Elbtower in Hamburg: Am Ende zahlt wieder mal die Stadt
Hamburgs Bürgermeister hatte beteuert, es werde keine Staatshilfen für den Elbtower geben. Nun kauft die Stadt den Mega-Wolkenkratzer zum Teil.
N un also doch: Die Stadt Hamburg rettet den Elbtower. Jahrelang hatte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gebetsmühlenhaft beteuert, es werde keine staatlichen Finanzhilfen für das Prestigeprojekt seines Vorgängers Olaf Scholz geben. Das Bauwerk nach der Pleite des österreichischen Immobilienmoguls René Benko zu Ende zu bringen, sei Sache der Investoren, nicht der Stadt.
Inzwischen hat sich herausgestellt: Der Scholztower ist einfach nicht rentabel, sogar wenn man den Torso für einen Appel und ein Ei kriegt und ihn um ein Fünftel stutzt. Jedenfalls nicht bei der momentanen Nachfrage nach Büroflächen. Der einzig seriöse Bieter für die Bauruine, Dieter Becken, hat früh gesagt, er werde das Monstrum nur dann zu Ende bauen, wenn die Stadt einspringt.
Damals dachte man noch, es gehe bloß um die Rolle als Ankermieter, mit dem ohnehin geplanten Naturkundemuseum. Jetzt kommt es noch viel schlimmer: Die Stadt steigt nicht nur als Mieterin, sondern als Miteigentümerin ein. Fertig gebaut wird also sehr wohl – auch auf Kosten der Stadt. Man ahnt, warum der Senat den Einstieg in die Schrottimmobilie zwei Tage nach dem Klima-Volksentscheid bekannt gibt, denn das Vertrauen in Zusagen der Politik dürfte dadurch nicht gerade wachsen.
Zwar hatte Tschentscher sein Wording längst nachgeschärft, garantierte zuletzt spitzfindig, dass der Elbtower „nicht auf Kosten und Risiko der Stadt“ gebaut werde. Aber auch das ist nun Makulatur: Fast 600 Millionen Euro bleiben an der Stadt hängen.
Ob sie, trotz des Geredes vom „Festpreis“, auch mit ins Risiko geht, wird sich zeigen. Was, wenn auch das neue Investorenkonsortium in Schieflage gerät? Im ungünstigsten Fall sogar erst dann, wenn die Stadt schon zig Millionen für die Planung des Museums ausgegeben hat? Dann steht Hamburg vor der Wahl, diese Planungskosten abzuschreiben und mitten in der Stadt eine Ruine als ewiges Mahnmal der eigenen Blauäugigkeit zu ertragen – oder doch weiteres Kapital für den Bau nachzuschießen.
Völlig außer Acht bleibt bislang die Frage, ob die ja bereits gebauten unteren Etagen eines bei aller Eleganz doch eher nüchternen Büroturms für ein modernes Museum überhaupt geeignet sind. Ein Naturkundemuseum ist ja kein Selbstläufer. Denn Museen finden ihr Publikum heute am ehesten über eine spektakuläre Architektur, die ihren Inhalt versinnbildlicht. Die Chance hätte es auf einer leeren Fläche gegeben. Wenn das Naturkundemuseum stattdessen in eine bestehende Struktur gepresst wird, hat es am Ende schlechtere Erfolgsaussichten. Das kann Folgekosten bedeuten. Für die Stadt – versteht sich.
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