Reaktionen auf Angriff gegen Israel: Flaggen für Palästina

Die arabische Welt reagiert gespalten auf den Angriff der Hamas auf Israel. Propalästinensische Demos finden in Jordanien, Iran und im Libanon statt.

Propalästinensische Demo am Samstag in Beirut im Libanon Foto: Bilal Hussein/ap

AMMAN taz | Sie skandieren Parolen pro palästinensischen Widerstand, zeigen die schwarzweiße Kufiya und schwenken palästinensische Flaggen: Mehrere Hundert Menschen haben am Samstag laut Medienberichten in der Nähe der israelischen Botschaft in der jordanischen Hauptstadt Amman demonstriert, um Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen ihre Unterstützung zu zeigen. „Wir wollen Jerusalem befreien“, ist auf Videos der gestrigen Kundgebung zu hören, auf in die Luft gereckten Schildern steht: „Ehre dem Widerstand“.

Der Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel hat in den Nachbarländern hohe Wellen geschlagen. Demonstrationen zur Unterstützung der Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen haben in mehreren arabischen Ländern stattgefunden. In Jordanien, in dem mehr als zwei Millionen palästinensischer Geflüchteter leben, gingen auch am Sonntag die Proteste weiter. Die Teil­neh­me­r*in­nen solidarisierten sich mit den Menschen im Gazastreifen und im Westjordanland. Sie kritisierten auch die Normalisierung der Beziehungen zu Israel, die in mehreren arabischen Ländern voranschreitet.

Die israelische Botschaft in Amman hat gestern ihr diplomatisches Personal aus Angst vor Ausschreitungen zurückgerufen. Medienberichten zufolge soll die israelische Regierung die Grenzübergänge zu Jordanien geschlossen haben, eine entsprechende Nachfrage der taz blieb bislang unbeantwortet. Propalästinensische Kundgebungen haben auch in der Türkei, wo Tausende Demonstrierende durch die Hauptstadt Ankara gezogen sind, im Libanon, in Iran und im Irak stattgefunden.

Im Nachbarland Jordanien plädiert König Abdullah II. für eine Deeskalation. Außenminister Aiman Safadi betonte am Samstag in einem Telefonat mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell die Wichtigkeit, „die Region vor den Folgen einer erneuten Gewaltspirale zu schützen“. Gleichzeitig verurteilte das jordanische Unterhaus die israelischen Luftangriffe auf Gaza sowie die Politik der rechtsreligiösen israelischen Regierung, wie die Nachrichtenagentur Petra berichtet.

Tote in Ägypten

Die Regierungen im Emirat Katar und Irak betrachteten die Gewalt am Sonntag ebenfalls als Folge von Israels „ständigen Verletzungen der Rechte“ der Palästinenser*innen, wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die bereits vor drei Jahren ein Normalisierungsabkommen mit Israel geschlossen hatten, fordern in einer Mitteilung des Außenministeriums einen „gerechten und umfassenden Frieden“. Indes bot sich die türkische Regierung als Vermittlerin im Konflikt an.

Ägypten warnte am Wochenende ebenfalls vor „gravierenden Folgen“ der Gewalteskalation und forderte Zurückhaltung, um „Zivilisten nicht zu gefährden“. Präsident Abdel Fattah al-Sisi tauschte sich telefonisch mit Jordaniens König aus. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sind am Sonntag zwei israelische Touristen und ihre ägyptischen Reiseleiter in der Küstenstadt Alexandria erschossen worden. Ein Polizist ist als mutmaßlicher Täter festgenommen worden. Noch ist das Motiv unklar.

Der Nahostexperte Amer al-Sabaileh glaubt nicht, dass sich der Krieg auf die begonnene Normalisierung der Beziehungen etwa Saudi-Arabiens und Israel auswirken wird, die seit 2020 im Gange ist. „Hamas hat jedoch eine interne Krise auf allen Ebenen in Israel ausgelöst: in der Sicherheit, der Politik, dem Geheimdienst. Deshalb ändern sich heute, glaube ich, die Prioritäten ­Israels.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.