Rohstoffabkommen Ukraine-USA: Ein guter Deal – außer Trump ändert seine Meinung
Die USA und die Ukraine haben sich auf ein Rohstoffabkommen geeinigt. Das ist eine Überraschung – nach dem Eklat im Oval Office im Februar.
N ach dem historischen Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj Ende Februar im Oval Office befanden sich die politischen und diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern auf einem historischen Tiefpunkt. Damals schien es, als seien die Beziehungen irreparabel und die USA würden die Ukraine zu einer schnelleren Kapitulation drängen.
Vor diesem Hintergrund wurde die zuvor von Selenskyj vorgeschlagene Idee des Rohstoffdeals zu einer kühnen Absicht der Trump-Regierung, sich wertvollste Ressourcen der Ukraine anzueignen. So schlug die amerikanische Seite in der ersten Version des Abkommens unter anderem ein fünfköpfiges Gremium zur Verwaltung eines gemeinsamen Investitionsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine vor, mit einem Vetorecht durch die USA, aber ohne Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
Nun liegt seit dem 1. Mai ein neues Abkommen vor. Ob es an der wundersamen Luft in Rom beim Papstbegräbnis lag oder an der Mammutarbeit der ukrainischen Diplomaten – dieses Abkommen enthält keinerlei Anzeichen dafür, dass die Ukraine für Generationen in kolonialer Sklaverei versinken wird.
Der Deal sieht vor, dass die Ukraine sowohl Besitz als auch Kontrolle über ihre Bodenschätze behält. Darüber hinaus müssen die Einnahmen aus der Rohstoffförderung in den ersten zehn Jahren in die Ukraine investiert werden. Zudem soll die Trump-Administration Waffenexporte im Wert von mindestens 50 Millionen Dollar an die Ukraine genehmigt haben – zum ersten Mal in Trumps zweiter Amtszeit.

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Wenn das Abkommen keine versteckten Details enthält, könnte es der wirtschaftlichen Entwicklung der Ukraine einen Schub geben. Gleichzeitig profitieren schon jetzt beide Seiten davon. Die Ukrainer haben erneut gezeigt, dass sie ihre Interessen auch gegenüber einem Land wie den USA unter der Führung von Donald Trump zu verteidigen wissen. Zudem eröffnet das Abkommen der Ukraine etwas, das gerade enorm wichtig ist: die Perspektive auf weitere Waffenankäufe aus den USA.
Der amerikanische Präsident seinerseits hat ein konkretes Dokument in der Hand, mit dem er seine Versprechen in den ersten hundert Tagen und seine Rolle als hochrangiger Dealmaker unter Beweis stellen kann. Gleichzeitig gibt es keine Garantie dafür, dass der Effekt dieses Abkommens von Dauer ist und den unberechenbaren US-Präsidenten davon abhält, weitere Schritte zu unternehmen, um den Wünschen des russischen Präsidenten Wladimir Putins entgegenzukommen.
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