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Ranking von CO2-Emittenten in DeutschlandDeutschlands dreckigste Fabriken

Die 30 klimaschädlichsten Industrieanlagen sind alleine für 8 Prozent der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich. Ganz vorne mit dabei: Thyssenkrupp aus Duisburg.

Das Stahlwerk ThyssenKrupp in Duisburg vom Naturschutzgebiet Rheinaue bei Binheim aus gesehen Foto: Olaf Döring/imago

Berlin taz/dpa/afp | Am schlimmsten ist es beim Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg: 7,9 Millionen Tonnen CO2 stieß die Anlage im vergangenen Jahr aus. Das entspricht einem Prozent der deutschen Gesamtemissionen von Kohlendioxid oder dem Ausstoß von 790.000 durchschnittlichen Bürger:innen.

Das Werk führt ein am Dienstag vorgestelltes Ranking der 30 CO2-intensivsten Industrieanlagen in Deutschland an, das das Öko-Institut im Auftrag des WWF erstellt hat. Die Werke sind zusammen für fast ein Drittel der Industrieemissionen und für acht Prozent der Emissionen Deutschlands verantwortlich.

Der Untersuchung zufolge gehören die obersten 13 Plätze der „dreckigsten“ Anlagen zur Eisen- und Stahlerzeugung – wie bei dem Hüttenwerk von Thyssenkrupp in Duisburg.

Auf den Folgeplätzen liegen die Hüttenwerke Glocke Duisburg von Krupp Mannesmann, die Roheisenerzeugung Dillingen der Rogesa Roheisengesellschaft Saar im Saarland, die Glocke Salzgitter von Salzgitter Flachstahl sowie das Kraftwerk Hallendorf von Salzgitter Flachstahl. Auch in der Zement- und Chemieindustrie sind die CO2-Emissionen hoch, etwa durch das Zementwerk in Rüdersdorf bei Berlin.

WWF kritisiert kostenlose CO2-Zertifikate

Mehr Treibhausgase als die Industrie stößt in Deutschland nur die Energiewirtschaft aus. „Der Industriesektor ist ein Schwergewicht beim CO2-Ausstoß und damit auch beim Klimaschutz. Ihn zu transformieren, ist eine der wichtigsten Aufgaben für Politik und Wirtschaft“, erklärte Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland. „Leider wurde diese Aufgabe bisher nicht strukturell adressiert.“

Tatsächlich sei durch die Vergabe kostenloser CO2-Zertifikate an bestimmte Industriezweige die Wirkung des Emissionshandels stark reduziert worden: „Das CO2-Preissignal wurde abgeschwächt und der Anreiz, auf klimafreundliche Verfahren und Technologien umzustellen, entfiel“, erklärte Raddatz. Nun habe man sich zwar auf ein Auslaufen der kostenlosen Zuteilung bis 2034 geeinigt, doch das sei zu spät, kritisierte sie.

Im vergangenen Jahr waren die Emissionen der Industrie zwar deutlich zurückgegangen – allerdings lag das vor allem an der Energiekrise, die zur Drosselung der Produktion führte.

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10 Kommentare

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  • 6G
    676595 (Profil gelöscht)

    Ach, ne neue Hitliste! Die macht mich aber nun besonders betroffen. Der Stahl für die Panzer ist nicht CO2 neutral? Die Zementherstellung zur Steigerung der City-Attraktivität (aber mit begrünter Fassade und die neue U-Bahn ist ja sowieso auch irgendwie Bunkerbau) hat auch so hohe klimatische Auswirkungen? Fehlt nur noch, dass die Altreifen von meinem super schnittigen E-Mobil im Zementwerk unsauber verbrannt werden, dass das Leichtmetall für die Felgen in irgendwelchen Klitschen geschmolzen wird, dass der Stahl aus Tarent kommt, dass die ganze Karre zwar eine tolle CO2-Bilanz hat, aber nur relativ, und auch nur wenn ich die Augen schließe, die Ohren dicht mache und meine Klappe halte.



    Der Lindner hat ja auch gesagt, dass nicht der Volker Wissing die Klimaziele verfehlt hat, sondern die Bürgerinnen und Bürger! Da bin ich aber platt! Ich mach mich jetzt mal schlau. Ich werde nachforschen, wie hoch mein Umweltverantwortlichkeitsdefizit ist! Ach, hoffentlich bin ich danach nicht derart betroffen, dass ich dann nichts mehr konsumieren will!

  • Wie soll denn die Industrie "transformiert" werden? Die CO2-Emissionen bis zur Unrentabilität verteuern, alle Fabriken in Deutschland dichtmachen und die Produktion nach China verlegen?

    • @Budzylein:

      So ist das gedacht. Das Klima ist vernetzt und wir tragen Verantwortung für die ganze Welt, so hören wir es immer. Aber wenn wir unsere Emission nach China oder Brasilien verlagern, plus einen deutlichen Zuschlag wegen der dort niedrigeren Effizienz, dann haben wir unseren Teil getan, dürfen stolz sein, uns zurücklehnen und die importierten Früchte genießen.

    • @Budzylein:

      So ist das gewollt. Einzige Bedingung : Der Hauptsitz muss in Deutschland bleiben, damit die Steuern auch brav hier landen ;)

      • Roland Schaeffer , Autor*in ,
        @SeppW:

        Einfach mal nachlesen, wie das gehen soll, anstatt hier rumzutrollen.

        • @Roland Schaeffer:

          Mir ist vollkommen klar "wie das gehen soll", Herr Schaeffer. Und wo das endet. Zertifikate-Verteuerung -> Produktionsverlagerung ins Ausland -> bereinigte CO2-Bilanz für Deutschland wo Berlins Jubelperser wieder ne Jubelmeldung draus stricken können.

          "Transformation" auf eine unschöne Art und Weise. Aber hey, wenn man auf den Industrie-Stand von 1970 downsizen will müssen Opfer gebracht werden. Vor allem von denjenigen die ihren Wohnort nicht einfach so ins Ausland verlegen können und die Zeche zahlen müssen, damit die Party auch schön weitergehen kann.

  • kann mir irgendein mensch erklären, wie die autoproduktion (ja, auch die hybride, ja auch die e-autos) noch zun verantworten ist? - fragt eine 75-jährige montainbike-fahrerin.



    die grünen werden schon lange ihrem anspruch nicht mehr gerecht. die spd +fdp schon mal gar nicht. ..



    young people: rennt nicht der lg nach. die werden von einem rechtradikalen finanziert. achtung also. taz recherchiert da immer noch nicht ... merkts was?

  • 7,9 Millionen Tonnen aus einer einzigen Fabrik, einfach so, für nichts. Was sind das bloß für fürchterliche Menschen? Die späteren Verwender des Stahls für, sagen wie einmal, Wärmepumpen, Lastenräder und sparsame Kühlschränke, haben natürlich nichts damit zu tun. Die kaufen ihren Stahl vollkommen emissionsfrei und sauber im Großhandel.



    Wenigstens baut die Bundesministerin den größten Teil der versprochenen Wohnungen nicht. Stellen Sie sich bloß einmal vor, sie täte es. Diese Mengen an Baustoffen. Gar nicht auszudenken.

  • habeck ...

    mach was !

    spätestens zu beginn 2024 !

    • @adagiobarber:

      Zurücktreten!

      Nicht 2024 - sofort