Regatta von Sydney nach Hobart: „Comanche“ siegt überragend

Die Superyacht des Netscape-Gründers gewinnt den australischen Hochseeklassiker trotz Beschädigung nach gesegelter Zeit.

Segelschiff liegt schräg im Wasser, Gischt spritzt über das Boot

„Comanche“, die Siegeryacht nach gesegelter Zeit, in schwerer See. Foto: ap

BERLIN taz |Die Yacht „Comanche“ hat das diesjährige Sydney-Hobart-Rennen gewonnen. Das 100 Fuß lange Boot des amerikanischen Netscape-Gründers Jim Clark und seiner Frau Kristy Hinze-Clark erreichte bei der 71. Auflage des Hochseeklassikers das Ziel in Tasmanien nach zwei Tagen und knapp neun Stunden.

Die Yacht „Ragamuffin 100“ des 88-jährigen australischen Immobilientycoons Syd Fischer, der zum 46. Mal selbst mitsegelte, kam als zweite Yacht ins Ziel.

„Ragamuffin“ fing unmittelbar vor dem Ziel noch die bis dahin zweitplatzierte US-Yacht „Rambler“ ab, als diese in einem Flautenloch hängen blieb. Die etwas kleinere „Rambler“ (88 Fuß), die dem früheren US-Technologieunternehmer George David gehört, ging vier Minuten später durchs Ziel.

Gegen „Ragamuffin“ ist aber noch ein Protest anhängig, weil die Yacht kurz nach dem Start im engen Hafen von Sydney ein anderes Boot behindert haben soll. Der Protest wird verhandelt, sobald alle beteiligten Mannschaften im Hafen sind.

Mast- und Schotbruch: Die internationale Hochseeregatta von Sydney in die 628 Seemeilen entfernte Hauptstadt von Tasmanien findet seit 1945 statt. Der Start zu dem Traditionsrennen, das wegen der oft vorherrschenden Stürme als eines der spektakulärsten der Welt gilt, ist stets am zweiten Weihnachtsfeiertag im Hafen von Sydney vor vielen Zuschauern. Brauchten früher die schnellsten Schiffe rund eine Woche, liegt der Streckenrekord heute bei unter zwei Tagen. 1998 kam es im Sturm zur Katastrophe: sechs Segler starben, fünf Boote sanken und mehr als 50 Segler mussten aus Seenot gerettet werden. (han)

Alle drei führenden Neigekiel-Yachten hatten nach Kollisionen mit unbekannten Gegenständen beschädigte Schwerter oder Ruder. „Comanche“-Skipper Ken Read wollte das Rennen bereits aufgeben und hatte schon die Segel bergen lassen, als es der Mannschaft gelang, das beschädigte Backbord-Schwert ohne Gefahr für den Rumpf zu entfernen.

Danach wurde auch die mittlerweile in Führung liegende „Rambler“ beschädigt. Read übernahm mit „Comanche“ bald wieder die Führung, die er bald auf rund 50 Seemeilen ausbauen konnte.

Erst Starkwind, später Flaute

Im Verlauf des Rennens flaute der zuvor bis 40 Knoten starke Wind deutlich ab, womit ein neuer Streckenrekord ausgeschlossen war. Von den 108 gestarteten Yachten gaben in den harten ersten 24 Stunden bereits 31 auf.

Früh war auch die Favoritin „Wild Oats XI“ des australischen Weinhändlers Bob Oatley mit einem beschädigten Großsegel ausgeschieden. Die bereits zehn Jahre alte Yacht hält den Streckenrekord. Sie war vor dem Rennen, wie schon im Vorjahr, noch einmal aufwändig umgebaut worden. Jetzt wurde das Heck um einige Meter verkürzt, der Bug entsprechend verlängert.

„Wild Oats“-Skipper Mark Richards war ein perfekter Start geglückt. Doch noch in der Hafenbucht büßte er durch eine Winddrehung die Führung ein und passierte erst nach „Perpertual Loyal“ und „Comanche“ die erste Boje. „Perpetual Loyal“ bekam aber seinen völlig verdrehten Gennaker nicht gesetzt und fiel schnell zurück. Später musste die Yacht beschädigt aufgeben.

Währenddessen surfte die erst Ende 2014 in Dienst gestellte „Comanche“ mit ihrem enorm breiten Heck, das ideal zum Gleiten ist, auf und davon. 2014 lag die schmalere „Wild Oats“ bei leichteren Winden noch vor „Comanche“.

Die größten Yachten dominieren

Das Rennen wird traditionell von den größten und neuesten Yachten dominiert. Die schwerreichen und zum Teil betagten Eigner segeln oft selbst gar nicht mehr mit, weil sie die Strapazen nicht mehr verkraften würden.

Eine Ausnahme bildete neben dem 88-jährigen Syd Fischer, dem ältesten Teilnahmer überhaupt, das australische Ex-Model Kristy Hinze-Clark an Bord der „Comanche“. Die 36-jährige Miteignerin nahm erstmals persönlich an dem Rennen teil. Mit ihrem segelverrückten 72-jährigen US-Ehemann, der an Land blieb, besitzt sie mehrere Maxiyachten.

Im Vorjahr hatte sich Hinze-Clark noch in letzter Minute gegen die Teilnahme entschieden. Jetzt bezeichnete sie die Regatta nach dem Sieg als „das Beste, was ich je getan habe“, räumte aber auch ein, dass es zwischenzeitlich „der reinste Terror“ gewesen sei.

Ihre Yacht „Comanche“ wurde kompromisslos nach den neuesten Technologien auf Sieg gebaut und hält inzwischen den 24-Stunden-Geschwindigkeitsrekord für Einrumpfboote.

Proficrews und Amateure

Die Yachten auf den vorderen Plätzen werden heutzutage von bis zu 20-köpfigen Proficrews gesegelt, unter denen auch Olympiamedaillengewinner sind. Weiter hinten gibt es dann viele Amateurcrews, für die eine Teilnahme ein Lebenstraum ist. Eine Mannschaft bestand sogar überwiegend aus körperbehinderten Teilnehmern.

Die einzige deutsche Yacht, die „Haspa Hamburg“ vom Hamburgischen Verein Seefahrt, musste nach einem Riggschaden den Nothafen Eden anlaufen. Sie durfte aber wieder starten, lag bis Redaktionsschluss aber abgeschlagen auf dem drittletzten Platz. Die Regatta überhaupt zu bestehen, ist angesichts der harten Bedingungen zu Beginn aber auch schon eine beachtliche seglerische Leistung.

Neben der publicityträchtigen gesegelten Zeit, bei der die großen Superyachten wie „Comanche“ im Vordergrund stehen, gibt es eine zweite und entscheidendere Wertung nach berechneter Zeit. Diese räumt auch kleineren und älteren Yachten mittels Handicap eine Chance ein, wenn sie gut gesegelt werden. So gewann im vergangenen Jahr das 29 Jahre alte Boot „Wild Rose“, dessen halbe Mannschaft aus den Mitgliedern einer einzigen Familie bestand.

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