Radikalisierung von Impfgegnern: Maier warnt vor Anschlägen
Thüringens Innenminister Georg Maier beklagt gegenüber der taz eine gefährliche „ideologische Verhärtung bei einem Teil der Impfgegner“.
„Die ideologische Verhärtung bei einem Teil der Impfgegner ist sehr groß, es hat eine Radikalisierung stattgefunden“, konstatierte Maier, der derzeit auch Vorsitzender der Innenministerkonferenz ist. Bei den Demonstrationen würden sie besonders fragwürdig auftreten, zum Beispiel mit Davidstern, auf dem „ungeimpft“ steht. Das sei eine „ungeheuerliche Verharmlosung der NS-Verbrechen“.
Zudem äußerte Maier große Sorge, dass die Anschlussfähigkeit von Rechtsextremisten in die Mitte der Gesellschaft durch die Corona-Pandemie stark zunimmt. Allein aufgrund der Größe der Versammlungen der so genannten „Querdenker“-Bewegung sehe er eine neue Dimension dieser Anschlussfähigkeit, so der Minister.
„Rechtsextreme versuchen ja immer, die Anschlussfähigkeit in die Mitte der Gesellschaft herzustellen“, sagte Maier der taz. „Und die Dimension, in der diese Anschlussfähigkeit jetzt denkbar ist – da muss ich sagen: Wow, das ist groß.“ Das erfülle ihn „wirklich mit Sorge und führt zu der Einschätzung, dass die Demokratie wie schon lange nicht mehr unter Druck ist“.
Maier befürwortet es, wenn die AfD als Gesamtpartei bundesweit vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wird. „Ich sehe die AfD als parlamentarischen Arm des Rechtsextremismus“, sagte Maier der taz. „Und wenn man das weiterdenkt, ja: Das würde Sinn ergeben, ich finde das richtig.“
Das Bundesamt für Verfassungsschutz prüft derzeit die AfD als Gesamtpartei, im Januar wird eine Entscheidung erwartet. Die Strömung „der Flügel“ um Björn Höcke ist bereits als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft, die Jugendorganisation „Junge Alternative“ als Verdachtsfall. Auch einzelne Landesverbände wie Thüringen und Brandenburg werden von den Landesämtern bereits beobachtet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen