal...

    • @BeobachterHH:

      Die vll nicht mehr so eindringlich, doch eine nachfolgende Riege überlegt da nach einem diesbezüglichen Wahldebakel schon gründlicher. Wie kriegen wir die Spaßwähler wieder auf unsere Seite?