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Rohstoff für AkkusEsso darf nach Lithium suchen

Das Land Niedersachsen weist fünf Gebiete für die Erkundung aus. Der Bedarf an dem Rohstoff steigt rasant.

Lithium – hier noch als Lithiumchlorid – ist ein wichtiger Rohstoff für Akkus Foto: Uwe Anspach/dpa

Göttingen taz | Der Tankstellenbetreiber Esso darf ab Januar in Niedersachsen mögliche Lithiumvorkommen erkunden. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBRG) hat die Suche nach dem Rohstoff in fünf Landkreisen genehmigt. Es handelt sich dabei um Gebiete in den Kreisen Aurich, Cloppenburg, Oldenburg, Rotenburg (Wümme) und im Heidekreis mit einer Gesamtfläche von knapp 1.500 Quadratkilometern. Die Genehmigungen sind zunächst auf fünf Jahre bis Ende 2029 befristet und schreiben das grundsätzliche Recht zur Suche fest.

Konkret mit technischen Maßnahmen loslegen darf Esso also noch nicht. Das sei erst nach Zulassung bergrechtlicher Betriebspläne möglich, für die unter anderem ein gesondertes Beteiligungsverfahren nötig ist, erläutert das LBEG. Der Schwerpunkt der Erkundung soll dementsprechend vorerst auf der Analyse vorhandener Daten liegen.

Die Esso Deutschland GmbH ist eine Tochter des US-amerikanischen ExxonMobil-Konzerns. Der zählt zu den weltweit größten Unternehmen überhaupt und, gemessen am CO2-Ausstoß, seit Jahren zu den Top Five unter den Umweltverschmutzern.

Die jetzt erteilten Genehmigungen sind für Esso nur ein Teil des Gesamtprojekts. Das Unternehmen hat 19 weitere Anträge auf „Aufsuchungserlaubnisse“ in Niedersachsen beim LBEG eingereicht, die zeitnah beschieden werden sollen. Bereits Anfang 2024 hatte das LBEG der Firma EveChem aus München die Erlaubnis erteilt, im Kreis Lüchow-Dannenberg nach Lithium zu suchen.

„Um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu schaffen, benötigen wir Alternativen“, sagt LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier. Lithium sei zur Herstellung von leistungsfähigen Akkus ein wichtiger Rohstoff, um etwa regenerativ produzierte Energie speichern zu können: „Das sieht man bei E-Autos und Speichern von Photovoltaikanlagen.“ Die geologischen Bedingungen im sogenannten Norddeutschen Becken seien gut, um diesen Rohstoff ressourcenschonend und ohne großen Flächenverbrauch zu gewinnen.

Deutschland will sich unabhängig machen

Perspektivisch soll in Norddeutschland Lithium im sogenannten Bohrlochbergbau gewonnen werden, teilt das LBEG weiter mit. Ähnlich wie bei der Tiefengeothermie werden dabei Flüssigkeiten aus mehreren Tausend Meter Tiefe gefördert. Diese enthalten Lithiumanteile, die dann abgeschieden werden. Der Rest der geförderten Flüssigkeiten könne wieder in die ursprünglichen Untergrundschichten zurückgepumpt werden.

Wegen des rasant steigenden Bedarfs will sich Deutschland vom Lithiumimport unabhängig machen. Bisher wird der Rohstoff vor allem in Australien, China und Südamerika abgebaut. Aktuell ist Australien der größte Produzent, die meisten bekannten Vorräte lagern aber in Salzseen in Bolivien, Chile und Argentinien.

Umweltschützer halten vor allem den Lithiumabbau in Salzseen für problematisch. Bei diesem Verfahren wird das Salzwasser nach oben gepumpt, verteilt, und mithilfe von Chemikalien verdunstet. Dadurch sinke das Grundwasser in Regionen, in denen es ohnehin kaum regne, lautet die Kritik. Außerdem würden immer wieder Gewässer mit dem Salzwasser kontaminiert und verschärften die Wasserknappheit. Chemikalien zum Trennen des Lithiums verbreiteten sich in der Umwelt und seien möglicherweise die Ursache für Viehsterben.

Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker berichtet, befinden sich zudem die Hälfte der laufenden oder geplanten Abbaue auf oder in der Nähe von indigenen Territorien. Weil der Zeit- und Profitdruck so groß sei, würden die indigenen Gemeinschaften aber kaum einbezogen.

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8 Kommentare

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  • Aber warum erlaubt man ausgerechnet ExxonMobil so etwas?



    Das ist doch die Firma, die so gar kein Interesse an der Verbreitung von E-Autos, Batteriespeichern und Erneuerbaren hat. Da ist doch davon auszugehen, dass sie mit ihren Förderrechten nur die Flächen blockieren und nichts tun.

    • @Jörg Schubert:

      Eventuell weil Exxon Mobile glaubt damit in Zukunft Geld zu verdienen?

      • @Dromedar:In:

        Das ist durchaus möglich. Die Frage ist, wie? Das normale Geschäftsmodell der Firma besteht darin, Öl und Gas aus dem Boden zu holen und aufzubereiten. Eine weitere Geschäftspraxis mit 50 jähriger Tradition besteht darin, Desinformation über die Folgen der eigenen Tätigkeit zu verbreiten.



        E-Mobilität und erneuerbare Energien stellen ein massive Bedrohung für Exxon da. Das macht ihr CEO in jeder Talkshow deutlich.



        Lithium ist der Stoff, aus dem Batterien hergestellt werden. Und Batterien sind die Dinge, die das Geschäft mit Benzin und Diesel indirekt bedrohen. Zusätzlich ist Geothermie etwas, was das Geschäft mit Heizöl und Gas direkt bedroht.



        Deswegen meine Fragen: Warum ausgerechnet ExxonMobil? Werden wir je erfahren, ob diese Firma etwas gefunden hat? Oder wird das noch 30 Jahre geheim gehalten? Etwa so wie die Forschungsergebnisse dieser Firma zum Klimawandel? Oder wird es vielleicht ein paar halbherzig betriebene Projekte geben, um die Flächen möglichst lange zu blockieren?



        Ich denke nicht, dass man bei ExxonMobil andere Interessen hat, solange es noch genug Öl gibt.

        • @Jörg Schubert:

          Nun macht Exxon etwas für die Energiewende, und es ist auch wieder nicht recht...



          Sie verstehen den Kapitalismus nicht. Dem Kapitalisten ist es vollkommen egal, ob er Nachttöpfe, Motorräder oder Akkus herstellt - Hauptsache, er bekommt seine Rendite.



          Da schreckt er auch vor Konkurrenz im eigenen Haus nicht zurück: Z.B. ist der Großteil der Solarmodule auf meinem Dach ist von BP Solar [1].



          [1] de.wikipedia.org/wiki/BP#BP_Solar

          • @sollndas:

            Was verstehe ich nicht? Etwa die Methoden, Gewinne zu maximieren?

  • Lithium Abbau ist nichts für die Ewigkeit.



    Es bleibt ja schliesslich größtenteils im Kreislauf vorhanden und wird nicht auf ewig verbrannt.

    • @Dromedar:In:

      Das ist so ähnlich wie der Abbau von Bauxit für Aluminium oder Eisenerz für Stahl. Das wird noch gemacht.



      Leider passt es nicht so recht zur Geschäftspraxis eines Ölkonzernes.

  • und es kann mit dem warmen Wasser aus meheren 1000 Metern Tiefe geheizt werden