SPD diskutiert Neuausrichtung: Regieren muss nicht sein
In Umfragen stürzt die Partei weiter ab. Nun werden in der SPD Stimmen lauter, die das Ende der Großen Koalition und einen Sonderparteitag fordern.
Der taz nannte er als Beispiele dafür die Energiepolitik und den Dieselstreit. „Das Thema bezahlbares Wohnen wird von der Union auch nicht gerade dynamisch befördert – bei den europäischen Fragen wird ebenfalls schon Widerstand aus der Unionsfraktion angekündigt.“
Andere Vertreter der Parteilinken hatten zuvor deutlicher gefordert, die Große Koalition schon jetzt zu beenden. Eine Gruppe um den Bundestagsabgeordneten Marco Bülow und die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange sprachen sich in der vergangenen Woche für einen Sonderparteitag aus, auf dem die Delegierten über das Ende der Koalition mit der Union und über eine Neuausrichtung der SPD beraten sollen.
Der Landesparteitag der SPD in Schleswig-Holstein griff diesen Vorschlag am Samstag auf. Er stimmte am Samstag in Kiel mit knapper Mehrheit dafür, nicht auf den nächsten regulären Bundesparteitag im Dezember 2019 zu warten, sondern schon vorher eine außerplanmäßige Delegiertenversammlung einzuberufen.
Nur noch bei 14 Prozent
Die SPD-Bundesspitze wollte ab Sonntagabend in einer zweitägigen Klausur über das weitere Vorgehen beraten. Hintergrund sind die beiden verlorenen Landtagswahlen in Bayern und Hessen sowie der historisch einmalige Absturz der SPD in Umfragen. In einer Emnid-Umfrage landeten die Sozialdemokraten zuletzt nur noch bei 14 Prozent, damit liegen sie mittlerweile deutlich hinter CDU/CSU und den Grünen.
Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles möchte einen Sonderparteitag, auf dem es neben dem Thema Koalitionsbruch auch um ihre eigene Zukunft gehen könnte, nach Möglichkeit vermeiden. „Vom Neuanfang in der Großen Koalition bis zur inhaltlichen Erneuerung der SPD unter Beteiligung der Parteimitglieder – da ist der Zeitpunkt für den Parteitag Ende 2019 schon extrem sportlich“, sagte sie am Samstag der Süddeutschen Zeitung. „Ich möchte wissen, was es bringen soll, wenn man einen Parteitag vorzieht oder das Personal austauscht.“
Stattdessen möchte sie auf der Vorstandsklausur einen Fahrplan für die kommenden Monate beschließen lassen, der festlegt, zu welchem Zeitpunkt die SPD in der Großen Koalition welche Projekte umsetzen will.
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