Rohstoff für Akkus: Esso darf nach Lithium suchen
Das Land Niedersachsen weist fünf Gebiete für die Erkundung aus. Der Bedarf an dem Rohstoff steigt rasant.
Konkret mit technischen Maßnahmen loslegen darf Esso also noch nicht. Das sei erst nach Zulassung bergrechtlicher Betriebspläne möglich, für die unter anderem ein gesondertes Beteiligungsverfahren nötig ist, erläutert das LBEG. Der Schwerpunkt der Erkundung soll dementsprechend vorerst auf der Analyse vorhandener Daten liegen.
Die Esso Deutschland GmbH ist eine Tochter des US-amerikanischen ExxonMobil-Konzerns. Der zählt zu den weltweit größten Unternehmen überhaupt und, gemessen am CO2-Ausstoß, seit Jahren zu den Top Five unter den Umweltverschmutzern.
Die jetzt erteilten Genehmigungen sind für Esso nur ein Teil des Gesamtprojekts. Das Unternehmen hat 19 weitere Anträge auf „Aufsuchungserlaubnisse“ in Niedersachsen beim LBEG eingereicht, die zeitnah beschieden werden sollen. Bereits Anfang 2024 hatte das LBEG der Firma EveChem aus München die Erlaubnis erteilt, im Kreis Lüchow-Dannenberg nach Lithium zu suchen.
„Um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu schaffen, benötigen wir Alternativen“, sagt LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier. Lithium sei zur Herstellung von leistungsfähigen Akkus ein wichtiger Rohstoff, um etwa regenerativ produzierte Energie speichern zu können: „Das sieht man bei E-Autos und Speichern von Photovoltaikanlagen.“ Die geologischen Bedingungen im sogenannten Norddeutschen Becken seien gut, um diesen Rohstoff ressourcenschonend und ohne großen Flächenverbrauch zu gewinnen.
Deutschland will sich unabhängig machen
Perspektivisch soll in Norddeutschland Lithium im sogenannten Bohrlochbergbau gewonnen werden, teilt das LBEG weiter mit. Ähnlich wie bei der Tiefengeothermie werden dabei Flüssigkeiten aus mehreren Tausend Meter Tiefe gefördert. Diese enthalten Lithiumanteile, die dann abgeschieden werden. Der Rest der geförderten Flüssigkeiten könne wieder in die ursprünglichen Untergrundschichten zurückgepumpt werden.
Wegen des rasant steigenden Bedarfs will sich Deutschland vom Lithiumimport unabhängig machen. Bisher wird der Rohstoff vor allem in Australien, China und Südamerika abgebaut. Aktuell ist Australien der größte Produzent, die meisten bekannten Vorräte lagern aber in Salzseen in Bolivien, Chile und Argentinien.
Umweltschützer halten vor allem den Lithiumabbau in Salzseen für problematisch. Bei diesem Verfahren wird das Salzwasser nach oben gepumpt, verteilt, und mithilfe von Chemikalien verdunstet. Dadurch sinke das Grundwasser in Regionen, in denen es ohnehin kaum regne, lautet die Kritik. Außerdem würden immer wieder Gewässer mit dem Salzwasser kontaminiert und verschärften die Wasserknappheit. Chemikalien zum Trennen des Lithiums verbreiteten sich in der Umwelt und seien möglicherweise die Ursache für Viehsterben.
Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker berichtet, befinden sich zudem die Hälfte der laufenden oder geplanten Abbaue auf oder in der Nähe von indigenen Territorien. Weil der Zeit- und Profitdruck so groß sei, würden die indigenen Gemeinschaften aber kaum einbezogen.
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