SPD-Mann siegt bei OB-Wahl in Schwerin: AfD-Bürgermeister verhindert
In Schwerin schlägt der SPD-Kandidat Badenschier den AfD-Bewerber Holm in der Stichwahl. Experten sehen dennoch einen „Achtungserfolg“ für die Rechten.
Der 44-jährige Mediziner Badenschier leitet seit 2016 die Verwaltung Schwerins. Der 52-jährige frühere Radiomoderator Holm ist seit 2017 stellvertretender Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion. Nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatten CDU, Grüne, Linke und das lokale Wählerbündnis Unabhängige Bürger zur Wahl Badenschiers aufgerufen. Lediglich die FDP gab keine Wahlempfehlung ab.
Die Schweriner SPD bedankte sich auf Facebook bei den Wählern, die Badenschier unterstützt und „Haltung gezeigt haben“. Schwerin bleibe „weltoffen, vielfältig und demokratisch“. Auch Holm dankte via Facebook seinen Anhängern, auch wenn es „am Ende im Kampf Alle gegen Einen“ nicht gereicht habe.
Beim ersten Wahlgang hatte Badenschier mit 42,0 Prozent vor Holm gelegen, der mit 27,4 Prozent auf den zweiten Platz und damit in die Stichwahl kam. Vier weitere Bewerberinnen und Bewerber hatten sich im ersten Wahlgang um den Posten beworben. Der Oberbürgermeister Schwerins wird jeweils für sieben Jahre gewählt.
„Achtungserfolg“ für die AfD
Trotz des verpassten Einzugs des AfD Kandidaten in das Rathaus sei die Wahl in Schwerin ein Erfolg für die Partei gewesen, sagte Politikwissenschaftler Wolfgang Muno. Das gelte auch für den AfD-Kandidaten Leif-Erik Holm persönlich, er habe immerhin fast ein Drittel der Stimmen auf sich vereinigt. In Teilen des Plattenbaugebiets Dreesch habe Holm sogar gewonnen. „Das ist schon sehr bedenklich“, sagte Muno der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist ein großer Achtungserfolg für die AfD.“
Es könne aber nicht auf Dauer das Rezept der anderen Parteien sein, auf Stichwahlen und die gegenseitige Unterstützung zu bauen. Von einem AfD-Oberbürgermeister in einer Landeshauptstadt sei man zwar noch weit weg, sagte Muno. Er verwies aber auf die Chancen der AfD bei der Landratswahl im thüringischen Sonneberg am kommenden Sonntag. „Das wird schon sehr, sehr eng.“
In Schwerin sei mit dem bekannten Ex-Radiomoderator Holm ein starker Kandidat angetreten. Ob es sich bei ihm um einen gemäßigten Vertreter der AfD handele, diese Frage stellt sich nach Munos Meinung gar nicht. Die Partei habe vielleicht bei der Gründung noch einen moderaten Flügel von Rechtskonservativen und Wirtschaftsliberalen gehabt. „Sie hat sich seitdem immer weiter nach rechts bewegt.“ Sie wolle Meinungs- und Pressefreiheit einschränken. „Das geht ganz klar aus ihren Äußerungen hervor.“
Die Partei richte sich gegen die Demokratie. Holm habe im Wahlkampf „Kreide gefressen“ und sich als netter Familienvater von nebenan verkauft. „Aber im Grunde genommen weiß er ganz genau, in welcher Partei er ist.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin