Rolle der Gewerkschaften: Die Tarifbindung schwindet
Immer weniger Beschäftigte in Deutschland werden nach Tarifvertrag bezahlt. Nun warnt auch ein Pharmaverband vor den Konsequenzen.
Die Warnstreiks im Verkehrsbereich dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bedeutung der Gewerkschaften in den vergangenen Jahren gesunken ist. Das zeigt eine Studie des Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Demnach ist die Tarifbindung, also der Anteil der Beschäftigten, die nach Tariflohn bezahlt werden, von knapp 80 Prozent im Jahr 1996 auf 51 Prozent im Jahr 2022 zurückgegangenen.
„In einem steigenden Teil kleinerer Betriebe im Dienstleistungsbereich und neuer digitaler Services ist die Arbeitnehmerschaft wesentlich schwächer gewerkschaftlich organisiert als in der Industrie“, führen die VFA-Forschenden diesen Trend auf den Strukturwandel zurück. So konnten die Gewerkschaften ihre Stellung in der Industrie teilweise sogar ausbauen. In der Mineralölverarbeitung, der Auto- und der Pharmaindustrie etwa nahm die Tarifbindung zu.
Eine höhere Tarifbindung bedeutet höhere Gehälter. Gleichwohl warnt der VFA vor einem Schwinden der Tarifbindung. So „gilt die Tarifpartnerschaft in Deutschland als wesentlich stärker am Interessensausgleich orientiert als in vielen anderen europäischen Ländern“, schreibt der Verband. Will heißen: Die deutschen Gewerkschaften streiken vergleichsweise wenig.
Gute Arbeitsbedingungen gegen Fachkräftemangel
Gleichzeitig stehen starke Gewerkschaften für gute Arbeitsbedingungen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das etwas, worauf auch Unternehmen von Hochlohnbranchen wie der Pharmaindustrie achten müssen: „Nur wenn die Arbeitsbedingungen attraktiv sind, wird die Erwerbsbeteiligung steigen und Deutschland als Ziel der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt im internationalen Wettbewerb um die besten Talente bestehen können“, schreibt der VFA.
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