Reservist in rechter Burschenschaft: Dubioses Doppelmitglied

Der Ehrenvorsitzende des Hamburger Reservistenverbands der Bundeswehr ist Alter Herr der rechtsextremen Burschenschaft Germania.

Alberne Männer sitzen mit albernen Mützen und Deutschlandfahne auf einem Balkon

Stramm rechts: Mitglieder der Burschenschaft Germania beobachten eine Demonstration vor ihrem Haus Foto: dpa

HAMBURG taz | Der Ehrenvorsitzende des Reservistenverbandes der Bundeswehr in Hamburg, Ramon-Stefan Schmidt, ist Alter Herr der rechtsextremen Burschenschaft Germania. Ein Eintrag im Vereinsregister belegt, dass der Oberstleutnant der Reserve bis 2009 stellvertretender Vorsitzender der Burschenschaft war. Seit Jahren bewegen sich die „Germanen“ im weit rechten Spektrum. Sie hatten Beziehungen zur NPD und haben Verbindungen zur Identitären Bewegung.

In der Geschäftsstelle des Reservistenbandes mit Sitz in der Reichspräsident-Ebert-Kaserne ist die Reaktion verhalten. „Dass Herr Schmidt einen verbindungsstudentischen Hintergrund hat, ist mir bekannt“, sagt Geschäftsführer Harald Zeng. Um welche Burschenschaft es sich handle, habe er aber nie gefragt. Wer in seiner Jugend mal bei so einer Verbindung gewesen sei, sollte nicht pauschal verurteilt werden, findet Zeng, der seine militärische Karriere bei der Nationalen Volksarmee der ehemaligen DDR begonnen hat. Er wolle erst einmal von Schmidt wissen, wie aktiv er als Alter Herr denn noch sei.

Der Germania-Burschenschafter Schmidt führte den Landesreservistenverband mit rund 2.200 Mitgliedern acht Jahre lang. Auf den Hinweis, dass die Germania vom Verfassungsschutz an der Elbe beobachtet wird, erwidert Geschäftsführer Zeng, dass der Reservistenverband klaren Regeln habe. Die Verbindung zu der Burschenschaft werde jetzt sorgfältig geprüft.

Dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) ist die Germania als eine „rechtsextremistische Burschenschaft“ bekannt, wie aus Antworten der Bundesregierung auf Kleine Anfragen der Linken im Bundestag hervorgeht. 2016 schritt die Bundeswehr schon einmal wegen der Mitgliedschaft in diesem burschenschaftlichen Lebensverband ein. Ein Zeitsoldat musste vorzeitig die Bundeswehr verlassen – auch weil bei einer Durchsuchung seiner Stube Rechtsrock gefunden wurde.

„Schmidt gehört entlassen“

In welche militärische Tradition sich die Germania stellt, führt sie auf ihrer Homepage aus. Hier präsentiert sie Karl Mauss als ihren berühmtesten Alten Herrn. Mauss war am ersten und Zweiten Weltkrieg beteiligt und auch Mitglied von rechtsterroristischen Freicorps.

In den vergangenen Jahren hat das Hamburger Bündnis gegen Rechts immer wieder auf die tiefen weit rechten Verbindungen der Germania hingewiesen.

Bei der schlagenden Verbindung waren NPD-Anhänger organisiert und traten als Referenten auf.

Seit 2013 sucht die Burschenschaft selbst verstärkt die politische Auseinandersetzung.

Sie wirbt mit dem Spruch: „Deutsch? Männlich? Student“ um neue Mitglieder.

Adolf Hitler zeichnete ihn mit einem der höchsten Orden des NS-Regimes für dessen „Verdienste“ an der Ostfront aus. „Kein anderer Burschenschafter hat im II. Weltkrieg eine höhere Auszeichnung erhalten!“, schwärmen die Germanen. Deserteure sind für sie denn auch „keine Helden!“.

„Der Reservistenverband und die Bundeswehr sollten schleunigst erklären wie sich der Ehrenvorsitz mit solchen personellen Verbindungen und ideologischen Vorbildern erklären lässt“, sagt Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts. „Herr Schmidt gehört genauso wie sein jüngerer Germanenbruder umgehend entlassen“, fordert er.

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