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Rosa von Praunheim in der DiskussionKein Sex mehr im Kirchenschiff

Wo nur der Heiland nackt sein darf: In der Nürnberger Egidienkirche schließt Rosa von Praunheims Ausstellung nach Empörung und Kritik wieder.

Rosa von Praunheim bei einer Ausstellung mit seinen Bildern in Berlin im Jahr 2022 Foto: Ralf Mueller/imago

Diversity sells: Im Pride Month, im Juni, darf jedes noch so große Unternehmen sein Regenbogenfähnchen in den Wind hängen – zumindest dort, wo keine Konsequenzen zu befürchten sind. Im liberalen Europa führt ein bunt leuchtendes Mercedes-Benz-Logo im Idealfall zur Umsatzsteigerung, im Nahen Osten bleibt der Stern grau.

Wer allerdings tatsächlich noch Gefahr läuft, mit queerfreundlichen Botschaften Kun­d:in­nen bzw. Mitglieder zu vergraulen, ist die Kirche. Erstmals hat am Wochenende die evangelische Kirche unter dem Motto „Trau dich“ einen Wagen zum Christopher Street Day in Berlin geschickt, um Werbung für die Trauung homosexueller Paare zu machen.

Noch mehr traute sich die evangelische Egidienkirche in Nürnberg. Dort eröffnete am Freitag die Ausstellung „Jesus liebt“ mit Bildern des Regisseurs und Mitbegründers der deutschen Schwulen- und Lesbenbewegung Rosa von Praunheim.

Einige Bilder äußern dezidierte Kirchenkritik; „Fake News“ zeigen zwei spielende Kinder in Begleitung eines Engels – ein Hinweis auf die vielen Missbrauchsfälle. Andere Bilder sind expliziter: Auf „Jesus liebt“ haben Männer neben dem Konterfei des Heilands Sex. Ein schwarzer Balken versperrt den Blick auf allzu Nacktes. „Ficken für den Frieden“ zeigt hinter Schmetterlingen drei Männer beim Akt. Weitere Männer mit perfekten Körpern stehen um sie herum, ihre eigenen Penisse unzweideutig mit der Hand umfassend.

Keine drei Tage nach Ausstellungseröffnung ist die Egidienkirche nun wieder geschlossen. „Aufgrund der Vielzahl an Rückmeldungen“ werde sich der Kirchenvorstand „zu der entstandenen Situation“ beraten, ließ die Kirche auf ihrer Facebookseite verlauten. Die Kommentare unter dem Post lesen sich wie aus einer anderen Zeit. „Ja, Jesus liebt“, schreibt eine Nutzerin. „Aber doch nicht so! Er ist am Kreuz für diese Sünden gestorben.“

Der Pressesprecher des Dekanats äußerte gegenüber der Süddeutschen Zeitung die Vermutung, dass die meisten negativen Rückmeldungen von Menschen kämen, die sich die Ausstellung nicht selbst angesehen, sondern nur aus den Medien davon erfahren hätten.

Homophobie entlarvt

Rosa von Praunheim scheint angesichts der Schließung gelassen. „Es freut mich, dass die Kirche reagiert“, sagt er auf Anfrage der taz. „Es zeigt, wie konservativ sie immer noch ist und wie homophob.“ Er hoffe, dass nun Diskussionen angestoßen werden und „die menschengemachten Märchen aus der Bibel in Frage gestellt werden.“

Der erklärte Agnostiker setzt sich mit Religion regelmäßig auseinander. Parallel zur Ausstellung werden im Filmhaus Nürnberg unter anderem die Filme „Rosas Höllenfahrt“ und „Hitler und Jesus. Eine Liebesgeschichte“ gezeigt. Von Praunheims Beziehung zur Kirche lässt sich als schwierig bezeichnen. Er finde es pervers, das manche offen Schwule Priester seien, sagte er in einem Interview mit dem Spiegel 2021. „Wie kann man sich mit einer Religion arrangieren, die so verlogen ist?“

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3 Kommentare

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  • Glauben Agnostiker denn an Märchen? Ob hetero-cunnilingierendes in Öl auch ein Stein des Anstoßes gewesen wäre? Das hängt vielleicht vom Künstler ab:



    "Verführung, Leidenschaft, Sodomie, Homosexualität, Onanie." taz.de/Hieronymus-...n-Madrid/!5305276/

  • Es geht eben vielen um eine kirchlich abgesegnete Schablone, nicht um Gott oder die Botschaft des Jesus von Nazaret. An einer Schablone darf man nicht kratzen.

  • Homophob ... nach außen ...