Rassismus und Sexismus im Netz: Das Imperium schlägt zurück
Die Schauspielerin Kelly Marie Tran wird übel beleidigt. Die Trolle ertragen es nicht, dass sie eine wichtige Rolle im Star-Wars-Universum spielt.
Gewalt muss nicht immer physisch sein. Auch Worte können schmerzen. Verletzen. Stumm machen. So war es wohl, als die amerikanische Schauspielerin Kelly Marie Tran Anfang dieser Woche alle Beiträge auf ihrem Instagram-Account löschte – nachdem sie monatelang rassistisch und sexistisch beleidigt worden war.
Tran spielte die Rolle der mutigen Mechanikerin Rose Tico in „Star Wars – Die letzten Jedi“, der im Herbst 2017 in die Kinos kam. Als Amerikanerin mit vietnamesischen Wurzeln ist Tran die erste Woman of Color, die in dem Epos eine tragende Rolle spielt.
Trans Begeisterung für „Star Wars“ war groß. „Ich weiß, wie viel Glück ich habe, dass ich Teil von etwas sein kann, das die Leute lieben“, lautete einer ihrer nun gelöschten Posts. Die Antwort: Angriffe auf ihre Person, ihre Herkunft, ihren Körper. Selbst auf der Fanpage Wookieepedia wurde der Eintrag über Tran rassistisch bearbeitet – die Plattform hat das inzwischen behoben und die Seite für Änderungen gesperrt.
Und es passiert nicht zum ersten Mal. Als 2015 der erste Film der neuen „Star Wars“-Runde in die Kinos kam, stürzten sich die Trolle auf John Boyega, der die Hauptfigur Finn spielt. Der Brite, Sohn nigerianischer Eltern, konterte: „Gewöhnt euch dran.“ Auch Daisy Ridley, die die Heldin Rey verkörpert, löschte 2016 nach Angriffen vorübergehend ihren Instagram-Account. Als 2016 der Kultfilm Ghostbusters als Remake in die Kinos zurückkehrte – und statt vier Männern nun vier Frauen auf Geisterjagd gingen – brandete eine gewaltige Welle von Hass und Sexismus im Netz auf.
Ein Raum voller Hass
Das ist ein Problem. Die Idee von einem Internet als freiem Raum, als Ort, an dem auch Ungesehene sichtbar werden können, ist heute allzu oft ins Gegenteil verkehrt: Das Internet wurde zum Raum, der Menschen durch Hass und Häme noch stummer, noch unsichtbarer macht.
Das allein ist schon unerträglich. Die Debatte über Incels, also Männer, die Frauen aus einem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit heraus verachten, macht deutlich: Diese online ausgelebte verbale Gewalt kann durchaus zu physischer, ja tödlicher Gewalt werden. Das zeigte zuletzt die Amokfahrt von Toronto, bei der ein Mann seinen Wagen wohl gezielt auf Frauen gerichtet hatte.
Wie man solche Gewalt verhindern kann – das ist eine der großen Fragen dieser digitalen Zeit. Da ist die Frage der Regulierung in sozialen Medien – nach Aufklärung. Und: Die Notwendigkeit, sich solidarisch zu zeigen.
Hass im Netz geht oft von kleinen, aber lautstarken und vor allem: organisierten Gruppen aus. Was diese so wütend macht: Die Hoffnung der Galaxie ist Rey, eine junge Frau. An ihrer Seite kämpft Finn, ein schwarzer Mann. Es ist mit Vizeadmiralin Amilyn Holdo eine Frau, die sich opfert und so den anderen zur Flucht verhilft. Frauen und People of Color sind Pilot*innen, Mechaniker*innen, Kämpfer*innen. Das ist nach all den Jahren, in denen weiße Männer die Leinwände beherrschten, überfällig.
Diversität in der Popkultur
Man könnte den Hass als Angstschrei derer begreifen, die mit ansehen, wie ihre sicher geglaubten Privilegien allmählich bröckeln. Das macht es nicht besser, nicht weniger schmerzhaft. Und doch sollte dabei die Erkenntnis nicht untergehen: Da tut sich was. „Für mich als Amerikaner mit vietnamesischer Abstammung war es überwältigend, Kelly Marie Tran in einer Hauptrolle in ,Star Wars' zu sehen“, schreibt jemand auf Twitter.
Diversität in der Popkultur ist nicht nur eine nette Geste. Es geht darum, Menschen Vorbilder zu geben, in denen sie sich wiedererkennen können. Frauen. People of Color. Queers. Nicht nur weiße Männer können Helden sein. Wir sehen das heute öfter auf der Leinwand – und wir müssen es noch öfter sehen. Deswegen braucht der laute Hass eine noch lautere Antwort.
„Wir müssen das Lieben, das Unterstützen, das Aussprechen dessen, wofür wir einstehen, als politischen Akt begreifen“, sagte die Aktivistin Kübra Gümüşay 2016 in ihrem Plädoyer für das, was sie „organisierte Liebe“ nannte.
Einen sehr guten Anfang machte „Star Wars“-Produzent Rian Johnson. Zuerst hätten die Hassposts ihn verrückt gemacht, sagte er dem britischen Standard kürzlich. „Doch dann habe ich begriffen, dass die Dinge, über die diese Menschen so wütend sind, eben die sind, auf die ich am stolzesten bin.“
Leser*innenkommentare
Sven S
Star Wars hat für mich 6 Filme.
7 und 8, nein danke.
Rouge One ist noch ok.
6474 (Profil gelöscht)
Gast
Ich bin kein Stars Wars Fan, deshalb kann ich die Thematik nur im übertragenen Sinne verstehen. Ich bin auch kein Fan des Films "Titanic", meine mich aber daran zu erinnern, das weibliche Groupies dagegen demonstriert haben, weil Leonadro Di Caprio danach in einem Actionstreifen mitspielen wollte.(Selbstmorde gab es glaube ich auch deshalb aufgrund fehlender Romantik)
Also was ist wirklich Hass aufgrund Geschlecht und Herkunft und was ist Hass aufgrund der Veränderung des Films und der Überidentifikation mit selbigem?
Es ist schwer mit einem Erbe eines Kultfilms umzugehen. Jeder hasst den nächten neuen James Bond bis dann wieder der nächste kommt und der einzig eigentlich wahre Bond war dann James Connery oder Roger Moore...Je nach dem, wen man fragt....
emanuel goldstein
Die Kommentare illustrieren doch vortrefflich das Problem. Mit Verweis auf schauspielerische Leistung, wirre Figur oder was auch immer; jedenfalls etwas nicht personenbezogenes, wird Hass auf die reale Person gerechtfertigt. Der Punkt ist: Selbst wenn die Kritik am Filmerischen zutrifft, so Reaktionen gibt es nicht gegenüber weißen Männern, die selbstverständlich schlechte Filme spielen und dafür allenfalls (wenn überhaupt) auf Ebene des Films angegangen werden.
Die Kritik mag berechtigt sein oder nicht, der Umgang zeigt, wie sexistisch und rassistisch der Diskurs aufgeladen ist. Wer sich versucht auf die Sachebene zu retten, hat solche Machtdiskurse, auf denen unsere Gesellschaft fußt, nicht begriffen oder scheut die Auseinandersetzung.
6474 (Profil gelöscht)
Gast
Ach was...Ich meine auch nicht Mick Jaggers Rolle bei den Rolling Stones übernehmen zu können, ohne Morddrohungen von Fans zu erhalten, oder in männlich einen auf Gwen Stefani bei der No Doubt-Reunion machen zu können, ohne das sich Fans beschweren und mich anfeinden. Fans werden auch nicht zulassen das ich die neue Pamela bei Baywatch spiele und aus Pippi Langstrumpf wird auch nicht Peppo Langstrumpf werden.
Da mir Star Wars genauso egal ist wie Ghost Busters, sehe ich die Diskussion ziemlich gelassen.
Aber es gibt nunmal Fans und ich kenne persönlich zwei Star Wars Fans. Ob gut gemeint auch gut gemacht ist kann ich in diesem Fall nicht entscheiden.
Ich glaube jedenfalls nicht, das es generell um "Frauen in starken Rollen" geht; sonst wäre "Kill Bill" niemals so gut angekommen.
Ich glaube das nicht wenige die zu starke Veränderung am Film stört.
Stellt euch mal Obelix in dünn und Asterix in groß vor....Ja, eben....
sart
In all ihren genannten Fällen würden Sie aber eine bestehende Rolle übernehmen.
Hier haben wir den Fall eines neuen Films mit neuen Rollen. Und da ist es sehrwohl bezeichnend, auf wen sich der Hass in welcher Form richtet.
6474 (Profil gelöscht)
Gast
Auch wenn ich kein Star Wars Fan bin, weiß sogar ich wer zb. Luke Skywalker ist und das dieser auch in "The Last Jedi" eine Rolle gespielt hat.
An diese Vortsetzung waren ganz bestimme Vorstellungen der Fans geknüpft. Ansonsten, siehe mein Kommentar oben zu Leonardo Di Caprio....
Uranus
@6474 (Profil gelöscht) Luke Skywalker wird aber wie eh von Mark Hamill gespielt. Den Charakter, den Kelly Marie Tran spielt, Rose Tico gibt es erstmals in der Star Wars Reihe in der Episode VIII Last Jedi. Insofern pflichte ich SART bei.
Uranus
"Der Ausdruck person of colour wird übrigens in Amerika rassistisch gesehen, während man in Europa meint damit besonders korrekt zu sein."
Wie kommen Sie darauf? Wer sagt das?
Normalo
Hier wäre was:
https://www.sapiens.org/column/race/people-of-color/
Die Autorin, eine Anthropologieprofessorin an der UC Riverside, verteufelt den Begriff nicht sondern erklärt ausführlich, dass er gängig und gut gemeint ist. Sie bemängelt aber, dass er im Grunde nur alter Wein in neuen Schläuchen sei. Die Kategorisierung von Menschen nach Hautfarbe werde fortgesetzt. Durch die Verwendung von PoC als Sammelbegriff für alle Nicht-Weißen werde der Rassismus sogar nochmal verschärft, weil die Definition klarstellt, welche Rasse das "Referenzobjekt" ist.
Ich bin geneigt, dem zuzustimmen. Der Begriff wurde eingeführt von Menschen, die es noch besser machen wollten als die politisch Korrekten vor ihnen (also die mit African/ Asian/ Native etc. American operierten). Aber diese Menschen übersehen, dass das im Grunde alles Nabelschau ist. Jeder Begriff kann gutgemeint oder Hassbegriff sein. Das hängt nicht von ihm ab sondern von dem, was der Sprecher dabei denkt und wie er ihn verwendet.
Umgekehrt aber erfordert die Suche nach immer "unrassistischeren" Begriffen für Rassenunterschiede, dass man sich ständig an den Rassenunterschieden aufhängt und dabei in genau solchen Kategorien gefangen bleibt wie die Rassisten, nur halt in "guter" Absicht. Die Bemühungen, "People of Color" als neue Nomentklatur des politisch Korrekten durchzusetzen, zeigen das sehr anschaulich.
In einer unrassistischen Welt dürfte es, logisch gesehen, keinen Unterschied machen, ob ein Schwarzer einen anderen Schwarzen "nigga" nennt (heute völlig gängiger slang) oder ob das ein Weißer tut (heute übelstmögliche Beleidigung) - um mal das krasseste Beispiel anzuführen. Wichtig wäre allenfalls, wie das konkret gemeint wäre. Ich bezweifle sehr, dass wir je da hinkommen, wenn wir uns der Illusion hingeben, es käme auf die Vokabel an, die da gerade zwischen den Anführungszeichen steht. Die ist letztlich beliebig austauschbar.
Uranus
@Uranus @ANSGAR REB
4813 (Profil gelöscht)
Gast
@Uranus Man muss schon aufpassen, welche Sau zuletzt durchs Dorf gejagt wurde.
849 (Profil gelöscht)
Gast
"Das ist nach all den Jahren, in denen weiße Männer die Leinwände beherrschten, überfällig."
Bin schon ein wenig älter. Kann mich nicht erinnern, dass weiße Männer die Leinwand beherrscht haben. Vielmehr kann ich auf Anhieb sicher genauso viele oder sogar mehr weibliche Schauspieler aufzählen, als männliche, allerdings nur die von früher. Die heutigen wechseln so schnell, da kann ich mir kaum das Gesicht, geschweige denn den Namen merkeln.
emanuel goldstein
Vielleicht haben Sie in einer anderen Galaxie ferngesehen, denn ihr Eindrück trügt massiv.
Frauen sind im Filmgeschäft in vielerlei Bereichen stark unterrepräsentiert, spielen seltener Hauptrollen und sind ab 40 praktisch raus, weil sie nicht mehr besetzt werden.
Menschen, die das blöd finden, haben ein paar Zahlen zusammengetragen: https://proquote-film.de/#/status-quote/fakten/object=page:57
Uranus
Haben Sie dabei auch die Hauptrollen im Sinn und nicht nur stützende Rollen für die männliche Hauptrolle?
"In 500 Top-Filmen von 2007 bis 2012 war ein Drittel der Hauptrollen mit Frauen besetzt. Das durchschnittliche Verhältnis von männlichen zu weiblichen Akteuren betrug 2,5 zu eins.[3] 2014 waren in den 100 umsatzstärksten Filmen lediglich zwölf Prozent der deutlich erkennbaren Protagonisten weiblich.[4]" https://de.wikipedia.org/wiki/Bechdel-Test
BTW.
"Aus dem Bechdel-Test 3 Fragen anhand dessen die Art der Darstellung von Frauen in Filmen sichtbar gemacht werden kann:
* Gibt es mindestens zwei Frauenrollen?
* Sprechen sie miteinander?
* Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?
+ In jüngeren Varianten des Tests wird zusätzlich gefragt, ob die beiden Frauen im Film einen Namen haben.[6][7] "
Weitere für eine Kriterien https://www.br.de/puls/themen/popkultur/frauen-in-hollywood-filmen-bechdel-test-100.html
Eine Grafik zur Männer-Frauen-Präsentation in Filmen: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Female_and_male_characters_in_film.png
81331 (Profil gelöscht)
Gast
..."Woman of Color"???
Hab' ich da was übersehen?!
Uranus
Was meinen Sie?
Dennoch zur Info:
"WAS HEISST “POC”?
“PoC” ist kurz für „People of Color“. Das ist eine selbstbestimmte Bezeichnung von und für Menschen, die nicht weiß sind. Das Konzept „People of Color“ setzt man erstmals voraus, dass Menschen, die nicht weiß sind, über einen gemeinsamen Erfahrungshorizont in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft verfügen.
Anders als etwa „coloured“ („farbig“/“Farbige/r“), das eine von Weißen gewählte und koloniale Zuschreibung ist, sind „People of Color“ in erster Linie „people“, also „Menschen“. Der Ausdruck „People of Color“/“PoC“ wird (auch in Deutschland) im akademischen und politischen Umfeld benutzt und ist in vielen englischsprachigen Ländern eine gängige Bezeichnung. In Deutschland hat sich der Begriff im Alltag und in den Medien noch nicht durchsetzen können, was daran liegen mag, dass er lang und englisch ist, oder auch daran, dass in Mehrheitsdeutschland die unterschiedlichen Lebensrealitäten von weißen Menschen und People of Color weitestgehend ignoriert werden und sie daher außerhalb der Menschenrechtsarbeit auch gar nicht mit dementsprechenden Begriffen thematisiert werden."
//http://www.derbraunemob.de/faq/#f055
81331 (Profil gelöscht)
Gast
...also ehrlich gesagt, ich habe sehr viel Verwandtschaft in den USA und niemand spricht von sich selber als "People of Color", "Woman of Color", oder "Man of Color". Sie leben alle unter der Bezeichnung 'Mensch' in den USA.
Ich frage mich, bezeichnet sich Kelly Marie Tran selber als "Woman of Color"?
Oder ist das nur ein PR-Gag, oder war es die Idee der Autorin?
Uranus
Soweit ich weiß, stammen die Begriffe aus der Antirassistischen Bewegung und werden u.a. von Akademiker_innen verwendet, wie es in der von mir angegebenen Quelle dargelegt wird. Zur Quelle: "“der braune mob e.V.” war Deutschlands erste Schwarze media-watch-Organisation, gegründet von professionell Medienschaffenden, Künstler*nnen, Aktivist*nnen und Jurist*nnen, die eine diskriminierungsfreie deutsche Medienöffentlichkeit erreichen wollten." Dortige aktive Noah Sow gab zum Thema Rassismus in Deutschland ein, wie ich finde, lesenswertes Buch heraus: "Deutschland Schwarz weiß: der alltägliche Rassismus."
"also ehrlich gesagt, ich habe sehr viel Verwandtschaft in den USA und niemand spricht von sich selber als "People of Color", "Woman of Color", oder "Man of Color". Sie leben alle unter der Bezeichnung 'Mensch' in den USA."
Ich würde meinen, dass die Begriffe in einem bestimmten Kontext verwendet werden und weniger im Allgemeinen.
BvW
Wie auch viele Mitforisten schon betonten: Die Ablehnung, die den Darstellerinnen entgegenschlug, dürfte eher auf der fehlgeleiteten Enttäuschung der Fans der Originalepisoden/Filme basieren denn sexistisch motiviert sein, selbst wenn sie sich so persönlich gegen sie richtete.
Frau Tran spielte einfach eine dümmliche Rolle in einem schlechten Film. Aus egoistischen Gründen "rettet" ihre Figur den männlichen Protagonisten vor seinem Opfertod und ruiniert damit die einzig sichtbare Rettung der Rebellen.
Völlig konstruiert, unnachvollziehbar und eigentlich nur der Disneyfizierung der Reihe anzulasten. Das Häkchen vor "Romanze" fehlte noch auf der Checkliste für erfolgreiche Blockbuster …
Und Ghostbusters, das Remake? Es fällt schwer, irgendetwas Gutes an diesem Film zu finden.Er scheint nur auf dem Reißbrett der Diversifizierer entstanden zu sein. Kann man ja durchaus machen – wenn man nebenbei auch noch eine Geschichte zu erzählen hat. Dass man bei Disney den Charakter einer Vorlage aber treffsicher ignorieren kann, hatte man ja schon mit der Schändung von Douglas Adams’ Anhalter bewiesen.
Warum sich die Entrüstung der Fans dann aber an den Darstellerinnen entlädt und nicht an den Verantwortlichen, mag durchaus mal eine Studie wert sein.
Frida Gold
@BvW Wenn es um die allgemeine Enttäuschung der Fans geht, wieso konzentriert sich diese dann auf Nichtweiße und Frauen? Warum geht der Hass nicht auf die weißen männlichen Schauspieler über? Diese werden offenbar als deutlich besser wahrgenommen. Nicht selten habe ich Kommentare gelesen, diese Rollen seien ja auch gut geschrieben, die anderen aber nur "Token" und "SJW bullshit". Da merkt man schon sehr klar, wo die Kritik herkommt.
Normalo
WISSEN Sie eigentlich, dass die männlichen Schauspieler nicht genau so beschimpft werden, oder unterstellen Sie das nur?
Erweiterung: Angenommen, sie würden genauso beschimpft - würde es das in in die Schlagzeilen schaffen?
Diese (zugegeben rhetorischen) Fragen sind keine Vorwürfe, nur Denkanstöße.
sart
"Warum sich die Entrüstung der Fans dann aber an den Darstellerinnen entlädt und nicht an den Verantwortlichen, mag durchaus mal eine Studie wert sein."
Braucht es nicht. Der Grund ist: Sexismus.
Ein Film mag noch so schlecht sein, die Story noch so mies, der Ton macht die Musik. Man geht nicht ausversehen eine Schauspielerin mit sexistischen und rassistischen Sprüchen an, wenn man eigentlich wen anders meint.
Man sieht etwas, was einem nicht passt und das sexistische/rassistische Hirn macht Klick und schwenkt auf das Feindbild um. Reines Sündenbock handeln.
Ansgar Reb
Es ist schon ein Unterschied, ob man ihre Rolle nicht mag, oder sie als Privatperson beleidigt. Alles was als Beleg in amerikanischen Medien angeführt wurde, waren Kommentare zu dem von ihr zu verkörpernden Charakter. Die Amerikaner sind da wohl etwas dünnhäutiger.
Ich persönlich mochte ihren Charakter sehr und denke, dass sie eine gute Schauspielerin ist.
Der Ausdruck person of colour wird übrigens in Amerika rassistisch gesehen, während man in Europa meint damit besonders korrekt zu sein.
Alkibraut
da juckt es in den Fingern, einen Fonds einzurichten, um mit dessen Mitteln rechtliche Schritte gegen beleidigende und ehrverletzende Trolle einzuleiten. Denn wo kein Kläger, da kein Richter. Eine andere Sprache als die des Gesetzes verstehen diese Schattengestalten nicht.
Frank Stippel
Woman of Color? Welche Farbe hat Tran denn?
Uranus
"WAS HEISST “POC”?
“PoC” ist kurz für „People of Color“. Das ist eine selbstbestimmte Bezeichnung von und für Menschen, die nicht weiß sind. Das Konzept „People of Color“ setzt man erstmals voraus, dass Menschen, die nicht weiß sind, über einen gemeinsamen Erfahrungshorizont in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft verfügen.
Anders als etwa „coloured“ („farbig“/“Farbige/r“), das eine von Weißen gewählte und koloniale Zuschreibung ist, sind „People of Color“ in erster Linie „people“, also „Menschen“. Der Ausdruck „People of Color“/“PoC“ wird (auch in Deutschland) im akademischen und politischen Umfeld benutzt und ist in vielen englischsprachigen Ländern eine gängige Bezeichnung. In Deutschland hat sich der Begriff im Alltag und in den Medien noch nicht durchsetzen können, was daran liegen mag, dass er lang und englisch ist, oder auch daran, dass in Mehrheitsdeutschland die unterschiedlichen Lebensrealitäten von weißen Menschen und People of Color weitestgehend ignoriert werden und sie daher außerhalb der Menschenrechtsarbeit auch gar nicht mit dementsprechenden Begriffen thematisiert werden." http://www.derbraunemob.de/faq/#f055
Meinberg
Ich verstehe Rassismus einfach nicht. Hab' ich noch nie.
Nachsatz: Der Ghostbusters Film war einfach schlecht nachgemacht. No hate.
Uranus
Vielleicht hilft folgendes dagegen?
"Mohamad Amjahid über deutschen Alltagsrassismus: "Unter Weissen" und deren Privilegien" https://www.youtube.com/watch?v=a9jaSQBrMOI
Neben bereits genannten Buch "Unter weißen" ist das Buch "Deutschland Schwarz weiß: der alltägliche Rassismus." von Noah Sow empfehlenswert.
Ricky-13
@Meinberg Wenn in einem taz-Artikel nicht das Wort Rassismus vorkommt, dann ist es kein taz-Artikel.
Alreech
Die Rolle von Vizeadmiralin Amilyn Holdo macht genau das deutlich was an diesem Star Wars zu kritisieren ist.
Diese Figur - die bislang in keinem Star Wars Film auftaucht - wird als starrköpfige Befehlshaberin eingeführt die sich in der Mitte des Films als schon die gesamte Flotte vernichtet ist mit einem Kamikazeangriff opfert um die Überlebenden zu retten.
Vorher wird am Anfang des Films eine als Befehlshaber etablierte Figur - Admiral Ackbar - off screen getötet.
Eine neue Figur einzuführen um sie dann kurze Zeit später heroisch zu opfern ist unnötig wenn man dafür schon etablierte Figuren nutzen könnte - die man sowieso opfern möchte.
Zudem ist diese ganze Szene alles ander als eine taktische Glanzleistung - hätte sie diesen Kamikazeangriff früher gestartet wäre ein Großteil der Flotte gerettet worden.
Admiral Ackbar ist als Fischwesen wohl nicht divers genug gewesen, also hat Disney eine Frau für die Opferrolle in den Film geschrieben... soll das Diversity sein ?
Frida Gold
@Alreech Schlechtes Storytelling ist ja auch ein absolut valider Kritikpunkt, um den es in diesem Kontext nicht geht. Denn dann würden die Leute ja in erster Linie Drehbuchautoren und Regisseur etc. angreifen, tun sie aber nicht annähernd so vehement - der Hass geht auf Nichtweiße und Frauen.
Glimmlampe
Das tun sie durchaus, es gibt bspw. Comic-Bildchen mit Mickey Maus der einen Stormtrooper vergewaltigt etc.
Das Problem dabei ist aber halt das Firmen, Drehbuchautoren und Regisseure schon weniger in der Öffentlichkeit stehen und eventuell auch weniger direkt angreifbar sind (bzw. speziell Disney ja auch nicht persönlich reagieren kann.)
Bei einer Schauspielerin erzeugt man einfach mehr Reaktion und das 'befriedigt' den Frustrierten/Enttäuschten/Beleidigten sehr viel mehr
Cededa Trpimirović
Das Problem mit Rey ist, dass sie eine völlig unrealistisch überzeichnete perfekte Figur ohne Wachstums- oder Verbesserungspotential ist.
Frida Gold
Das ist eine berechtigte Kritik. Ich lese aber oft "Bullshit, ein Mädchen kann sowas nicht" in dem Kontext, und das ist halt in einem Universum voller Aliens eine ziemlich sexistische Kritik.
Nebenbei sind auch Luke und Anakin ziemlich überzeichnet. Ich meine, mal ehrlich - Luke ist Farmer auf einem Sandplaneten, den er nie verlassen hat, und dank der Macht zerstört er dann bei seinem ersten Einsatz den Todesstern? Inwiefern ist das realistisch und nicht überzeichnet?
Normalo
Unterschätzen Sie Niemals Die Macht!!
Genauer: Bei der Beschwerde über Rey ging es um den Charakter. Unrealistische Fähigkeiten einer Figur sind ein natürliches Element von Science Fiction, insofern kein Nachteil. Aber Anakin und Luke Skywalker sind im Vergleich zu Rey eben nicht als fertige Heldenfigur vom Himmel gefallen. Rey ist von Anfang an ziemlich perfekt: Tapfer, abgebrüht, schlagfertig, kampferprobt und ethisch völlig gefestigt.
Da kann nicht mehr viel kommen. So war das gemeint.
97796 (Profil gelöscht)
Gast
Women of Color? Wo? Ich sehe da oben eine weiße Frau.
Wurstprofessor
Keine Ahnung, wie sie darauf kommen. Ich sehe da oben eine heiße Frau. Haben Sie Sich möglicherweise vertippt, oder ist das wieder so eine Sache wie mit diesem Kleid, wo irgendein Teil des Echsenhirns entscheidet, welche Farben man zu sehen meint?
Der Film war eher so meh, muß ich sagen - die seltsamen Abenteuer von Finn und Rose dabei noch der amüsanteste Teil.
Kanchi
People of Color (POC) ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die sich als Nicht-weiß betrachten. Daneben gibt es Schwarz und weiß als Kategorien. Weiß-sein ist dabei immer strukturell privilegiert und hat eine Sprach- und Handlungsmacht inne. Die Begriff PoC und Schwarz stehen dieser weißen privilegierten Macht entgegen, da sie empowernd und selbst gegeben wurden und nicht von weißer Begriffsdefinition kommen.
Deshalb geht es bei den Begriffen nicht um die offensichtliche Hautfarbe, sondern um die eigene Positionierung in der Gesellschaft. Ich hoffe, meine Erklärung war nicht zu umständlich.
Aaron Kunz
@Kanchi Wenn man sich die Statistiken zu Einkommen und Bildungswerfolg ansieht, sind Asiaten in den USA alles Andere als unterpriviligiert.
81331 (Profil gelöscht)
Gast
@Kanchi ...die Frage ist doch, behauptet Kelly Marie Tran von sich selber eine "Woman of Color" zu sein, oder wurde dieser Begriff von der Autorin dieses Kommentars nur verwendet, um das Geschreibsel etwas 'aufzupeppen'?
Uranus
People/Person Of Color ist in den USA recht weit verbreitet - gerade, wenn Rassismus thematisiert wird wie aktuell in der Hetze gegen Kelly Marie Tran. Alternative Begriffe können Asian, Asian American, vietnamnese American sein.
In Deutschland beobachte ich, dass der Begriff People of Color OC mehr verwendet wird.
81331 (Profil gelöscht)
Gast
..."People/Person Of Color ist in den USA recht weit verbreitet"?
Wie ich bereits weiter oben geschrieben habe, kann ich diese Aussage nicht bestätigen. Es mag bestimmte Gruppen, oder Gruppierungen in den USA geben, die sich als "People/Person of Color" bezeichnen, die große Mehrheit, der dort lebenden Menschen, spricht von sich selber doch wohl eher als 'US-Amerikaner'.
Rassismus und Sexismus muss bekämpft werden, sicher, aber Rassismus und Sexismus wird nicht dadurch bekämpft, indem man die Menschen in Gruppen einteilt. Letztendlich ist die Einteilung in Gruppen, zumindest in meinen Augen, bereits Rassismus.
Uranus
Rassismus und Sexismus sind doch aber in der Gesellschaft vorherrschend. Die Einteilung ist bereits da. Dies und die unterschiedliche Behandlung von Menschen nicht zu benennen, ist doch das Problem. Folgender Artikel englischsprachiger beschäftigt sich mit "Farbenblindheit" ("Colorblindness"): https://everydayfeminism.com/2015/02/colorblindness-adds-to-racism/
So wie die Verhältnisse sind, befindet sich die deutsche Gesellschaft erst in dem Prozess Rassismus zu benennen und am Anfang, dies anzugehen. Eine Auflösung/Abschaffung ist nicht in Sicht ... hängt zudem mit Kapitalismus zusammen.
Bandari
@97796 (Profil gelöscht) Yep, Koreaner*innen sehen sich ja auch als weiß, objektiv korrekt.
Uranus
Ich fand folgenden Artikel dazu. Dieser gibt einen Einblick in Rassismus und die Sichtweise Betroffener: https://everydayfeminism.com/2016/06/racism-against-asian-americans/
Ich fand ihn lesenswert.
Hampelstielz
Nur sieht die Verfasserin das so, während andere der gleichen Ethnie es eben nicht so sehen, worüber die Verfasserin sich in ihrem Text ja aufregt. Wer hat die Deutungshoheit?
Rassistische und sexistische Äußerungen gegenüber der Schauspielerin Tan sind dadurch ja nicht in einem anderen Kontext zu sehen.
Uranus
Von meiner Perspektive aus beschreibt der Begriff Woman of color die Position von Kelly Marie Tran nachvollziehbar. So wird eben der von Ihnen angesprochene Kontext (Rassismus und Sexismus) klarer benannt.
Aber ja, wie von anderen Kommentaror_innen angemerkt, sollte es nach dem Selbstverständnis der Betroffenen gehen.
Tino Trivino
Dieser Artikel könnte ganz klar von Disney selber stammen, so übel out of context nonsense.. Seit wann sind Star Wars Fans gegen einer Frau als Heldin? Was sagen sie dann zu Leia, Padme, Mara Jade, etc...
Nein, das Problem lag einfach daran, das die Story derbe übel war, ohne herz, ohne qualität, und vor allem Ryan "Ruin" Johnson nur müll gemacht hat. Solo dagegen war viel, viel besser, das selbe mit Rogue One (Ebenfalls viele Frauen als Heldin)...
Und genau das Kosmopolitische ist was Star Wars so schön auszeichnet.
Wer nämlich meint, das Star Wars "Trolls" gegen sowas sind, hat den Prinzip von Star Wars gar nicht verstanden (SS Böse, gegen Rebellen Gute) usw...
The Last Jedi war einfach nur Müll!
nerd123
@Tino Trivino Trotzdem waren einige der Kommentare auf ihrem Instagram Account oder Wookieepedia rassistisch/sexistisch oder anderweitig beleidigend. Die haben sich schon gezielt gegen sie gerichtet und nicht einfach nur gegen die fiktive Star Wars Figur, auch wenn du das deinen Star Wars Freunden nicht zutraust
Glimmlampe
Der Punkt ist denke ich: Warum bei ihr und nicht bei anderen? Mit Frauen allgemein scheint es keine Probleme zu geben, mit PoC auch eher nicht (Lando, Bobba/Jango Fett, Mace Windu).
Ich sortiere das unter Enttäuschung, Frust und Wut ein die sich durch Beleidigungen Luft machen. Und welche Beleidigungen funktionieren nun mal am Besten? Eben, die bei denen das Opfer zuckt und da funktioniert Sexismus/Rassissmus halt leider immer noch extrem gut.
Capitano
So sehe ich das auch.
Der beste Weg, Beleidigungen zu entkräften, ist entspannt zu reagieren.
Das Klügere gibt nach.
Das wäre doch mal ne Agenda...