Richtfest am Flughafen BER: Zweckbau für die Holzklasse
Das Terminal 2 am BER besticht durch Zweckmäßigkeit – und wird deswegen wohl auch rechtzeitig fertig. Ein Besuch beim Richtfest.
Am Dienstag war mal wieder Richtfest an einem BER-Gebäude. Hier im „T2“ sollen 6 Millionen Passagiere jährlich abgefertigt werden – vor allem die der Billigflieger. Denn ungeachtet dessen, dass Thunberg CO2-neutral über den Atlantik segelt, ist Umweltzerstörung noch immer billig und beliebt: Im letzten Jahr zählte die deutsche Flugsicherung 3,3 Millionen Flüge, das waren 223 Millionen Passagiere, zehn Jahre zuvor waren es noch 166 Millionen. Von und nach Berlin flogen 2018 über 34 Millionen.
Entsprechend hat sich der Bedarf während der mittlerweile 14-jährigen Bauzeit des Großflughafens Berlin-Brandenburg Willy Brandt dermaßen erhöht, dass nach seiner Eröffnung Verstopfung drohte. Deswegen wurde das Terminal 2 noch 2017 nachgeplant und schnell hochgezogen – insgesamt soll der BER mal Kapazitäten von 40 Millionen jährlich bieten.
Beim unprätentiösen Betonklotz wurde versucht, alle Fehler vom teuren, großen Neubau nebenan mit der schicken Glasfassade und komplizierter Elektrik zu vermeiden: Nur ein Generalunternehmer, Kurt Zech, wurde beauftragt – es gab kein Ausschreibungs-Klein-klein. Der Bau sollte aus einem Guss erfolgen und möglichst funktional, ja zweckgebunden sein.
Eröffnung im Oktober 2020
Das ist wohl auch gelungen. 200 Millionen hat der Klotz gekostet. 1.600 Leute sollen pro Stunde in lediglich 23.000 Quadratmeter großen Betonhallen abgefertigt werden, nochmal so viele ankommen. Auf einem Platz von gut drei Fußballfeldern dürfte es also eng werden für die Holzklasse. Öffnen soll das Terminal zeitgleich mit dem Rest des BER, wenn alles gut läuft, also im Oktober 2020.
Lütke Daldrup erwähnt den Nachbarbau nur kurz: „Wir haben Jahre gebraucht, um die Baukatastrophe in den Griff zu bekommen.“ Man hoffe und bleibe optimistisch, dass die „finale Prüfung“ nun gut verlaufe und der Eröffnungstermin eingehalten werden könne – am Montag begannen die mit Spannung erwarteten Sicherheitstests der berüchtigten BER-Brandschutzanlage. Wenn diese erneut scheitern, dürfte sich die Eröffnung wieder verzögern.
Beim Richtfest läuft jedenfalls alles nach Plan: Der traditionelle Richtkranz hängt an einem Kranlastwagen, weil das Betongebäude keinen Dachstuhl hat. Ein Polier trinkt nach altem Brauch ein halbes Glas Weißwein auf ex und wirft es aus einer oberen Etage zu Boden, sodass es zerspringt. Dass diese Rituale ebenso aus der Zeit gefallen wirken wie die Eröffnung eines Großflughafens in Zeiten von Klimawandel, interessiert hier niemanden.
Während der Aufsichtsratsvorsitzende seine Grüße fernmündlich aus Tirol übermitteln lässt, hält Baumogul Zech persönlich eine Rede. Er kritisiert die Medien für einen zu harten Umgang mit dem Großprojekt und sagt, er nehme jederzeit Wetten an, dass sein Terminal 2 rechtzeitig fertig werde. Etwas krude auch sein Vergleich mit der Elbphilharmonie, die nach ihrer Fertigstellung positiv von den Hamburgern angenommen worden sei: „Der BER wird nach seiner Eröffnung für die Berliner dasselbe sein“, behauptet Zech, der selbst in Bremen wohnt. Unklar, ob er da schon ein paar Bier intus hatte.
Weniger großspurig ist leider das Buffet: Buletten und Bratwürste reichen nicht für den großen Andrang. Immerhin der DJ beweist Humor und spielt zwischen wummernden Chart-Hits auch einen Song, der eigens für den BER und die Schlange am Buffet hätte geschrieben werden können: „Wait another day“.
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