Republikaner im US-Wahlkampf: Bedrohliches Phänomen
Immer mehr Konservative distanzieren sich von Donald Trump. Sie halten ihn für gefährlich, manche nennen ihn sogar faschistisch.
Stattdessen ist er nun Kandidat der Republikaner geworden und wird von Teilen der US-Gesellschaft als ernstzunehmende Bedrohung gesehen. Unter anderem Reporterlegende Carl Bernstein hat diese Diskussion aus linken und intellektuellen Zirkeln, in der sie schon seit vergangenem Jahr geführt wurde, herausgeholt.
Er bezeichnete Trump im März dieses Jahres in einer Wahlsendung als „eine neue Art Faschist“. Seine Politik sei autoritär-demagogisch und führe zu Despotismus. Die US-Öffentlichkeit müsse die faschistoiden Tendenzen Trumps endlich diskutieren.
Die Debatte wird nun geführt, und zwar intensiv. In einem Beitrag für die Washington Post schrieb Robert Kagan, profilierter Neokonservativer, einen Meinungsbeitrag unter dem Titel „So kommt der Faschismus nach Amerika“. Darin erklärt er, das Phänomen Trump habe sich längst von der Partei, die ihn nominieren wird, abgelöst.
Das Phänomen Trump ist größer als Trump selbst
Die Partei fungiere höchstens noch als Wegbereiter „dieser einzigartigen Bedrohung für unsere Demokratie“. Das Phänomen Trump sei inzwischen sogar größer als Trump selbst. Und gefährlicher. Trump habe eine „Herrschaft des Mobs“ angestoßen. So etwas sei in anderen Staaten im vergangenen Jahrhundert aufgekommen „und wurde im Allgemeinen Faschismus genannt“, schreibt Kagan.
Die Republikaner beteiligen sich nicht an der Debatte. Aber diese entfaltet dennoch auch unter ihnen Wirkung. Nach den jüngsten rassistischen Ausfällen Trumps gegen einen Richter lateinamerikanischer Abstammung distanzierte sich eine Reihe von Republikanern von ihm. Der Sprecher des Repräsentantenhauses und formell ranghöchste Republikaner Paul Ryan bescheinigte Trump „rassistische“ Worte.
Carl Bernstein, Reporter
Im Senat sind prominente Absetzbewegungen zu beobachten. Senator Bob Corker etwa, sagte, es könne sein, dass er seine Unterstützung für Trump zurückziehe, wenn der voraussichtliche Kandidat eine gewisse Linie überschreite.
Senator Lindsey Graham, auch er ein politisches Schwergewicht, rief seine Kollegen bereits dazu auf, ihre Unterstützung zu revidieren. „Es wird eine Zeit kommen“, zitieren ihn US-Medien, „wenn die Liebe zum Land den Hass auf Hillary übertrumpft.“
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